Was „Corona wird endemisch“ wirklich bedeutet: Endlose Durchseuchung und Massensterben

„Das [SARS-CoV-2]-Virus zirkuliert viel zu stark, und die Zahl der Vulnerablen ist viel zu hoch. In vielen Länder bleibt die Lage für Pflegekräfte und das Gesundheitssystem nach wie vor kritisch (…) Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, aufzugeben und die weiße Fahne zu hissen (…) Diese Pandemie ist noch lange nicht vorbei, und mit der unglaublichen weltweiten Ausbreitung von Omikron werden wahrscheinlich neue Varianten auftauchen.“
– Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Das Wort „endemisch“ beherrscht derzeit die Diskussion über die Zukunft der Covid-19-Pandemie. Regierungspolitiker und die bürgerliche Presse wiederholen es unablässig. Sie hoffen, dass die Bevölkerung die „große Lüge“ akzeptiert, SARS-CoV-2 sei ein Virus, das mehr oder weniger für alle Zeiten friedlich unter den Menschen leben könne.

In der Epidemiologie bedeutet der Begriff „endemisch“, dass eine Infektion an einem bestimmten Ort oder in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auftritt, bzw. nur dort vorkommt. Manchmal liegt das daran, dass die Krankheit nicht direkt von Mensch zu Mensch übertragen wird, sondern nur durch einen lokal begrenzten Vektor. Ein Beispiel dafür sind die Stechmücken, die Malaria und Gelbfieber übertragen. In anderen Fällen bleibt die Infektion stabil und weitet sich nicht zu einer Pandemie aus, weil sie nur begrenzt übertragbar ist: Eine Person gibt die Krankheit im Durchschnitt nur an eine andere Person weiter, so dass die Infektion weder ausstirbt noch exponentiell zunimmt.

Abbildung 1: Gemeldete Malaria-Todesfälle pro WHO-Region von 1990 bis 2017. Die Fallzahlen wurden nach einer gewissen Zeit stabil (Graphik: WHO)

Das Virus, das Covid-19 auslöst, ist jedoch keineswegs lokal begrenzt. Es hat sich bereits weltweit ausgebreitet, ist hochgradig ansteckend und überträgt sich von Mensch zu Mensch, und es mutiert immer weiter. Außerdem bedeutet die schwindende Immunität der Bevölkerung, dass es auch künftig immer wieder SARS-CoV-2-Ausbrüche geben wird, die ganze Bevölkerungsgruppen bedrohen. Es besteht keine Möglichkeit, dass die Krankheit im wissenschaftlichen Sinne endemisch wird.

Die Kampagne, Covid als „endemisch“ zu deklarieren, ist daher eher politisch als wissenschaftlich motiviert. Das Ziel besteht darin, die Weltbevölkerung auf unbestimmte Zeiten an Durchseuchung und Massensterben zu gewöhnen. Die Pandemie wird in die Liste der allgegenwärtigen Krankheiten aufgenommen, obwohl die Welt über die Mittel verfügt, sie auszurotten.

Die Pandemie für beendet und SARS-CoV-2 für endemisch zu erklären, ist ein verfrühtes und riskantes Unterfangen. Eine besonders gefährliche Bedeutung erhält diese Aussage aus dem Munde von Dr. Monica Gandhi, einer Ärztin für Infektionskrankheiten und Forscherin an der Universität von Kalifornien in San Francisco (UCSF), die die Abschaffung der Massentests und der Meldepflicht befürwortet.

In einem Interview mit The Hill sagte Frau Dr. Gandhi vor kurzem: „Ich glaube, wir sind übern Berg.“ Sie erklärte, dass, sobald die Omikron-Welle vorbei sei, „das Land in eine ‚endemische‘ Phase des Virus eintreten könnte, in der es weiterhin existiert, aber keine Krise mehr hervorruft, die das tägliche Leben beeinträchtigt. Dann sind die Tests und das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit nicht mehr notwendig.“

Vier UCSF-Ärzte haben am 21. Januar eine Online-Petition an den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom und an alle Schulleiter und Bezirks-Gesundheitsbeamten in Kalifornien gerichtet. Diese vier Ärzte sind: Dr. Jeanne Noble, Leiterin der Covid-19-Notaufnahme der UCSF-Klinik Parnassus; Dr. Jennifer Nguyen, Kinderärztin am UCSF Benioff Children's Hospital Oakland; Dr. Vinay Prasad, außerordentlicher Professor für Epidemiologie und Biostatistik an der UCSF, und Dr. Jarrett Moyer, Facharzt für Allgemeinchirurgie in San Francisco. Sie fordern, dass das Virus als endemisch erklärt werden soll. Sie verlangen eine Änderung der Richtlinien und behaupten, dass die derzeitigen Pandemie-Beschränkungen unverhältnismäßigen Schaden anrichten würden, z. B. für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Schüler, wobei sie jedoch keine dieser Behauptungen durch Beweise erhärten.

