In den drei Wochen seit dem ersten Nachweis der Omikron-Variante in New York City ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren, die mit Covid-19-Infektionen ins Krankenhaus mussten, um das Vierfache angestiegen. Laut aktuellen Zahlen liegen mittlerweile 109 Kinder wegen Erkrankungen im Zusammenhang mit Covid-19 im Krankenhaus. Anfang Dezember waren es noch 22. Die Hälfte der seit kurzem hospitalisierten Kinder waren zu jung für eine Impfung.
Der Anstieg der schweren Covid-19-Erkrankungen unter Kindern geht mit einem allgemeinen Anstieg der stadtweiten Hospitalisierungsraten um 73 Prozent einher. Bis zum 27. Dezember wurden 2.777 Einwohner von New York wegen Covid-19 stationär aufgenommen, 348 davon auf Intensivstationen. Im Bundesstaat New York stieg die Zahl der Hospitalisierungen alleine von Samstag auf Sonntag um elf Prozent bzw. von 4.891 auf 5.526.
New York City befindet sich in der Welle von Infektionen mit der Omikron-Variante, die sich in den USA ausbreitet, an vorderster Front. Die hochgradig infektiöse Variante hat bereits für mehr als eine Verdoppelung des Sieben-Tages-Durchschnitt der Neuinfektionen in den letzten zwei Wochen gesorgt – von 120.563 auf 266.563. Die Hospitalisierungsraten von Kindern sind im Verlauf der letzten Woche in den USA insgesamt um 48 Prozent angestiegen. Seit März 2020 sind 1.035 Kinder und Jugendliche unter siebzehn Jahren an Covid-19 gestorben. Die Mehrheit von ihnen starb in den letzten vier Monaten, seitdem sich sowohl die Demokraten als auch die Republikaner sowie die Gewerkschaften im Herbst für die vollständige Öffnung der Schulen eingesetzt haben.
Eine noch unbekannte Zahl von Omikron-Infizierten, einschließlich der Kinder, wird Langzeitschäden durch die Erkrankung davontragen, selbst wenn sie nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten. Am Montag wurden weitere 22.000 Menschen in der Stadt positiv getestet. Die Positivrate der Testergebnisse, die bei rund 20 Prozent liegt, deutet darauf hin, dass viele weitere Infektionen unentdeckt bleiben. Laut neuesten Zahlen hat sich in den letzten zwei Wochen mehr als einer von 50 Einwohnern Manhattans infiziert.
Die Reaktion auf die drohende Katastrophe für Kinder und Jugendliche in New York bestand darin, dass die führenden Politiker der Demokratenzu einer „Einheitsfront“, wie es die New York Times formulierte, zusammenrückten. Deren Ziel ist es, die Schüler nach den Weihnachtsferien ab dem 3. Januar wieder in die Schulen zu schicken. Der scheidende demokratische Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, die demokratische Gouverneurin, Kathy Hochul, und der künftige demokratische Bürgermeister, Eric Adams, traten am Dienstagmorgen auf einer Pressekonferenz auf. Sie verbreiteten Lügen darüber, dass die Schulen angeblich sicher und ihr Weiterbetrieb notwendig sei.
De Blasio erklärte bei der Vorstellung seines Plans unter dem Motto „Stay Safe, Stay Open“: „Zu Beginn möchten wir daran erinnern, dass unsere Schulen äußerst sicher waren und sind – offen gesagt, die sichersten Orte in New York City, mit sehr wenig Covid-Fällen.“
Damit hat der Bürgermeister, offen gesagt, gelogen. Seine Behauptung basiert auf dem kleinen Prozentsatz von Schülern, die in den Schulen tatsächlich getestet werden, angeblich zehn Prozent pro Woche. In Wirklichkeit sind es jedoch viel weniger, weil nur wenige Schüler das erforderliche Formular mit der Erlaubnis ihrer Eltern vorgelegt haben.
