Am 27. September 2024 hat die World Socialist Web Site eine Rezension von Aidan Beattys Buch The Party Is Always Right veröffentlicht. Beattys Machwerk verstößt gegen die elementarsten Regeln der Wissenschaft und bedient sich durch keinerlei Fakten belegter Behauptungen und offener Lügen, um das Leben einer herausragenden Persönlichkeit der Geschichte der trotzkistischen Vierten Internationale, Gerry Healy (1913–1989), zu verleumden.
In der von David North verfassten Rezension auf der World Socialist Web Site wird Beatty als Mitglied der Democratic Socialists of America (DSA) identifiziert, eine Tatsache, die der Autor selbst verschwiegen hatte. Beatty hatte die Leser seiner Biografie bewusst im Dunkeln darüber gelassen, dass er aktives Mitglied einer antimarxistischen Organisation ist, die mit der Demokratischen Partei verbündet ist, von dieser politisch angeleitet wird und der trotzkistischen Bewegung in erbitterter Feindschaft gegenübersteht. Er verschwieg seine parteipolitische Zugehörigkeit aus strategischen Gründen, um einen von Lügen strotzenden fraktionellen Angriff als wissenschaftliche Arbeit eines Akademikers zu verkaufen.
Während Beatty seine politische Zielsetzung versteckte, lobte die DSA sein Buch in den höchsten Tönen. Der Historiker Paul Le Blanc, ein prinzipienloser Schaumschläger der DSA, verfasste für den Deckeltext eine Empfehlung, in der er das Buch zu Unrecht als „akribisch dokumentierte Abrechnung“ bezeichnet. Kurz nach der Veröffentlichung brachte das DSA-Magazin Jacobin ein Interview mit Beatty.
Beattys Mitgliedschaft in der DSA ist nicht die einzige für den Inhalt und Zweck des Buches relevante Information, die der Autor verschweigt.
In seiner Danksagung für The Party Is Always Right schreibt Beatty:
Meine Forschung in Großbritannien wurde finanziell vom Program on Jewish Studies und dem World History Center der Universität Pittsburgh gefördert, die so großzügig waren, die jüdischen, israelisch-palästinensischen und globalen Zusammenhänge dieses Projekts anzuerkennen. [Hervorhebung hinzugefügt]
Dies ist eine bemerkenswerte Enthüllung. Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, warum die Biografie eines in Irland geborenen Trotzkisten, der sein ganzes politisches Leben in Großbritannien verbracht hat, „jüdische, israelisch-palästinensische und globale Zusammenhänge“ aufweisen sollte, die eine Finanzierung durch ein akademisches Zentrum, das sich der Erforschung der jüdischen Kultur widmet, rechtfertigen könnten. Beatty gibt zu, dass die Zusammenhänge derart obskur sind, dass die Finanzierung seiner Biografie eher ein Akt der Großzügigkeit als das Ergebnis einer objektiven Prüfung durch das Programm für Jüdische Studien und das World History Center war.
Noch verwunderlicher wird es, wenn Beatty auf der ersten Seite seiner Danksagung schreibt: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum ersten Mal von Gerry Healy gehört habe, aber Anfang 2020 hatte ich begonnen, Material über ihn zu sammeln.“
Historiker nehmen in der Regel nicht die Mühe auf sich, eine Biografie über eine Person zu verfassen, von der sie zuvor kaum gehört haben. Die seltsamen Umstände, unter denen Beatty „begonnen hatte, Material über Healy zu sammeln“, ähneln eher der Eröffnung einer polizeilichen Ermittlungsakte als dem Beginn eines wissenschaftlichen Projekts.
Der zweifelhafte Charakter von Beattys plötzlicher Faszination für Healy wird noch dadurch verstärkt, dass der Autor sich zuvor nie mit der Geschichte der britischen Arbeiterbewegung oder Politik beschäftigt hat, also den beiden Bereichen mit den größten Schnittmengen zu einer Biografie Healys. Zu keinem dieser beiden Themengebiete hatte Beatty vor Beginn seiner Arbeit über Healy jemals etwas veröffentlicht. Auch hat das Pittsburgher Programm für Jüdische Studien bisher keine entsprechenden Projekte gefördert.
