Ein Fotoessay über Colombos Lastenträger: eine jahrhundertealte Praxis unmenschlicher Ausbeutung

Arbeitsbeginn eines Pettah–Lastenträgers am frühen Morgen

Nattami, ein Begriff aus der tamilischen Sprache, bezieht sich speziell auf Arbeiter oder Träger, die ausschließlich mit dem Laden, Entladen und Transportieren von Gütern beschäftigt sind. Sie sind hauptsächlich im Hafen von Colombo, an den Lagerhäusern und in Pettah, dem ältesten Handelszentrum und größten Markt der Hauptstadt, zu finden. Als Teil der städtischen Arbeiterklasse stehen die Nattami wenig im Fokus.

Dieser Bericht, dessen Fotos bei Tagesanbruch aufgenommen wurden, bietet einen Einblick in den Arbeitstag der Lastenträger von Pettah. Von den ruhigen Momenten, wenn sie sich in den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang auf dem Markt versammeln, bis hin zu den Stunden körperlich anstrengender Arbeit, die sie mit wenigen Pausen verrichten, zeigen diese Bilder das Leben eines Teils der internationalen Arbeiterklasse, der von den Mainstream-Medien und den Gewerkschaften fast völlig ignoriert wird.

Dieser Arbeiter schleppt über 400 kg Knoblauch

Pettah, im historischen Herzen von Colombo gelegen, ist einer der wichtigsten Orte, an denen sich Nattami versammeln, um Arbeit zu finden. Umgeben von Gebäuden aus der Kolonialzeit und modernen Luxushotels und Spas schleppen die Nattami schwere Lasten von je 40 bis 90 Kilogramm, oft mehr als ihr eigenes Körpergewicht, durch die engen und überfüllten Straßen der Gegend.

Die Nattami von Pettah machen einen bedeutenden Teil der städtischen Arbeitskräfte in Sri Lanka aus. Ihr Lohn ist nicht fest und wird jeweils, je nach körperlicher Stärke und Ausdauer, neu verhandelt. Sie führen buchstäblich die anstrengendsten Arbeiten aus, die im Zusammenhang mit Handel und Logistik in der Hauptstadt anfallen, und sind für die Händler und Unternehmer des Marktes unverzichtbar.

Zwiebelsäcke werden vor dem Verladen aufgestapelt

Der Beruf der Nattami reicht bis ins Mittelalter zurück. An ihrer Ausbeutung haben drei aufeinanderfolgende Kolonialverwaltungen – die portugiesische, die holländische und insbesondere die britische – sowie die lokalen Verwaltungen in Colombo bis heute festgehalten.

Trotz der Umwandlung Colombos in eine moderne Handels- und strategische Hafenstadt hat sich die Art der Arbeit im Laufe der Jahrhunderte nicht nennenswert verändert. So gehören die Nattami, die meist von den Landarbeitern und unterdrückten Minderheiten kommen, nach wie vor zu den am meisten ausgebeuteten Schichten der sri-lankischen Arbeiterklasse.

Eine Arbeiterin mit einem Händler

Von morgens bis abends und bis spät in die Nacht schleppen die Träger riesige Warenlasten an Reis, Gemüse, Baumaterial und anderen Gütern. Sie arbeiten in der sengenden Hitze, im strömenden Monsunregen und inmitten des ständigen hektischen Trubels auf Colombos belebtesten Straßen.

Groben Schätzungen zufolge verdient ein Nattami zwischen 1.500 und 3.000 Rupien pro Tag (weniger als fünf bis zehn Euro), was kaum ausreicht, um die ständig steigenden Lebenshaltungskosten in Colombo zu decken. Die besonders hohen Wohnkosten verschlingen den größten Teil des Lohnes, selbst wenn es sich um eine Slumwohnung handelt.

Im November 2021 und kurz vor dem Massenaufstand, der im April 2022 begann und zum Sturz Präsident Gotabaya Rajapakse führte, streikten die Lastenträger. Sie forderten eine Erhöhung ihrer Löhne pro Last um 15 Rupien, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken. Sie wiesen darauf hin, dass selbst eine Tasse Tee sie inzwischen 25 Rupien kostete.

Beim Aufstapeln von Kartoffelsäcken
Junger Arbeiter, Anfang zwanzig. In diesem Alter strömen arme Menschen scharenweise vom Land in die Hauptstadt, um Arbeit zu suchen

Die Nattami werden nicht nach den geleisteten Arbeitsstunden bezahlt, sondern nach dem Gewicht der Waren, die sie auf dem Rücken oder auf simplen Handkarren transportieren. Auch die Arbeiter auf den Teeplantagen Sri Lankas werden pro Kilogramm gepflückter Teeblätter bezahlt, aber im Gegensatz zu den Nattami zählen sie zu den regulären Lohnempfängern. Die meisten Nattami arbeiten sechs Tage die Woche und schuften unter diesen harten Bedingungen durchschnittlich mehr als neun Stunden pro Tag.

Straßenszene in Pettah, Colombo
Arbeiter, der sich vor seinem Tagewerk über die Nachrichten informiert

Laut einer aktuellen und seltenen Studie leiden die Träger in Pettah aufgrund der brutalen körperlichen Arbeitsanforderungen unter Muskel- und Skelett-Erkrankungen, die ihnen chronische Schmerzen und Lähmungen verursachen. Es gibt keine offizielle Statistik über das Leben und die Arbeit dieses Teils der sogenannten „informellen Arbeitskräfte“. Vermutlich sind es Tausende, die – hauptsächlich im Alter zwischen 18 und 60 – diese mörderische Arbeit verrichten.

Neben ihrem Arbeitsalltag müssen sie die überfüllten Unterkünfte in den Slums mit schlechten sanitären Einrichtungen ertragen; ihre Ernährung ist unzureichend, da sie sich keine ausgewogenen, nahrhaften Lebensmittel leisten können, und sie haben nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung. Diese seit der Kolonialzeit bestehenden Bedingungen wirken sich auch heute noch auf die Gesundheit, die Lebenserwartung und das allgemeine Wohlbefinden dieser Arbeiter aus, von denen viele ihren Alltag nur unter Schwierigkeiten bewältigen und ihre Familien kaum über Wasser halten können.

Träger warten auf Arbeit

Nattami sind unter den arbeitenden Armen besonders gefährdet, weil die Lebenshaltungskosten ständig steigen. Sie sind, wie Millionen anderer Arbeiterinnen und Arbeiter Sri Lankas, heute mit den verheerenden Auswirkungen der Sparmaßnahmen des Internationalen Währungsfonds konfrontiert, die Präsident Dissanayake von der Janatha Vimukthi Peramuna (JVP) mit seiner Regierung der „Nationalen Volksmacht“ gerade durchzusetzt.