Nach und nach dringen Berichte in den amerikanischen Medien durch, die die wahren Folgen des Kriegs zwischen den USA und der Nato gegen Russland für die ukrainischen Soldaten beschreiben, von denen viele zwangsrekrutiert wurden.
Am Dienstag veröffentlichte das Wall Street Journal einen Artikel, in dem das massenhafte Ausmaß der Verletzungen unter den ukrainischen Soldaten beschrieben wird, das erschreckend ist.
Der Artikel erklärte, dass 50.000 oder mehr Ukrainer amputiert worden sind. Er beruft sich dabei auf Daten des deutschen Unternehmens Ottobock, des weltweit größten Herstellers von Prothesen. Wie in dem Artikel erläutert wird, würde dies bedeuten, dass die Zahl der Amputationen im Ukraine-Krieg mit der Zahl derer unter den Hauptkombattanten im Ersten Weltkrieg vergleichbar ist.
In dem Artikel heißt es: „67.000 Deutsche und 41.000 Briten mussten sich im Verlauf des Ersten Weltkriegs Amputationen unterziehen, als der Eingriff oft die einzige Möglichkeit war, den Tod zu verhindern.“
Die Zahl der ukrainischen Soldaten, die in diesem Krieg gefallen sind, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse des Konflikts. Die Zahl ist der ukrainischen und der amerikanischen Regierung bekannt, wird aber der Öffentlichkeit vorenthalten. Anhand der vom Wall Street Journal veröffentlichten Daten lassen sich jedoch einige Schlussfolgerungen ziehen.
Während des Ersten Weltkriegs starben 880.000 britische Soldaten, das sind 12,5 Prozent der eingesetzten Soldaten des Landes. Wenn die Amputationen unter den ukrainischen Soldaten die des Vereinigten Königreichs im Ersten Weltkrieg in den Schatten stellen – als diese Prozedur weitaus üblicher war als heute –, bedeutet dies, dass die Zahl der Todesopfer unter den Ukrainern in die Hunderttausende geht.
Der Artikel enthält eine weitere erschreckende Zahl. Das Journal berichtet, dass nach Schätzungen des ukrainischen Militärs, die einer Gruppe von US-Militärchirurgen mitgeteilt wurden, „zwischen 5 und 10 % aller eingesetzten Soldaten getötet wurden“ Weiter heißt es: „Im Vergleich dazu starben nur 1,3 % bis 2 % der US-Soldaten, die in den letzten Konflikten eingesetzt waren, im Kampf.“ Mit anderen Worten: die Sterblichkeitsrate der ukrainischen Soldaten ist bis zu fünfmal höher als die der amerikanischen Soldaten in den letzten Kriegen.
In diesem Kontext fordert das militärische und politische Establishment der USA ständig, dass die Ukraine ihre Offensive erneuert. In einem Artikel mit dem Titel „Ukrainian Troops Trained by the West Stumble in Battle“ (Vom Westen ausgebildete ukrainische Truppen stolpern in der Schlacht) erklärte die New York Times am Donnerstag in Form einer weiteren versteckten Schlagzeile einen wichtigen Motivationsfaktor für das Beharren der Vereinigten Staaten darauf, dass die Ukraine eine Welle von Angriffen nach der anderen auf gut verteidigte russische Stellungen durchführt.
Die Times schrieb: „Die Amerikaner forderten eine ,kombinierte Waffentaktik – synchronisierte Angriffe von Infanterie-, Panzer- und Artilleriekräften‘.“ Weiter heißt es: „Westliche Offizielle befürworteten diesen Ansatz als effizienter als die kostspielige Strategie, die russischen Streitkräfte durch Abnutzung zu zermürben, was die Munitionsvorräte der Ukraine zu erschöpfen droht.“
Mit anderen Worten: angesichts des Munitionsmangels haben US-Beamte zu wiederholten Angriffen auf russische Schützengräben aufgerufen, die Zehntausende von Opfern gefordert haben. Offensichtlich glauben die amerikanischen Generäle, dass ukrainische Leben entbehrlicher sind als Granaten.