Lehrkräfte hatten seit der Öffnung der Schulen im September häufigere Tests gefordert, weil de Blasio die Menge an Tests halbiert hat. Dass es sich bei dem Programm um eine Farce handelt, ist im Schulsystem allgemein bekannt. Ein Lehrer erklärte gegenüber der World Socialist Web Site: „In meiner Schule werden die gleichen zehn Kinder immer wieder getestet.“ Vor der Omikron-Welle schätzte eine Elterngruppe, dass nur 14 Prozent der positiven Fälle bei Fünf- bis Achtzehnjährigen durch Tests in der Schule entdeckt wurden. Der Rest wurde durch Tests festgestellt, die unabhängig von den Schultests durch die Stadt oder von privaten Dienstleistern durchgeführt wurden.
Weiter kündigte de Blasio an, die Zahl der Tests in den Schulen zu verdoppeln und dass sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Schüler getestet werden sollen. Die Stadt werde Tests vor der Rückkehr in die Schulen am 3. Januar empfehlen, aber nicht zur Pflicht machen. Um das nationale „Test to Stay“-Programm der Seuchenschutzbehörde CDC umzusetzen, würden nicht mehr ganze Klassenzimmer unter Quarantäne gestellt, wenn es in einer Schule zu einem Ausbruch kommt. Negativ getestete Schüler würden weiterhin zum Unterricht erscheinen müssen.
Auf dieser Grundlage betonten die drei demokratischen Politiker immer wieder, dass die Schulen nicht nur sicher seien, sondern dass sie im Interesse der psychischen Gesundheit der Schüler offen bleiben müssten. De Blasio verwies auf das „gescheiterte Experiment … mit Distanzunterricht“ im Jahr 2020 und stellte Impfungen als Wundermittel zur Beendigung der Pandemie dar.
Gouverneurin Hochul behauptete: „Das könnte man alles vermeiden, wenn alle Kinder geimpft wären. Es ist immer noch Zeit.“ Das ist absurd. Die Zahl der Infektionen mit der Omikron-Variante steigt täglich und in weniger als einer Woche werden sehr viele ungeimpfte Schüler in die Schulen zurückkehren und damit lange bevor ein heute geimpftes Kind vollständigen Schutz vor dem Virus hätte.
Am Montag kündigte Hochul an, der Bundesstaat New York werde nicht nur die von der CDC festgelegte tödliche Verkürzung der Quarantäne für positiv getestete Beschäftigte im Gesundheitswesen von zehn auf fünf Tage anwenden, sondern auch eine neue Kategorie von „systemrelevanten Arbeitskräften“ einführen, für die ebenfalls nur eine fünftägige Isolationszeit gelten soll. Vermutlich werden auch die Lehrer in diese Kategorie fallen.
Dass Adams bei der Veranstaltung anwesend war, machte deutlich, dass sich an den Plänen zur Öffnung der Schulen ebenso wenig ändern wird wie an der restlichen Pandemiepolitik der Stadt. Er kam gleich zu Anfang zur Sache: „Nicht nur unsere Schulen, sondern auch unsere Unternehmen müssen geöffnet bleiben... Wir müssen unsere Stadt wieder öffnen und das können wir auch.“
Mit dem endlosen und wahrheitswidrigen Gebrauch des Wortes „sicher“ im Zusammenhang mit den Schulen, wird die Absicht verfolgt, sie „offen“ zu halten. Niemand, der die Entwicklungen aufmerksam verfolgt – und viele Lehrkräfte und Eltern verfolgen die Pläne der demokratischen Politiker sehr aufmerksam –, glaubt daran, dass Sicherheit Priorität genießen würde. Millionen haben in den letzten zwei Jahren erkannt – falls sie es nicht längst wussten –, dass diese Politiker eine Bande von Lügnern sind, die von der Wirtschaft bezahlt werden. Der Vorschlag, den größten amerikanischen Schulbezirk mit fast einer Million Schülern offenzuhalten, ist schlicht mörderisch.