Es stellt sich die Frage, warum diese Institution Mittel für ein Forschungsprojekt bereitstellt, das keinen erkennbaren Bezug zu ihrem Interessensgebiet hat, und einen Historiker finanziert, der zum Thema seines Projekts keinerlei fundierte Vorkenntnisse mitbringt.
North hat Beatty aufgefordert, diese Frage zu beantworten, indem er seinen Antrag auf Finanzierung veröffentlicht. Auf diese Aufforderung hat Beatty nicht reagiert. Es gibt indes nur einen einzigen „Zusammenhang“ zwischen Healy und der israelisch-palästinensischen Frage, auf den Beatty pochen konnte, als er um Finanzierung bat: Er konnte darauf hinweisen, dass Healy den Zionismus strikt ablehnte und dass die World Socialist Web Site, das Organ des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, innerhalb der sozialistischen Linken ein vielgelesener und einflussreicher Gegner des israelischen Staates ist.
Dies genügte offenbar, um die Großzügigkeit der beiden Institutionen zu wecken, insbesondere da ihre Direktoren aufgrund ihrer Kenntnis der früheren Arbeiten des Autors darauf vertrauen konnten, dass Beatty ein Buch mit dem ausdrücklichen Zweck verfassen würde, den Antizionismus zu diskreditieren.
In einem Podcast-Interview, das im April (vor der Kontroverse um seine unredliche Forschungsarbeit) veröffentlicht wurde, verriet Beatty, dass dies der eigentliche Grund für sein Interesse an Healy war. Er erklärte:
Ich habe gerade ein Manuskript für ein Buch fertiggestellt, das im September erscheinen wird. Es handelt sich im Wesentlichen um eine Art Projekt, das ich während der Pandemie über eine kleine politische Partei in Großbritannien namens Workers Revolutionary Party begann, die von einem Mann namens Gerry Healy angeführt wurde … Dies war eine Gruppe, die sehr, sehr pro-palästinensisch eingestellt war … Als Historiker nahm ich also diesen sonderbaren Weg, dass ich zunächst dachte, ich würde mich ausschließlich mit israelischer Geschichte befassen, dann jedoch in diese andere Richtung abbog. Aber ich denke, dass einige Aspekte meiner Interessen, was die Geschichte des Antisemitismus und die Geschichte des Zionismus betrifft, im Hintergrund immer vorhanden sind.[1]
Da dies die einzige Schnittstelle zwischen Healys politischem Leben und Fragen der jüdischen Geschichte ist, kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass die Möglichkeit, einen linken Gegner des Zionismus zu diskreditieren, die Entscheidung des Programms für Jüdische Studien an der Universität Pittsburgh bestimmt hatte und dass es deshalb bereit war, Beattys Anti-Healy-Schmähschrift zu finanzieren. Und weil das Internationale Komitee Healys Verteidigung der Palästinenser fortsetzt, richten sich Beattys Angriffe auf Healy auch gegen das Internationale Komitee. Dieses Ziel wird im Schlusskapitel von Beattys Biografie deutlich: Es widmet sich ausschließlich einem Angriff auf das Internationale Komitee, auf die Socialist Equality Party (USA) und auf David North.
Eine Karriere im Dienst der Rechtfertigung von Israel und Zionismus
Das Programm für Jüdische Studien an der Universität Pittsburgh ist keine politisch neutrale akademische Einrichtung, die sich ausschließlich der Wissenschaft und Lehre widmen würde. Wie viele derartige Programme wird es von zionistischen Sponsoren ausgehalten. Ein wichtiger Geldgeber ist die Familie David Shapira, Eigentümerin der Supermarktkette Giant Eagle. Laut einer Beschreibung der Shapira Foundation auf der Website Mosaic „fördert sie die Bildung einer starken jüdischen Identität und die Bindung einer großen Anzahl junger Juden an Israel“. (Beattys Arbeit wurde 2018 auf Mosaic vorgestellt).
