Nach dem Aus für Ford Saarlouis

Stoppt die Betriebsratsmanöver! Kein etappenweiser Abbau unserer Arbeitsplätze! Für die internationale Einheit aller Ford-Arbeiter zur Verteidigung aller Arbeitsplätze!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Entscheidung das Ford-Werk hier in Saarlouis bis spätestens 2025 stillzulegen und die Existenzgrundlage unserer Familien zu zerstören, leitet ein neues Stadium unserer Auseinandersetzung ein. Jetzt ist es Zeit, Bilanz und die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Es ist das eingetroffen, wovor wir seit einem halben Jahr gewarnt haben. Wenige Tage nachdem Ende Januar die Kürzungspläne bei der Ford-Europa-Zentrale in Köln eingereicht waren, schrieben wir:

„Verzicht rettet keinen Arbeitsplatz! All unser Verzicht in der Vergangenheit und all die Zugeständnisse, die bereits an allen Standorten gemacht wurden, sind heute keinen Cent wert.

Wir lehnen die Erpressung und den brutalen Wettbewerb zwischen uns und unseren Standorten prinzipiell ab. Das gegeneinander Ausspielen führt in die Katastrophe.“

Wir hatten schon damals das sofortige Ende der Geheimverhandlungen von Betriebsräten und Unternehmensleitung an allen Standorten gefordert.

Auch viele Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir sprechen, sind der Meinung, dass es niemals eine Beteiligung am Bieterwettbewerb hätte geben dürfen. Doch sowohl unser Betriebsrat unter Markus Thal als auch der spanische Betriebsrat unter José Luis Parra haben darauf bestanden.

Beide waren felsenfest davon überzeugt, dass sie „ihren Belegschaften“ größere Opfer abverlangen können und so den Zuschlag erhalten. Bis heute wahren Thal und Co. Stillschweigen darüber, was sie an Kürzungen angeboten haben. Die Verschwiegenheitserklärung, die sie unterschrieben haben, diente vor allem dazu, uns nichts erzählen zu müssen. Denn die meisten von uns wären mit Sicherheit nicht einverstanden gewesen.

Thal und seine Betriebsräte behaupten ständig, sie würden kämpfen. Auch im neuesten Flugblatt von gestern erklärt der Betriebsrat: „Es gilt jetzt mit allen Kräften für den Erhalt unseres Standortes und für so viele Arbeitsplätze wie möglich zu kämpfen.“ Doch um zu kämpfen „brauchen wir belastbare Antworten von Ford“. Mit anderen Worten, solange Ford nicht sagt, was uns erwartet, können wir nicht kämpfen.

Für den Betriebsrat ist nie der richtige Zeitpunkt, um zu kämpfen! Die Betriebsräte verstehen darunter einzig und allein vor dem Konzern zu Kreuze zu kriechen und nach Almosen zu betteln. Wir sollen stillhalten, um diesen „Kampf“ auf den Knien nicht zu gefährden.

Das Ziel von IG Metall und Betriebsrat ist einzig und allein, uns von einem wirklichen Kampf abzuhalten. Schon die Protestkundgebung am letzten Mittwoch wurde bewusst weit weg vom Firmengelände geplant – aus Furcht, dass wütende Kollegen die Initiative ergreifen, eine spontane Besetzung der Betriebstore organisieren und einen Streik beginnen.

Ein Kollege brachte die verbreitete Stimmung auf den Punkt: „Man hätte sofort das Torhaus und alle Tore blockieren müssen und niemanden rein und raus lassen dürfen.“ Ein anderer sagte: „Nicht ein einziges Fahrzeug darf rausgehen.“

Auch die aktuell organisierten Fragestunden und Abteilungstreffen sind kein Arbeitskampf, sie sollen einen solchen verhindern. Die geringen Ausfälle durch diese Fragestunden werden in den kommenden Wochen leicht aufgeholt, der Betriebsrat hat ja die Kurzarbeit abgelehnt. Selbst die Arbeit in den Werksferien wird nicht unterbunden. Im Presswerk sollen Teile für andere Werke vom Band laufen.

Die Betriebsräte werfen dem Konzern vor, die laut Betriebsverfassungsgesetz vorgesehene „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ aufgekündigt zu haben. Sie versichern aber ständig, dass sie sich sklavisch dem Betriebsverfassungsgesetz unterordnen.

Betriebsrat und IG Metall sind nicht vom Ford-Konzern betrogen worden. Sie haben uns gemeinsam mit der Konzernspitze betrogen. Und dieser Betrug soll weitergehen. Wie die Schafe auf dem Weg zur Schlachtbank sollen wir uns unserem Schicksal ergeben. Die Ankündigung des Betriebsrats, für „den Erhalt unseres Standortes und so viele Arbeitsplätze wie möglich“ verhandeln zu wollen, zeigt, dass er schon jetzt Arbeitsplatzabbau abgesegnet hat.

