Beileidsbekundungen der Sektionen des IKVI zum Tod von Wije Dias, dem Vorsitzenden der SEP Sri Lanka

Wir veröffentlichen an dieser Stelle die Beileidsbekundungen der Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale zum Tod von Genosse Wije Dias, dem Vorsitzenden der Socialist Equality Party in Sri Lanka. David North, Vorsitzender der SEP in den USA, würdigte Wije Dias während der Trauerfeier auf dem Borella-Friedhof in Colombo, die am Samstag vergangener Woche stattfand. Seine Ansprache wurde per Video übertragen.

Wije Dias bei seiner Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Vierten Internationale in Colombo 2018 (WSWS Media)

Von der Socialist Equality Party (Großbritannien):

Genossen,

alle Mitglieder der Socialist Equality Party in Großbritannien trauern mit euch um unseren lieben Genossen Wije Dias.

Arbeiter und junge Menschen werden überall auf der Welt um Wije trauern. Wir alle empfinden seinen Tod als großen Verlust und sprechen Wijes Sohn Keerthi und seiner Familie unser tiefes Mitgefühl aus.

Eine gewisse Linderung erfährt unsere Trauer durch den berechtigten Stolz, dass unsere Bewegung von einem prinzipientreuen, großmütigen und außergewöhnlichen Kämpfer für den Trotzkismus angeführt wurde. Nach der Spaltung mit den Renegaten der britischen Workers Revolutionary Party 1985-1986 nahm Genosse Wjie eine führende Rolle in unserer internationalen Partei ein, davon drei Jahrzehnte als nationaler Sekretär der sri-lankischen Sektion.

Bei allem was er tat, offenbarten sich Wijes enorme politische Erfahrung, sein lebenslanges Studium des Marxismus und der Geschichte Sri Lankas, Südasiens und der Welt. Alle, die das Privileg hatten ihn sprechen zu hören, wissen, was mit „politischer Autorität“ gemeint ist.

Mit Geduld und klaren Worten strebte Wije danach, zu erklären und zu erziehen. Er appellierte nicht nur an das Herz, sondern auch an den Kopf. Er wusste, dass eine erfolgreiche sozialistische Revolution davon abhängt, das politische Bewusstsein der fortgeschrittenen Arbeiter und Jugendlichen zu schärfen und sie als Kader zu entwickeln.

Ob bei Diskussionen innerhalb von Parteigremien, durch Erklärungen zur internationalen Politik oder im privaten Gespräch – man hörte Wije zu und konnte von ihm lernen. Und ja, er hatte Humor – vor allem, wenn er die politischen Feinde der Arbeiterklasse samt ihren Anmaßungen und ihrer Arroganz aufs Korn nahm.

Trotzki machte einst eine bedeutsame Beobachtung: „Jene Ideen, die im Feuer ins Bewusstsein eindringen, dringen fest und für immer ein.“ Das traf sicherlich auf Wije zu. In einem Interview mit dem Daily Mirror zum 50. Jahrestag der Gründung der Revolutionary Communist League (RCL) am 6. Dezember 2018 erklärte Wije, wie er für das Internationale Komitee der Vierten Internationale gewonnen wurde.

Zwei Punkte stechen dabei heraus: Die Auswirkungen des „großen Verrats“ durch die Lanka Sama Samaja Partei (LSSP), die sich 1964 der bürgerlichen Koalition von Sirimavo Bandaranaike anschloss, sowie die Reaktion einer kleinen Gruppe junger, intelligenter Menschen auf diesen Verrat.

