Mit großer Trauer geben wir bekannt, dass Ken Mantell, ein langjähriges Mitglied der australischen Socialist Equality Party, am 30. November im Alter von 80 Jahren verstorben ist, nachdem er zwei Tage zuvor einen schweren Schlaganfall erlitten hatte. Er hinterlässt drei Söhne (Stephen, Mathew und Jason), sechs Enkelkinder und sechs Geschwister.
Ken, dritter Sohn einer Familie mit sechs Jungen und zwei Mädchen, wurde am 11. November 1945 in Melbourne geboren; seine Eltern waren Geoff und Mary Mantell.
Die zehnköpfige Familie lebte nach dem Zweiten Weltkrieg vom Lohn ihres Vaters Geoff, eines Werkzeugmachers, und dem, was Mary vor der Geburt ihrer Kinder gelegentlich hinzuverdienen konnte. Da Lebensmittel damals noch rationiert wurden, mussten die Mantells mit Lebensmittelkarten für bestimmte Nahrungsmittel anstehen und mit begrenzten Mengen auskommen, vor allem bei Fleisch, Butter, Zucker und Tee. In ihrem Haushalt gab es kaum Überschüsse und noch weniger Verschwendung. Ständiges Sparen, Reparieren, Mehrfachbenutzen,Verzicht auf Luxus waren an der Tagesordnung.
Ken und seine Geschwister besuchten katholische Schulen, in denen er schon früh den Zorn der christlichen Lehrkräfte auf sich zog, bis er nach der achten Klasse die Schule verließ. Schon in der Grundschulzeit spielte er für die Familie eine wichtige Rolle, indem er Geld verdiente, das er gleich seiner Mutter gab. Vor und nach der Schule verkaufte er auf den Straßen Zeitungen, sammelte Feuerholz für den Herd und sammelte Pfandflaschen, um die Haushaltskasse aufzubessern.
Nachdem er mit vierzehn Jahren die Schule verlassen hatte, begann er zu arbeiten, u. a. als Lagerist, Geschirrverkäufer, Lastwagenfahrer, Hilfsarbeiter und Stahlbetonbauer. Als letzterer verbrachte Ken viele Jahrzehnte damit, sich beizubringen, architektonische Zeichnungen zu lesen und die unterschiedlichen Arten von Stahl zu studieren, die dort zum Einsatz kamen. In späteren Jahren arbeitete er auch in der Druckbranche und lernte ein Handwerk, für das er keine Vorkenntnisse hatte.
Ken arbeitete in einigen der vielfältigsten, abgelegensten und herausfordernsten Gebiete Australiens. Er verbrachte nicht nur Jahre auf Baustellen und in Fabriken der großen Städte des Landes, sondern arbeitete auch in der glühenden Hitze und dem Staub von Condobolin in New South Wales, Westaustralien und im Zentrum von Queensland in den Städten Moura, Mount Isa, sowie am Lake Julius. Letzterer entstand durch einen Staudamm, an dessen Bau Ken beteiligt war.
Obwohl Ken die Schule früh verlassen hatte, war er fest entschlossen, seine fehlende Bildung nachzuholen. Kens älterer Bruder Martin, mit dem er bis zu seinem Tod eine enge Beziehung hatte, schickte ihm jede Woche das Time-Magazin, damit er es lesen und seine Kenntnisse erweitern konnte. Er las jede Ausgabe sorgfältig.
Während seiner Zeit als Stahlbetonbauer schloss er sich Anfang der 1980er Jahre der Socialist Labour League (SLL) an, der Vorgängerorganisation der Socialist Equality Party, nachdem er über seine damalige Frau Liz die Partei kennengelernt und sich vom Programm des sozialistischen Internationalismus überzeugt hatte. Während der Auseinandersetzung beim Energieversorger SEQEB im Jahr 1985, als die verhasste rechte Bjelke-Petersen-Regierung in Queensland mehr als 1.000 Beschäftigte der Elektrizitätswerke entlassen hatte, verteilten er und Liz – mit ihrem Sohn Jason im Kinderwagen – bei Massenveranstaltungen die Workers News, die Wochenzeitung der SLL.
Nachdem Ken sich vom Programm und der Notwendigkeit des Aufbaus einer revolutionären Partei überzeugt hatte, geriet er niemals ins Schwanken und bildete sich weiter. Selbst als er wegen gesundheitlicher Probleme aggressive Medikamente nehmen musste, beharrte er darauf, an den wöchentlichen Schulungen der SEP teilzunehmen. Er widmete seine beträchtlichen Talente, Anstrengungen und seine Entschlossenheit dem Aufbau der revolutionären Partei, die den Kampf für die Befreiung der Menschheit und eine sozialistische Zukunft führt.
Er war nicht nur ein „harter Kerl“, wie man so schön sagt, sondern auch politisch unnachgiebig darin, sich den Verrätereien und Machenschaften der Gewerkschaftsbürokratie zu widersetzen und sie zu entlarven – vor allem denen der Stalinisten von der Communist Party of Australia und der Maoisten, darunter Norm Gallagher, dem Anführer der Builders Labourers Federation (BLF), der Bauarbeitergewerkschaft.
