Tausende beteiligen sich an den „Stand Up for Science“-Protesten

Ein Teil der „Stand Up for Science“-Demonstration in Pittsburgh (Pennsylvania) am 7. März 2025

Am Freitag beteiligten sich Zehntausende von Forschern, Ärzten, Beschäftigten des Gesundheitswesens, Studenten und andere Unterstützer der Wissenschaft an den „Stand Up for Science“-Demonstrationen. Sie fanden überwiegend in den USA statt, wurden jedoch auch von Protesten in Kanada, Österreich, der Slowakei und Frankreich unterstützt.

An mehr als 120 Orten hielten Demonstranten selbstgemachte Plakate hoch und verurteilten die Angriffe auf die wissenschaftliche Forschung, das öffentliche Bildungswesen und das öffentliche Gesundheitswesen, die von der Trump-Regierung angeführt werden. An den meisten Kundgebungen beteiligten sich einige hundert Personen, doch in Boston (Massachusetts), Washington D.C. und New York City demonstrierten Tausende.

Der Anlass für die Proteste ist der Angriff der Trump-Regierung auf nahezu alle staatlich finanzierten wissenschaftlichen Vorhaben, darunter Klimaforschung, Umweltschutz und Studien zu Infektionskrankheiten und mehr. Tausende von Forschern, vor allem diejenigen, die sich für den Erhalt des öffentlichen Gesundheitswesens einsetzen, wurden entlassen, um Steuersenkungen für Reiche, Konzerne und Krieg zu finanzieren.

Die Proteste sind Teil einer breiteren, sich anbahnenden Bewegung der Arbeiterklasse gegen die Trump-Regierung und ihre Angriffe auf demokratische Rechte, gegen die geplanten Massenabschiebungen und die Zerstörung aller Sozialprogramme in den USA, um den gesamten Reichtum der Gesellschaft an die Finanzoligarchie umzuverteilen.

Besonders empört sind die Arbeiter und Jugendlichen über die anhaltenden Kürzungen beim Gesundheitsministerium (HHS), das jetzt von Robert F. Kennedy Jr. geleitet wird. Er ist ein berüchtigter Impfgegner und Verbreiter von Desinformationen und betreibt eine Politik, die die Ausbreitung von gefährlichen Krankheitserregern wie Grippe, Masern und Covid-19 fördert.

Reporter der WSWS sprachen mit Teilnehmern der landesweiten Kundgebungen.

In New York City erklärte ein theoretischer Physiker, der zu einer Gruppe der Rockefeller University gehört, er arbeite an der Entwicklung von Stammzellentherapeutika: „Wir werden nicht ausreichend bezahlt. Aber die Menschen, die wirklich unter den Kürzungen bei der Wissenschaft zu leiden haben, wird die Unterschicht sein. Das Problem hat sich unter Trump herauskristallisiert, aber was sich politisch abspielt, erinnert an die Entstehung des Faschismus im 20. Jahrhundert. Ich denke, bei der heutigen Kundgebung ist wichtig, dass wir uns auf den Angriff auf die Finanzierung der Wissenschaft konzentrieren. Wissenschaft ist für alle da. Jeder muss rationale Entscheidungen für sein Leben, für die Gesundheitsversorgung und für Klimagerechtigkeit treffen können. Das gilt auch für die Regierung.“

Demonstranten in Pittsburgh am 7. März 2025. Auf ihren Schildern steht: „Wissenschaft statt Schweigen“

Ein anderer Teilnehmer an der Kundgebung in New York City erklärte: „Nicht nur die Wissenschaftler müssen sich zusammenschließen, sondern die gesamte Arbeiterklasse... Die Leute, die für die Welt arbeiten, wir sind diejenigen, die sich darum kümmern, nicht das oberste eine Prozent. Sie tun nichts für uns, und sie sind diejenigen, die derzeit an der Macht sind. Wir müssen uns diese Macht zurückholen.“

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Im Gegensatz zu vielen Teilnehmern stellten die offiziellen Redner bei den Veranstaltungen die derzeitige Krise als ausschließlich durch Trump und Musk verursacht dar und ignorierten bewusst die Tatsache, dass die Demokraten keineswegs „der Wissenschaft gefolgt“ sind. Vielmehr haben die Demokraten und die Biden-Regierung die Nachverfolgung von Covid-19-Fällen aufgegeben und die Bevölkerung aufgefordert, auf Masken zu verzichten. Bei fast allen Protestveranstaltungen, u.a. bei der Hauptkundgebung in Washington D.C., propagierten die Redner die aussichtslose Perspektive, die Demokraten unter Druck zu setzen, indem sie „ihren Kongressabgeordneten anrufen“.

Die einzigen, die für eine Alternative zu den Demokraten auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Einschätzung des Klassencharakters der modernen Gesellschaft kämpften, war die World Socialist Web Site. Unterstützer verteilten tausende Flugblätter, auf denen deutlich gemacht wurde, dass „Wissenschaftler den gleichen Prozess der Proletarisierung durchmachen, der jetzt Ärzte, Lehrer und andere Berufsgruppen betrifft“ und dass er einzige Weg vorwärts über den Aufbau einer revolutionären sozialistischen Bewegung gegen den Kapitalismus selbst führt.