Das Programm veranstaltet Symposien über die Schwierigkeiten beim Unterricht über den „israelisch–palästinensischen Konflikt“, nicht jedoch über Tel Avivs jahrzehntelange Unterdrückung der arabischen Massen. Die einzigen Veranstaltungen, die dieses Jahr um den Jahrestag des 7. Oktobers herum stattfanden, waren eine über Franz Kafka und eine weitere mit dem Titel „An Overstuffed History of the Jewish Deli“ (Eine vollgestopfte Geschichte des jüdischen Deli).
Für Beatty ist die Finanzierung aus solchen Quellen nichts Neues. Schon seit langem bezieht er akademische Unterstützung von Organisationen mit Verbindungen zum Zionismus und zum israelischen Staat, wo er ein Jahr als Student verbrachte. Hier im Folgenden eine unvollständige Auswahl solcher Verbindungen:
- In den Jahren 2010, 2013 und auch 2014 erhielt Beatty Reisekostenzuschüsse von dem Joyce Z. and Jacob Greenberg Center for Jewish Studies an der Universität Chicago. Diese Organisation richtet derzeit eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel: „Der Hamas-Angriff und Israels aktueller Krieg in Gaza“ aus, die, wie der Titel erkennen lässt, die palästinensische „Schuld“ an Israels Völkermord in Gaza hervorhebt.
- Im Jahr 2013 nahm Beatty an der Max and Hilde Kochmann Summer School der Universität Sussex teil. Die Kurse wurden vom Verlagsmagnaten Lord George Weidenfeld finanziert, den das Jewish Chronicle bei seinem Tod im Jahr 2016 als „größten Zionisten seiner Generation“ bezeichnete. Die Zeitung schrieb, dass Lord Weidenfeld „ganz unverholen … seine Verbindungen zu allen nutzte, die in der Politik und Kultur sowohl in Europa als auch in Israel etwas galten, um die Projekte, die ihm am Herzen lagen, voranzubringen“. Dazu zählten auch „Stipendien für internationale Studenten“.
- Im Jahr 2014 nahm Beatty an einer zionistischen Konferenz der Ben-Gurion-Universität des Negev in Israel teil. An dieser Konferenz zum Thema, „Israel: Führung und kritische Entscheidungen“, leitete Beatty ein Forum und hielt einen Vortrag.
- Im Jahr 2014 erhielt Beatty ein Promotionsstipendium des Israel-Instituts, das der Präsident der Universität Tel Aviv und frühere Botschafter Israels in den Vereinigten Staaten, Itamar Rabinovich, gegründet hat. Das Institut hat die Aufgabe, in den amerikanischen Seminarräumen den Zionismus zu fördern und, wie es auf seiner Website heißt, „das Wissen über das moderne Israel zu erweitern, indem sichergestellt wird, dass Universitätsstudenten in den USA und auf der ganzen Welt während ihrer Zeit auf dem Campus Zugang zu ausführlichen Kursen über Israel haben“.
- Von 2014 bis 2016 erhielt Beatty ein Reisestipendium, gefolgt von einem einjährigen Postdoc-Stipendium vom Azrieli Institute of Israel Studies an der Concordia Universität Montreal. Ein Blick auf die Website und den Twitter/X-Account der Institution, die voller pro-israelischer Kommentare und Verurteilungen des „Hamas-Terrors“ sind, genügt, um zu erkennen, dass es sich um eine unverblümt pro-zionistische Organisation handelt. Sie arbeitet mit dem Forschungsinstitut für Israel- und Zionismusstudien der Ben-Gurion-Universität zusammen und unterstützt gemeinsam mit der Hebräischen Universität ein Auslands-Sommerstudienprogramm in Jerusalem.
- Im Jahr 2015 hielt Beatty einen Vortrag auf einer Konferenz an der University of California in Los Angeles (UCLA), die von der Jewish Federation of Greater Los Angeles (JFGL) gesponsert wurde. Israelkritische Paper wurden von vorneherein nicht zugelassen. Am 2. Mai 2024 hat die JFGL eine Erklärung abgegeben, in der sie das gewaltsame Vorgehen gegen Studierende der UCLA, die gegen den Völkermord im Gazastreifen protestieren, begrüßt und behauptet, diese würden sich „auf dem Campus antisemitisch verhalten“.