Wie die Zukunft aussehen wird, wenn es nach den Vorstellungen des Betriebsrates geht, ist eindeutig. Aktuell wird unter uns ein Audio per Whatsapp verteilt, in dem Armin Gehl, Geschäftsführer der Autoregion, ein Zusammenschluss der länderübergreifenden Automobilindustrie im Dreiländereck Luxemburg, Frankreich, Deutschland, erklärt, wie sich die Unternehmen die nächsten drei Jahre vorstellen.

Er sehe eine große Chance, dass das Presswerk mit dann rund 1.200 Beschäftigten bestehen bleibt und anderen europäischen Ford-Werken zuarbeitet, den Werken in Köln, Craiova (Rumänien) und Valencia. Dadurch würden „nur“ rund 3.000 der in drei Jahren noch verbliebenen 4.200 Beschäftigten ihre Arbeitsplätze verlieren. Auch von den mehr als 1.500 Beschäftigten im Supplierpark müssten „nur“ 1.000 „freigesetzt“ werden.

Aus dem Hause Ford habe er gehört, dass die meisten der über 3.000 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, über ein Abfindungsprogramm gehen werden. Das ist es, was die IG Metall gerade in enger Kooperation mit dem Betriebsrat aushandelt. Mit dem Presswerk würden der Standort und „so viele Arbeitsplätze wie möglich“ erhalten.

Wir wiederholen: Die Verteidigung unseres Werks und unserer Arbeitsplätze ist nur gegen die IG Metall und ihre Betriebsräte möglich, nicht mit ihnen!

Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, wird das Werk abgewickelt, das in über 50 Jahren unsere Väter und Großväter aufgebaut haben.

Wir schlagen vor, echte Kampfmaßnahmen vorzubereiten: Streiks, Aktionen zur Verhinderung von Demontagen und dem Abbau von Maschinen, die Entsendung von Delegationen zu anderen Standorten und Unternehmen. Unsere engsten Verbündeten müssen unsere Ford-Kolleginnen und -Kollegen in Valencia, Köln, Craiova, der Türkei, den USA und vor allem auch Indien sein.

Die Kolleginnen und Kollegen in Valencia bezahlen die Zusage, die Produktion fortzusetzen, mit massiven Lohnsenkungen, Arbeitsplatzabbau und der Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Auch in Köln, Rumänien und der Türkei müssen die Belegschaften erneute Angriffe erwarten. Die Aufteilung des Konzerns in eine Verbrenner- und eine E-Sparte ist mit Forderungen nach einer Profitmarge von 10 Prozent verbunden!

In Indien hatte Ford angekündigt, zwei Werke zu schließen. Ein Werk ist an Tata Motors verkauft worden, das andere sollte eigentlich am Freitag seine Tore für immer abschließen. Doch unsere Kollegen in Indien haben vor über vier Wochen begonnen zu streiken und die Tore zu besetzen.

Ford hat zunächst versucht, den Arbeitskampf u. a. mit Streikbrechern zurückzuschlagen, sah sich dann aber gezwungen die Abfindungsangebote zu erhöhen und nun die Schließung um einen Monat zu verschieben. Denn sie wollen die 1.400 Autos, die fast fertig im Werk stehen, unbedingt noch verkaufen.

Unsere indischen Kollegen lehnen die Angebote Fords weiterhin ab. Einige haben uns kontaktiert und sind stark an einem Austausch mit uns interessiert.

Nicht nur die Ford-Kollegen in aller Welt, auch andere Arbeiterinnen und Arbeiter würden die Initiative, gegen die Werksschließung zu kämpfen, begrüßen. Denn überall auf der Welt nehmen die Proteste und Kämpfe zu, vor allem auch aufgrund der rasant steigenden Preise.

Wir haben in den letzten Tagen erfahren: Die Kampfbereitschaft der Belegschaft ist groß. Doch der wichtigste Schritt, um einen prinzipiellen Kampf zur Verteidigung des Werks zu führen, ist nun der Aufbau unseres Aktionskomitees.

Meldet euch bei uns (Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer:+491633378340), um der weitverbreiteten Opposition zum Betriebsrat einen organisatorischen und politischen Ausdruck zu verleihen! Diskutiert mit uns Kampfmaßnahmen:

  • Streik, denn wir dürfen nicht bis 2025 warten! Das wäre ein Sterben auf Raten.
  • Vereinigung mit den Kolleginnen und Kollegen zuallererst in Spanien und Indien, aber auch in Köln, Rumänien, der Türkei und den USA.
  • Kontaktaufnahme mit Beschäftigten in Deutschland, Frankreich und der Welt, die sich alle gerade dagegen wehren für die Bereicherung der Aktionäre und Manager, für Krieg und Militarismus mit ihren Lebensgrundlagen zu zahlen!
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