Wachsende Proteste gegen Handel mit Israel in türkischen Häfen

Das Einlaufen von Schiffen der größten israelischen Reederei „ZIM Integrated Shipping Services“ in türkische Häfen hat in Istanbul, Mersin und Kocaeli Anfang November Proteste ausgelöst.

ZIM treibt durch seine wichtige Rolle im israelischen Außenhandel die Kriegsmaschinerie des zionistischen Regimes an und trägt damit entscheidend zur Aufrechterhaltung der Besetzung und Fortsetzung des Völkermords in Palästina bei. Eli Glickman, CEO von ZIM, hat erklärt, dass das Unternehmen das Vorgehen Israels im Gazastreifen unterstützt. Im Oktober 2023 gab er bekannt, dass die Geschäftsleitung angeboten habe, alle seine Schiffe und Infrastruktureinrichtungen in den Dienst des Landes zu stellen.

Screenshot aus einer Videoaufnahme des Protests gegen das Anlegen israelischer Schiffe im Hafen von Kocaeli Diliskelesi [Photo: Direniş Çadırı/X]

Am 3. November wurde ein Massenprotest organisiert, nachdem berichtet worden war, dass das Schiff MV Kathrin, das im Hafen von Haydarpaşa in Istanbul angelegt hatte, Munition nach Israel transportieren soll. Fünf der Jugendlichen, die an Bord des unter deutscher Flagge fahrenden Schiffes gelangt waren, wurden festgenommen. Das Schiff durfte den Hafen verlassen.

Am 1. Oktober berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı, dass „Amnesty International Slowenien und Montenegro aufgefordert hat, dem Schiff ‚MV Kathrin‘, das Sprengstoff für Israel geladen hatte, nicht zu erlauben, in ihren Häfen anzulegen und den Waffentransfer nach Israel nicht zu ermöglichen.“

Ein weiterer Protest fand Ende Oktober dieses Jahres im Hafen von Mersin statt. Der Journalist Metin Cihan berichtete unter Verweis auf Videos, die von dem pro-palästinensischen Account „Direniş Çadırı“ (Widerstandszelt) auf der Plattform X (ehemals Twitter) gepostet wurden, dass ZIM-Schiffe im Hafen von Mersin liegen. Cihan hatte zuvor aufgedeckt, dass der Handel zwischen der Türkei und Israel fortgesetzt wurde, obwohl Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Völkermord in Gaza in Worten verurteilt hatte.

„Ich habe neue Beweise dafür gefunden, dass der Handel mit Israel weitergeht“, sagte Cihan: „Ich habe herausgefunden, dass ein Container, der am 9. Oktober im israelischen Hafen von Haifa beladen wurde, am 17. Oktober im Hafen von Mersin ankam und entladen wurde.“

Nach dieser Enthüllung kamen Demonstranten gegen den Völkermord mit Transparenten zum Eingang des Hafens von Mersin, um gegen das ZIM-Schiff zu protestieren. Ihr Protest wurde aber nicht zugelassen, und die Demonstranten wurden von den Sicherheitskräften des Hafens auseinandergetrieben.

Am Abend des 31. Oktober, als ein ZIM-Schiff im Ambarli-Hafen in Beylikdüzü, Istanbul gesichtet wurde, veranstalteten Aktivisten einen Protest gegen den Völkermord. Während der Demonstration wurde ein mit ZIM-Containern beladener Lastwagen gestoppt, und die Sicherheitskräfte des Hafens schossen in die Luft. Der Aufdruck des transportierten Containers wurde von einem Demonstranten während des Protests aufgenommen und lautete „Israel, Haifa“.

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(Der Beitrag auf X lautet: Sicherheitskräfte schießen in die Luft, während sie versuchen, Demonstranten an der Einfahrt in den Hafen von Ambarlı in Istanbul zu hindern.)