- Im Jahr 2018 hielt Beatty auf einer Konferenz namens „Limmud Michigan“ einen Vortrag mit dem Titel: „Zwischen Irischsein und Jüdischsein“. Limmud ist eine religiös-zionistische Organisation, die der Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions” (BDS) vorwirft, sie sei „hasserfüllt“, und Identitätspolitik von rechts angreift, weil sie angeblich antiisraelisch sei.
- In der Zeit von 2021 bis 2022, als er schon an seinem Angriff auf Gerry Healy arbeitete, hatte Beatty ein Loewenstein-Wiener-Forschungsstipendium in den Amerikanisch-Jüdischen Archiven, die mit dem Hebrew Union College–Jewish Institute of Religion (HUC-JIR) verbunden sind. Das HUC-JIR ist ausdrücklich pro-israelisch eingestellt; es bekennt sich zu der Behauptung, dass Israel die rechtmäßige Heimat des jüdischen Volkes sei. Auf Twitter/X beklagt das HUC-JIR die Ereignisse vom 7. Oktober und die israelischen Geiseln, verliert aber kein Wort über das gnadenlose Massaker Israels an den Palästinensern.
- Im Jahr 2021 veröffentlichte Beatty dreimal Artikel auf einer obskuren britischen Website namens „JewThink“. Die Publikation förderte seinerzeit die jahrelange Hexenjagd auf den Vorsitzenden der Labour Party, Jeremy Corbyn, der wegen seiner Kritik an Israel als Antisemit verleumdet und 2024 aus seiner Partei ausgeschlossen wurde. Am 20. Oktober letzten Jahres veröffentlichte JewThink einen Kommentar, der zwar ein paar Krokodilstränen über die Menschlichkeit der Palästinenser vergoss, aber die Massentötungen in Gaza rechtfertigte, indem er die Behauptung Israels wiederholte, die Hamas benutze Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“.
Solche Institutionen neigen nicht dazu, aufrichtigen Kritikern Israels und des Zionismus eine Chance zu geben. Warum haben sie Aidan Beatty finanziert und ihm eine Plattform geboten?
„Zionisten sind den irischen Nationalisten sehr ähnlich“: Aidan Beattys falsche Gleichsetzung von Zionismus und irischem Republikanismus
Vor seinem plötzlichen Interesse an Gerry Healy konzentrierte Beatty sein „intellektuelles Projekt“ darauf, Zionismus und irischen Republikanismus als zwei Beispiele für antikolonialen Kampf für einen eigenen Nationalstaat gleichzusetzen. Dies ist auf beiden Seiten der Gleichung ein falscher und reaktionärer Vergleich – aber einer, den zionistische und israelische Institutionen begrüßen.
Der Zionismus war nicht das Vehikel für die „nationale Souveränität“ eines unterdrückten Volkes, wie Beatty uns in zahlreichen Büchern, wissenschaftlichen Artikeln, Zeitungsaufsätzen, Blogs und Podcasts weismachen möchte. Seine Texte tragen Titel wie: „Irische Fragen und jüdische Fragen: Überschneidungen in der Kultur“, „Sexuelle Fantasie und Antisemitismus“, „Zionismus und irischer Nationalismus: Ideologie und Identität an den Grenzen Europas“, „‚Belfast is Not Here‘: Die israelische Presse und das Karfreitagsabkommen“, oder: „Eine lange und verflochtene Geschichte: Irischer Nationalismus und Zionismus“.
In Wirklichkeit ist der Zionismus eine typische Kolonialbewegung. Die Schaffung einer „Heimat für die Juden“ beruhte auf der Massenvertreibung und Ausrottung der einheimischen Bevölkerung der Levante. Die mächtigsten imperialen Staaten der Welt übergaben das Gebiet des heutigen Israels an die Zionisten. So wurde Israel, vollkommen abhängig von dem Geld und den Waffen aus Washington, zum Brückenkopf für die amerikanische Macht im Nahen Osten.