Währenddessen steigen die weltweiten Infektionszahlen ständig weiter: Täglich werden 3,7 Millionen Infektionen gemeldet, und die Zahl der täglichen Todesopfer übersteigt 10.000. In den USA gibt es täglich etwa 700.000 Neuinfektionen, die Covid-19-Krankenhauseinweisungen stehen auf dem pandemischen Höchststand, und täglich werden etwa 3.000 Todesfälle gemeldet.

Die Forderung, die „Endemizität“ auszurufen, ist ein kalkuliertes Manöver. Damit will man die Bevölkerung zwingen, jeglichen Widerstand gegen die Gefahren aufzugeben, die vom SARS-CoV-2-Erreger ausgehen.

Die Vorstellung, dass Covid-19 endemisch werden könnte, ist nicht neu. Schon vor einem Jahr, als die Impfstoffe noch nicht weit verbreitet waren, wurde die Idee der Endemie von bekannten Wissenschaftlern propagiert. Viele Gesundheitsexperten erklärten fast von Anfang an, dass Eliminierung und Ausrottung vom Tisch seien, obwohl es einigen Ländern in Europa und Asien durchaus gelungen war, eine Zero-Covid-Strategie umzusetzen.

Einem Bericht zufolge, der letztes Jahr in Nature erschien, vertraten bei einer Umfrage unter mehr als 100 Immunologen, Experten für Infektionskrankheiten und Virologen 89 Prozent die Ansicht, dass SARS-CoV-2 sich wahrscheinlich zu einem endemischen Virus entwickeln werde – ohne dass sie erklärten, was dies für die Bevölkerung bedeuten würde.

Dr. Michael Osterholm, Epidemiologe an der Universität von Minnesota (Minneapolis), erklärte damals: „Dieses Virus jetzt aus der Welt zu schaffen, ist etwa vergleichbar damit, als würde man versuchen, den Bau eines Trittsteinpfades zum Mond zu planen. Es ist unrealistisch.“

Andere, wie Christopher Dye von der Universität Oxford, waren der Meinung, dass Covid-19 in einigen Regionen durch eine Zero-Covid-Politik und die Erlangung von Herdenimmunität durch Impfung eliminiert werden könne: „Ich vermute, dass einige Länder Covid eliminieren werden, aber das ständige Risiko würde bleiben, dass es aus Gebieten mit unzureichendem Impfschutz und zu wenig staatlichen Gegenmaßnahmen wieder eingeschleppt würde.“

Eine düsterere Einschätzung stammt von Dr. Angela Rasmussen, Virologin an der Georgetown University: „Es ist wahrscheinlich, dass das Virus endemisch wird, aber es ist schwer vorherzusagen, wie es sich ausbreiten wird.“ In der Tat ist die Abschätzung der langfristigen sozialen Auswirkungen des Virus auf die Bevölkerung über mehrere Jahrzehnte hinweg komplex. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand kann das Virus chronische Krankheiten beschleunigen, und zudem kann sich eine Infektion auf die Funktionsfähigkeit des Gehirns auswirken.

Eine kürzlich von Forschern der Universität Yale geleitete gemeinsame Tiermodellstudie hat gezeigt, dass selbst Menschen mit leichten Infektionen neurologische Schäden erleiden können. Die Autoren der Studie schreiben: „Zusammengenommen zeigen die hier vorgestellten Ergebnisse, dass es zwischen der Neuropathophysiologie nach einer Krebstherapie und nach einer SARS-CoV-2-Infektion auffallende Ähnlichkeiten gibt. Sie verdeutlichen zelluläre Defizite, die schon nach einer leichten SARS-CoV-2-Infektion dauerhafte neurologische Symptome begünstigen können.“

Ein Beispiel ist der Fall von Rainey DeGroot, einem 10-jährigen Mädchen, das nach einer Infektion Long-Covid und Dysautonomie entwickelte. Die neurologische Erkrankung führte zu einem Ausfall des autonomen Nervensystems, das grundlegende Prozesse wie Verdauung, Atmung und Herzschlag steuert. Das Mädchen ist heute auf eine Ernährungssonde angewiesen.