Wije war damals Mitglied der Fraktion LSSP (Revolutionary). Er erklärte: „In der Bibliothek der Universität Peradeniya stießen wir auf ein Schreiben der britischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), die von Gerry Healy geleitet wurde. Wir lasen seine Broschüre ‚Ceylon, the Great Betrayal‘ (Der große Verrat in Sri Lanka). Darin heißt es: ‚Die wahren Architekten der Koalition kommen aus Paris.‘ Paris war der Sitz des Internationalen Sekretariats der Vierten Internationale (VI), das von den Pablisten dominiert wurde. Ihre Politik führte die LSSP in die Koalitionsregierung. Die führendenden Köpfe der LSSP (R) lehnten ab, über dieses Thema zu diskutieren, weil sie derselben pablistischen Linie folgen wollten.“

Wije und seine Genossen sagten sich von der LSSP (R) los und begannen unter Anleitung des Genossen Wilfred „Spike“ Pereira ein intensives Studium der Geschichte der Vierten Internationale; insbesondere über die Fragen, die die Wiedervereinigung der amerikanischen Socialist Workers Party mit den Pablisten im Jahr 1963 aufgeworfen hatte. Dies führte zur Gründung der RCL als Sektion des IKVI unter der Leitung von Genosse Keerthi Balasuriya.

Dieses prinzipielle Handeln, das im revolutionären Internationalismus des Trotzkismus verwurzelt ist, und der tiefe Respekt gegenüber der marxistischen Theorie, prägten Wijes lange Geschichte als führender Genosse. Dies erklärt auch, warum er komplexe Ideen so klar und überzeugend vermitteln konnte.

Eine Stelle aus dem Interview mit dem Daily Mirror dient als eines von vielen Beispielen dafür. Wije wurde gefragt: „Kann eine kleine Arbeiterklasse in einem kleinen Land viel Einfluss auf die globalen Ereignisse ausüben?“ Er antwortete mit einer Einfachheit, die aus seiner politischen Klarheit herrührte, und erklärte über das IKVI: „Wir sind eine brüderliche Organisation, bestehend aus allen Teilen der Arbeiterklasse, unabhängig von Sprache, Kultur oder Nationalität… Wir sind gleichberechtigt und kämpfen für soziale Gleichheit. Wir leben in einem kleinen Land, aber wir sind genauso ein Teil der Welt wie die USA. Die globalen Bedingungen, unter denen wir leben, betreffen uns alle. Die internationale Einheit der Arbeiterklasse muss auf sozialistischer Grundlage erreicht werden, um den sich weltweit entwickelnden Gefahren eines Weltkriegs, rechter Bewegungen und von Diktaturen zu entkommen.“

Genosse Wije Dias ist unersetzlich und der Schmerz über seinen Verlust ist tief. Doch der wahre Maßstab für einen politischen Führer besteht in dem, was er hinterlässt.

Wijes Vermächtnis, das seinen Platz in der Geschichte des Kampfes für den Sozialismus sichert, besteht in zweierlei Hinsicht. Zum einen sind es seine umfangreichen schriftlichen Arbeiten, die die Arbeiterklasse überall auf der Welt und besonders über Trotzkis Theorie der permanenten Revolution aufklären wird. Zum anderen sind es die Kader, die Wije angeführt und aufgebaut hat. Dieser Kader und die historische Perspektive, die er verkörpert, sind die notwendige politische Führung für die revolutionären Kämpfe, die in Sri Lanka und weltweit ausgebrochen sind.

Gemeinsam schreiten wir in diesem Kampf voran, dessen Vorbereitung Genosse Wije sein Leben widmete.

Chris Marsden

Nationaler Sekretär – SEP in Großbritannien

Von der Sozialistischen Gleichheitspartei (Deutschland):

Liebe Genossen,

im Namen der Sozialistischen Gleichheitspartei, der deutschen Sektion des IKVI, sprechen wir der Socialist Equality Party Sri Lanka unser tiefes Beileid zum Tod von Wije Dias aus, ihrem langjährigen Generalsekretär sowie ihrer Vorläuferin, der Revolutionary Communist League (RCL).

Genosse Wijes Kampf für die Befreiung der Arbeiterklasse und den Sozialismus, dem er sein gesamtes Erwachsenenleben gewidmet hat, wird im Bewusstsein der internationalen Arbeiterklasse weiterleben. Seit er vor sechzig Jahren in die trotzkistische Bewegung eintrat, kämpfte er unermüdlich und unter schwierigsten Bedingungen für die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution.

