Jim Lawrence (1938 – 2022), amerikanischer Autoarbeiter und Trotzkist: Ein Leben im Zeichen des Kampfs für Sozialismus

Genosse Jim Lawrence starb am 25. Januar in einem Hospiz in Dayton, Ohio, nachdem sich sein Gesundheitszustand über Monate hinweg verschlechtert hatte. Er wurde 83 Jahre alt. Er hinterlässt seine Frau Lois, mit der er 59 Jahre verheiratet war, seinen Sohn David, seine Tochter Tanza, vier Enkel und zwei Urenkel.

Jim widmete den größten Teil seines Erwachsenenlebens dem Kampf für den Sozialismus. Alle, die ihn kannten, waren von seiner Prinzipienfestigkeit, seinem großen Interesse an Kultur und Geschichte und seinem immensen Vertrauen in das revolutionäre Potential der Arbeiterklasse beeindruckt.

Der amerikanische Trotzkist Jim Lawrence im Jahr 1997 (Foto: WSWS Media)

Anfang der 1970er Jahre wandte er sich dem Trotzkismus zu, und fortan trug er wesentlich dazu bei, für diesen unter Industriearbeitern Unterstützung zu gewinnen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit waren für die Entwicklung der amerikanischen und weltweiten trotzkistischen Bewegung, des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, von großer Bedeutung.

Jim wurde in Dayton, Ohio, in den letzten Jahren der Großen Depression als eins von sieben Kindern geboren. Sein Vater arbeitete in einer Gießerei in Dayton, die Teile für Autokonzerne herstellte, insbesondere für die General-Motors-Werke, die für die Wirtschaft der Stadt eine zentrale Rolle spielten.

Ein Interview mit Jim Lawrence im Bulletin, 1974

Jim berichtete, dass sein Vater sich als Sozialist betrachtet habe. Er habe in seiner Fabrik wohl ein Gewerkschaftsamt bei den stalinistisch beherrschten United Electrical Workers bekleidet. Jim nahm an, dass sein Vater wahrscheinlich Mitglied oder Unterstützer der Kommunistischen Partei gewesen sei, obwohl er nie darüber gesprochen habe. Von seinem Vater, so Jim, habe er gelernt, dass es zum Kapitalismus eine Alternative gebe.

Laut Jim wurden zwei seiner Onkel während des Streiks von 1941 für die Anerkennung der UAW von Streikbrechern bei Ford angeworben. Seine Onkel merkten jedoch schnell, dass sie nur benutzt werden sollten, und schlossen sich mit anderen schwarzen Arbeitern den Streikenden an, um den Sieg der Gewerkschaft zu sichern.

In seiner Jugend erlebte Jim in Dayton manche Szene eines militanten Arbeitskampfs, wie zum Beispiel den Streik, den die United Electrical (UE) im Jahr 1948 bei Univis Lens führte. Dieser Streik entwickelte sich zu einer Massenkonfrontation mit Streikbrechern. Schließlich setzte der Gouverneur von Ohio, Thomas Herbert, Truppen der Nationalgarde ein, die versuchten, die Streikpostenkette mit Hilfe von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen zu durchbrechen. Der Anblick von Soldaten auf der Straße rief jedoch in der Bevölkerung so große Empörung hervor, dass die Truppen wieder abziehen mussten.

Nach seinem Highschool-Abschluss im Jahr 1957 ging Jim zur US-Armee. Nach seiner Entlassung erhielt er einen Job in der Gießerei, in der sein Vater arbeitete. Jim erzählte, dass der Ortsverband der Gewerkschaft ihn bewusst in einen Teil des Werks schickte, in dem damals nur Weiße arbeiteten, um dort auch Schwarze zu „integrieren“. Später sagte er, dass er aufgrund der rassistischen Rückständigkeit einiger Arbeiter zunächst Schwierigkeiten gehabt habe. Aber ein weißer Arbeiter freundete sich mit ihm an und sorgte dafür, dass auch die andern ihn respektierten. Diese Erfahrung habe ihm gezeigt, dass Klassensolidarität Rassenunterschiede überwinden könne.

1966 nahm Jim eine Arbeitsstelle bei General Motors (GM) in Dayton an, im Bremsenwerk Delco Moraine. Im Jahr 1970 beteiligte er sich an dem landesweiten Streik gegen GM, der nicht weniger als 58 Tage lang dauerte. Das erkämpfte Ergebnis war der letzte Vertrag, bei dem die Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) nennenswerte Erfolge erzielt hat.

