Ford-Spanien kündigt Werksschließung und weitere Angriffe auf Autoarbeiter in Valencia an

Letzte Woche gab Ford Spanien bekannt, dass das Unternehmen eine millionenschwere Rettungsaktion der spanischen Regierung ausschlagen werde. Begründet wurde dies mit den „veränderten Aussichten für Europa“. Dies kann nur bedeuten, dass Ford die Absicht hat, die Beschäftigten noch stärker anzugreifen und möglicherweise das Werk Almussafes in Valencia ganz zu schließen. Es wäre ein glatter Bruch der früheren Versprechen des Ford-Konzerns.

Es entlarvt gleichzeitig den Verrat der spanischen Gewerkschaften und der PSOE-Podemos-Regierung, die noch vor wenigen Wochen die Investitionszusagen von Ford als großen Sieg feierten. Im Juni kündigte Ford Pläne für die Produktion von Elektrofahrzeugen an, nachdem die Unión General de Trabajadores (UGT) historische Lohnkürzungen für die Arbeiter durchgesetzt hatte, um sicherzustellen, dass das Werk einen brudermörderischen Bieterwettstreit gegen das Ford-Werk in Saarlouis (Deutschland) „gewinnt“.

Am 24. August hat Ford nun mitgeteilt, dass es seinen Antrag auf Zuteilung von Rettungsgeldern aus einem Fonds der Europäischen Union (EU) zurückgezogen habe. Dieser Fonds umfasst 140 Milliarden Euro an Hilfsgeldern für Unternehmen und Banken. Die Regierung hat diesen Fonds letztes Jahr mit Zustimmung der neofaschistischen Vox-Partei genehmigt, und Podemos und die Gewerkschaften kontrollieren ihn. Für dieses Rettungspaket, das die offiziellen Behauptungen entlarvt, es sei kein Geld für den Kampf gegen Covid-19 vorhanden, zahlen letztlich die Arbeiter in Form von Rentenkürzungen und Stellenabbau.

Die Automobilhersteller in Spanien sollten aus diesem Paket 700 Millionen Euro erhalten. Ford hatte im Mai daraus Mittel beantragt, um mit der Umstellung auf Elektroautos ab Juni 2025 zu beginnen, und im Juli wurden dem Unternehmen 106 Millionen Euro (105,2 Millionen Dollar) zugesagt.

Diese Gelder setzen brutale Angriffe auf Arbeitsplätze und Löhne voraus. SEAT, das zu Volkswagen gehört, hat 167 Millionen Euro erhalten und arbeitet mit den Gewerkschaften zusammen, um 2.100 der 15.000 Arbeitsplätze in Spanien zu streichen. Mercedes erhält 159 Millionen Euro; dort hat im letzten Monat die Gewerkschaft de facto Lohnkürzungen durchgesetzt, indem sie Lohnerhöhungen von 2,25 Prozent für die Zeit von 2023 bis 2026 akzeptierte, was weit unter der Inflationsrate von 10 Prozent liegt.

D-Hub, ein Konsortium aus Technologieunternehmen und großen spanischen Firmen des Aktienindex Ibex 35, erhält 105 Millionen Euro, um Nissan in Barcelona zu „re-industrialisieren“. Im August 2020 hatten die Gewerkschaften der Schließung der drei Nissan-Werke in Barcelona zugestimmt, wodurch mehr als 2.500 Arbeitsplätze in diesen Werken und weitere 20.000 indirekte Arbeitsplätze verloren gingen.

Der Rückzug von Ford aus den EU-Fonds ist bedeutsam. Das Unternehmen behauptet, dass eine Akzeptanz der Finanzierung den zwingenden Produktionsbeginn von E-Fahrzeugen bis 2026 bedeutet hätte. Unter Berufung auf „geänderte Aussichten für Europa“ behauptet Ford, dass es diesen Zeitplan nicht einhalten könne und seine Investitionspläne für die Produktion von E-Fahrzeugen daher auf das Jahr 2030 verschiebe. Das Projekt bestehe aber nach wie vor.