Eine der Hauptautorinnen der Studie, Dr. Akiko Iwasaki, Immunologin an der Yale University School of Medicine, erklärte: „Wir haben festgestellt, dass selbst bei einer sehr milden Infektion, bei der wir bei Mäusen keinen Krankheitsphänotyp messen können, die Zellen ihres Gehirns dennoch erheblich geschädigt waren. Das bedeutet, dass selbst eine milde Atemwegsinfektion zu neurologischen Symptomen führen kann. Das ergibt sich aus den Schäden, die wir beobachten.“

Sie fügte hinzu, dass Impfstoffe oder eine vorhergehende Infektion zwar verhindern könnten, dass diese langfristigen Folgen nach der Infektion auftreten. Dies sei aber keine Garantie. Vieles ist noch unbekannt über die Natur des Virus und seine Auswirkungen auf das Immunsystem und den Körper als Ganzes, z. B. ob Covid-19-Infektionen dazu beitragen, die Entwicklung chronischer Krankheiten zu beschleunigen.

Einem kürzlich in der Financial Times erschienenen Bericht zufolge ist die Zahl der Todesfälle, die nicht mit Covid-19 zusammenhängen, seit dem Sommer „höher als der wöchentliche Durchschnitt in den fünf Jahren vor der Pandemie“. Diese Todesfälle standen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen und lagen um 30 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie.

Abbildung 2: Wöchentliche Überschüsse an Todesfällen im Vereinigten Königreich lassen sich nicht mehr allein durch Covid erklären (Graphik: Financial Times)

Vertreter des öffentlichen Gesundheitswesens, die sich zu den Ergebnissen äußerten, vermuten, dass die Menschen aus Angst oder wegen der langen Wartezeiten und des Personalmangels nicht rechtzeitig zum Arzt gehen. Andere behaupten, dass dies wohl auf das steigende Alter der Bevölkerung im Vergleich zu früheren Jahren zurückzuführen sei. Wie Sarah Scobie, stellvertretende Forschungsdirektorin der Denkfabrik Nuffield Trust, der Financial Times erklärte, gibt es für ein zu langes Hinauszögern „keine belastbaren Beweise“.

J. Scott Davison, CEO des Versicherungskonzerns OneAmerica, erklärte auf einer Gesundheitskonferenz der Handelskammer von Indiana, dass er seit seinem Berufsbeginn in dem Unternehmen noch nie so hohe Todesraten erlebt habe. Alarmierend sei der sprunghafte Anstieg der Todesfälle in der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter. „Die Sterberaten sind um 40 Prozent höher als vor der Pandemie.“ Er fügte hinzu, dass bei einer Katastrophe, die nur alle 200 Jahre auftritt, mit einem Anstieg der Todesfälle um 10 Prozent zu rechnen sei. Während die Zahl der Covid-19-Todesfälle in den USA zum Jahreswechsel 850.000 überstieg, lag die Zahl der überzähligen Todesfälle zwischen 940.000 und 1,2 Millionen.

Abbildung 3: Geschätzte kumulative Sterbefälle in den USA (Graphik: Our World in Data

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind die USA mittlerweile in Reichweite der Todesfälle, die 1918 durch das Influenzavirus, auch bekannt als Spanische Grippe, verursacht wurden, und nähern sich diesen an. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass dies geschieht, obwohl wir wissen, wie man das Virus stoppen kann, und lebensrettende Impfstoffe und Methoden zur Eindämmung der Infektion zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass das Ausmaß der Todesfälle, die wir jetzt erleben, beabsichtigt ist.

Micah Pollak, außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Indiana University Northwest, sagte zu den Auswirkungen von Covid-19 auf die Bevölkerung: „Wir wissen wirklich nicht, wie diese Sache ausgehen wird. Je länger die Infektion zurückliegt, desto mehr Zeit hat man, um möglicherweise irgendwelche Komplikationen zu entwickeln. Es gibt einfach so viele Hinweise auf die langfristigen Auswirkungen von Covid, dass ich natürlich davon ausgehe, dass die Menschen erkennen, dass es wahrscheinlich viele Todesfälle geben wird – nicht unbedingt kurz nach der Infektion, aber indirekt, als Folge der Infektion. Und nicht nur Todesfälle, sondern auch Fälle von Invalidität.“