Der Zionismus entstand nicht im Widerstreit mit dem Kolonialismus, sondern in Übereinstimmung mit ihm. Es handelt sich nicht um einen „postkolonialen“ Nationalismus, wie Beatty behauptet, sondern um einen kolonialen Nationalismus.
Beattys Amalgam ist auch eine Verleumdung des langen irischen Freiheitskampfes, einer heroischen und tragischen demokratischen Bewegung der modernen Geschichte. Dies steht im Einklang mit der rechten, revisionistischen Schule der irischen Geschichtsschreibung, die die Verbrechen des britischen Imperialismus in Irland herunterspielt oder relativiert. Es steht auch im Einklang mit Beattys Darstellung von Healys Jugend in Galway in den Jahren des Osteraufstands, des Black-and-Tan-Kriegs und des Bürgerkriegs. Beatty stellt das von Unruhen zerrissene Galway in dieser Zeit des revolutionären Aufruhrs als „ruhig“ dar und widerspricht damit zahlreichen dokumentarischen Beweisen.
Angemessen ist hier kein Vergleich zwischen dem Zionismus und der irischen Unabhängigkeitsbewegung, sondern zwischen der britischen Unterdrückung der Iren und der zionistischen Unterdrückung der Palästinenser. Irland war die erste Kolonie in der Epoche des Kapitalismus und das Opfer imperialistischer Verbrechen von welthistorischem Ausmaß. Die Große Hungersnot kostete eine Million Menschen das Leben und trieb mindestens zwei weitere Millionen als Flüchtlinge ins Ausland. Die irische Bevölkerung nahm damals, in den 1840er Jahren, um ein Viertel ab. Solche Verbrechen erklären die Sympathie, die noch heute unter den Arbeitern Irlands und der irischen Arbeiterdiaspora für die Palästinenser besteht.
Aidan Beatty möchte dieses „Narrativ“, das die Palästinenser und die Iren verbindet, beseitigen. Wie er 2013 in einem Vortrag am zionistischen Azrieli-Institut seinem Publikum darlegte:
[E]s gibt wohl eine lange Literatur zu diesem Thema, die meiner Meinung nach eine sehr selektive Art Literatur sein kann, die besagt, wissen Sie, dass Israel genau wie Nordirland ist. Israelis sind genau wie die nordirischen Protestanten, aber sie sind irgendwie belagert. Sie fühlen sich belagert, umgeben von einer feindlichen, größeren Welt, sei es von irischen Katholiken oder von Arabern. Und ich bin sehr daran interessiert, das umzudrehen und zu sagen, eigentlich sind Zionisten den irischen Nationalisten sehr ähnlich. [Hervorhebung hinzugefügt][2]
Um dieses Ziel zu erreichen, wurstelt Beatty sich in seinen Schriften durch zahlreiche trendig-akademische Begriffe, ob aus der Frankfurter Schule oder dem Postmodernismus: Sexualität, Männlichkeit, kultureller Rassismus, Postkolonialismus, „Weißsein“, „Raum“ usw. In einem Artikel aus dem Jahr 2017 argumentiert er beispielsweise, dass der irische Nationalismus auch eine koloniale Bewegung gewesen sei, weil die Iren „Weißsein“ angestrebt hätten und somit an der Unterdrückung durch die europäische „Metropole“ beteiligt gewesen wären. An anderer Stelle schreibt er: „Der irische nationalistische Utopismus, ein mögliches Beispiel für internen Kolonialismus, versuchte auch, nationalistisches Eigentum an einem bestimmten Raum nachzuweisen.“
Nichts davon ist besonders verständlich. Das soll es auch nicht sein. Der pseudo-intellektuelle Jargon verschleiert einen simplen Fakt: Beatty möchte den Zionismus als antikolonialen Kampf darstellen und, wenn auch mit gewissen „Einschränkungen“, mit dem irischen Republikanismus vergleichen.