Solche Aussagen können nicht für bare Münze genommen werden. Die Rettungsgelder sollten dem Werk in Almussafes helfen, seine Anlagen an die Produktion von Elektrofahrzeugen anzupassen. Die Tatsache, dass Ford diese kostenlosen Gelder für Investitionen bis 2026 ablehnt, wenn die Produktion des Mustang Mach-E vermeintlich anlaufen sollte, deutet darauf hin, dass eine reale Option die Schließung des Werks sein könnte.

Ford behauptet, dass es mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten werde, um andere potenzielle öffentliche Fördermittel für die Umstellung bis 2030 auf eine vollelektrische Fahrzeugflotte zu finden. Dies wirft die Frage auf, was vorher, in der Zeit bis 2030, geschehen soll. Im März teilte Ford seine Aktivitäten in zwei getrennte Geschäftsbereiche auf, Ford Blue und Ford Mobil E: Der erste konzentriert sich auf Verbrennungsmotoren, der andere auf Elektrofahrzeuge.

Almussafes wird ein Ford Blue-Werk für Verbrennungsmotoren sein, nicht für Mobil E. Bald wird es nur noch ein einziges Auto mit Verbrennungsmotor in der Produktion geben. In ganz Europa wird Ford Blue heruntergefahren. Die Begründung für den Verzicht auf die schon zugesagten Gelder, dass sich „die Situation in Europa geändert“ habe, wirft nun die Frage auf: Worin besteht die Änderung? Alles deutet darauf hin, dass neben der Schließung von Saarlouis auch in Valencia neue, massive Angriffe auf die Arbeiter bevorstehen.

Bis 2026 werden Arbeitsplatzverluste und weitere Lohnkürzungen erwartet. Laut Economia Digital  waren mit der neuen Elektroumstellung 3.000 Arbeitsplätze gefährdet, noch ehe Ford bekanntgab, dass er in den Jahren 2025–2026 noch gar keine Elektroautos produzieren werde. Berichten zufolge werden der Mondeo und der Transporter Transit Connect ab nächsten Monat nicht mehr für den US-Markt gebaut. Beide machen rund 20 Prozent der Produktion des Werks aus. Darüber hinaus soll zwischen Ende 2023 und 2024 die Produktion des S-Max, Galaxy und Transit Connect für den europäischen Markt eingestellt werden. Diese drei Modelle machen weitere 20 Prozent der Produktion aus.

Im Juni warnte Ford vor einem „erheblichen“ weltweiten Stellenabbau. Im Juli berichtete Bloomberg, dass das Unternehmen in diesem Jahr bis zu 8.000 Entlassungen plane, von denen vor allem Angestellte und Arbeitsplätze im Bereich Verbrennungsmotoren betroffen sind. Letzte Woche folgte nun die Ankündigung, dass Ford ab dem 1. September 3.000 Beschäftigte in den USA, Kanada und Indien entlassen werde.

Wie die World Socialist Web Site warnte, sind diese Angriffe ein Vorspiel für einen umfassenderen Angriff auf die Arbeitsplätze. Im Kampf um die Vorherrschaft auf den Märkten für Elektroautos und andere neue Technologien bauen die globalen Autogiganten ihre Betriebe völlig um, senken die Kosten und setzen die Arbeiter noch mehr unter Druck, um die die Profite zu steigern.

Dies ist Bestandteil einer breiteren, internationalen Ausweitung des Klassenkampfs. Die herrschende Klasse, die sich belagert fühlt, heizt die Inflation an, um den wachsenden Protesten und Streiks der Arbeiter entgegenzuwirken.

Die Arbeiter in Valencia brauchen eine neue Strategie, um Arbeitsplätze und Löhne zu verteidigen. Sie können sich nicht auf die PSOE-Podemos-Regierung oder die Gewerkschaften verlassen, die versuchen, die Ankündigung von Ford herunterzuspielen.

