Seit dem Beginn des israelischen Vernichtungskrieges im Oktober 2023 sind im Gazastreifen mehr als 45.000 Menschen getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza am Montag mit.
Die palästinensischen Gesundheitsbehörden fügten hinzu, dass Zehntausende Menschen unter den Trümmern begraben und daher in der offiziellen Zahl der Todesopfer noch nicht berücksichtigt sind. 106.962 weitere Menschen wurden als Verletzte gezählt.
In einem Bericht vom Frühjahr dieses Jahres stellten die Vereinten Nationen fest, dass 70 Prozent der bei israelischen Bombardements getöteten Menschen Frauen und Kinder sind.
Aber auch die vom palästinensischen Gesundheitsministerium veröffentlichten erschreckenden Zahlen berücksichtigen nur die direkte Gewalt der israelischen Truppen. Sie erfassen nicht die Auswirkungen von Hunger und der Ausbreitung von Infektionskrankheiten, die durch die Zerstörung des Gesundheitssektors in Gaza verursacht wurden.
Im Juli schätzte ein in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichter Bericht, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer des Völkermords im Gazastreifen bei 186.000 oder mehr liegen könnte - eine Zahl, die seitdem nur noch gestiegen sein dürfte.
Jeden Tag werden in Gaza viele Menschen durch israelische Kugeln und Bomben getötet und eine ungezählte Zahl verhungert oder stirbt an vermeidbaren Krankheiten. Gleichzeitig haben die US-amerikanischen und internationalen Medien den Völkermord im Gazastreifen weitgehend verdrängt und den anhaltenden Massenmord an Frauen und Kindern normalisiert.
An diesem Montag allein wurden bei israelischen Luftangriffen im gesamten Gazastreifen mehr als 50 Menschen getötet. Darunter waren auch 10 Menschen, die bei einem nächtlichen Überfall im östlichen Stadtteil Shijaiyah in Gaza-Stadt getötet wurden. Unter den Opfern befand sich eine komplette vierköpfige Familie.
Bei einem weiteren Luftangriff am Sonntag wurden in Chan Junis 13 Menschen getötet, wie Vertreter des Nasser-Krankenhauses mitteilten.
Israel geht weiterhin direkt gegen medizinisches Personal, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Journalisten vor. Am Sonntag wurde der Al Jazeera-Reporter Ahmad Baker Al-Louh bei einem israelischen Luftangriff auf die Zivilschutzbehörde des Gazastreifens getötet. Bei dem Luftangriff wurden auch drei Mitarbeiter des Zivilschutzes getötet, darunter der Leiter der Behörde.
„Im Jahr 2024 wurden weltweit mindestens 95 Journalisten und Medienschaffende getötet“, sagte Jodie Ginsberg, Geschäftsführerin des Komitees zum Schutz von Journalisten. „Israel ist für zwei Drittel dieser Todesfälle verantwortlich und handelt dennoch weiterhin völlig ungestraft, wenn es um die Tötung von Journalisten und Angriffe auf die Medien geht.“
Al Jazeera berichtet, dass die israelischen Streitkräfte jetzt das Kamal Adwan- Krankenhaus in Gaza angreifen und Bomben darauf abwerfen. Zuvor hatte Israel bereits die Stromversorgung der Einrichtung unterbrochen.
In einer früheren Erklärung sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, dass seit Oktober letzten Jahres 14.500 Kinder im Gazastreifen getötet wurden. „Praktisch alle 1,1 Millionen Kinder im Gazastreifen benötigen dringend Schutz und Unterstützung für ihre psychische Gesundheit“, sagte sie.
„Nahezu die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens leidet unter akutem Hunger“, erklärte Cindy McCain, die Direktorin des Welternährungsprogramms, am Montag in einem Beitrag auf X. 2 Millionen Menschen leiden in Gaza unter akutem Hunger. Im vergangenen Monat gelangte nur ein Drittel der für die Lieferung von Nahrungsmitteln aus dem Welternährungsprogramm benötigten Lastwagen nach Gaza. Der nördliche Gazastreifen war am stärksten betroffen - nur 2 Lastwagen erreichten Tausende von hungernden Menschen. Ein sicherer, ungehinderter Zugang in großem Umfang wäre notwendig, um Leben zu retten und Hunger abzuwenden.
