UAW-Mitglieder fordern Verlängerung der Frist für die Stimmabgabe bei den nationalen Gewerkschaftswahlen aufgrund weit verbreiteter Probleme mit den Stimmzetteln

Die Frist für die Stimmabgabe bei der ersten Direktwahl der Gewerkschaftsfunktionäre der United Auto Workers (UAW) rückt immer näher. Unter vielen UAW-Mitgliedern in den USA wächst die Verärgerung darüber, dass sie noch immer keine Stimmzettel erhalten haben. Der vom Gericht eingesetzte Wahlaufseher, der die UAW-Wahlen kontrollieren soll, hatte erklärt, dass die Stimmzettel bis Freitag, den 18. November, zurückgeschickt werden sollten, damit sie bis zur endgültigen Frist am 28. November eingehen.

Arbeiter berichteten von Problemen, als sie versucht hatten, entsprechend dem vom Wahlaufseher vorgesehenen Verfahren fehlende Stimmzettel anzufordern. Arbeiter teilten der World Socialist Web Site mit, dass das Online-Formular des Wahlaufsehers zur Beantragung von Ersatzstimmzetteln am Freitag eine ganze Weile nicht zugänglich war, dem letzten Tag für die Beantragung eines Stimmzettels. Diese Arbeiter berichteten auch, dass sie die Telefon-Hotline des Beobachters angerufen hatten, um Wahlzettel anzufordern, aber dass das Telefon weiter klingelte, ohne dass jemand abnahm.

Angesichts der Schwierigkeiten, überhaupt einen Stimmzettel zu erhalten, stellen Arbeiter zunehmend die Fairness der Wahlen in Frage.

Am Freitag schrieb Will Lehman, ein Arbeiter bei Mack Trucks und Sozialist, der für das Amt des UAW-Präsidenten kandidiert, einen Brief an den Wahlaufseher, in dem er eine 30-tägige Verlängerung aller Fristen im Zusammenhang mit der Wahl forderte, um sicherzustellen, dass den Arbeitern das Wahlrecht nicht verweigert wird. Lehman leitete die Beschwerden vieler Beschäftigter weiter, die aufgrund von Problemen bei der Abwicklung der Wahl durch den Wahlaufseher noch keine Stimmzettel erhalten hatten.

Lehman sagte, dass er seit seinem Brief vom Freitag weitere Beschwerden von Arbeitern erhalten hat, die noch keine Stimmzettel erhalten hatten. Sie berichteten, es sei schwierig gewesen, überhaupt eine Antwort vom Wahlaufseher zu bekommen. Hier einige Zuschriften:

  • „Ich bin ein Arbeiter im Ford Kentucky LKW-Werk in Louisville (Kentucky) und Mitglied der UAW Local 862. Ich wurde am 18. Januar 2022 eingestellt und am 31. Januar 2022 in eine Vollzeitstelle übernommen. Ich versuche zu wählen und habe keinen Stimmzettel erhalten. Ich habe die Nummer des Wahlaufsehers angerufen, eine E-Mail an den Finanzsekretär meiner Gewerkschaft geschickt, um meine Angaben zu überprüfen, und seit dem 24. Oktober online einen Stimmzettel angefordert. Ich habe es mehrere Male versucht. Immer noch keinen Stimmzettel erhalten. Ich fürchte, ich bin nicht der Einzige. Ich habe den Eindruck, dass nur diejenigen einen Stimmzettel erhalten, die für einen bestimmten Kandidaten stimmen wollen. Was kann ich tun, um sicherzustellen, dass ich wählen darf? Das ist mehr als Korruption, und ich sehe jetzt, dass sie von der Spitze bis hinunter zur lokalen Ebene sickert. Bitte helfen Sie!“
  • „Ich bin Elektriker im GM-Werk Arlington, Ortsverband 276. Ich und die meisten meiner Facharbeiter-Kollegen haben keinen Stimmzettel erhalten. Ich habe am 28. Oktober die Nummer angerufen, um einen Stimmzettel anzufordern, und mir wurde gesagt, es würde 7-10 Tage dauern. Heute, am 12.11.22, habe ich immer noch keinen Stimmzettel erhalten. Als ich am Montag, dem 7.11.22, das Werk betrat, verteilte unser Betriebsratsvorsitzender am Werkstor Werbung für Curry [den aktuellen UAW-Vorsitzenden]. Ich berichtete ihm von dem Problem mit den Stimmzetteln, und er sagte, dass dies häufig vorkomme, schien aber nicht sehr interessiert zu sein. Ich finde das wirklich seltsam, denn die Gewerkschaft hat meine korrekte Adresse. Ich erhalte die Ausgaben der Gewerkschaftszeitschrift Solidarität, einschließlich der neuesten Ausgabe mit den Kandidaten. Ein Mann, eine Stimme – das stimmt nicht, wenn wir keinen Stimmzettel bekommen“.
  • „Viele TPTs [befristete Teilzeitbeschäftigte] haben keine Stimmzettel erhalten. Die UAW sagt ihnen nicht, dass sie wählen können. Sie sagt auch den Rentnern nicht, dass sie wählen können“, berichtete ein Arbeiter der UAW-Ortsgruppe 51 in Detroit. „Sie verletzen die Rechte von allen. Sie sollten das Wahlrecht ausweiten, stattdessen manipulieren sie es. Jetzt werden wir von der Geschäftsführung belästigt, wenn wir unsere Telefone benutzen. Sie haben Leute abgemahnt und bedroht. Die Gewerkschaft hat sie dazu aufgestachelt, ein großes Ding daraus zu machen, seit die Wahl begonnen hat und alle darüber gesprochen haben, für wen sie stimmen werden. Als die Gewerkschaftsfunktionäre herausfanden, dass die Arbeiter nicht für die von ihnen unterstützten Leute stimmen würden, wurden sie wütend. Sie begreifen nicht, warum die Leute sauer auf sie sind, nämlich weil sie ihre Arbeit nicht machen.“
  • „Die ganze Sache ist ein Witz – ich erhalte tonnenweise E-Mails von allen möglichen Kandidaten. Mehrere Leute in unserem Bezirk haben noch nicht einmal eine E-Mail erhalten und fragen, wer diese Kandidaten sind... leider habe ich das Gefühl, dass diese Wahl nicht sehr gut organisiert ist und Tausende von Mitgliedern nicht wissen, wer die Kandidaten eigentlich sind oder was sie vertreten. Vielen Dank, dass Sie einige der Unstimmigkeiten dieser Wahl aufgezeigt haben.“
  • Ein Arbeiter der Ortsgruppe 7 in Detroit sagte: „Die Frist für die Stimmabgabe geht dem Ende zu. Ich habe meinen Stimmzettel noch nicht erhalten. Vor über einer Woche habe ich mich an den Wahlaufseher gewandt. Tausende von Menschen haben keinen Stimmzettel erhalten, und wir wählen diese Woche. Ich bin der Meinung, dass mehr Zeit benötigt wird, um den Arbeitern jede Gelegenheit zur Stimmabgabe zu geben.“
  • „Ich habe keinen Stimmzettel für die UAW-Wahl erhalten“, sagte eine pensionierte Arbeiterin von General Motors in Flint, „aber ich habe einen Stimmzettel erhalten, als die Arbeiter gemäß des Prinzips ‚ein Mitglied, eine Stimme‘ wählen konnten. Bis vor ein paar Jahren habe ich die Zeitschrift Solidarity Magazine erhalten. Ich habe mehrmals versucht, die UAW zu erreichen, um einen Stimmzettel zu bekommen, aber nichts ist passiert. Wie viele andere Arbeiter habe auch ich keinen Stimmzettel erhalten.
    Es hat den Anschein, dass der Wahlaufseher für die UAW-Funktionäre sorgt und nicht die breite Masse. Ich stimme zu, dass die Frist für die Stimmabgabe verlängert werden muss. Ich möchte meinen Stimmzettel, aber bis ich ihn bekomme, wird es zu spät sein, es sei denn, die Frist wird verlängert. Ich glaube, ich habe keinen Stimmzettel erhalten, weil die UAW-Bürokraten mich auf dem Kieker haben, weil ich 22 Jahre lang nicht aufgehört habe, sie wegen Beschwerden im Zusammenhang mit sexueller Belästigung zu bekämpfen. Wenn Will die Wahl gewinnt – und ich bete dafür, dass er es tut – möchte ich, dass er die vielen Dokumente über meinen Fall von sexueller Belästigung kennt. Ich bin nicht die einzige, der von den UAW-Bürokraten Unrecht angetan wurde. Wir alle müssen einbezogen, angehört und entschädigt werden.“