Das Wirtschaftsministerium der PSOE-Podemos-Regierung gab an: „Der Rückzug ist ausschließlich auf eine Unternehmensentscheidung zurückzuführen, die den Zeitplan und den Umfang der in Spanien zu tätigenden Investitionen neu definieren wird, wobei der Schwerpunkt auf einer neuen Elektrofahrzeugplattform und dem damit verbundenen neuen Geschäftsmodell liegt.“ Betont wurde gleichzeitig, dass dieser Rückzug die Entscheidung von Ford, in Valencia zu investieren, nicht in Frage stelle.

Die Unión General de Trabajadores (UGT), die größte Gewerkschaft im Betriebsrat von Almussafes, rief zur „Ruhe“ im Werk auf. Sie erklärte, die Investitionen stünden „nicht in Frage“ und würden „Tausende von Arbeitsplätzen unter sehr guten Bedingungen“ erhalten. Sie fügte hinzu: „Wirklich entscheidend und grundlegend für die Vergabe des neuen Elektrik-Programms von Ford war, dass wir Arbeiter ein Abkommen mit der Geschäftsleitung erreichten, um ein stabiles Arbeitsumfeld zu gewährleisten ...“

Die UGT hatte die Arbeiter aufgefordert, mit der Unternehmensleitung und der PSOE-Podemos-Regierung zusammenzuarbeiten und ihre Löhne und Arbeitsbedingungen für die Gewinne von Ford zu opfern, um „ihr Werk zu retten“. Sie hatte sie gegen ihre Kolleginnen und Kollegen in Saarlouis ausgespielt. Diese Lügen sind nun ein Scherbenhaufen. Die Strategie der UGT führt in die Niederlage.

Im April unterzeichneten die UGT und Ford-Spanien einen Tarifvertrag, der den härtesten Angriff auf die Beschäftigten in der 46-jährigen Geschichte des Werks in Valencia darstellt. Der zwischen den Gewerkschaften und der Unternehmensleitung ausgehandelte Vertrag sieht einen vierjährigen Lohnstopp und drastische Kürzungen der Reallöhne aufgrund der Inflation vor. Bei einem aktuellen Verbraucherpreisindex (VPI) von 9,8 Prozent würde dies bis 2026 Reallohnkürzungen von 20 Prozent oder mehr bedeuten.

Die UGT ist sich des wachsenden Unmuts bewusst. Deshalb weigerte sie sich, in einer Urabstimmung über die Vereinbarung entscheiden zu lassen, obwohl 97 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter UGT-Mitglied sind. Stattdessen beschränkte sie sich auf eine Scheinabstimmung im Februar. Der Text lag gar nicht vor, und die Arbeiter mussten über eine Gewerkschafts-App abstimmen. So war es unmöglich, die Stimmen auszuzählen.

Um dem Widerstand gegen die Scheinabstimmung zuvorzukommen, griff die UGT gleichzeitig die WSWS an. Die UGT war sich bewusst, dass sich der größte Widerstand gegen ihre Vereinbarung unter Arbeitern aufbaute. Sie griff in einem YouTube-Video die WSWS an und bezeichnete deren Artikel als Fake News. Nun stellt sich heraus, dass der größte Produzent von Fake News im Werk die UGT selbst ist.

Die World Socialist Web Site ruft die Arbeiterinnen und Arbeiter in Valencia dazu auf, sich mit dem Aktionskomitee in Saarlouis in Verbindung zu setzen und die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) aufzubauen, um den Kampf gegen Ford zu organisieren und die Arbeiter in einer wachsenden Zahl von Branchen zu verbinden. Aktionskomitees, die demokratisch von den Arbeitern kontrolliert werden, sind der einzige Weg, um den Kampf gegen den Arbeitsplatzabbau zu organisieren.

Um die WSWS über den Kampf gegen Ford zu informieren und am Aufbau des Ford-Aktionskomitees teilzunehmen, sendet eine WhatsApp-Nachricht an +491633378340.

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