Die trotzkistische Zeitung Bulletin berichtet über das Abstimmungsergebnis für die Trade Union Alliance for a Labor Party in der Fabrik Delco Moraine, Dayton

Es war eine Zeit, in der sich hunderttausende Studierende und junge Arbeiter durch die Erfahrung des Vietnamkriegs und der Bürgerrechtsbewegung radikalisierten. Es war auch eine Zeit gewaltiger Klassenkämpfe.

Jim lernte die Workers League, den Vorläufer der Socialist Equality Party (US), im Jahr 1972 durch Anhänger der Workers League kennen, die die Parteizeitung Bulletin am Werk verkauften.

Er erzählte, dass er sich von der Workers League ein Exemplar der Broschüre „Where Wallace Really Stands“ von David North besorgte, in der George Wallace‘ Haltung erläutert wurde. Wallace war ein berüchtigter Rassist und Verfechter der Apartheid aus Alabama, der sich 1972 um die Nominierung der Demokraten für das Amt des US-Präsidenten bewarb. Die Broschüre, die gut erklärte, wie reaktionär die Demokratische Partei war, beeindruckte Jim, und er nahm zum ersten Mal an einer Veranstaltung der Workers League teil.

Später pflegte Jim zu sagen, dass die Workers League die einzige politische Strömung sei, die die Rolle des Stalinismus erklären könne. Der Stalinismus ist das politische Vehikel einer privilegierten und nationalistischen Bürokratie, die in den 1920er Jahren die Macht in der Sowjetunion an sich gerissen und das antimarxistische Programm vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ aufgestellt hatte. In den 1930er Jahren führte die stalinistische Bürokratie mit ihren Säuberungen einen Massenmord durch, dem Hunderttausende von Sozialisten zum Opfer fielen. Dieser politische Völkermord richtete sich vor allem gegen die Anhänger Leo Trotzkis und gipfelte im August 1940 im Mord an Trotzki selbst.

„Ich fand heraus, dass die Stalinisten die Mörder der Führer der Oktoberrevolution waren“, erklärte Jim. „Sie haben mehr dazu beigetragen, den Sozialismus zu diskreditieren, als jeder Kapitalist es je gekonnt hätte.“ Besondere Anerkennung zollte er dem langjährigen Mitglied der Workers League, Lou Renfrow, der sein politischer Mentor war.

Während des Streiks in den Bremsenwerken von General Motors, Dayton 1996, (rechts der trotzkistische Veteran Fred Mazelis)

Die Workers League klärte Jim auch über die Rolle der pablistischen Abtrünnigen des Trotzkismus auf, speziell der Socialist Workers Party in den USA. Diese propagierte verschiedene Formen der Identitätspolitik, einschließlich Feminismus und schwarzen Nationalismus, um die Arbeiterklasse zu verwirren und zu spalten. Schon früh entwickelte Jim eine tiefe Feindschaft gegen jede Form von Nationalismus und jegliche auf Rasse gegründete Politik.

Jim und andere Unterstützer der Workers League gründeten im Delco-Moraine-Werk eine Fraktion der Trade Union Alliance for a Labor Party (TUALP). Sie entlarvte die Klassenzusammenarbeit der UAW und fand unter Arbeitern einen breiten Widerhall.

Zu dieser Zeit genossen die Gewerkschaften in den Vereinigten Staaten noch das Vertrauen von Millionen politisch aktiver und fortschrittlicher Arbeiter. Sie spielten im Leben der Arbeiterklasse eine wichtige Rolle. Die Workers League stellte die Forderung nach einer Arbeiterpartei auf, die sich auf die Gewerkschaften stützen würde. Damit verlieh sie der kämpferischen Arbeiterbewegung eine sozialistische Perspektive, denn sie bestand darauf, dass Arbeiter sich gegen die kapitalistische Gewerkschaftsbürokratie und deren Bündnis mit den Demokraten auflehnen müssten.

In dieser Zeit boten die UAW-Kongresse, obwohl schon damals streng kontrolliert, immer noch ein gewisses Forum für Debatten über inhaltliche Fragen. Auf jeder UAW-Jahresversammlung, die in der Regel von sehr vielen Delegierten besucht wurde, war die Workers League mit einem großen Literaturtisch in der Cobo Hall in Detroit präsent. Die Bulletin-Berichterstatter konnten sich unter den Delegierten auf dem Parteitag frei bewegen und Flugblätter verteilen, in denen die Politik der Partei erläutert wurde. 1977 wurde Tom Henehan, ein Mitglied des Politischen Komitees der Workers League, während einer Parteiveranstaltung in New York City ermordet, und daraufhin konnte die Workers League auf dem UAW-Kongress Unterschriften für die Forderung nach der Verhaftung von Toms Mördern sammeln.

