Chinesische Nationale Gesundheitskommission: 60.000 Tote seit der Aufgabe von Zero Covid

Wie die Nationale Gesundheitskommission – die oberste Gesundheitsbehörde in China – am Samstag bekanntgab, sind zwischen dem 8. Dezember 2022, an dem die chinesischen Behörden die vollständige Beseitigung aller Überreste der bisherigen Zero-Covid-Politik angekündigt hatten, und dem 12. Januar insgesamt 59.938 Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Präsident Xi Jinping und die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) standen unter intensivem internationalen Druck, das wahre Ausmaß der Gesundheitskrise zu enthüllen. Zuvor hatten sie praktisch alle Mitigationsmaßnahmen gegen das Coronavirus aufgehoben und zugelassen, dass ein Tsunami von hunderten Millionen Infektionen über das Land hereinbrach.

Noch am 12. Januar hatten die Gesundheitsbehörden behauptet, an Covid-19 seien nur 37 Menschen gestorben. Angesichts der Erfahrungen mit der Pandemie in den letzten drei Jahren ist diese Angabe völlig abwegig und ungeheuerlich.

Mehrere Modellrechnungen verschiedener Forschungsinstitute schätzten, dass die erste Welle von Corona-Infektionen in China über zwei Millionen Tote fordern könnte. Selbst Ökonomen der Barclays Bank haben für die Omikron-Welle eine Sterblichkeitsrate von 0,4 Prozent unter Ungeimpften und 0,02 Prozent unter vollständig geimpften prognostiziert.

In Nature Medicine erschien letzte Woche eine Studie, laut der in der letzten Dezemberwoche etwa 76 Prozent der 22 Millionen Einwohner Pekings infiziert waren und diese Zahl bis Ende Januar auf 92 Prozent ansteigen würde.

Die Zahlen der NGK sollen offensichtlich jede echte Einschätzung der Krise in China unterdrücken. Auf vielen Bildern und Videos aus Krematorien ist zu sehen, dass diese vollständig ausgelastet sind. Das deutet auf einen deutlichen Anstieg der Zahl an Menschen hin, die ihre toten Familienmitglieder in würdiger Weise bestatten wollen. Letzte Woche veröffentlichte die Washington Post einen Bericht, der anhand von Satellitenbildern zeigte, dass die Zahl der Besucher in Krematorien in den Ballungsgebieten Rekordstände erreicht hat.

Die technische Leiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Covid-19, Dr. Maria van Kerkhove, äußerte sich letzten Mittwoch auf einer Pressekonferenz über den Ausbruch in China: „Es gibt einige sehr wichtige Lücken, und wir arbeiten mit China daran, sie zu füllen. In erster Linie geht es darum, ein wirklich tieferes Verständnis der Übertragungsdynamik von Covid-19 im Land zu erlangen.“

Am Samstag, vor der Veröffentlichung der Zahlen zu den Covid-19-Todesfällen durch die NGK, sprach WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus mit dem Leiter des NGK, Ma Xiaowei, über die derzeitigen Covid-19-Präventions- und Kontrollmaßnahmen des Landes.

Die am Samstag vorgestellten Zahlen bekräftigen nur, dass die KPCh statistische Taschenspielertricks mit den Zahlen betreibt, um die WHO und die internationalen Medien zu beschwichtigen. Allerdings orientieren sie sich dabei an allen anderen Ländern, die die Corona-Test- und Verfolgungsmaßnahmen abgebaut und zugelassen haben, dass sich die Pandemie unerkannt vom öffentlichen Gesundheitssystem ausbreiten kann.

In einem Artikel in der KPCh-nahen Global Times hieß es: „China hat darauf beharrt, die Todesfälle von Patienten mit positivem Nukleinsäuretest als Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 einzustufen, was den internationalen Standards und denen der WHO entspricht.“ Dies sollte eine Zurechtweisung der Heuchelei der zahlreichen kritischen Äußerungen westlicher Medien und Regierungen gegenüber Chinas Reaktion auf Covid-19 sein, die gleichzeitig ähnliche Maßnahmen getroffen und ihre Bevölkerungen gezwungen haben, Masseninfektionen und Massensterben zu akzeptieren.

Um die offiziellen Zahlen niedrig zu halten, haben die chinesischen Gesundheitsbehörden eine konservative Definition von Covid-19-Todesfällen beibehalten, die ein vom Virus verursachtes Lungenversagen beinhalten müssen. Damit wird eine beträchtliche Zahl von Opfern ausgeschlossen, die zu Hause oder an anderen Ursachen gestorben sind, die nicht direkt auf Lungenversagen zurückzuführen sind, aber eine Nebenwirkung der Infektion waren.

