Verdächtiger nach offenbar zweitem Attentatsversuch auf Trump verhaftet

Das FBI gab am Sonntag bekannt, Ermittlungen wegen eines versuchten Attentats auf den ehemaligen Präsidenten Donald Trump eingeleitet zu haben, nachdem mindestens ein Secret-Service-Agent im Trump International Golf Club das Feuer eröffnet hatte. Weder Trump, der gerade Golf spielte, noch andere Personen wurden dabei verletzt. Der Vorfall ereignete sich nur zwei Monate nach dem versuchten Attentat auf Trump am 13. Juli in Butler (Pennsylvania).

Polizeifahrzeuge beim Trump International Golf Club am Sonntag den 15. September 2024 in West Palm Beach (Florida), nachdem in der Nähe des republikanischen Präsidentschaftskandidaten und Ex-Präsidenten Donald Trump Schüsse gemeldet wurden [AP Photo/Stephany Matat]

Am Montag erhob die Bundesstaatsanwaltschaft Anklage gegen Ryan Wesley Routh (58) in zwei waffenrechtlichen Anklagepunkten: Besitz einer Schusswaffe trotz Verurteilung wegen einer Straftat und Besitz einer Schusswaffe mit unkenntlich gemachter Seriennummer.

Führende Demokraten, darunter Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz sowie Präsident Joe Biden, veröffentlichten kurze Erklärungen, in denen sie ihre Dankbarkeit für Trumps Sicherheit ausdrückten und gleichzeitig die Gewalt in Amerika missbilligten.

Trumps Wahlkampfteam verschickte kurz nach dem Vorfall E-Mails an seine Anhänger. Ihnen wurde versichert, Trump sei „sicher und wohlauf“, aber „es gibt Menschen auf der Welt, die alles tun werden, um uns aufzuhalten. Ich werde nicht aufhören, für euch zu kämpfen. Ich werde niemals kapitulieren!“

Laut Aussagen der örtlichen Polizei, des FBI und des Secret Service hat ein Agent des Secret Service irgendwann nach 13:30 Uhr Ortszeit vier bis sechs Schüsse abgegeben, nachdem er ein Gewehr entdeckt hatte, das an ein AK-47 erinnerte, mit einem Zielfernrohr ausgerüstet und auf den Golfplatz gerichtet war.

Rafael Barros, der für die Außenstelle des Secret Service in Miami zuständige Special Agent, erklärte, Trump sei „ein oder zwei Löcher hinter“ dem Agenten gewesen, als sie zu schießen begannen. Angesichts der gewaltbereiten politischen Stimmung 50 Tage vor der Wahl gab Barros offen zu: „Ja, die Bedrohungslage ist hoch. Wir haben die Zahl der verfügbaren Kräfte erhöht... Wir leben also in gefährlichen Zeiten, ja.“

Diese Fotos, die nach einem mutmaßlichen Attentatsversuch auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aufgenommen wurden, zeigen ein AK-47-Gewehr, einen Rucksack und eine Go-Pro-Kamera an einem Zaun außerhalb des Trump International Golf Club. Sie wurden am Sonntag, den 15. September 2024 bei einer Pressekonferenz in der Palm Beach County Main Library in West Palm Beach (Florida) vorgeführt [AP Photo/Stephany Matat]

Dem Sheriff von Palm Beach County Ric Bradshaw zufolge war der mutmaßliche Schütze etwa 270 bis 450 Meter von Trump entfernt, als der Agent zu schießen begann. Bradshaw stellte fest, dies sei bei dem Gewehr und dem Zielfernrohr, das der mutmaßliche Schütze besaß, für einen potenziell tödlichen Schuss „keine große Entfernung“.

Wie die von Bradshaw vorgelegten Fotos zeigen, fand die Polizei neben dem AK-47 mit Zielfernrohr auch zwei Rucksäcke und eine Go-Pro-Kamera an einem Maschendrahtzaun nahe der Grundstücksgrenze. Bradshaw erklärte, dass ein Zeuge nach Beginn der Schießerei den mutmaßlichen Schützen, Routh, in einem schwarzen Nissan fliehen sah.

