Osteuropäische Arbeiter in Offenbach zu Bogdan Syrotjuk: „Ich habe Respekt vor ihm“

Am vergangenen Samstag mobilisierte ein WSWS-Team an einem Supermarkt für osteuropäische Produkte in Offenbach Unterstützung für die Kampagne für Bogdan Syrotjuks Freilassung.

Bogdan wird in einem ukrainischen Gefängnis festgehalten. Ihm wird zu Unrecht „Hochverrat im Dienste Wladimir Putins“ vorgeworfen. In Wirklichkeit hatte er den Mut, Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine zu leisten, dem bereits hunderttausende junge Menschen zum Opfer gefallen sind. Bogdan hat in der Ukraine die Junge Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL) aufgebaut, die gegen die Kriegspolitik beider Seiten, sowohl der ukrainischen als auch der russischen Regierung und für die Einheit der ukrainischen und russischen Arbeiterklasse kämpft.

Kampagne für Bogdan Syrotjuk vor Supermarkt in Offenbach, 6. Juli 2024

Am Mix-Markt in Offenbach sprachen wir mit Arbeitern aus Polen, Russland, der Ukraine, Bulgarien, Moldawien und dem ehemaligen Jugoslawien über Bogdan und den Ukrainekrieg.

Die Reaktionen waren einhellig gegen diesen Krieg, der als Stellvertreterkrieg der US-Regierung und ihrer Nato-Partner in Berlin gegen Russland geführt wird. Praktisch jeder, der sich Zeit nahm, die ersten Zeilen des Aufrufs durchzulesen, äußerte seine Abscheu vor dem politischen Feldzug gegen einen jungen Sozialisten und Kriegsgegner.

„Im 21. Jahrhundert müssten wir doch in der Lage sein, ohne Krieg auf der Welt zu leben“, sagte Daria aus Bulgarien: „Dieser Junge sitzt dort in der Ukraine in Haft: Offenbar hat ihn die ukrainische Regierung nur eingesperrt, weil er gegen den Krieg gekämpft hat.“

Die meisten sagten, selbst im Vorbeigehen: „Ja, wir sind gegen diesen Krieg. Er ist eine große Katastrophe.“ Kein einziger unterstützte das Narrativ der Ampel-Regierung und des politischen Establishments, dass der Krieg notwendig sei, um die „Demokratie“ in der Ukraine und die „westlichen Werte“ gegen Russland zu verteidigen.

„Ich bin gegen beide Seiten, die dort Krieg  führen“, sagte Wassili aus Rumänien, „und meiner Meinung nach sind beide, Amerika und Russland, verantwortlich. Aber ich denke, Amerika ist die treibende Kraft, die diesen Krieg will. Die ukrainische Bevölkerung ist genau dazwischen, von ihr geht der Krieg nicht aus, der jetzt ihr Land zerstört.“

Wassili arbeitet in Hessen als Elektroniker, und er wollte lieber nicht, dass sein Chef sein Foto im Internet sehen würde, aber er sprach sich klar gegen die Kriegstreiber und für Bogdan Syrotjuks Befreiung aus: „Dieser Bogdan hat gegen Krieg gekämpft, davor habe ich großen Respekt. Schlimm, dass er dafür in Selenskyjs Gefängnis sitzt.“

Er fuhr fort: „Selenskyj ist eine Marionette Amerikas“. Wassili wies darauf hin, wo der US-Imperialismus in den letzten Jahren schon überall interveniert hatte: „Die mischen sich überall ein. Wenn man schaut, wo sie überall einmarschiert sind, wo sie in den letzten Jahren Krieg geführt haben: Das begann schon mit Jugoslawien. Dann kam Afghanistan, dann der Irak, Syrien und Libyen. Sie machen alles kaputt. All diese Länder wurden zerstört. Die Leute sind verarmt zurückgeblieben und können kaum mehr leben.“

Burjan

Burjan, der als Bauarbeiter im Taunus arbeitet, fragte interessiert nach: „Ach, dieser junge Mann sitzt in Selenskyjs Gefängnis? Man muss ihn da rausbekommen, ja, ja, das finde ich richtig.“

Er sagte: „Dieser Selenskyj bekommt Hilfe aus jedem Land, von Deutschland und den USA. Aber uns Arbeiter kostet das eine Menge Geld.“ Er verwies auf den jüngsten Arbeitskampf am Bau und die Art und Weise, wie die Baugewerkschaft IG BAU einen niedrigen Lohnabschluss durchgedrückt hat. „Wir müssen jetzt mehr arbeiten, und wegen der Ukraine müssen wir auf 80 Euro verzichten, das wird uns abgezogen.“

Weiter sagte Burjan: „Jeder Krieg hinterlässt arme Leute. Wann endet dieser Krieg?“ Er selbst fühle sich durch den Ukrainekrieg stark an seine Heimat im ehemaligen Jugoslawien erinnert. „Das war ein wunderbares Land, aber was hat der Krieg daraus gemacht? In Jugoslawien haben Kroaten, Bosnier, Serben – 22 Millionen Leute! – friedlich zusammengelebt, bis der Krieg kam. Heute sind das alles kleine, abgespaltene Länder: Kroatien mit etwa 4 Millionen, Bosnien mit 3 Millionen ... was soll das alles bringen? Es ist nicht gut für die Leute.“

Genau das sehe er in der Ukraine: „Ukrainer und Russen haben in einem großen Land – der Sowjetunion – zusammengelebt. Und dann wurde durch die Abspaltung dieser Krieg angezettelt. Das ist nicht gut für die Menschen, das sieht man auf der ganzen Welt: Schau nur mal nach Israel, was heute mit dem Gaza passiert. Dort sterben reihenweise die Kinder – es ist grausam.“

Burjan sprach auch das Los der Ukrainer an, die als Geflüchtete und Migranten in Deutschland leben. Auf den ukrainischen Konsulaten werden ihnen die Pässe verweigert, und die deutsche Regierung droht, ihnen das Bürgergeld zu entziehen, um sie als Kanonenfutter zurück in den Krieg zu zwingen.

„Für sie ist das alles jetzt schlimm“, sagte Burjan. „Ich kann das genau nachvollziehen: Als ich nach Deutschland kam, habe ich zuerst auch nur die Duldung bekommen, die ich alle sechs Monate verlängern lassen musste. Ich kam 1994 hierher und lebte acht Jahre mit Duldung hier bis 2002. Dann hat man mich zurückgeschickt, das war schwer. Erst später bin ich wieder gekommen. Aber lange hatte ich keine festen Papiere.

Und vielleicht passiert gerade das gleiche mit den Ukrainern. Sie haben keine festen Papiere; ich weiß, wie schwer das ist, besonders wenn du Familie und kleine Kinder hast. Man hat alles eingerichtet, hat Arbeit, muss die Wohnung bezahlen, die Kinder haben ihre Schule hier und lernen die Sprache. Dann soll man wieder gehen. Das ist sehr schwer, besonders wenn das Land ein Kriegsgebiet ist.“

Wir rufen alle unsere Leser auf: Unterschreibt die Petition, um Bogdan Syrotjuks Freilassung zu fordern! Teilt die Informationen über seinen Fall in allen sozialen Netzwerken und diskutiert mit Freunden und Kollegen. Nehmt Kontakt mit uns auf und schließt euch dem Kampf für Bogdans Freiheit an! Mehr Informationen findet ihr unter: wsws.org/freebogdan.

Loading