Zum Beispiel betont Beatty, dass jene Kräfte der zionistischen Bewegung, die versuchten, den Briten die Kontrolle über Palästina zu entreißen, die terroristischen Methoden der Irish Republican Army (IRA) kopierten. Er erwähnt jedoch nicht, dass die zionistischen Terrorbanden, die in den 1930er Jahren britische Beamte ermordeten, gleichzeitig die Palästinenser abschlachteten, um das Land in einem Feldzug von „Blut und Feuer“ (so der Zionist Vladimir Jabotinsky) zu säubern. Beatty stellt in seinem Werk Jabotinsky, einen Faschisten, lediglich als einen „Rechten“ dar.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Beattys Argumentation über „postkoloniale“ Zionisten scheitert an der Existenz der Palästinenser. Dieses Problem löst er, indem er praktisch nichts über sie sagt. In einem Artikel, der seine wissenschaftliche Arbeit zusammenfasst, kommen die Wörter „Palästinenser“ und „Araber“ überhaupt nicht vor. Beatty präsentiert seinen Lesern die rosige Vision der Zionisten von einem jüdischen Staat und behauptet, dass dies dem ähnelte, was die irischen Nationalisten zu erreichen hofften. Er schreibt:
Tatsächlich waren Land, Landwirtschaft und produktive körperliche Arbeit Anliegen, die sowohl dem Zionismus als auch dem irischen Nationalismus gemein waren. Der Sabra [„neuer“ Jude] sollte das Vorbild der neuen israelischen Gesellschaft sein, und, was vielleicht am wichtigsten ist, er sollte eine spezifisch landwirtschaftliche Persönlichkeit sein, hart arbeitend, erdverbunden, mit Liebe zur Natur und ohne Angst, sein Erbe jederzeit zu verteidigen.“[3]
Beatty lässt in seinem Bericht die Tatsache außen vor, dass die „Liebe zur Natur“ und die furchtlose Verteidigung des zionistischen „Erbes“ in der Praxis dazu führten, dass Dörfer niedergebrannt und Menschen abgeschlachtet und ins Exil getrieben wurden. Solche Verbrechen waren den Iren vertraut. Sie waren jedoch nicht die Täter, sondern, wie die Palästinenser, die Opfer. Die Agitation unter irischen Bauern gegen die britischen Usurpatoren war in der irischen Geschichte ein revolutionärer Faktor, vergleichbar mit der palästinensischen Forderung nach dem „Recht auf Rückkehr“ in das Land, das ihnen gestohlen wurde.
Beatty gibt sich große Mühe, nachzuweisen, dass es eine Zeit gab, in der der Zionismus angeblich als „fortschrittlich“ galt. Einem Podcaster erklärte er:
In den 1950er Jahren und sogar noch bis in die frühen 60er Jahre standen weltweit viele fortschrittliche Menschen dem Zionismus sehr positiv gegenüber. Jean-Paul Sartre, Bertrand Russell, zu bestimmten Zeiten sogar Leo Trotzki. Sie neigten dazu, mit dem Zionismus zu sympathisieren. Und dann, nach dem Sechstagekrieg, nahm die Sympathie der globalen Linken dem Zionismus gegenüber immer mehr ab.[4]
Diese Aussage ist falsch. Trotzki brachte dem Zionismus nie etwas anderes als Ablehnung entgegen. Außerdem wurde Trotzki 1940, lange vor den 1950er und 1960er Jahren, von einem stalinistischen Agenten ermordet. Zudem lehnte die echte „globale Linke“ – ungeachtet der Verwirrung und Fehleinschätzung des einen oder anderen „progressiven“ Individuums – den Zionismus prinzipiell ab. Dies nicht nur wegen Israels Angriffen auf seine Nachbarn im Suezkrieg 1956 und im Sechstagekrieg 1967, sondern auch wegen des im Wesentlichen imperialistischen Charakters des zionistischen Projekts.
Healys Verurteilung des imperialistischen Angriffs auf Ägypten von 1958
Beatty greift Healy an, weil dieser die Palästinenser und die arabischen Nationalisten gegen den Imperialismus und dessen israelische Handlanger verteidigte. Beatty macht sich über Healy lustig, weil dieser während der Suezkrise eine Polemik zur Verteidigung Ägyptens verfasst hatte, als die nationalistische Nasser-Regierung einer gemeinsamen Invasion Israels, Frankreichs und Großbritanniens gegenüberstand. Beatty bezeichnet Healys öffentliche Verurteilung dieses Angriffs als „Reproduktion von Propaganda aus der arabischen Welt … aufgehübscht als Antiimperialismus“ (S. 15-16).