Lehman berichtete der WSWS, dass der Wahlaufseher am Freitagabend um 21.30 Uhr Eastern Time, weniger als drei Stunden vor Ablauf der Frist für die Beantragung von Ersatzwahlzetteln, auf seinen Brief geantwortet hatte:

„Wenn Ihnen ein wahlberechtigtes Mitglied bekannt ist, das noch keinen Stimmzettel erhalten hat, bitten wir Sie, ihm mitzuteilen, dass es bis heute Abend um Mitternacht einen Stimmzettel online unter Ballot Request Merriman River Independent Monitor of the UAW (uawvote.com) oder direkt per E-Mail an die Wahlaufseher-Hotline unter mailto:UAWMonitor-Election@jenner.com anfordern kann. Wenn Ihnen Mitglieder bekannt sind, die andere offene Fragen haben, bitten wir Sie, diese ebenfalls zu bitten, sich direkt an die Wahlaufseher-Hotline zu wenden, damit wir alle Probleme so schnell wie möglich beheben können.“

Lehman antwortete am Samstag:

„Meine Kampagne macht das schon seit Wochen, aber es funktioniert nicht, wie ich Ihnen bereits versucht habe mitzuteilen, ohne dass Sie darauf reagiert haben. Immer mehr Arbeiter beschweren sich bei meiner Kampagne, dass weder der Link noch die Telefonnummer vor Ablauf der Frist funktioniert haben und dass sie mehrmals Wahlzettel angefordert, aber immer noch keine erhalten haben. Dies ist Entzug von Wahlrecht in massivem Umfang!

Ich hoffe, dass Sie bezüglich meiner vielen E-Mails, in denen ich Sie zum Handeln aufforderte, wie versprochen ‚bald‘ tätig werden. Ich hoffe, dass Sie den von mir gestellten Anträgen stattgeben, denn nur so können die anhaltenden Probleme gelöst werden. Aber am Montag wird bereits eine Woche seit meiner E-Mail vom 9. November vergangen sein, und die Frist für die Beantragung von Stimmzetteln ist bereits verstrichen. Gestern Abend berichteten mir Kollegen, dass die Website noch vor Ablauf der Frist nicht erreichbar war, und als sie vor 20 Uhr anriefen, ging niemand ans Telefon. Immer mehr Arbeiter schreiben an meine Kampagne und bitten darum, dass wir etwas unternehmen, um ihnen zu helfen, da der Wahlaufseher dies nicht tut. Jeder Tag, der vergeht, ist ein Tag, an dem mehr Arbeiterrechte verletzt werden.“

Am Freitag wandte sich Lehman auch an die Wahl-Kampagnen der beiden anderen Kandidaten für das Amt des UAW-Präsidenten, Brian Keller und Shawn Fain, um zu erfahren, ob sie seine Forderung nach einer 30-tägigen Verlängerung der Wahlfristen unterstützen würden. Keine der beiden Kampagnen habe bisher auf seine Anfrage geantwortet, sagte Lehman.

Will Lehman ruft Arbeiter, die noch keinen Stimmzettel erhalten haben oder auf andere Probleme mit dem Wahlverfahren gestoßen sind, dazu auf, sich per E-Mail an seine Kampagne zu wenden: WillforUAWPresident@gmail.com.

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