Wije wird darüber hinaus als herausragender Mensch und Genosse in Erinnerung bleiben. Seine eindrucksvolle Statur, seine kräftige, tiefe Stimme, sein rednerisches Talent und sein unerschütterlicher Sinn für Humor hoben ihn deutlich von den unsteten Figuren ab, die in pseudolinken Organisationen den Ton angeben.

Die ersten Jahre von Wijes politischem Leben waren gekennzeichnet durch den historischen Verrat der LSSP, die 1964 einem schlagkräftigen Aufstand der Arbeiterklasse in den Rücken fiel und sich der kapitalistischen Regierung der singhalesisch-chauvinistischen SLFP anschloss. Wije gehörte zu den jungen Trotzkisten, die diesem Verrat entgegentraten und 1968 die RCL als sri-lankische Sektion des IKVI gründeten.

Den internationalistischen und sozialistischen Grundsätzen, die Wije damals vertrat, blieb er sein Leben lang treu. Persönlich lernten wir Wije zu der Zeit kennen, als es zur Spaltung mit der britischen Workers Revolutionary Party (WRP) kam. Die WRP hatte jahrelang versucht, die sri-lankische Sektion zu zerstören, weil sie ihren prinzipienlosen Bündnissen mit bürgerlichen Nationalisten im Weg stand. Doch es gelang der WRP nicht. Im Kampf gegen die Renegaten der WRP spielte die RCL, damals angeführt von Genosse Keerthi Balasuriya, gemeinsam mit der amerikanischen Workers League (WL) eine entscheidende Rolle.

Als Genosse Keerthi 1987 im Alter von 39 Jahren unerwartet verstarb, übernahm Genosse Wije die Verantwortung für die sri-lankische Sektion. Seither hatten wir bei zahlreichen Treffen des IKVI, von denen viele in Deutschland stattfanden, die Gelegenheit, eng mit ihm zusammenzuarbeiten.

Im Jahr 1988 nahm Wije an einem zweiwöchigen Sommerlager der deutschen Sektion teil, wo er über die Theorie der permanenten Revolution und die Lehren aus Sri Lanka sprach. Für die Teilnehmer des Sommerlagers war dies ein unvergessliches Erlebnis. Wije besaß nicht nur die Fähigkeit, die historischen und politischen Erfahrungen hervorragend zu erläutern, sondern verkörperte sie auch in seiner führenden Rolle in der sri-lankischen Sektion.

Wije hatte außerdem einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung der im Exil lebenden Genossen aus Sri Lanka, die mit dem tamilischen Nationalismus gebrochen und sich dem IKVI angeschlossen hatten.

Auf der Internationalen Arbeiterkonferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus, die 1991 in Berlin stattfand, hielt Wije eine Rede, und verbrachte anschließend mehrere Tage damit, mit tamilischen Genossen in Deutschland und Frankreich zu diskutieren. In den darauffolgenden Jahren reiste er regelmäßig nach Sitzungen des IKVI für Gespräche nach Stuttgart, Essen und Paris.

Bei seinem letzten Besuch in Europa 2007 sprach Wije in Paris bei einer öffentlichen Gedenkveranstaltung für Genosse Senthil Ravee, der bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. Er nahm die Biografie Senthils, der unter Teeplantagenarbeitern aufgewachsen war, als Ausgangspunkt, um vor mehr als hundert Teilnehmern über die Lehren der Geschichte Sri Lankas, die Folgen des Verrats der LSSP sowie über die Notwendigkeit zu sprechen, für die Einheit der Arbeiterklasse und sozialistischen Internationalismus zu kämpfen.

Der Tod von Wije ist ein großer Verlust. Er wird uns als Genosse und politischer Anführer fehlen. Doch sein Leben, seine Schriften und Reden sowie die Sektion in Sri Lanka, die er 35 Jahre lang anführte, sind eine Quelle und Inspiration für die junge Arbeitergeneration auf der ganzen Welt, die mit der hoffnungslosen Krise des Kapitalismus konfrontiert ist und in erbitterte Klassenkämpfe getrieben wird.