Jiao Yahui, ein Vertreter der NGK, erklärte gegenüber der Global Times, 90,1 Prozent der fast 60.000 Todesopfer seien älter als 65 Jahre gewesen, 56,5 Prozent älter als 80, und eine deutliche Mehrheit wäre zum Zeitpunkt des Todes bereits vorerkrankt gewesen. Allerdings, fügte Jiao hinzu, seien nur 5.503 davon an Lungenversagen, verursacht durch Sars-CoV-2, gestorben. Die anderen 54.435 seien lediglich mit Covid-19 und nicht an Covid-19 gestorben; was der Definition der US-Seuchenschutzbehörde CDC entspreche. Mit anderen Worten, die Zahl der bestätigten Todesfälle durch Covid-19 in China habe sich nur verdoppelt.

Die New York Times schrieb in ihrem Artikel über die neuen Daten der NGK: „Die fehlende Transparenz hat mehrere Länder, darunter Japan und Südkorea, zu Reisebeschränkungen für chinesische Besucher veranlasst, nachdem China letzten Sonntag seine Grenzen wieder geöffnet hat. Experten warnten außerdem, eine Verharmlosung der Schwere des Ausbruchs könnte die Menschen in China dazu verleiten, weniger Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.“

Der moralisierende Ton der bürgerlichen Presse ist heuchlerisch und zynisch. Japan verzeichnet derzeit die bisher höchste Sterblichkeitsrate durch Covid-19. In den USA ist die Zahl der Todesfälle auf fast 4.000 pro Woche und durchschnittlich etwa 550 pro Tag angestiegen, da sich die hochgradig infektiöse und immunresistente Variante XBB.1.5 im ganzen Land ausbreitet.

Die Washington Post-Kolumnistin Leana Wen, eine der berüchtigtsten Verharmloser der Pandemie, schrieb in Reaktion auf die wachsende Zahl von täglichen Todesfällen durch Covid-19 in den USA eine Kolumne, in der sie fälschlich behauptete, die USA würden zu hohe Zahlen bei Todesfällen und Krankenhauseinweisungen angeben: „Laut [der CDC] verzeichnen die USA etwa 400 Todesfälle durch Covid-19 pro Tag. Bei dieser Rate wären es fast 150.000 Todesfälle pro Jahr. Aber sterben diese Amerikaner an oder mit Covid-19?“

Seit Omikron die Pandemie dominiert, ist die Übersterblichkeit nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, Australien und anderen Regionen, die ihre Sterblichkeitsdaten verfolgen und dokumentieren, anhaltend hoch geblieben. Das geht teilweise direkt auf Covid-19 zurück, teilweise auf Komplikationen durch Covid-19-Infektionen, die beträchtliche Auswirkungen auf die diversen Organsysteme des Körpers haben. Zudem hatte die Pandemie katastrophale Auswirkungen auf alle sozialen Aspekte des Lebens. In den USA und vielen Ländern mit hohem Einkommen ist die Lebenserwartung aufgrund des Zusammenbrechens des Gesundheitswesens und der Gesundheitsinfrastruktur zurückgegangen.

Die Gegenüberstellung von „sterben an“ und „sterben mit“ Covid-19 war immer ein Argument der Rechten, das zuerst von Donald Trump in die Welt gesetzt und später zu Beginn der Omikron-Welle vom gesamten politischen und medialen Establishment übernommen wurde. Das geschah zusammen mit der permanent verbreiteten, aber falschen Behauptung, die Variante sei „mild“. Tatsächlich sind im Jahr 2022 offiziell mehr als 277.000 Amerikaner an Omikron gestorben. Der höchste Stand an Todesfällen war im Januar und Februar 2022 und wurde nur von der ersten Winterwelle von Dezember 2020 bis Januar 2021 übertroffen, als die ersten Impfstoffe verabreicht wurden.

Gregory Travis veröffentlichte am Wochenende einen Thread, der auf große Resonanz stieß und die politischen Anliegen hinter dieser Masche in die richtige Perspektive rückt. Es ist anzumerken, dass die gleiche Datenmanipulation, die jetzt in China zu sehen ist, zuerst in den USA erprobt wurde.

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Am nächsten Sonntag, den 22. Januar, beginnt offiziell das chinesische Neujahrsfest. Mit mehr als zwei Milliarden Reisen landesweit innerhalb von 40 Tagen wird laut offiziellen Vorhersagen die größte menschliche Reiseaktivität weltweit stattfinden. Chinesische Regierungsvertreter sprachen offen aus, was die Konsequenzen sein werden, wenn Covid-19 damit in ländliche Regionen getragen wird, in denen die Impfquoten viel niedriger und die Gesundheitssysteme viel weniger in der Lage sind, mit großen Mengen von Patienten fertigzuwerden.

In einem Post der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat aus einer Kleinstadt in der zentralen Provinz Henan heißt es: „Angesichts eines Virus wie Omikron sollten alle Menschen gleich sein, aber wenn es nach dem Virus geht, sind städtische und ländliche Gebiete nicht gleich. Nicht nur sind Ressourcen und Möglichkeiten ungleich verteilt, sondern es gibt auch eine große Kluft im Verständnis, wie man Fragen der öffentlichen Gesundheit handhabt.“

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