Ein Jahr nach Einführung der Covid-19-Impfstoffe breiten sich immer neue, ansteckendere und das Immunsystem schwächende Varianten wie Omikron aus. Und obwohl immer weitere Millionen Menschen sterben, sind die herrschenden Eliten nicht bereit, ihr Konzept zu überdenken. Im Gegenteil, sie verdoppeln ihre Anstrengungen, um sicherzustellen, dass die Omikron-Variante jeden Menschen auf dem Planeten infiziert. Damit wollen sie die Welt in einen endemischen Zustand und zur „Rückkehr zur Normalität“ (d. h. zu den normalen Abläufen der kapitalistischen Ausbeutung und Gewinnmaximierung) zwingen.

Ein Leitartikel in Nature vom 10. Januar 2022 zum Thema endemisches Covid-19 trägt die Überschrift „Covid wird bleiben: Die Länder müssen entscheiden, wie sie damit klarkommen“. Die Redakteure schreiben dort: „Diejenigen, die gehofft hatten, dass 2021 das Jahr sein würde, in dem die Pandemie der Vergangenheit angehört, wurden schmerzlich daran erinnert, dass sie immer noch sehr präsent ist. Anstatt Pläne zu schmieden, um zu dem ‚normalen‘ Leben zurückzukehren, das wir vor der Pandemie kannten, ist 2022 das Jahr, in dem sich die Welt mit der Tatsache abfinden muss, dass SARS-CoV-2 hier ist, um zu bleiben.“

Eine kürzlich getätigte Aussage des CEO von Pfizer, Albert Bourla, ist für diese Denkweise typisch. In einem Gespräch mit der französischen Zeitung Le Figaro sagte er voraus: „Wir werden bald in der Lage sein, wieder ein normales Leben zu führen. Wir sind gut aufgestellt, um im Frühjahr dorthin zu gelangen, dank aller uns zur Verfügung stehenden Mittel: Tests, sehr wirksame Impfstoffe und die ersten Medikamente, die zu Hause eingenommen werden können.“ Der letzte Teil der Erklärung bezieht sich auf Paxlovid, das von der FDA zugelassene antivirale Mittel von Pfizer gegen die Covid-19-Infektion, das auch gegen Omikron wirksam zu sein scheint. Eine zeitlich unbegrenzte Covid-Pandemie wird sicherstellen, dass der Pharmariese in der Lage ist, sich auf ewig an dem Virus zu bereichern.

Kürzlich erschien in The Lancet ein Kommentar von Dr. Christopher Murray, Direktor des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME). Seine Modellierungen und Vorhersagen werden im Weißen Haus und von den großen Medien aufmerksam verfolgt. Er erklärte zunächst, dass Omikron täglich mehr als 125 Millionen Infektionen verursache, und dass bis Ende März 2022 fünfzig Prozent der Welt mit Omikron infiziert sein würden, um dann die Leser zu beruhigen: „Covid-19 wird eine weitere wiederkehrende Krankheit sein, mit der Gesundheitssysteme und Gesellschaften umgehen müssen.“

Dr. Maria Van Kerkhove, die bei der WHO für Covid-19 zuständig ist, widersprach solchen Vorstellungen und erklärte: „Wir hören viele Leute sagen, dass Omikron die letzte Variante sei, dass es danach vorbei sei. Das ist aber nicht der Fall, denn das Virus zirkuliert weiterhin sehr intensiv in der Welt.“

Dr. Bruce Aylward, ein führender WHO-Vertreter, fügte hinzu: „Wir verstehen nicht genau, welche Folgen es hat, wenn wir das Virus weiterlaufen lassen. In den Gebieten mit unkontrollierter Übertragung haben wir bisher hauptsächlich erlebt, dass wir für die neuen Varianten und die neuen Unwägbarkeiten, mit denen wir in Zukunft umgehen müssen, einen Preis bezahlen.“

In der Tat weist die Omikron-Untervariante BA.2 nicht weniger als 80 bis 90 Mutationen auf, verglichen mit Omikron BA.1 mit 60 Mutationen. Professor Yaneer Bar-Yam, Physiker für komplexe Systeme, stellte fest: „Das ist nicht dasselbe. [BA.2] unterscheidet sich von der ursprünglichen Variante in etwa so sehr wie Delta von der ursprünglichen Variante.“ Bar-Yam ist auch Leiter des Weltgesundheitsnetzwerks, das die weltweite Eliminierung von Covid-19 fordert. Er fügte hinzu, dass die Mutationen bei Omikron sogar schneller auftreten als bei früheren Stämmen. Gegenwärtig breitet sich BA.2 im Vereinigten Königreich, in Schweden, Dänemark und Norwegen rasch aus.