Besonders in Sri Lanka wird die Bedeutung von Wijes Leben und Werk ersichtlich. Die SEP kämpft für einen demokratischen und sozialistischen Kongress der Arbeiter und ländlichen Massen. Nur ein solcher Kongress stellt eine Antwort auf die Vorbereitungen der herrschenden Klasse auf eine Diktatur dar, die den verarmten Massen ein brutales Spardiktat des IWF auferlegen will.

Im Namen der Sozialistischen Gleichheitspartei

Ulrich Rippert und Peter Schwarz

Von der Socialist Equality Party (Australien):

Liebe Genossen,

im Namen der Socialist Equality Party in Australien möchten wir allen Genossen der sri-lankischen Sektion unser tiefstes Beileid zum Tod von Genosse Wije Dias aussprechen.

Sein lebenslanger Kampf für den Aufbau der Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in Sri Lanka wird als Beitrag fortbestehen, um auf der Insel und international die Krise der Führung der Arbeiterklasse zu lösen.

Wije gehörte zu der bemerkenswerten Gruppe junger Menschen, angeleitet von Keerthi Balasuriya, die 1968 gemeinsam mit Wilfred „Spike“ Pereira die Revolutionary Communist League (RCL) als sri-lankische Sektion des IKVI gründeten. Unter Leitung des IKVI zogen sie die wichtige politische Lehre, dass der Verrat der Lanka Sama Samaja Partei, die 1964 in die bürgerliche Regierung unter der Premierministerin Sirima Bandaranaike eintrat, die Folge des pablistischen Opportunismus war.

Der Pablismus leugnete sowohl die revolutionäre Rolle der Arbeiterklasse, als auch die Notwendigkeit, die Vierte Internationale gegen all jene aufzubauen, die sich dem Stalinismus, dem bürgerlichen Nationalismus und der Suche nach „anderen Kräften“ anpassen wollten.

Indem sie sich dem Verrat der LSSP widersetzte, schuf die RCL die politische Grundlage für die SEP und das IKVI, um in den revolutionären Kämpfen, die Sri Lanka in den letzten Monaten beherrschten, einen unabhängigen, sozialistischen Weg für die Arbeiterklasse aufzuzeigen.

Nach dem frühen Tod von Genosse Keerthi Balasuriya im Jahr 1987, übernahm Wije das Amt des Generalsekretärs. Also solcher kämpfte Genosse Wije 34 Jahre lang für eine prinzipienfeste, internationalistische und revolutionäre Perspektive gegen alle Formen des Nationalismus und Kommunalismus. Er führte die Partei während des 30 Jahre andauernden Bürgerkriegs, der 1983 ausgebrochen war, nachdem die LSSP den sozialistischen Internationalismus offenkundig aufgegeben hatte.

Das politische Vermächtnis Wijes ist profund. Die Analysen und politischen Initiativen der SEP sind geprägt von seinem großen Interesse für Geschichte, seinem tiefen Verständnis für die politischen Kräfte in Sri Lanka und dem indischen Subkontinent sowie von seinem umfassenden Wissen über die strategischen Erfahrungen der internationalen Arbeiterklasse.

Wije spielte bei der Entwicklung der engen Zusammenarbeit der sri-lankischen und der australischen Sektion des IKVI nach der Spaltung mit der opportunistischen Führung der britischen WRP 1985/86 eine zentrale Rolle. Er reiste bei vielen Gelegenheiten nach Australien. Wije war ein bescheidener und zurückhaltender Genosse, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einem ansteckenden Lachen, hinter dem sich sein eiserner und entschlossener Einsatz für die Prinzipien und das Programm der trotzkistischen Bewegung verbarg. Er war ein sehr kultivierter Mann, der das Leben in all seinen Facetten liebte. Dies alles prägte die enge Beziehung in der Arbeit mit ihm und auf persönlicher Ebene, die er zu den Genossen der australischen Sektion entwickelte. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.

Alle Genossen in Sri Lanka sowie das gesamte IKVI werden seinen Verlust verspüren, doch seine immense politische Arbeit wird in den jungen Kadern und führenden Genossen weiterleben, die er ausgebildet und erzogen hat.