Der Augenzeuge fotografierte das Fahrzeug und das Kennzeichen und gab die Bilder an die Polizei weiter, die Routh auf der Autobahn I-95 nahe Martin County verhaften konnte. Bradshaw erklärte, der mutmaßliche Schütze habe sich zum Zeitpunkt seiner Verhaftung nicht geäußert und sei bei seiner Festnahme unbewaffnet gewesen.

Routh war früher Bauarbeiter in North Carolina, bevor er 2018 nach Hawaii zog. Im Jahr 2016 hatte er Trump gewählt. Im Jahr 2020 äußerte er seine Unterstützung für die Abgeordnete Tulsi Gabbard (damals Demokratin, Hawaii), die zur Präsidentschaftswahl antrat, und spendete kleine Beträge an die Demokratische Partei.

Der mutmaßliche Attentäter Ryan W. Routh (58). Das rechte Bild wurde nach seiner Festnahme aufgenommen

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 nutzte Routh seinen X-Feed fast ausschließlich für die Unterstützung der imperialistischen Bestrebungen der USA in der Ukraine. Nachdem er seine frühere Unterstützung für Gabbard widerrufen hatte, bezeichnete Roth die ehemalige Abgeordnete von Hawaii in einem X-Post vom 14. März 2022 als „Idiotin“ und beschwor sie, „zu Putin und Trump zu gehen und ihr drittes Bein zu sein... ICH WERDE FÜR DIE UKRAINE KÄMPFEN UND STERBEN.“

In den letzten Jahren war Routh von der New York Times, Semafor und Newsweek Romania interviewt worden, in einigen Fällen in Kiew. In allen Interviews bekräftigte Routh seine Unterstützung für die Ukraine und sprach davon, dass er versuche, Zivilisten für den Kampf in der Ukraine zu rekrutieren, darunter auch ehemalige afghanische Soldaten, die vor den Taliban geflohen sind.

Im Videointerview mit Newsweek Romania, das drei Monate nach Rouths Attacke auf Gabbard veröffentlicht wurde, erklärte er von Kiew aus, dass es sein „ursprüngliches Ziel war, zu kommen und zu kämpfen. Ich denke, jeder auf der Welt sollte dazu motiviert sein, hierher zu kommen und die Ukrainer und ihre Armee zu unterstützen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder was auch immer, jeder sollte hier die Armee unterstützen.“

Routh erklärte, weil er 56 Jahre alt sei und „keine militärische Erfahrung“ habe, hätten ihm die Ukrainer gesagt: „Du bist kein idealer Kandidat.“

Weiter erklärte Routh, sein „Plan B“ sei, „hier nach Kiew zu kommen und dafür zu werben, dass mehr Leute herkommen. Wir brauchen hier Tausende und Abertausende von Leuten, die mit den Ukrainern kämpfen.“

Im Verlauf des Videos behauptete Routh, er arbeite mit der „internationalen Legion“ zusammen.

Die Nachrichtenseite Semafor bezeichnete Routh in einem Artikel vom 10. März 2023 als „Leiter des Internationalen Freiwilligenzentrums in der Ukraine, einer Privatorganisation, die Ausländern, die die Kriegsanstrengungen unterstützen wollen, dabei hilft, Kontakt zu Militäreinheiten und Hilfsorganisationen herzustellen“.

Routh behauptete, er habe versucht, Afghanen für den Kampf in der Ukraine anzuwerben, aber „die meisten ukrainischen Behörden wollen diese Soldaten nicht“. Später behauptete er, er hätte „Partner gehabt, die sich wöchentlich mit [dem ukrainischen Verteidigungsministerium] treffen, die Behörden aber immer noch nicht dazu bringen konnten, auch nur ein Visum auszustellen“.

In seinen letzten Beiträgen auf X, bevor sein Konto gesperrt wurde, behauptete Routh, er verfüge über „Tausende afghanische Soldaten, die sehr billig sind“ und bereit stünden, in die Ukraine und nach Taiwan geschickt zu werden, um die imperialistischen Ziele der USA zu unterstützen.

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