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Dr. Anthony Fauci, erster medizinischer Berater in Bidens Weißem Haus, steht immer mit einem Bein im Sumpf der bürgerlichen Politik. Vor kurzem hat er eine bemerkenswerte Erklärung abgegeben. Während einer virtuellen Konferenz des Weltwirtschaftsforums in Davos sagte Fauci: „Es ist eine offene Frage, ob Omikron nicht die Lebendvirus-Impfung sein könnte, auf die alle hoffen.“

Dr. Faucis Äußerungen sind wissenschaftlich wertlos, und was die Grundsätze des Gesundheitswesens betrifft, denen er verpflichtet sein müsste, entbehren sie jeder Grundlage. Ein Gesundheitsbeamter hat ganz unabhängig davon, welche politische Atmosphäre vorherrscht, die Bevölkerung zu schützen. Seine Aufgabe besteht nicht darin, das Vorsorgeprinzip auszublenden, das jede Art gesellschaftlicher „Experimente“, wie sie derzeit an der amerikanischen und weltweiten Bevölkerung vollzogen werden, von vorneherein ausschließt.

Weil es bisher noch kein klares Verständnis darüber gibt, was die langfristigen – oder sogar kurzfristigen – Folgen einer allgemeinen Infektion mit Omikron sein werden, besteht die Aufgabe der Gesundheitsbehörden darin, alles zu tun, um die Bevölkerung zu schützen, und nicht dem Virus Tür und Tor zu öffnen und damit eine Katastrophe heraufzubeschwören.

Oberstes Ziel ist der Schutz des menschlichen Lebens, und verantwortungsbewusste Wissenschaftler müssen die Bevölkerung warnen, wenn es darum geht, sich und ihr Umfeld zu schützen. Selbst wenn das Omikron-Virus auf eine einzelne Person bezogen weniger virulent als Delta ist, so ist es doch gleichzeitig viel ansteckender. Das bedeutet, dass es das, was ihm an Virulenz abgeht, in der Menge wettmachen wird. Die Durchseuchung wird unzählige Todesfälle verursachen, die man hätte verhindern können. Noch schlimmer: Eine so hohe Infektionsrate gibt dem Virus die Möglichkeit, weiter zu mutieren und virulentere oder impfstoffresistente Varianten hervorzubringen.

Abbildung 4: Anzahl der Kinder und Jugendlichen, der Menschen im erwerbsfähigen Alter, sowie der Senioren in den USA, 1950–2100 (Graphik: Our World in Data)

Die international renommierte Epidemiologin Dr. Raina MacIntyre ist Leiterin des Biosicherheitsprogramms am Kirby Institute der Universität von New South Wales (NSW) in Sydney (Australien). MacIntyre hat Faucis Fatalismus in seinen realen Kontext gestellt: „Omikron ist nicht mild. Omikron ist weniger schwerwiegend als Delta, aber allein in NSW sterben alle zwei Wochen so viele Menschen wie beim Absturz einer Boeing 737, darunter auch Kinder und gesunde junge Menschen. Es verursacht täglich Tausende von Krankenhausaufenthalten (…) Die wissenschaftsfeindliche Bewegung ist heute zum Mainstream geworden, und sie verwirrt die Gesellschaft. Politiker und Gesundheitsbeamte propagieren sie gleichermaßen, weil es ihrer eigenen Agenda nützt.“

Globale Auswirkungen und Impfstoff-Nationalismus

Zwar sind weltweit 9,6 Milliarden Dosen Covid-19-Impfstoff verabreicht worden. Aber der Impfstoff-Nationalismus lenkt weiterhin von der Notwendigkeit ab, diese lebensrettende Behandlung den ärmsten Ländern der Welt zur Verfügung zu stellen. Offiziell sind bisher mehr als 374 Millionen Covid-19-Fälle und über 5,67 Millionen Covid-19-Todesfälle bekannt.