Mit wärmsten brüderlichen Grüßen

Cheryl Crisp

Nationale Sekretärin der SEP (Australien)

Von der Parti de légalité socialiste (Frankreich):

Liebe Genossen und Freunde,

die Parti de légalité socialiste spricht allen Mitgliedern der Socialist Equality Party in Sri Lanka ihr tiefempfundenes Beileid zum Tod von Genosse Wije Dias aus. Er war ein herausragender Trotzkist, ein liebevoller Vater, Familienmensch und ein Vorbild für die Arbeiter Sri Lankas.

Auch für die internationale Arbeiterklasse spielte Genosse Wije eine entscheidende Rolle. Er trug in Frankreich und weltweit dazu bei, neue Generationen von Arbeitern und Jugendlichen für den Trotzkismus zu gewinnen. Sein Tod wird nicht nur in Sri Lanka, sondern auch in Europa und überall auf der Welt als großer Verlust empfunden.

Gemeinsam mit seinen Genossen stellte sich Wije der pablistischen Entartung der Lanka Sama Samaja Partei entgegen, die 1964 in eine kapitalistische Regierung eintrat und den „großen Verrat“ an der Arbeiterklasse beging. Dieser prinzipienfeste Kampf, angeführt von dem 1988 verstorbenen Genossen Keerthi Balasuriya, war für die Arbeiterklasse die Alternative zum Kollaps des sri-lankischen Kapitalismus, der zu einem kommunalistischen Bruderkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen führte.

Die französischen Genossen arbeiteten 1988, nach dem viel zu frühen Tod von Genosse Keerthi, erstmals eng mit Wije zusammen. Wir waren tamilische Flüchtlinge, die vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka geflohen waren und in Europa politisches Asyl suchten.

Unsere Unterstützung für das Internationale Komitee der Vierten Internationale betrachtete Genosse Wije als großen Sieg für den Trotzkismus. Mehrmals besuchte er Europa und diskutierte unzählige Stunden mit uns und unseren Unterstützern, während wir mit dem tamilischen Nationalismus brachen. Immer wieder erläuterte er geduldig die zentralen politischen Fragen im Kampf gegen den Stalinismus, den bürgerlichen Nationalismus und den Pablismus.

Von besonderer Bedeutung war die Erklärung vom November 1987, die das IKVI und die sri-lankische Sektion gegen das Indo-Lanka-Abkommen erarbeitet hatten. Wije erläuterte den Klassencharakter des „bewaffneten Kampfes“ von Bewegungen wie der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) oder der Tamilischen Befreiungstiger (LTTE). Wie er erklärte, ist es für die Bourgeoisie in unterdrückten und rückständigen Ländern charakteristisch, dass sie nicht in der Lage ist, die Bevölkerung für die Befreiung von imperialistischer Unterdrückung zu mobilisieren.

Nur das IKVI konnte erklären, warum die von der LTTE geförderte Invasion Indiens in Sri Lanka für tamilische Arbeiter und Landarbeiter in einer Katastrophe endete, und die indische Armee Arbeiter massakrierte und ausplünderte. Es war das Ergebnis, so das IKVI, des gemeinsamen Widerstands der bürgerlichen Regierungen, der nationalistischen Bewegungen und der stalinistischen Parteien in der Region gegen eine einheitliche revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse.

Genosse Wije ließ sich von den zwischenzeitlichen militärischen Erfolgen der LTTE gegen die indische Armee im Norden Sri Lankas nicht beeinflussen. Wir müssen uns seine Worte von damals in Erinnerung rufen:

„Es ist richtig, dass die LTTE einen vorübergehenden Sieg vermelden kann, aber es wäre ein großer Fehler zu glauben, dass dieser Sieg auf ihrer Feuerkraft beruht und dass soziale und demokratische Probleme nur mit Waffen gelöst werden können. Die Wahrheit ist, dass die indische Bourgeoisie, die Stalinisten und die indisch-tamilischen Nationalisten die indische Armee als Verteidiger des tamilischen Volkes propagiert haben. Innerhalb nur weniger Wochen wurde diese Propaganda widerlegt, als die indische Armee in den Norden und Osten einmarschierte. Sie wird von der tamilischen Bevölkerung Sri Lankas als Besatzungsarmee betrachtet. Die LTTE nutzte vorübergehend den weit verbreiteten Unmut der Bevölkerung gegen die indische Armee. Das war der Grund für ihren Erfolg. Doch die LTTE hat nie versucht, die singhalesischen und indischen Arbeiter gemeinsam mit den unterdrückten Massen gegen die Verschwörung der indischen und sri-lankischen Machthaber zu mobilisieren. Das ist für sie nicht möglich. Denn mit ihrem Programm soll auch dieses ausbeuterische System geschützt werden…“