Aber wenn die vereinten Kräfte zweier weltweit führender kapitalistischer Mächte – Besitzer riesiger Kolonialreiche – den Suezkanal besetzen und die Nasser-Regierung stürzen, ist das etwa kein Imperialismus?
1956 schrieb Healy:
Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben Millionen der ärmsten Araber vom Atlantik bis zum Persischen Golf begonnen, über mehr Freiheit und ein besseres Leben nachzudenken. Natürlich sind ihre Herrscher keineswegs Sozialisten, aber sie spiegeln die tiefgreifenden nationalen Gefühle wider, die derzeit nur ein Widerschein des aufkommenden sozialistischen Bewusstseins sind. Deshalb sind die arabischen Völker bei der alten Bande imperialistischer Räuber so tief verhasst …
Es ist eine tragische Ironie, dass das jüdische Volk, das unter dem Imperialismus wohl mehr als jedes andere Volk der Geschichte gelitten hat, nun als Speerspitze dieses reaktionären Vorstoßes gegen die kolonialen Völker eingesetzt wird … Jüdische Arbeiter müssen jetzt überall den Dolchstoß verurteilen, den Israel dem arabischen Volk versetzt. Die Zukunft des Judentums liegt in einer sozialistischen Lösung und nicht in einem kapitalistischen Israel … den Imperialisten ist es in Israel gelungen, einen Staat zu schaffen, der zu einem blutigen Holocaust führen kann, der Hitlers Verbrechen wie eine Teeparty erscheinen lassen könnte.
Healy gab in dem Pamphlet auch seiner Empörung über das Schicksal der jungen britischen Männer Ausdruck, die im Dienst des Imperialismus in der Wüste sterben sollten, und er wies auf die Würde der arabischen Kultur und die Leistungen der Ägypter hin, die von den Imperialisten als völlig minderwertig hingestellt wurden. Es ist eine prinzipielle und überzeugende Erklärung.
In The Party Is Always Right verunglimpft Beatty zynisch den Respekt, den führende Persönlichkeiten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) Healy nach seinem Tod zollten. „Die WRP war offensichtlich stolz auf ihre Verbindungen zu Abu Jihad (Khalil al-Wazir), einem führenden PLO-Kämpfer“, stellt Beatty fest. „Abu Jihads Frau, Intissar al-Wazir, selbst Mitglied des Zentralkomitees der Fatah und spätere Sozialministerin der Palästinensischen Autonomiebehörde, hielt für Gerry Healy eine Trauerrede.“ In ihrer Erklärung bezeichnete Intissar al-Wazir, deren Ehemann 1988 in seinem Haus in Tunesien im Kugelhagel eines israelischen Kommandos gestorben war, Healy als „unerschütterlichen Freund und Verbündeten der palästinensischen Revolution und als wahren Freund und Bruder jeder Befreiungsbewegung auf der ganzen Welt“. (S. 120)
Dies war in der Tat eine bedeutende Würdigung Healys durch eine wichtige Anführerin der palästinensischen Nationalbewegung. Die Socialist Labour League und die Workers Revolutionary Party (WRP), an deren Spitze Healy stand, lehnten den Staat Israel ab, wie auch seine Verfolgung der arabischen Massen und seinen Anspruch, die Interessen der jüdischen Arbeiterklasse zu vertreten und für sie zu sprechen. Healy akzeptierte den Zionismus in keiner Form, auch nicht in seiner angeblich „linken“ Labour-Variante, als angeblich fortschrittliche Lösung für die historischen Verbrechen, die an Juden verübt worden waren. Er betrachtete den Zionismus als ein koloniales Projekt, als Schöpfung des britischen und amerikanischen Imperialismus, die, wie Trotzki vorausgesagt hatte, eine „Falle für die Juden“ und eine Monstrosität für die arabischen Massen war.