Dasselbe Schiff legte später im Hafen von Kocaeli Diliskelesi an, der ebenfalls Ziel von Protesten war. In einem Beitrag auf dem X-Account „Direniş Çadırı“ wurde berichtet, dass diejenigen, die gegen die Ankunft des ZIM-Schiffs im Hafen protestierten, von der Polizei blockiert wurden.

Nach Angaben der Zeitung Ses Kocaeli brachte die Menge mit Parolen wie „Die Häfen der Türkei sollten für Israel geschlossen sein“ und „Kein Transport mit Israel“ ihre Wut über Israels Vorgehen in Palästina zum Ausdruck. Die Demonstranten versammelten sich an den Eingängen der Häfen Çolakoğlu und Yilport und blockierten eine Zeit lang die Durchfahrt von Lastkraftwagen.

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(Der Beitrag auf X lautet: Protest gegen das im Hafen von Kocaeli Diliskelesi andockende israelische Schiff)

Die Unterstützung des Völkermords in Gaza durch ZIM und dessen Transport von Militärgütern nach Israel haben weltweit zu Protesten geführt. Vom Hafen von Newark-Elizabeth in New Jersey bis nach Kanada, Italien, Australien und Griechenland haben Arbeiter Aktionen organisiert, um die Lieferungen von ZIM zu stoppen.

Griechische Hafenarbeiter stoppten am 17. Oktober mit einer Protestaktion im Hafen von Piräus eine Lieferung von 21 Tonnen Munition nach Israel. Der Munitionscontainer aus Nordmazedonien sollte auf ein unter der Flagge der Marshallinseln fahrendes Schiff mit Ziel Haifa verladen werden. Mit Slogans wie „Freiheit für Palästina“ und „Die Nato ist ein Mörder“ verhinderten die Arbeiter die Einfahrt des Lastwagens in den Hafen.

Präsident Erdogan hat den israelischen Premierminister Netanjahu in scharfen Worten angeprangert. Doch so einfach kann die türkische Regierung, die die zweitgrößte Armee der Nato unterhält, ihre Mitschuld am Völkermord in Gaza nicht vertuschen.

Sieben Monate nach Beginn des Völkermords sah sich die Erdoğan-Regierung gezwungen, den Abbruch ihres Handels mit Israel zu verkünden. In diesen sieben Monaten kam ein erheblicher Teil der israelischen Stahleinfuhren aus der Türkei. Auch Zement, Chemikalien, sogar Schießpulver, Stacheldraht und Waffenteile wurden geliefert. Wie sich jetzt herausgestellt hat, wurde dieser Handel nie eingestellt, sondern lief ununterbrochen durch Palästina hindurch.

Dennoch behauptete Erdoğan in seiner Rede in Istanbul am Montag ohne Scham: „Wir sind das Land, das Gaza am meisten unterstützt hat. Wir haben den Handel mit Israel vollständig eingestellt. Wir haben ein Handelsvolumen von 9,5 Milliarden Dollar geopfert.“

Die US-Nato-Stützpunkte in der Türkei unterstützen weiterhin Israel, und die Türkei ermöglicht nach wie vor die lebenswichtigen Öllieferungen Aserbaidschans an Israel.

Die türkischen Gewerkschaftsverbände unternehmen nichts, um die Lieferungen nach Israel zu blockieren, und verschließen wie ebenso wie in anderen Ländern die Augen vor dem Völkermord im Gazastreifen und der Mitschuld Ankaras daran. Indessen stellen sich pro-palästinensische Demonstranten der polizeilichen Repression mutig entgegen.

Proteste, die an die Regierung appellieren, haben sich jedoch als unzureichend erwiesen, um Völkermord und Krieg zu stoppen. Diese und andere historische Katastrophen sind ein Produkt des Imperialismus und werden nur mit seiner Abschaffung enden. Dafür muss die Arbeiterklasse als führende soziale und politische Kraft im Kampf gegen Israel und seine Verbündeten mobilisiert werden.

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