Arbeiter der Opel-Schwester Vauxhall in beiden britischen Werken, Luton und Ellesmere Port, haben sich im Gespräch mit der World Socialist Web Site gegen den massenhaften Stellenabbau durch Stellantis ausgesprochen.
An beiden Standorten haben WSWS-Teams letzte Woche den Aufruf „Verhindert die Schließung des Vauxhall-Werks in Luton! Besiegt die Allianz von Unite mit Stellantis und der Labour-Regierung! Für eine globale Gegenoffensive!“ an die Beschäftigten verteilt.
Ende November hatte Stellantis die Schließung des Transporterwerks in Luton angekündigt, wodurch unmittelbar mindestens 1.100 Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Produktion soll im zweiten Quartal 2025 eingestellt und die gesamte Fertigung ab 2026 an den Standort in Ellesmere Port bei Liverpool verlagert werden, wo dann nur noch „vollelektrische, nachhaltige Fahrzeuge“ gebaut werden sollen.
In der WSWS-Erklärung heißt es: „Der brutale Umstrukturierungsplan erfordert die Antwort eines gemeinsamen Kampfs aller Vauxhall-Arbeiter in beiden Werken. Er erfordert auch eine koordinierte Strategie, um Stellantis-Arbeiter in Europa und den USA gegen das globale Arbeitsplatzmassaker zusammenzuschließen.“
In Luton nahmen am 4. Dezember während des Mittagsschichtwechsels etwa 220 Arbeiter ein Exemplar des Flyers mit dieser Erklärung mit, und viele blieben stehen, um Näheres zu erfahren, ihre Meinung zu äußern und sich für den Newsletter der Internationalen Arbeiterallianz (IWA-RFC) anzumelden.
Die Arbeiter erzählten von der Betriebsversammlung am 26. November, als die Gewerkschaft Unite sie praktisch den Wölfen zum Fraß vorwarf. An diesem Tag waren sie vor die Geschäftsleitung zitiert und über den Plan zur Schließung der Fabrik informiert worden. Die Geschäftsleitung hatte sie dann nach Hause geschickt, damit sie „die überraschende Nachricht verdauen“ könnten.
„Unite-Funktionäre waren nirgendwo zu erblicken; das müsst ihr auf eurer Website schreiben“, sagte einer.
Ein anderer beschrieb es als eine von langer Hand geplante Operation, um den Ausbruch eines Arbeitskampfs zu verhindern. Für diesen Tag hatte Unite keine Massenversammlung einberufen. Für die Mitarbeiter in der Nachtschicht hatte das zur Folge, dass sie nur über die sozialen Medien erfuhren, dass das Unternehmen das Werk schließen und sie zum alten Eisen werfen will.
Unite hat es begrüßt, dass im zweiten Vauxhall-Werk in Ellesmere Port Investition von 50 Millionen Pfund (60 Millionen Euro) getätigt werden, und hat gleichzeitig erklärt, dass die Schließung von Luton „nicht akzeptabel“ sei, obwohl beides Teil ein und derselben Maßnahme ist. Es geht um Kostensenkung durch Verkleinerung, es geht darum, dass durch eine drastisch reduzierte Belegschaft die Ausbeutung gesteigert wird.
Die Generalsekretärin von Unite, Sharon Graham, weigerte sich einen ganzen Monat lang, die Bedrohung für beide Werke zu kommentieren. Am 17. November gab Unite in einer Pressemitteilung bekannt, dass eine Einigung erzielt werden könne, wenn die Gewerkschaft sich an den Gesprächen mit der Labour-Regierung beteiligen werde. In diesen Gesprächen geht es um die von Stellantis geforderten Regierungsinvestitionen in die Umstellung in Großbritannien auf ZEV (Zero Emission Vehicles – Emissionsfreie Fahrzeuge).