In der vergangenen Woche gab es weltweit 22,3 Millionen Neuinfektionen und fast 63.000 Todesfälle (14 Prozent mehr als in der Vorwoche). Die Zahl der Fälle in fünf von sechs WHO-Regionen steigt weiterhin dramatisch an. Und was die Übersterblichkeit angeht, so liegen die Schätzungen zwei- bis viermal so hoch wie die offiziellen Meldungen. Eine wichtige Schätzung geht von fast 20 Millionen seit Anfang 2020 aus. In der Zeitung The Economist wurden Übersterblichkeits-Zahlen genannt, die mit den Zahlen vergleichbar sind, die man aus dem Ersten Weltkrieg – sowohl unter Soldaten wie unter Zivilisten – kennt.

Und die Schätzungen werden weiter ansteigen, denn mit der raschen Ausbreitung der angeblich „milden“ Omikron-Variante erkranken Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Und wo immer sich Omikron durchsetzt, führt dies zur Überlastung der Gesundheitssysteme. In den Vereinigten Staaten hat die durchschnittliche Zahl der Covid-19-Einweisungen, einschließlich der pädiatrischen Fälle, kürzlich ein Rekordhoch erreicht.

In ganz Südamerika weisen die Krankenhäuser Patienten ab. In Argentinien sind derzeit schätzungsweise 15 Prozent des Gesundheitspersonals mit Covid-19 infiziert. Im brasilianischen Rio de Janeiro, wo zwischen 10 und 20 Prozent der Pflegekräfte seit Neujahr krankgeschrieben sind, wurden für einen Monat alle Operationen abgesagt. Jedoch macht die Nachrichtensperre, die der faschistische Präsident Jair Bolsonaro über die realen Covid-19-Zahlen verhängt hat, jede tagesaktuelle Einschätzung unmöglich.

In einem Bericht, der kürzlich in der renommierten australischen Zeitschrift Saturday Paper erschien, nimmt Dr. MacIntyre skrupellose prominente Experten aufs Korn, die sich der politischen Linie anpassen, Omikron als „mild“ bezeichnen und Covid-19 für „endemisch“ deklarieren.

Raina MacIntyre, Epidemiologin und Professorin für globale Biosicherheit

Sie schreibt: „Die Leugnung der Wissenschaft der Epidemiologie ist selbst unter ‚Experten‘ weit verbreitet. Uns wird immer wieder gesagt, dass SARS-CoV-2 ‚endemisch‘ werde. Aber die Krankheit wird nie endemisch werden, denn sie ist eine epidemische Krankheit und wird das immer bleiben. Der entscheidende Unterschied ist die Ausbreitung. Als epidemische Krankheit wird SARS-CoV-2 immer die Ungeimpften, Unzureichend-Geimpften oder Menschen mit nachlassender Immunität ergreifen und sich in diesen Gruppen schnell ausbreiten. Echte epidemische Infektionen werden in der Regel von Mensch zu Mensch übertragen, und am schlimmsten ist es bei der Übertragung durch die Luft. Und sie zeigen ein an- und abschwellendes Muster, wie wir es bereits bei mehreren Wellen von SARS-CoV-2 erlebt haben. Die Zahl der Fälle steigt innerhalb von Tagen oder Wochen rapide an, wie wir bei Alpha, Delta und Omikron gesehen haben. Das tut keine wirklich endemische Krankheit, wie zum Beispiel Malaria.“

Raina MacIntyre stellt auch fest, dass sich eine Strategie, die sich ausschließlich auf das Impfen verlässt, als katastrophal erweist. Dadurch lässt die Immunität nach und das Virus mutiert zu neuen Stämmen, die die Immunabwehr zunehmend schwächen. Kürzlich hat eine kleine Studie aus Israel gezeigt, dass auch die vierte Impfung eine Omikron-Infektion nicht besonders wirksam verhindert. In der Zwischenzeit wurden keine Anstrengungen unternommen, um die durch die Luft übertragbare Infektion zu bekämpfen. Die hochwertigen N95-Masken wurden nicht flächendeckend bereitgestellt, geschweige denn die noch besseren Masken, und in den Schulen und Betrieben wird nicht für sichere Raumluft gesorgt. Sogar Tests und die Rückverfolgung von Kontaktpersonen, die das Rückgrat der Seuchenbekämpfung ausmachen, werden mittlerweile aufgegeben.