Die Veröffentlichung der Pressekonferenz im Twitter-Feed des Bürgermeisters löste scharfe Reaktionen aus:
Ein Elternteil schrieb: „Wir haben eine Positivrate von 20 Prozent, Sie Psychopath.“
Eine vierfache Mutter fügte hinzu: „Hören Sie auf zu lügen, SCHULEN SIND NICHT SICHER! ICH BEKOMME FAST TÄGLICH UPDATES ÜBER BESTÄTIGTE FÄLLE!“
Eine andere fügte hinzu: „Sie haben die Stadt irreparabel ruiniert. Und jetzt kommt deblasio 2.0 an die Macht, um sie noch mehr zu ruinieren. Sie sind alle ein Witz. SCHLIESST DIE SCHULEN FÜR ZWEI WOCHEN! HÖRT AUF, EUCH ZU FÜRCHTEN.“
Ein anderes Elternteil schrieb: „Ich bin wirklich empört über die Reaktion des Bundesstaats und der Stadt New York auf Covid. Ich mache mir sehr große Sorgen, weil ich meine Kinder wieder in die Schule schicken muss. Das reicht nicht.“
Ein anderer schrieb: „@ericadamsfornyc @NYCMayor, Sie können soviel darüber reden, was ,die Zahlen‘ zur Sicherheit der Schulen vor Covid besagen, wie sie wollen. Die Tatsache ist, dass es an unserer Grundschule in Brooklyn in einer Woche 18 Fälle gab, von denen KEIN EINZIGER auf dem Dashboard gepostet wurde. Die Zahlen sind falsch, und sie lügen.“
In Bezug auf die angeblichen Vorteile von Präsenzunterricht während einer Pandemie für die psychische Gesundheit erklärte ein Lehrer zu de Blasios Tweet: „Die Anwesenheitszahlen sind bestenfalls niedrig, die Schüler lernen nichts, weil sie Angst haben. Einer meiner Schüler sagte mir, sein Vater sei wegen Covid am Beatmungsgerät. Eltern haben ihre Stellen verloren, sich mit Covid infiziert oder sind gestorben etc. Dazu kommt die Gewalt durch Schusswaffen überall im New Yorker Schulbezirk. Die Schüler, die auftauchen, werden kontrolliert. Alle sind in kollektiver Angst und [die Leute] in meiner Schule bezeichnen sich mittlerweile selbst als Kollateralschäden.“
Eine Mutter aus New York City erklärte der WSWS schlicht, ihre Reaktion auf die Pläne der Stadt sei es, „meine Kinder am 3. Januar nicht in die Schule zu schicken. Sie sollen uns Distanzunterricht geben bis Covid-19 und diese Variante vorbei sind“.
Ein Mittelschullehrer aus Brooklyn schrieb: „De Blasios Behauptungen über die Schulen basieren auf Lügen, sie testen nicht einmal zehn Prozent der Schüler. Das ergibt keinen Sinn. Jetzt sagen sie, sie wollen die Lehrer testen? Wir haben gesehen, wie das funktioniert. Man muss ein Einwilligungsformular mit einem Link ausfüllen, der nicht funktioniert, und man muss das drei Tage vor dem Datum tun, an dem getestet wird, aber das kennt keiner, weil sie zufällig festgesetzt werden. Und wo ist [der Präsident der United Federation of Teachers Michael] Mulgrew? Ich war dabei, mit den anderen Lehrern über einen Krankheitsstreik zu reden, weil das empörend ist.“
Diese Kommentare sind nur ein kleiner Ausschnitt der Indizien für die bevorstehende soziale Explosion in New York City. Eine direkte Konfrontation zwischen der Arbeiterklasse, den Demokraten und den Gewerkschaften ist unvermeidlich geworden.
Es muss alles getan werden, um dieser Bewegung einen sozialistischen, wissenschaftlich fundierten und politisch sowie organisatorisch unabhängigen Charakter zu geben. Eltern, Lehrkräfte und Schüler in New York City, die die Schulen geschlossen halten und die Ausbreitung von Omikron verhindern wollen, sollten noch heute dem New York City Educators Rank-and-File Safety Committee beitreten.