Der angedrohte „Warnschuss“ einer kollektiven Aktion für den Fall, dass das Unternehmen ein Werk schließen werde, ist ausgeblieben. Die Gewerkschaft Unite erweist sich als entscheidende Kraft bei der Unterstützung von Stellantis, indem sie Arbeiterinnen und Arbeiter in Luton und Ellesmere Port gegeneinander ausspielt, genauso wie sie britische Beschäftigte gegen ihre Kollegen im Ausland ausspielt. Sie bindet die Vauxhall-Arbeiter an den Stellantis–Konzern, indem sie sie der Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität von Stellantis unterordnet.
Ein Arbeiter sagte, er sei „am Boden zerstört“ und könne „nirgendwo hingehen, um eine andere Arbeit zu finden. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Ein anderer sagte: „Es geht nicht nur um die Menschen, die hier arbeiten. Es geht auch um ihre Familien. Man hat uns in eine schreckliche Situation gebracht.“ Ein Kollege sagte, sie stünden vor einer „Übung in Sachen Vermögensausschlachtung. Stellantis schert sich einen Dreck um die Arbeiter.“
Ein Leiharbeiter, der seit neun Jahren in der Fabrik arbeitet, sagte: „Weil ich keinen Vollzeitvertrag habe, bekomme ich, wenn ich diese Arbeit verliere, keine Abfindung.“ Hier hätten mittlerweile wohl die meisten Arbeiter nur befristete oder Leiharbeitsverträge, sagte er.
Durch die geplante Werksschließung in Luton werden voraussichtlich bis zu 3.700 weitere Arbeitsplätze in der regionalen Lieferkette zerstört werden. Erst im Oktober hatte die Kugellagerfabrik SFK die Schließung ihres Werks in der Stadt angekündigt, wodurch 300 Arbeitsplätze verloren gehen.
Die WSWS ruft die Arbeiter auf, Aktionskomitees zu bilden, um der Unite-Bürokratie den Kampf gegen die Fabrikschließung aus der Hand zu nehmen.
In einem WSWS–Artikel vom 25. August heißt es: „Die Reaktion der Gewerkschaft auf den drohenden Arbeitsplatzverlust besteht darin, eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Konzern in Großbritannien anzustreben, damit die Arbeitsplatzverluste an anderer Stelle stattfinden. Sie spielen ihre Rolle als Handlanger des Managements im Betrieb, während ihre eigenen lukrativen Positionen erhalten bleiben.“
Ein Unite-Banner am Fabriktor mit der Aufschrift: „Vauxhall-Arbeitsplätze retten. Wir unterstützen Luton“ erschien erst mehrere Tage nach der angekündigten Schließung. Die meisten Arbeiter empfinden das als schlechten Scherz. „Die Gewerkschaft tut nichts für uns“, sagte einer. Ein anderer erklärte, er sei „nicht überrascht über den Mangel an Informationen von Seiten der Gewerkschaft. Über die bevorstehende Schließung des Werks haben sie uns niemals informiert.“
Dabei ist Unite durchaus in die Pläne von Stellantis eingebunden. Das zeigt sich schon daran, dass das Unternehmen am Tag nach der Ankündigung der geplanten Schließung von Luton eine „kollektive Konsultation“ mit „seinen Gewerkschaftspartnern“ eingeleitet hat. Diese beinhaltet die „Verpflichtung, die Beschäftigten bei der Wahl der für sie richtigen Option zu unterstützen“, d.h. die Forderungen des Unternehmens nach Versetzung, Entlassung oder Umschulung durchzusetzen.