MacIntyre fügt hinzu: „Viele verstehen den Begriff ‚Gesundheitswesen‘ nicht und setzen ihn mit der akuten Versorgung in den staatlichen Krankenhäusern gleich oder verwechseln ihn mit der Primärversorgung. Das Gesundheitswesen umfasst aber das organisierte Vorgehen der Gesellschaft zum Schutz und zur Förderung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen. Es ist eine Kernaufgabe des Staats.“

In einem weiteren aktuellen Artikel mit dem Titel: „Wo bleibt in dieser Kaskade von Misserfolgen die Führung?“ widerlegt MacIntyre die Behauptung, dass Covid-19 endemisch werden könne. Sie stellt fest, dass endemische und epidemische Infektionen unterschiedliche Krankheitsmuster aufweisen, und sie schreibt: „Infektionen, die über die Atemwege übertragen werden, wie Influenza, Masern oder SARS-CoV-2, werden nicht endemisch. Sie verursachen wiederkehrende Wellen, und jede Welle ist für die Gesellschaft verstörend, weil sie sich innerhalb von Tagen oder Wochen rasch ausbreitet. Sogar bei der Grippe, die milder verläuft als SARS-CoV-2, müssen jeden Winter zusätzliche Krankenhausbetten für die saisonale Epidemie eingeplant werden.“

Dr. Ellie Murray, Assistenzprofessorin für Epidemiologie an der Boston University School of Public Health, betonte kürzlich in den sozialen Medien: „Alle reden ständig davon, dass Covid endemisch werde. Aber je länger ich der Diskussion zuhöre, desto klarer wird mir, dass nur sehr wenige von ihnen wissen, was ‚endemisch‘ bedeutet.“

Wie Murray erklärt, gibt es vier Möglichkeiten, wie eine Pandemie verlaufen kann: 1) die vollständige Ausrottung des Erregers, 2) die globale Ausrottung der Krankheit, 3) die lokale Ausrottung der Krankheit, und 4) eine kontinuierlich auftretende Krankheit mit kleinen oder großen Schüben. Die ersten drei Optionen, die alle schwierig sind, sind die einzigen Optionen, die verhindern, dass die Krankheit wiederholt Länder oder die ganze Welt verwüstet. Diese Optionen erfordern eine globale oder regionale Koordinierung der Ressourcen, um die Krankheit oder den Erreger zu stoppen.“

Dr. Murray bezeichnet die ständig wiederkehrenden Krankheiten als „kurzfristig einfacher, aber langfristig am schwierigsten“. Murray weist auch darauf hin, dass der Begriff „endemisch“ vage ist, weil es keine vordefinierte Grenze für die Anzahl der Infektionen pro Tag gibt, die akzeptabel ist. „Welches Niveau akzeptabel ist, ist von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit und von Krankheit zu Krankheit verschieden. Das ist nicht immer eindeutig. Aber wenn eine Krankheit endemisch ist, gibt es einen Schwellenwert!“

Sie warnt: „Und jetzt kommt der Clou: Endemisch bedeutet nicht, dass man nie wieder über Covid nachzudenken braucht. Es ist genau das Gegenteil! Endemisch bedeutet, dass sich immer jemand um Covid kümmert. Endemisch bedeutet, dass die öffentliche Gesundheit die Krankheit ständig überwacht und immer dann eingreift, wenn die Fälle das akzeptable Niveau überschreiten.“ Im Gegensatz zu dieser wissenschaftlichen Herangehensweise an das Thema Endemie erklären die herrschenden Eliten Covid-19 als endemisch, um einen Vorwand zu haben, damit sie alle Bemühungen der staatlichen Behörden um eine halbwegs „akzeptable“ Kontrolle der Krankheit aufgeben können.

Nebenbei bemerkt, hat das Gesundheitswesen in den letzten 200 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vor zwei Jahrhunderten waren die Lebensbedingungen noch ganz anders: schlechte sanitäre Einrichtungen, keine hygienische Abwasserentsorgung und kein sicheres Trinkwasser, keine Lebensmittelkontrolle und keine Müllabfuhr, schlechte Ernährung, beengte Wohnverhältnisse. Viele Säuglinge und Kinder starben an Krankheiten, von denen man heute kaum noch etwas hört: Cholera, Diphterie, Typhus, um nur einige zu nennen. Die Lebenserwartung war nur halb so hoch wie heute. Viele Fortschritte wurden nicht durch medizinische Entdeckungen erzielt, sondern durch Initiativen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die das Leben von Millionen von Menschen sicherer und angenehmer machten. Doch in den letzten 20 Jahren ist die Lebenserwartung in den USA trotz der Verdoppelung der Gesundheitsausgaben kaum gestiegen. Seit Beginn der Pandemie ist die Lebenserwartung drastisch gesunken.

