Genosse Halil legte den Grundstein für die türkische Sektion des Internationalen Komitees

Wir publizieren hier die Würdigung Chris Marsdens, des nationalen Sekretärs der britischen Socialist Equality Party, für Halil Çelik, den Gründer und Leiter der Sosyalist Eşitlik Grubu, der türkischen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale. Marsdens Beitrag wurde auf einer Gedenkveranstaltung für Halil Çelik anlässlich seines fünften Todestages am Sonntag, den 14. Januar, in Istanbul vorgelesen.

Halil Çelik in Istanbul, 2007

Liebe Genossinnen und Genossen der Sosyalist Eşitlik Grubu und geschätzte Mitglieder von Halil Çeliks Familie,

Ich sende euch die Grüße der Socialist Equality Party hier in Großbritannien an dieses Treffen, das fünf Jahre nach dem Tod unseres geliebten Genossen stattfindet.

Die Tatsache, dass schon fünf Jahre vergangen sind, mindert nicht das Gefühl des Verlustes, den Halils allzu früher Tod Ende Dezember 2018 verursacht hat. Wir hatten in den europäischen Sektionen des Internationalen Komitees der Vierten Internationale bis dahin zehn Jahre lang mit Halil politisch zusammengearbeitet, der sich dem Aufbau einer türkischen Sektion unserer Weltpartei widmete.

Ich habe wie auch andere in ihm jemanden kennengelernt, der sich durch intellektuelle Sorgfalt und Treue zu den sozialistischen Prinzipien auszeichnete und mit einem klaren Verständnis an die komplexe Aufgabe des Aufbaus der revolutionären Bewegung und der Kaderausbildung heranging.

Wir wussten von Anfang an, dass wir es mit einem außergewöhnlichen Genossen zu tun hatten. Er war als junger Mann politisch aktiv geworden, hatte mit dem Stalinismus gebrochen und sich zu einem Bewunderer und später Anhänger Trotzkis und des Trotzkismus entwickelt. Er tat dies unter Feuer: Wegen seiner mutigen politischen Taten wurde er verhaftet und ins Gefängnis geworfen.

Wir wussten auch, dass sein Weg zum echten marxistischen Internationalismus in Anbetracht des politischen Milieus, in dem er sich befand, „sich als lang und schwierig erweisen“ würde, wie das IKVI anlässlich seines Todes schrieb.

Halil ging diesen Weg und verfolgte ihn bis zum Ende. Er machte in der Türkei, in Deutschland und in Griechenland langwierige und schmerzliche Erfahrungen mit den zahlreichen Fälschungen, den pablistischen Tendenzen, und ihrer opportunistischen Anpassung an Nationalismus, Stalinismus, Maoismus und an die Gewerkschaftsbürokratie. Aber durch sein Studium der wirklichen Geschichte und des Programms des Trotzkismus, das er durch die Lektüre der World Socialist Web Site unternahm, brach er schließlich endgültig mit dem Pablismus, wozu auch gehörte, dass er mit der von Savas Michael-Matsas geführten EEK in Griechenland brach.

Ein mindestens zweijähriges Studium der wichtigsten Erklärungen und Vorträge des IKVI gemeinsam mit seiner Gruppe führte ihn zu einer grundlegenden politischen Neuorientierung, woraufhin Halil 2007 offiziell Kontakt mit Vertretern des IKVI aufnahm und sich mit ihnen traf.

Es spricht für den Mann, dass Halil trotz seines langjährigen Umgangs mit fremden politischen Strömungen selbst nie fremd wirkte. Er war ernsthaft, sachlich und solidarisch im Umgang mit anderen, und was ihn antrieb, war nicht sein Ego, sondern sein Engagement für die sozialistische Befreiung der Menschheit.

In den Jahren seither, bis der Krebs ihm das Leben raubte, hat Halil ununterbrochen an den wesentlichen und miteinander verbundenen Aufgaben gearbeitet: Es galt, sich über die internationale Perspektive unserer Bewegung klar zu werden, ihre komplexen Auswirkungen auf den Aufbau einer Sektion des IKVI in der Türkei zu verstehen und die Kader auszubilden, die diese historische Mission durchführen würden.

Halil gelang es, im Jahr 2014 die Zustimmung des IKVI zu erhalten, um gemeinsam auf die Gründung einer Sektion des Internationalen Komitees in der Türkei hinzuarbeiten. Darauf folgten fünf Jahre, die die folgenreichsten und produktivsten in Halils Leben waren, und in denen er neben anderen grundlegenden Werken auch „Das Erbe, das wir verteidigen“ und „Die russische Revolution und das unvollendete zwanzigste Jahrhundert“ ins Türkische übersetzte.

Seit seinem tragischen Tod sind fünf Jahre vergangen, und sie haben unumstößlich bewiesen, dass Halils Arbeit erfolgreich war, und dass er den Grundstein dafür legte, dass das Internationale Komitee im Jahr 2022 die türkische Sektion aufnahm. Und er bildete den Kader aus, dessen Aufgabe es ist, inmitten stürmischer Ereignisse, die den Kampf für die sozialistische Weltrevolution einleiten, die revolutionäre Führung der türkischen Arbeiterklasse aufzubauen.

Die jungen Arbeiter, die den Kampf gegen gesellschaftliche und politische Reaktion aufnehmen, die gegen den Völkermord in Gaza und die Ausbreitung des Kriegs von der Ukraine bis zum Nahen Osten kämpfen und eine revolutionäre Partei suchen, werden Genossen Halil Çelik ein ehrendes Andenken bewahren, so wie wir es heute tun. Sein Vermächtnis wird fortbestehen.

Mit solidarischen Grüßen

Chris Marsden

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