New York Times ruft nach mehrsprachiger Zensur

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Twitter veröffentlicht.

Der New York Times-Artikel „How Russian Propaganda is Reaching Beyond English Speakers“ (Wie die russische Propaganda über den englischen Sprachraum hinausreicht) ist eine unbeabsichtigte, aber nicht minder verheerende Selbstentlarvung. Er zeigt, dass die Regierung und die Medienunternehmen alles tun, um den öffentlichen Zugang zu sämtlichen Informationen und Analysen zu unterdrücken, die der Darstellung widersprechen, die USA und Nato von ihrem Stellvertreterkrieg in der Ukraine propagieren.

Die Times, deren Kriegsberichterstattung dem Washingtoner Narrativ „Gut gegen Böse“ entspricht, schreibt: „Als Russlands Krieg in der Ukraine begann, gingen Facebook, Twitter und andere Social-Media-Giganten dazu über, die Konten der Propagandamaschine des Kremls im Westen zu blockieren oder deren Reichweite zu begrenzen.“ Die Times beklagt, dass die Bemühungen Washingtons, russische Berichte über den Krieg zu zensieren, „noch nicht die Berichterstattung von Medien in Lateinamerika und im Nahen Osten umfassen“.

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Ohne eine umfassende globale Zensur, so die Times, „ist das Ergebnis eine geografische und kulturelle Asymmetrie im Informationskrieg um die Ukraine. Sie hat dazu beigetragen, die amerikanisch und europäisch geführten Bemühungen zu untergraben, breiten internationalen Druck auf Putin auszuüben, seinen Krieg abzubrechen“.

Der Times-Artikel wirft ein Licht darauf, wie umfassend die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter an der Unterdrückung von Nachrichten und Analysen beteiligt sind – insbesondere von RT –, die Zugang zu russischen Berichten bieten. Doch die Bemühungen um eine globale Zensur müssen noch verstärkt werden.

Die Times erklärt dazu: „Das Versäumnis, gegen russische Beiträge auf Spanisch, Arabisch und anderen Sprachen vorzugehen, hat dem Kreml die Tür geöffnet, um Zuschauer in Erdteilen zu gewinnen, in denen die Vereinigten Staaten – sein Hauptbösewicht – mit größerer Ambivalenz betrachtet werden.“

Eine der wichtigsten Lehren, die die US-Regierung aus dem Debakel von Vietnam zog, bestand darin, dass Medienberichte über Kriege vollständig in Propaganda umgewandelt werden müssen. Das Zeitalter der „eingebetteten“ Reporter brach an, die sich ihre Berichte vom Pentagon und der CIA diktieren ließen. Die heutige Kriegsberichterstattung der Times und aller anderen Medienkonzerne ist beispielhaft für das Ergebnis dieses jahrzehntelangen Korrumpierungsprozesses. Die Times ist das ungeheuerlichste Beispiel, denn sie bezeichnet routinemäßig alle russischen Aussagen rundheraus als „Lügen“.

Dieser „Nachrichten“-Artikel prangert etwa an, dass „Präsident Wladimir V. Putin eine unprovozierte Invasion“ angeordnet habe, „die Ukraine dämonisiert und die Verantwortung für russische Gräueltaten verschleiert, die tausende Zivilisten getötet haben“. Ist es wirklich eine Tatsache, dass die Invasion „unprovoziert“ war? In der fernen Vergangenheit hätte man den Anschein von objektivem Journalismus gewahrt, indem man geschrieben hätte: Putins Invasion, „von der Washington behauptet, sie sei unprovoziert“... Nun jedoch werden solche wesentlichen Modifikatoren vollständig fortgelassen.

Der Times-Artikel schließt mit dem folgenden Zitat eines argentinischen Politikwissenschaftlers: „Ein Teil des Erfolgs von RT ergibt sich wahrscheinlich nicht so sehr daraus, dass die russische Version der Ereignisse gefördert wird, sondern eher daraus, dass das westliche Narrativ in Frage gestellt wird.“ Diese bezeichnende Aussage entlarvt und verurteilt das weitreichende Ziel der US-amerikanischen Zensur, das nicht nur darin besteht, den Zugang zu unliebsamen Informationen zu blockieren, sondern auch zu verhindern, dass „das westliche Narrativ in Frage gestellt wird“.

Dieses Ziel lässt sich nicht erreichen, indem man lediglich den Zugang zu RT sperrt. Es erfordert die Unterdrückung von Nachrichten und Analysen und jeder öffentlichen Äußerung kritischen Denkens. Die Schlussfolgerung ist: Der US- und Nato-Imperialismus erfordert eine Diktatur innerhalb der Grenzen ihrer eigenen Länder.

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