Bei einem UAW-Kongress sorgte Jim Lawrences Anwesenheit für erhebliches Aufsehen. So viele Delegierte wussten von seiner Tätigkeit im Delco-Moraine-Werk und wollten mit ihm sprechen, dass der Vorsitzende seines Ortsverbands, Elmo Parrish, entnervt reagierte. Er verlangte zu erfahren, warum Jim nicht bei der Arbeit sei. Jim erklärte kühl, er habe sich einen Tag frei genommen, um die Versammlung zu beobachten.

Jim beim Sammeln von Unterschriften unter Delco-Beschäftigten für seine Kandidatur für den US Kongress 1996

Im Februar 1973 nahm Jim Lawrence zusammen mit 275 anderen Gewerkschaftern an der TUALP-Konferenz in St. Louis teil und machte dort einen wichtigen Diskussionsbeitrag.

Bei den Wahlen in seiner Gewerkschaft im April 1974 bei Delco Moraine erhielten die TUALP-Kandidaten Jim Lawrence und John Austin 20 Prozent der Stimmen für die Position der zwei Ortsvorsitzenden. TUALP-Anhänger kandidierten auch für die Position des Vertrauenskörperleiters im Betrieb und fünf weitere leitende Positionen.

Als Reaktion auf den TUALP-Wahlkampf kam der UAW-Präsident Leonard Woodcock nach Dayton, um sich mit den örtlichen Führungskräften zu beraten. Das Bulletin berichtete, dass Woodcock „wie ein Verrückter“ gegen die TUALP-Fraktion gewettert habe. Der Erfolg der TUALP-Kandidaten führte zu einer Hetzkampagne der Gewerkschaft und der lokalen Medien, wobei der Präsident der Ortsgruppe 696, Parrish, sogar drohte, Bulletin-Verkäufer vor dem Werk zu erschießen.

„Wir wurden aufgefordert, zu einem Treffen mit Woodcock ins Gewerkschaftshaus zu kommen“, erinnerte sich Jim, „aber wir weigerten uns, es zu tun. Wir sagten, wir kämen nur, wenn wir mit einer ganzen Gruppe von Arbeitern kommen könnten. Wir gingen davon aus, dass man uns einschüchtern wollte.“ Trotz der Verwirrung darüber, was Sozialismus ist, erkannten die Arbeiter in Jim und den anderen Parteimitgliedern wirkliche Kämpfer für die Arbeiterklasse, und die UAW war nie in der Lage, sie ernstlich zu behindern oder zum Schweigen zu bringen.

In einem Interview mit David North, das vor der Abstimmung im Bulletin veröffentlicht wurde, sagte Jim: „Die Gewerkschaftsfunktionäre versuchen immer, uns daran zu hindern, unsere Haltung zu erklären, und der Grund dafür ist, dass unsere Forderungen dazu beitragen, die bestehende UAW-Führung als das zu entlarven, was sie wirklich ist …“

Die Bürokraten wollen Einfluss nehmen auf den amerikanischen Kongress, aber dort sitzen dieselben Leute, die die Gesetze gegen die Gewerkschaften verabschiedet haben. Die Bürokraten wollen keinen Kampf gegen das System aufnehmen. Sie wollen für Reformen kämpfen, auch wenn es keine Reformen mehr gibt. Das hat zur Folge, dass sich die Arbeiter an die bestehenden politischen Parteien wenden, und das kann nur zu einer Niederlage führen. Die Arbeiter müssen sich bewusst darüber sein, worauf sie sich einlassen. Es wird zum Klassenkampf kommen … Die Arbeiter müssen mit diesen politischen Parteien brechen, und sie brauchen ihre eigene Partei.