Nach dem Verrat der internationalen Arbeiterklasse durch den Stalinismus, der 1991 die Auflösung der Sowjetunion zur Folge hatte, betonte Genosse Wije, dass wir uns an die europäische Arbeiterklasse wenden und unsere Partei als Partei der Arbeiterklasse aufbauen müssen.

Wije sagte uns: „Der Kampf zur Überwindung ungelöster demokratischer Fragen in ehemaligen Kolonialländern und der Kampf für demokratische Rechte, die in kapitalistischen Ländern angegriffen werden, sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Oft diskutierte Wije mit uns über Leo Trotzkis Werk „Wohin geht Frankreich?“. Sein Kampf gegen die von der pablistischen LSSP gegründeten United Left Front vermittelte ihm einen tiefen Einblick in die Politik der französischen Volksfront. Dieses Bündnis, bestehend aus bürgerlichen Radikalen, Sozialdemokraten und der stalinistischen Kommunistischen Partei, verriet den französischen Generalstreik, der sich von Mai bis Juni 1936 ereignete. Arbeiter wurden entwaffnet und dies ebnete den Weg für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Europa und die Nazi-Besetzung Frankreichs.

Genosse Wije betonte unermüdlich, dass der Einfluss der Gewerkschaftsbürokratien sowie der stalinistischen und pablistischen Parteien auf die Arbeiterklasse notwendigerweise gebrochen werden muss. Er bat darum, „Wohin geht Frankreich?“ ins Tamilische zu übersetzen und auf der World Socialist Web Site zu veröffentlichen.

In Gedenken an Genosse Wije wird die PES „Wohin geht Frankreich?“ übersetzen und auf der WSWS publizieren.

Genosse Wije nahm 2016 erneut eine führende Rolle ein, als die SEP Sri Lanka eng mit den Genossen in Frankreich zusammenarbeitete, um die PES zu gründen. Der damals stellvertretende Generalsekretär der SEP, Deepal Jayasekera, reiste nach Frankreich, um einen Vortrag über die Gründung der sri-lankischen Sektion im Jahr 1968 zu halten. In diesen entscheidenden Wochen des Jahres 2016 stand Genosse Wije in engem Kontakt mit Genosse Jayasekera und mit uns.

Die revolutionäre Perspektive, der Genosse Wije sein Leben widmete, bestätigte sich in diesem Jahr, als die Arbeiterklasse gegen das kapitalistische Regime Sri Lankas sowie dessen reaktionäre Exekutivpräsidentschaft und den Einheitsstaat mobilisierte. Das Regime von Rajapaksa wurde nicht durch eine nationalistische, bewaffnete Bewegung gestürzt, sondern durch eine aufständische Bewegung von Arbeitern und Jugendlichen. Sie ist Teil einer wachsenden, internationalen Bewegung der Arbeiterklasse gegen den imperialistischen Krieg, die Corona-Pandemie und die steigenden Preise, die die Bevölkerung verarmen lassen.

Das politische Vermächtnis von Genosse Wije und seine immensen Leistungen werden in der Erinnerung seiner Genossen auf der ganzen Welt und in ihrem Kampf für eine revolutionäre trotzkistische Führung in der Arbeiterklasse weiterleben.