Während des Angriffs der Labor-Regierung unter Hawke und Keating auf die BLF im Jahr 1986 kämpfte Ken als Mitglied der SLL dagegen, dass der Gewerkschaft per staatlicher Verfügung der offizielle Gewerkschaftsstatus aberkannt wurde. Gleichzeitig deckte er Gallaghers Rolle auf. Der Versuch des BLF-Führers, die Opposition und Wut auf Gerichtsprozesse auszurichten, war viel mehr von dessen Angst vor einer unabhängigen Arbeiterbewegung als durch die Angriffe der Labour-Regierung motiviert.
Diese und viele weitere Kämpfe waren zwar wichtig, doch als den wichtigsten Kampf seines politischen Lebens sah er zu Recht den gegen die nationalen Opportunisten der Workers Revolutionary Party (WRP) in Großbritannien an. Obwohl er erst seit kurzem Parteimitglied war, stellte sich Ken auf die Seite des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, das gegen die Versuche der WRP kämpfte, die Arbeiterklasse sowohl der britischen Labour Party und der Gewerkschaftsbürokratie als auch bürgerlich-nationalistischen Regimes im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt unterzuordnen.
Ken verstand, dass der politische Kampf, um den es 1985-86 bei der Spaltung mit der WRP-Führung ging, nicht nur die künftige Ausrichtung des IKVI, sondern auch dessen ganze Existenz bestimmen würde. Dass sich die WRP-Führung unter Healy, Banda und Slaughter an den Nationalismus in Form von Stalinismus, Sozialdemokratie und den Positionen des pablistischen Opportunismus anpasste, hätte dazu geführt, dass die Partei sich in diesen Kräften auflöst – eben jenen politischen Gruppierungen, denen sich alle drei WRP-Renegaten anschlossen, nachdem sie die trotzkistische Bewegung aufgegeben hatten.
Ken trat bei Wahlen auf bundesstaatlicher und nationaler Eben für die SLL und die SEP an, leitete Ortsgruppen und arbeitete in vielen Bereichen der Partei, u. a. als hauptamtliches Mitglied der SEP.
Im Jahr 2024 sprach Ken an der Seite von Genosse Warwick Dove bei einer öffentlichen Veranstaltung der SEP, auf der sie vor Angriffen der Labor-Regierung auf die Gewerkschaft Construction, Forestry and Maritime Employees Union (CFMEU) warnten. Dabei schilderte er einige seiner wichtigsten Erfahrungen im Kampf für die Perspektive der Partei unter Bauarbeitern in den 1980er Jahren.
Ken schilderte, wie er im Jahr 1989 als Delegierter der BLF bei einer Massenveranstaltung ans Podium trat und vor 5.000 Bauarbeitern sprach. Die Gewerkschaftsbürokratie versuchte, ihm das Mikrofon zu entziehen, doch die Arbeiter ließen das nicht zu und forderten, ihn sprechen zu lassen. Ken stellte einen Antrag gegen den Angriff auf die BLF und forderte einen Kampf nicht nur der Bauarbeiter, sondern der ganzen Arbeiterklasse. Der Antrag wurde schließlich angenommen.
Dass die jungen Studenten und Arbeiter im Publikum von seinem Beitrag begeistert waren, empfand er als sehr befriedigend.
Die jüngste Vergangenheit war für Ken besonders hart. Seine langjährige Partnerin, Genossin Regina Lohr, erkrankte an Brustkrebs, und obwohl sie und Ken dagegen so gut wie möglich ankämpften, starb sie vor knapp drei Jahren, im Oktober 2022, an der Krankheit.
Kens eigene Gesundheit war durch die zermürbenden Arbeitsbedingungen in seiner Zeit als Betonbauer stark beeinträchtigt worden. Er litt an mehreren Krankheiten, die er mit Mühe unter Kontrolle hielt.
Vor seinem Tod hatte er versucht, ein Zittern zu überwinden, das durch Schäden an seinen Armen und Schultern verursacht wurden. Diese stammten aus der Zeit, als er jahrelang schwere Stahllasten trug.
Doch Ken wollte seine Beeinträchtigungen nicht nur überwinden, um das Leben zu genießen, den „Duft der Rosen“ einzuatmen und friedlich durch seinen Garten zu streifen, sondern damit er effektiver für die Arbeiterklasse und eine sozialistische Perspektive kämpfen konnte.
Als Parteimitglied lagen ihm Arbeiter und junge Menschen sehr am Herzen – ihr Leben, ihre Erfahrungen und die falschen Vorstellungen, die er bekämpfen und richtigstellen wollte. Er ging immer bewusst auf junge Mitglieder zu, um mit ihnen zu diskutieren und sie in ihrer Ausbildung und Entwicklung anzuleiten. Er ging stets großzügig mit seiner Zeit und seinen Ressourcen um.
Er verstand, dass der Kapitalismus den neuen und den nachfolgenden Generationen junger Menschen den schlimmsten Alptraum aufzwingen wird, wenn die Arbeiterklasse nicht bewusst eine revolutionäre Perspektive annimmt. Er sah in seinen Söhnen und Enkelkindern Vertreter dieser Generation und war sehr sensibel für die Risiken, mit denen sie konfrontiert waren. Er liebte sie sehr und widmete sein Leben der Überwindung von Hindernissen für eine sozialistische Zukunft, die der einzige Weg ist, die Zukunft der Menschheit zu sichern.
Wir bekunden unser tiefstes Mitgefühl an die Familie, Genossen und Freunde unseres Genossen Ken Mantell. Künftige Generationen werden ihn als leuchtendes und inspirierendes Beispiel für Arbeiter und junge Menschen auf der ganzen Welt betrachten.