Streikposten der Autoarbeiter bei General Motors im Jahr 1970 (Foto: Bulletin)

In den 1980er Jahren reagierte die herrschende Klasse auf die militanten Klassenkämpfe der 1970er Jahre und die anhaltende Verschlechterung Position des US-Kapitalismus in der Weltwirtschaft mit einer konterrevolutionären Offensive. Unter der Carter-Regierung, einer Regierung der Demokraten, wurden die Zinssätze im Jahr 1979 auf ein Rekordniveau hochgesetzt. Dadurch wurden weite Teile der Industrie in den Bankrott getrieben. Das Ziel dabei war auch, die Arbeiterklasse zu schwächen. Die Offensive verschärfte sich unter der republikanischen Reagan-Regierung, die 1981 die PATCO-Fluglotsen entließ und auf die schwarze Liste setzte. Damit begann unter Reagan eine Zeit der offenen Angriffe auf die Gewerkschaften.

Die Gewerkschaften hatten auf der Grundlage ihres nationalistischen und prokapitalistischen Programms keine Antwort auf diese Angriffe. Der Dachverband AFL-CIO isolierte die PATCO-Streikenden und bemühte sich, die weit verbreitete Stimmung für einen Generalstreik zu unterdrücken. Im Laufe des Jahrzehnts verrieten die Gewerkschaften einen Kampf nach dem andern, und sie verwandelten sich immer mehr in Instrumente der Unternehmensführung. Die Bedingungen für die Arbeiter wurden verschlechtert, und Hunderttausende von Arbeitsplätzen wurden vernichtet.

Während dieser ganzen Zeit verteilte Jim das Bulletin in seinem Betrieb und kämpfte weiter für die Politik der Partei. Mit großem Interesse verfolgte er auch den Kampf der Workers League und ihrer Mitstreiter in der internationalen trotzkistischen Bewegung, dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale (IKVI), gegen den nationalen Opportunismus der britischen Workers Revolutionary Party (WRP). Jim unterstützte den Kampf gegen die WRP bei der Spaltung 1985–1986, die die Grundlage für ein immenses theoretisches und politisches Aufblühen des IKVI legte.

Nach der Spaltung mit der WRP analysierte die Workers League die Erfahrungen der 1980er Jahre und wertete die Bedeutung der Globalisierung und ihrer Auswirkungen theoretisch aus. Sie kam zum Schluss, dass die offiziellen Gewerkschaften, die von einer hoch privilegierten Schicht von Führungskräften der oberen Mittelklasse kontrolliert wurden, einen grundlegenden Wandel durchgemacht hatten. Fortan konnten sie nicht mehr als „Arbeiterorganisationen“ bezeichnet werden, denn sie arbeiteten bewusst und systematisch daran, den Lebensstandard der Arbeiter, die sie vertreten sollten, abzusenken. Auf der Grundlage dieser Einschätzung zog die Workers League ihre frühere Forderung nach der Gründung einer auf die Gewerkschaften gestützten Arbeiterpartei zurück.

Im Jahr 1996 ließ Jim sich in Dayton als Kandidat der Socialist Equality Party (SEP) für die Wahlen zum US-Kongress aufstellen. Er nutzte die Gelegenheit, um unter den Arbeitern einen Wahlkampf zu führen, der direkt auf dem Programm der Partei basierte. Vor allem zog er die Lehren aus dem endlosen Verrat der UAW und ihrer bankrotten Politik, da sie die Demokratische Partei als das „kleinere Übel“ unterstützte.

Jim Lawrence während des Wahlkampfs für die SEP im Jahr 1996 (Foto: WSWS Media)

Im selben Jahr bestreikten die GM-Beschäftigten 17 Tage lang die beiden Delco-Moraine-Bremsenwerke in Dayton und zwangen dem GM-Werk mit 75.000 Arbeitern einen zeitweiligen Stillstand auf. Die UAW erhielt von GM falsche Versprechungen über den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Fabrik. Das ganze Werk wurde schließlich zusammen mit allen anderen GM-Werken in der Region geschlossen, was zum Verlust von rund 20.000 Arbeitsplätzen führte. Heute ist Delco Moraine, wie Jim erklärte, nur noch eine „Betonruine“.

2004 wählte die SEP Jim als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten zusammen mit WSWS-Autor Bill Van Auken für die US-Präsidentschaftswahl. Um die SEP-Kandidaten in Ohio auf den Wahlzettel zu setzen, war ein Kampf gegen das skrupellose Vorgehen der Staatsbeamten von der Demokratischen Partei notwendig. Aufgrund trivialer und lächerlicher Formfehler disqualifizierten sie hunderte Unterschriften von registrierten Wählern, die Jim und andere in wochenlanger Arbeit gesammelt hatten.