In den 1970er und 1980er Jahren nahm Healys zuvor prinzipielle Verteidigung der kolonialen Kämpfe, einschließlich des Kampfs der Palästinenser, einen offen opportunistischen Charakter an. Healy und die Workers Revolutionary Party passten sich dem arabischen bürgerlichen Nationalismus an. Die WRP unterstützte kritiklos Persönlichkeiten wie Jassir Arafat und Muammar Gaddafi, knüpfte prinzipienlose Beziehungen zu ihnen an und ließ die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse fallen. Diese Politik stieß im Internationalen Komitee der Vierten Internationale (IKVI) auf entschlossenen Widerstand und war ein wesentlicher Faktor für den Kampf gegen Healy und die WRP und die Spaltung von 1985-1986.
Niemals hat das IKVI jedoch all das zurückgewiesen, was politisch prinzipiell und richtig war, als Healy den Kampf des palästinensischen Volkes gegen den Imperialismus und gegen dessen zionistischen Klienten verteidigte. Insbesondere ignoriert Beattys Biografie sämtliche politischen Fragen, die dem Kampf innerhalb des IKVI von 1982 bis 1986 zugrunde lagen.
Fazit
So wie Beatty versucht, den Grund für sein Interesse an Healy und dem britischen Trotzkismus zu verschleiern, gibt er auch keine ernsthafte Erklärung dafür, warum er sich überhaupt mit Israel und der jüdischen Geschichte beschäftigt. Auf die Frage in einem Podcast mit dem New Books Network im April, was ihn zu diesem Thema hingezogen habe, erklärte Beatty, der im Alter von 24 Jahren zu studieren begann: „In der Zeit kurz vor dem Studium habe ich mich aus irgendeinem Grund sehr für die Geschichte des Nahen Ostens interessiert, und damals dachte ich, es läge nur daran, dass ich die irische Geschichte wirklich satt hatte … Ich finde es einfach einen wirklich faszinierenden Teil der Welt.“
Alle Historiker wissen, warum sie sich für ein bestimmtes Fachgebiet entschieden haben. Normalerweise sind ihre Erklärungen dafür lang und detailliert. Wenn Beatty nicht darüber sprechen möchte, dann deshalb, weil er es nicht will. Man könnte vermuten, dass sein Zögern, eine ausführliche, geschweige denn glaubwürdige Antwort auf die Frage zu geben, warum er mit solcher Besessenheit die falsche Gleichsetzung von irischer und israelisch-zionistischer Geschichte betreibt, auf eine verborgene Beziehung ausgesprochen unwissenschaftlicher Art hinweist. Aber das ist eine Angelegenheit, über die wir keine sicheren Informationen haben und zu der wir uns daher in keiner Weise äußern können.
Was wir jedoch eindeutig feststellen können, ist die Tatsache, dass Beattys Angriff auf Healy und die trotzkistische Bewegung das reaktionäre Machwerk eines prinzipienlosen und unehrlichen akademischen Scharlatans ist.
Apple Podcasts. „Aidan Beatty and Dan O’Brien, ‚Irish Questions and Jewish Questions: Crossovers in Culture‘ (Syracuse UP, 2018).“ Abgerufen am 18.November 2024. https://podcasts.apple.com/us/podcast/aidan-beatty-and-dan-obrien-irish-questions-and/id425369034?i=1000652230654
„Aidan Beatty -,Belfast is Not Here‘: Israel‘s Perspective on the Northern Irish Peace Process - YouTube.“ Abgerufen am 18.November 2024. https://www.youtube.com/watch?v=nsT1EoXv48M
„Body and Soul of the Nation – Early 20th Century Irish Nationalism and Zionism – The Irish Story“. Abgerufen am 18.November 2024. https://www.theirishstory.com/2013/02/05/body-and-soul-of-the-nation-early-20th-century-irish-nationalism-and-zionism-as-ideologies/
Apple Podcasts. „Aidan Beatty and Dan O’Brien, ‚Irish Questions and Jewish Questions: Crossovers in Culture‘ (Syracuse UP, 2018).“ Abgerufen am 18.November 2024. https://podcasts.apple.com/us/podcast/aidan-beatty-and-dan-obrien-irish-questions-and/id425369034?i=1000652230654
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