Die Anpreisung der ukrainischen Gegenoffensive und der Offensive aus „kombinierten Waffen“ durch die US-Medien hat sich als nichts anderes als selbstbetrügerische Propaganda erwiesen. Wie aus jüngsten Berichten in den US-Medien hervorgeht, wussten die amerikanischen Militärs, dass es sich bei diesen vermeintlich ausgeklügelten Militäroperationen ohne Luftunterstützung lediglich um Frontalangriffe im Stil des Ersten Weltkriegs handeln würde, die dann auch ein Blutbad wie im Ersten Weltkrieg zur Folge haben würden.
Das völlige Scheitern der Gegenoffensive lässt sich an dem veränderten Tonfall der US-Medien ablesen: von triumphalen Erklärungen, dass sich das Blatt des Krieges bald wenden werde, zu verzweifelten Beteuerungen, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren sei.
Julian Borger gibt im Guardian zu: „Die Hoffnungen auf einen schnellen Durchbruch erwiesen sich angesichts der hartnäckigen Verteidigungsmaßnahmen als zu optimistisch.“ Er fährt fort: „Das erste Opfer der ukrainischen Gegenoffensive war das Wunschdenken. Die Hoffnung, dass die russischen Truppen ihre Schützengräben verlassen und fliehen würden, hat sich auf dem Schlachtfeld in Luft aufgelöst.“
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Dies kommt von einer Zeitung, die ein zentraler Verfechter dieses „Wunschdenkens“ war. In einem im Mai veröffentlichten Artikel von Timothy Garton Ash bezeichnete der Guardian die kommende Zeit als eine „entscheidende Gegenoffensive“, die „einen entscheidenden ukrainischen Sieg“ bringen könnte.
In Worten, die heute wahnhaft klingen, verglich Ash die Offensive mit der siegreichen Invasion der Alliierten in der Normandie gegen Nazi-Deutschland. „Ein entscheidender ukrainischer Sieg ist jetzt der einzige sichere Weg zu einem dauerhaften Frieden, einem freien Europa und letztlich einem besseren Russland. Das allein wäre schon der neue VE (Victory in Europe) Day.“
Er sinnierte: „Wenn die ukrainische Armee schnell nach Süden zum Asowschen Meer vordringen, eine große Zahl demoralisierter russischer Streitkräfte einkesseln und die Nachschublinien zur Halbinsel Krim kappen kann, könnte es zu einem nichtlinearen Zusammenbruch der russischen Militärmoral vor Ort und des Regimezusammenhalts in Moskau kommen.“
Solche Erklärungen waren auch in den amerikanischen Medien weit verbreitet. David Ignatius schrieb in der Washington Post: „Dieser Angriff könnte den Kampf um die Ukraine entscheiden, so wie der Angriff der Alliierten an den Stränden der Normandie den Verlauf des Zweiten Weltkriegs verändert hat.“
Diese Illusionen haben sich zerschlagen. „Die ersten ukrainischen Angriffe blieben in dichten, sich überlappenden Minenfeldern stecken“, schreibt Borger im Guardian. „Obwohl die Lieferung von Leopard-Panzern und anderen westlichen Panzern im Vorfeld des Beginns der Offensive am 4. Juni im Mittelpunkt stand, konnte die ukrainische Panzerung nicht die geballte Faust bieten, die zum Durchbrechen der Linien erforderlich war.“
Trotz ihres Geredes von der Verteidigung der „Selbstbestimmung“ betrachten die USA und die Nato-Mächte die Ukrainer als Kanonenfutter in ihrem Konflikt mit Russland. Die Vereinigten Staaten haben versucht, Russland in einem blutigen Zermürbungskrieg zu schwächen, mit dem Ziel – in den Worten von US-Präsident Joe Biden – „to rubble the ruble“: den Rubel in Schutt und Asche zu legen. Dies sollte erreicht werden durch die Vernichtung einer ganzen Generation ukrainischer Jugendlicher, deren Leben im Namen von König Dollar vergeudet wird.