Die Wahlen von 2004 standen ganz im Zeichen des imperialistischen Kriegs im Irak. Gleichzeitig wurden die Industriearbeitsplätze in den Vereinigten Staaten mit Hilfe der UAW und anderer Gewerkschaften weiter dezimiert. In einer Rede, die Jim 2004 auf einer Versammlung in Ann Arbor (Michigan) hielt, erklärte er die Rolle der Gewerkschaften folgendermaßen:

Die UAW und die AFL-CIO haben in den 1980er Jahren offiziell die Position des Korporatismus eingenommen, und sie lehnen das Konzept ab, dass Arbeiter irgendwelche Interessen haben, die von denen der Firmenbosse getrennt und unabhängig sind. Gewerkschaftsfunktionäre wurden in die Vorstände von Konzernen wie Chrysler berufen, und die Unternehmer führtne unzählige neue Methoden ein, die es ihnen heute erlauben, mit Hilfe von Gewerkschaftsfunktionären immer neue Kampagnen zur Verschärfung der Arbeitshetze und Kostensenkung durchzuführen, um so die „Wettbewerbsfähigkeit“ zu verbessern.

Hand in Hand mit dem Management verbreiten die UAW und andere Gewerkschaften den giftigsten nationalen Chauvinismus und Rassismus. Dieser zielt darauf ab, die amerikanischen Arbeiter davon zu überzeugen, dass ihr Feind nicht das Big Business, sondern japanische und europäische Arbeiter seien, die angeblich amerikanische Arbeitsplätze „stehlen“ würden.

Was hat diese Förderung des wirtschaftlichen Nationalismus bewirkt? Als ich der UAW beitrat, zählte die Gewerkschaft unter den Arbeitern der Schlüsselindustrie 2,25 Millionen Mitglieder. Heute hat sie noch 638.000 Mitglieder. In den gesamten USA sind nur 8,2 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft gewerkschaftlich organisiert, und insgesamt gehören nur 2,2 Millionen Fabrikarbeiter einer Gewerkschaft an, das sind 60 Prozent weniger als noch vor 20 Jahren.“

Im Jahr 2005 nahm Jim zusammen mit anderen SEP-Mitgliedern an einer Versammlung von Automobilarbeitern in Kokomo (Indiana) teil und meldete sich zu Wort, um gegen die massive Arbeitsplatzvernichtung beim Autozulieferer Delphi zu sprechen. Er betonte die Notwendigkeit, dass die Arbeiter nicht nur unabhängige Organisationen für den Kampf der Arbeiterklasse, sondern auch eine politische Führung aufbauen müssten, die auf einem sozialistischen und internationalistischen Programm basiert.

In späteren Jahren hinderte seine schwindende Gesundheit Jim daran, weiter aktiv am Aufbau der SEP mitzuarbeiten. Aber er las die WSWS weiterhin regelmäßig und verfolgte die politische Entwicklung aufmerksam. In einem Videointerview im Jahr 2018 richtete er den folgenden Appell an Arbeiter und junge Menschen:

Die Politik der Kapitalisten besteht darin, uns von einem Krieg in den nächsten zu führen, bis zur Zerstörung der menschlichen Rasse selbst. All dies geschieht überall mit Zustimmung der Gewerkschaftsbürokratie … Die Gewerkschaften waren schon immer ein Werkzeug der herrschenden Klasse. Man darf sich nichts vormachen: Selbst in den 1970er Jahren haben die klügeren Arbeiter verstanden, dass die Gewerkschaftsbürokratie, wo immer sie ihre Finger mit drin hatte, die Arbeiter verriet.

Die einzige Möglichkeit, sich von der Lohnsklaverei und aus der Kriegsgefahr zu befreien, ist die Abschaffung des Kapitalismus. Nur die Arbeiterklasse hat die Macht, das zu tun.

Die Arbeiterklasse muss sich ihrer Macht bewusstwerden: Sie ist viel mächtiger als die Bourgeoisie. Aber dazu muss sie sich organisieren. Die Vierte Internationale hat in den letzten 80 Jahren für die Interessen der Arbeiterklasse gekämpft. Nur die Vierte Internationale hat das getan. Ich möchte Euch auffordern, der Vierten Internationale beizutreten, wo immer Ihr lebt. Sie ist für die Menschheit der einzige Weg vorwärts.

Bis zu seinen letzten Tagen blieb Genosse Jim ein engagierter Sozialist und Kämpfer für die Arbeiterklasse. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.

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