Teilnehmerinnen der „Stand Up for Science“-Demonstration in New York am 7. März 2025

Auf der Demonstration in New York City erklärte eine Neurowissenschaftlerin gegenüber der WSWS: „Ich forsche daran, wie das Gehirn sensorische Informationen auf sehr grundlegender Ebene verarbeitet. Die Methode der Trump-Regierung, schneller zu handeln und Dinge zu erzwingen, funktioniert vielleicht in der Privatwirtschaft, aber nicht bei den NIH (National Institutes of Health). Sie haben ein falsches Verständnis von Wissenschaft. Wissenschaft braucht Zeit. Niemand kann sagen, woher die nächste Entdeckung kommt. Man kann nicht einfach kürzen und gute Ergebnisse erwarten. Sie sollten die Mittel für die riesigen Konzerne wie BP oder Citgo kürzen. Wenn sie die Wissenschaft schädigen, werden wir eine kranke Wirtschaft haben.“

Sie fügte hinzu: „Das hat nicht mit Trump angefangen. Die Demokraten haben es in die Wege geleitet. Ihre Politik hat uns hierher gebracht. Sie haben sich nicht auf wirklichen Bedürfnisse, die reale Wirtschaft und die Dienstleistungen konzentriert, also sind die Leute wütend geworden.“

Ein Gastwissenschaftler für Neurowissenschaften und Biologie aus dem irischen Dublin, der mit einer Gruppe von Kollegen vom Mount Sinai Hospital zur Kundgebung in New York City kam, erklärte: „Wir müssen in der Lage sein, uns dem Faschismus in den Weg zu stellen. Wenn dieser Angriff auf Forschungsgelder vor einigen Monaten passiert wäre, dann wäre ich nicht zum Arbeiten hier nach New York gekommen. Ich hoffe, die Regierung erkennt, dass unsere Arbeit wichtig ist. Die irische Regierung ist nicht so hart, aber sie leistet auch wenig finanzielle Unterstützung. Je mehr Mittel sie nicht bereitstellen, desto mehr Menschenleben werden in Zukunft verloren gehen.“

Demonstrationsteilnehmerin in New York mit einem Schild, auf dem steht: „Dekrete durchlaufen kein Peer-Review“

Ali, ein Doktorand der Physik an der New York University, der im Bereich Quantenwissenschaft tätig ist, erklärte: „Die Physik war bis jetzt noch nicht so betroffen wie die Klimaforschung und das Gesundheitswesen, aber es wird darüber diskutiert, das CHIP-Gesetz abzuschaffen. Wir sind hier, um die Wissenschaft zu unterstützen. Letztlich ist es sinnvoll, wenn man den Politikern zeigt, dass sie die Wissenschaft unterstützen müssen.“

David, ein Wissenschaftler der University of California (Riverside), erklärte der WSWS bei der Kundgebung in Los Angeles: „Es ist egal, wie gut es den Reichen geht, oder wie viele Häuser und wie viele Superjachten sie besitzen. Für sie ist es ein großer Wettbewerb, sie wollen nur mehr. Sie wollen immer mehr, und der Planet kann das nicht verkraften.“

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Jen, eine Wissenschaftlerin von der University of South Carolina, erklärte gegenüber der WSWS: „Niemand sollte Milliardär sein... Unsere Regierung sollte von der Bevölkerung gestellt werden und für die Bevölkerung arbeiten, und wir müssen die Oligarchie stürzen.“

In Flint (Michigan) sprach eine Demonstrantin über die weitreichenden Auswirkungen von Trumps Dekreten:

Ich denke, dass die gesamten Dekrete und Maßnahmen, die jetzt eingeleitet werden, um all diese Systeme zu zerstören, viel weitgehendere Auswirkungen haben werden als vielen Menschen bewusst ist. Wenn man das Bildungssystem zerstört, wo sollen die eigenen Kinder dann in die Schule gehen? Wenn man die Finanzierung der Wissenschaft einstellt, wo soll man dann ärztliche Behandlung bekommen?

Antifaschistischer Demonstrant in Flint (Michigan) am 7. März 2025

Ich denke, die Menschen müssen sich zusammentun und die Macht, die sie haben, auch nutzen. Weil ich denke, dass wir zusammen viel mehr bewirken, als man als Einzelperson vielleicht denkt. Und es geht wirklich nicht um Individualismus, wir müssen zusammenstehen, Gemeinschaften aufbauen und uns gegenseitig aufbauen, um die bestehenden Systeme abzubauen und neu zu schaffen.

Auf die Frage nach der anhaltenden Wasserkrise in Flint, die auf Versuche zurückgeht, die städtische Wasserversorgung zu privatisieren und in den letzten zehn Jahren zahlreiche Gesundheitsprobleme verursacht hat, erklärte sie: „Ich denke, das zeigt einfach die Tatsache, dass die Systeme da sind, um die Systeme zu verwalten. Sie sind nicht notwendigerweise dazu da, sich um die Menschen zu kümmern, und vieles bleibt auf der Strecke, was wirklich bedauerlich ist.“

Eine Demonstrantin trägt ein Schild mit der Aufschrift „Wissenschaft statt Oligarchen“ bei der „Stand Up for Science“-Kundgebung vor dem Kapitol in Madison (Wisconsin), 7. März 2025

„Ich meine, Menschen sind nicht austauschbar. Und es ist wirklich erschütternd, was man darüber hört und sieht, wie die Menschen behandelt werden – wir werden behandelt, als bräuchte man uns nicht. Ich glaube, im Großen und Ganzen, unabhängig davon, welche Partei man wählt, ist das nicht das, was die Leute wollen.“

Auf die Frage nach den Auswirkungen von Trumps geplanten Zöllen auf die Arbeiter in Kanada, Mexiko und den USA sowie dem Potenzial für einen gemeinsamen Kampf der Arbeiter in Nordamerika und der Welt erklärte sie: „Oh, absolut. Ich habe bereits für den Generalstreik unterschrieben. Ich bin also definitiv dabei.“