Abbildung 5: Verbesserung der Lebenserwartung in den USA im Vergleich zu den Gesundheitsausgaben (Grafik: KFF)

Dr. William Haseltine, Professor an der Harvard Medical School seit 20 Jahren und Forbes-Mitarbeiter, schrieb kürzlich: „Eine Endemie ist ein Krankheitsausbruch, der unabhängig vom Schweregrad immer wieder auftritt. Covid-19 ist immer noch eine sehr ernste Krankheit mit vielen unbekannten Folgen. Eine stabile endemische Krankheit ist weit entfernt von den unvorhersehbaren Ausbrüchen und den sich entwickelnden Varianten der aktuellen Pandemie.“ Er unterstreicht, dass eine endemische Krankheit nicht gleichbedeutend mit einer milden Krankheit ist. Malaria, an der im Jahr 2020 mehr als 600.000 Menschen starben, gilt als endemisch.

Dr. Haseltine fügt hinzu: „Eine Omikron-Infektion ist nicht mild für diejenigen, die immungeschwächt sind, nicht geimpft sind oder einen Risikofaktor für eine schwere Covid-19-Erkrankung haben. Und das trifft auf einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten zu. Im Gegensatz zu den hoffnungsvollen ersten Daten aus Südafrika haben die Krankenhauseinweisungen in den USA bereits einen neuen Höhepunkt der Pandemie erreicht.“

In einem Gespräch mit der Financial Times sagte Dr. Elizabeth Halloran, Direktorin des Centre for Inference and Dynamics of Infectious Diseases in Seattle und Verfasserin einer Studie zum Thema Endemizität und Covid-19: „Endemizität bedeutet nicht, dass die Krankheit mild ist, und milde Krankheit bedeutet nicht Endemizität. Die Entwicklung in Richtung Endemizität hat mit dem Erreichen eines dynamischen Gleichgewichts zu tun, bei dem eine Person im Durchschnitt eine andere Person infiziert, was auch saisonale oder andere Schwankungen einschließen könnte.“

Sie fügte hinzu: „Obwohl Impfstoffe helfen werden, gibt es nicht viel, was wir Menschen absichtlich tun können, um eine Endemie zu erreichen (…) Viel hängt davon ab, wie sich das Virus entwickelt.“ Und es hat sich gezeigt, dass die Virusentwicklung sehr schwer vorherzusagen ist, einschließlich der Virulenz der Omikron-Variante.

Abschließend möchten wir dem Leser Dr. MacIntyres prägnante Diagnose und Empfehlung nicht vorenthalten:

Erstens brauchen wir eine ausdrückliche Verpflichtung der Regierungen, die Menschen zu schützen. Diese Verpflichtung haben wir noch nicht. Zwar wird von Eigenverantwortung gesprochen, dabei haben wir keine Instrumente, um zu überleben. Eigenverantwortung ist gut für die Privilegierten und Wohlhabenden, die sich vordrängeln und die ausgefallensten Medikamente bekommen können. Aber für den Rest von uns ist das ein Dschungel, in dem die Stärkeren überleben, ein Kampf um knappe Ressourcen, seien es Krankenhausbetten, ein Antigen-Schnelltest oder Hähnchen im Supermarktregal.

Wir teilen uns in zwei Gesellschaftsschichten auf. Die 50 Prozent, die fit, jung und gesund sind, und die anderen 50 Prozent, die älter sind oder mit einer Behinderung oder Grunderkrankung leben. Täglich werden wir daran erinnert, dass der Tod derjenigen, die zur Hälfte der Alten und Schwachen gehören, nicht so viel zählt wie der Tod der jungen und starken Hälfte. Wir brauchen ein Bekenntnis der Regierung, dass wir alle gleich wichtig sind.

Wir haben die Mittel, um den Schaden für die Wirtschaft und die Gesundheit zu minimieren, und wir haben bessere Impfstoffe und Behandlungen in Aussicht. Wir müssen jede wissenschaftsfeindliche Desinformation anprangern, insbesondere wenn Experten oder Machthaber sie verbreiten. Statt zu kapitulieren, weil wir die Pandemie satt haben, brauchen wir den Ehrgeiz, unser Bestes zu geben. Wir brauchen Zivilcourage und eine gemeinsame Vision davon, was wir als Gesellschaft erreichen wollen. Und wir brauchen Führungspersönlichkeiten, die uns den Weg dahin zeigen.

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