In einer Kolumne in Luton Today vom 5. Dezember beschrieb Rachel Hopkins, die örtliche Labour-Abgeordnete, ihren „Kampf“, den sie mit Labour-Ministern in verschiedenen Abteilungen der Starmer–Regierung führe. Der Wirtschaftsminister der Labour-Partei, Jonathan Reynolds, erklärte kurz nach der Ankündigung im Parlament: „Die Regierung hat bereits alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Schließung zu verhindern.“
Die Arbeiter, die sich am Schichtwechsel für den Newsletter der IWA-RFC eintrugen und sich für die Einrichtung eines Aktionskomitee bei Vauxhall interessierten, waren sich bewusst, dass Stellantis auch Werke in mehreren anderen Ländern schließt. Viele halten es für notwendig, sich gemeinsam mit Arbeitern auf der ganzen Welt, die denselben Angriffen ausgesetzt sind, zu organisieren. Ein Unterzeichner sagte, er unterstütze einen internationalen Ansatz und den Kampf für den Sozialismus sehr. Ein Leiharbeiter sagte, er habe die Artikel auf der WSWS gelesen und stimme dem Kernprinzip der Internationalen Arbeiterallianz zu: „Die internationale Vereinigung der Arbeiter in der Autoindustrie wird uns die kollektive Macht verleihen, diese multinationalen Konzerne zu bekämpfen.“
Auch in Ellesmere Port bei Liverpool, wo ein WSWS-Team denselben Flyer am 5. Dezember verteilte, stehen die Vauxhall–Arbeiter, mit denen wir sprachen, der Gewerkschaft Unite nicht weniger kritisch gegenüber. Trotz des strömenden Regens und der Aufmerksamkeit des Werkschutzes wurden rund 150 Flugblätter an die Arbeiter verteilt, die (die meisten in ihrem Auto) das Werk verließen.
Stellantis baut auch in Ellesmere Port Arbeitsplätze ab. Ein Arbeiter berichtete, er werde ebenfalls entlassen: „Stellantis stellt immer mehr Leute über Leiharbeitsfirmen ein. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal unbefristete Verträge unterzeichnet haben. Das machen sie nur, um uns besser entlassen zu können.“
Weitere Kommentare lauteten: „Ich habe zuvor in Luton gearbeitet. Hier muss es eine Solidaritätsaktion mit den Arbeitern in Luton geben! Denn wenn sie die in Luton losgeworden sind, sind wir die nächsten.“ – „Die Gewerkschaft hier hat noch nicht einmal eine Betriebsversammlung dazu abgehalten.“ – „Die Gewerkschaft unternimmt nichts, sie steckt mit dem Management unter einer Decke.“ – „Die Gewerkschaft steckt in der Tasche des Unternehmens.“
Am 4. Dezember bestätigte Stellantis, dass der vorzeitige Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Carlos Tavares an der Schließung in Luton nichts ändern werde: „Trotz des Rücktritts des CEO gibt es keine Änderungen an den Vorschlägen. Wir stehen während dieser Konsultationsphase aktiv in Kontakt mit allen interessierten Parteien.“ Aber Unite versucht, genau wie ihre bürokratischen Pendants in der UAW in Amerika, den erzwungenen Abgang von Tavares zu nutzen, um den Beschäftigten einen Neuanfang vorzugaukeln. Dies zielt nur darauf ab, ihre intensiven Absprachen mit Stellantis zu erleichtern.
So hat Unite-Generalsekretärin Sharon Graham in einer Pressemitteilung vom 5. Dezember erklärt, dies sei nun die Gelegenheit, „mit dem Kapitel einer jahrelangen arbeiterfeindlichen Strategie abzuschließen“. Damit kündigte sie für den nächsten Tag ein Treffen zwischen Gewerkschaftsvertretern und dem Management im Werk Luton an, „um Gegenvorschläge zur Standortschließung zu besprechen“. In der Pressemitteilung heißt es weiter, dass das Werk „hochprofitabel“ sei und „alle von Tavares geforderten Produktionskostenziele“ erreicht habe. Worauf erklärt wird, dass dies „ohne Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Löhne und Arbeitsbedingungen“ geblieben sei.
Wir fordern die Vauxhall-Arbeiterinnen und -Arbeiter auf, die Initiative zu ergreifen und den Kampf aufzunehmen. Richtet Aktionskomitees in Luton und Ellesmere Port ein, um eine wirtschaftliche und politische Strategie auszuarbeiten, und nehmt Kontakt zu Stellantis-Beschäftigten auf der ganzen Welt auf!
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