In einer separaten Erklärung sagte Jonathan Dumont, Leiter der Abteilung Notfallkommunikation des UN-Welternährungsprogramms: „Die Verwüstung ist absolut erschütternd.“ In seiner Online-Nachricht aus dem Gazastreifen heißt es weiter: „Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser oder eine Abwasseraufbereitung. Fast jeder hat sein Zuhause verloren. Viele Menschen leben in Zelten. Wir haben warme Mahlzeiten, geben Essen aus. ... Die Leute kommen, und sie sind wirklich verzweifelt. Man kann es in ihren Gesichtern und in ihren Augen sehen.“
Karin Huster, eine Freiwillige von Ärzte ohne Grenzen, die in Gaza gearbeitet hat, berichtete am Montag über die Bedingungen, die sie dort vorfand.
„Es fällt mir schwer, nicht zu weinen, denn ich glaube, ich habe noch nie ein militärisches Vorgehen erlebt, das sich so ... ununterbrochen gegen die Zivilbevölkerung - und insbesondere gegen Kinder und Frauen - richtet.“
Und weiter: „Die Zahl der Kinder und Frauen, die wir in den Notaufnahmen der Krankenhäuser, in denen wir arbeiten, sehen, ist einfach unfassbar. Und die Zahl der Kinder, die ich mit amputierten Armen oder Beinen gesehen habe, oder der Kinder, die getötet wurden, ist einfach unvorstellbar.“
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Sie beschreibt das von der israelischen Armee im Juni im Flüchtlingslager Nuseirat verübte Massaker, bei dem 300 Menschen unter dem Vorwand einer „Geiselbefreiung“ getötet wurden:
Im Juni arbeitete ich im Al-Aksa [Krankenhaus in Deir al-Balah]. Ich war dort für die medizinischen Aktivitäten zuständig. Und die israelischen Streitkräfte kamen in das Lager Nuseirat, um vier Geiseln zu befreien. Dabei töteten sie - ich weiß nicht, ob man das als Kollateralschaden bezeichnen kann - weit über 300 Menschen. Ich war in der Notaufnahme. Wir wurden vom Direktor des Krankenhauses gebeten, hierher zu kommen.
Es war, als hätte ich eine 747 [Verkehrsflugzeug] in der Notaufnahme. Es gab Menschen aller Altersgruppen. Es gab Hunderte von Menschen - tot, nicht tot, Beine weggesprengt, Menschen, die auf dem Boden intubiert wurden, Beatmungsschläuche, die ohne Rücksicht auf Infektionsprävention eingeführt wurden. Es war das reinste Chaos.
Sie schließt mit den Worten: „Keine dieser Zerstörungen ist zufällig entstanden.“ Und weiter: „Die Palästinenser in Gaza leben auf unbestimmte Zeit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du in Gaza stirbst.“
Wenige Wochen vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump nimmt der Völkermord im Gazastreifen und Israels allgemeiner Amoklauf im gesamten Nahen Osten noch an Fahrt auf. In einem Interview am Montag drohte Trump damit, die Palästinenser zu zwingen, Israels Forderungen zu akzeptieren, oder „es wird nicht angenehm werden“.
Der anhaltende Völkermord im Gazastreifen geht einher mit einer Eskalation des US-israelischen Amoklaufs im gesamten Nahen Osten. Am Montag teilte das US-Zentralkommando in einem Beitrag auf X mit, dass das US-Militär „einen Präzisionsluftangriff gegen eine wichtige Kommando- und Kontrolleinrichtung der vom Iran unterstützten Huthis in dem von den Huthis kontrollierten Gebiet in Sanaa, Jemen, durchgeführt hat“.
Israel setzt unterdessen die Luftangriffe in Syrien nach dem Sturz des Assad-Regimes Anfang des Monats fort und führte seit Samstagabend über 75 Angriffe durch.
Gleichzeitig schmiedet die neue Trump-Regierung aktiv Pläne für einen möglichen Schlag gegen den Iran. Letzte Woche berichtete das Wall Street Journal, dass „der designierte Präsident Donald Trump Optionen abwägt, um den Iran am Bau einer Atomwaffe zu hindern, einschließlich der Möglichkeit präventiver Luftangriffe, ein Schritt, der mit der langjährigen Politik der Eindämmung Teherans durch Diplomatie und Sanktionen brechen würde“.
Israelische Vertreter, die durch die Wahl Trumps ermutigt wurden, diskutieren offen über Pläne zur Annexion des Westjordanlandes im nächsten Jahr. „2025 wird das Jahr der Souveränität in Judäa und Samaria sein“, sagte Israels Finanzminister Bezalel Smotrich Anfang des Monats.