V. Gnana, stellvertretender nationaler Sekretär der Parti de l'égalité socialiste

A. Lantier, nationaler Sekretär der Parti de l'égalité socialiste

Von der Socialist Equality Party (Kanada):

Im Namen der Socialist Equality Party in Kanada möchte ich mich den vielen Menschen in Sri Lanka und auf der ganzen Welt anschließen, die heute unserem verstorbenen Genossen Wije Dias die letzte Ehre erweisen. Seiner Familie und dem Kader der SEP Sri Lanka möchte ich mein Beileid aussprechen – all jene, mit denen Wije mehr als ein halbes Jahrhundert lang im Kampf für die Befreiung der Arbeiterklasse eng zusammengearbeitet hat.

Genosse Wije war die Personifikation politischer Prinzipien, allen voran im Kampf für den sozialistischen Internationalismus und die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse. In der Erklärung des IKVI zum Tod von Genosse Wije, schreiben wir: „Seine Unbeugsamkeit bei der Verteidigung marxistischer und trotzkistischer Prinzipien rührte daher, dass er erlebt hatte, welche katastrophalen Folgen – politische Desorientierung, Reaktion und tragischer Verlust von Menschenleben – sich aus deren Aufgabe und Verrat ergeben.“

Ich betrachte es als Privileg, Genossen Wije kennengelernt und mit ihm zusammengearbeitet zu haben. Er hatte viele bemerkenswerte Eigenschaften: einen leidenschaftlichen Hass gegenüber allen Formen der Unterdrückung, große intellektuelle Neugier, einen bissigen Sinn für Humor, mit der er die politischen Handlanger der herrschenden Klasse zurechtstutzte, Güte, Mut und Entschlossenheit. Diese Eigenschaften trugen dazu bei, sich einer revolutionären Politik zuzuwenden, die er trotz großer Schwierigkeiten niemals aufgab. Wije, Keerthi Balasuriya und alle weiteren, die die Gründung der sri-lankischen Sektion des IKVI im Jahr 1968 anführten, waren geprägt durch den „großen Verrat“ der LSSP und später durch die britischen Renegaten der WRP, die die Theorie der permanenten Revolution aufgaben, zuvor jedoch eine entscheiden Rolle spielten, um Wije, Keerthi Balasuriya and die anderen Gründungsmitglieder der sri-lankischen Sektion des IKVI über die Gründe, die Bedeutung und die Implikationen des „Großen Verrats“ aufzuklären.

Wijes Persönlichkeit und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten wurden geprägt durch das sozialistische internationalistische Programm, für das er kämpfte, und dessen organisatorischen Ausdruck in Form des IKVI und können letztlich nur in diesem Kontext verstanden werden.

Wije war völlig zu Recht für seine rednerischen Fähigkeiten bekannt. Er sprach mit Leidenschaft und Autorität. Seine Herangehensweise und sein Stil hingegen standen dem eines Demagogen, von denen es in Südasien viele gibt, diametral entgegen. Ob er vor Plantagenarbeitern oder bei Beratungen innerhalb der Partei sprach – es war stets sein Anliegen, seine Zuhörer zum Denken anzuregen. Seine Reden waren geprägt von seinem umfassenden Wissen über die Geschichte der sozialistischen Weltbewegung, westliche Literatur sowie die Geschichte, Politik und Kultur Südasiens.

Ich bin immer noch darüber erschüttert, Worte wie „war“ oder „waren“ zu verwenden, wenn ich von Wije spreche. Bis zu seinem Tod war er eine entscheidende Kraft in der Arbeit unserer Weltbewegung. Wir werden ihn als revolutionären Führer, Genossen und Freund schmerzlich vermissen.

Doch Wijes Vermächtnis lebt in den Genossen und der SEP Sri Lanka weiter, der er sein Leben gewidmet hat. Tatsächlich sind genau die Prinzipien, für die Genosse Wije gekämpft hat, und die Kader, die er geholfen hat aufzubauen und auszubilden, jetzt von entscheidender Bedeutung. Nur durch sie kann dem Massenaufstand der Arbeiterklasse und der unterdrückten Massen, der jetzt die Insel erschüttert, eine revolutionäre Richtung gegeben und die SEP und das IKVI als Weltpartei der sozialistischen Revolution augebaut werden.

Keith Jones, Nationaler Sekretär der SEP (Kanada)

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