Jacobin glorifiziert Dolores Ibárruri, die stalinistische Henkerin der Spanischen Revolution

Teil 2

Dies ist der zweite Teil eines zweiteiligen Artikels. Der erste Teil wurde am 6. Januar publiziert.

David North, der Leiter der internationalen Redaktion der World Socialist Web Site, hielt 1996 einen Vortrag mit dem Titel „Der lange Schatten der Geschichte: Die Moskauer Prozesse, der amerikanische Liberalismus und die Krise des politischen Denkens in den USA“ an der Michigan State University. (Der Vortrag ist in dem Buch Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert, erschienen im Mehring Verlag, enthalten).

North analysierte, warum der Großteil der amerikanischen liberalen Intelligenz die Moskauer Prozesse unterstützte. Er bemerkte, dass der Korrespondent der New York Times in Moskau, Walter Duranty, sein Vertrauen in die Rechtmäßigkeit der Prozesse und die Geständnisse der Angeklagten erklärte, ebenso wie der US-Botschafter der Sowjetunion, Joseph Davies. Ähnlich verhielten sich die beiden einflussreichsten Organe des amerikanischen Liberalismus, The Nation und The New Republic.

Inmitten der Großen Depression und des Siegeszuges des Faschismus in Italien und Deutschland, so North, sahen viele liberale amerikanische Intellektuelle und Akademiker in der Sowjetunion ein Gegengewicht zum faschistischen Terror. Stalin seinerseits pflegte die Unterstützung dieser Schichten, indem er die Bedrohung einer sozialistischen Revolution herunterspielte und ihrem Antifaschismus eine sozialistische Färbung verlieh. Die politische, theoretische und, wie man hinzufügen könnte, moralische Armut des Liberalismus in der Epoche des Todeskampfes des Kapitalismus, drückte sich in der Bereitschaft der Liberalen aus, ihre demokratischen Skrupel und jede Sorge um die historische Wahrheit beiseite zu schieben und sich für die Berechtigung der Justizkomplotte gegen lebenslange Revolutionäre zu verbürgen, die mit den vor den Gerichten Hitlerdeutschlands ausgetragenen entsetzlichen Spektakeln konkurrierten oder sie sogar übertrafen.

North erklärte:

Die kritiklose Bewunderung der Liberalen für die sowjetischen Leistungen und ihre politische Unterstützung für die Sowjetregierung bedeutete keineswegs, dass sie einen revolutionären Wandel in den Vereinigten Staaten unterstützt hätten. Weit gefehlt. Die meisten liberalen Intellektuellen sahen ein Bündnis mit der UdSSR eher als Mittel an, ihre eigenen zaghaften Sozialreformvorhaben in den Vereinigten Staaten zu untermauern und den Faschismus in Europa im Zaum zu halten. Die Sowjetunion wurde nicht mehr als Speerspitze revolutionärer Umwälzungen gefürchtet. Die Liberalen begriffen, dass die Sowjetunion mit der Niederlage Trotzkis keine internationalen revolutionären Ziele mehr verfolgte. Mitte der 1930er Jahre galt das stalinistische Regime als respektabel.

Wenn man die Reaktion der Liberalen auf die Moskauer Prozesse betrachtet, muss man noch einen weiteren wichtigen politischen Faktor berücksichtigen. Nur einen Monat vor dem Beginn des ersten Prozesses war im Juli 1936 der spanische Bürgerkrieg ausgebrochen. In Spanien drohte der Faschismus, dessen Sieg mit Sicherheit den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bedeutete. Sowjetrussland galt als wichtigster Verbündeter der republikanischen, antifaschistischen Kräfte. Wenige Liberale machten sich die Mühe, die wirkliche Politik der Stalinisten in Spanien allzu genau zu untersuchen. Zumeist verschlossen sie die Augen davor, wie die Stalinisten unter Einsatz von politischem Terror die revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse zerstörten und letztlich Francos Sieg sicherstellten. Oberflächlich betrachtet – und nur wenige Liberale bemühten sich, tiefer zu forschen – schien die Sowjetunion der Fels zu sein, auf dem die Hoffnungen aller »progressiven Kräfte« auf eine Niederlage des Faschismus in Spanien ruhten.

(David North, Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert, Mehring Verlag, Essen 2015, S. 88-89.)

In den Vereinigten Staaten nahm die Durchführung des Volksfrontprogramms die Gestalt der Unterstützung der Regierung von Franklin Delano Roosevelt durch die Kommunistische Partei an. Sie drückte sich in ihrer Rolle aus, die neu gegründeten CIO-Industriegewerkschaften der Demokratischen Partei politisch unterzuordnen.

Diese Frage, die Unterordnung der Arbeiterbewegung unter die Demokratische Partei, war und ist bis heute das zentrale politische Problem hinsichtlich der Entwicklung der Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten. Der weltweite Zusammenbruch des Kapitalismus, der 1929 durch den Börsenkrach an der Wall Street ausgelöst wurde, nahm in der bereits global dominierenden Industriemacht USA schnell die Form einer verheerenden sozialen Krise an. Praktisch über Nacht wurden Millionen von Arbeitern und Kleinbauern in die Armut getrieben und vom Hungertod bedroht.

Der Kapitalismus war diskreditiert. Er wurde zu einem Schimpfwort im Munde von Massen von Menschen, einschließlich Teilen der Intelligenz. Die Sowjetunion wurde, weniger als ein Jahrzehnt nach der Oktoberrevolution, zu einem Anziehungspunkt und zur Inspiration für Millionen. In der amerikanischen herrschenden Elite tauchte ihre Existenz als ständige Erinnerung an die Gefahr einer sozialistischen Revolution in den Vereinigten Staaten auf. Roosevelts New Deal spiegelte die Schlussfolgerung weitsichtigerer Teile der herrschenden Klasse wider, die darin bestand, einen Teil des enormen finanziellen Vermögens des amerikanischen Kapitalismus für ein Programm begrenzter sozialer Reformen ausgeben zu müssen, um ihr System vor dem Umsturz zu bewahren. Das alleine reichte jedoch nicht aus, um einen Ausbruch des Klassenkonflikts zu verhindern, als der anfängliche Schock innerhalb der Arbeiterklasse über den sozialen Zusammenbruch abgeklungen war. 1934 fanden Generalstreiks in drei Städten statt: Toledo, San Francisco und Minneapolis, von denen der letzte von Trotzkisten angeführt wurde, die damals in der Communist League of America organisiert waren.

Auf diese Kämpfe, die teils Aufständen glichen, folgte 1935 die Gründung des Committee for Industrial Organization (CIO) unter der Leitung des Präsidenten der Bergarbeiter-Gewerkschaft John L. Lewis und anderer Gewerkschaftsführer, die sich von der konservativen, handwerklich orientierten American Federation of Labor abspalteten. Die AFL wandte sich gegen die Organisation ungelernter Arbeiter in der Auto-, Stahl-, Elektro-, Gummi-, Kommunikations- und anderen Branchen sowie gegen die Gründung von industriellen Massengewerkschaften. Die Bewegung für Industriegewerkschaften warf die Frage nach einem Bruch mit den Parteien des Großkapitals auf. Der Gründungskongress der United Auto Workers (UAW) im Jahr 1935 stimmte für die Gründung einer Arbeiterpartei.

Anfang 1937 fegte eine Welle von Sitzstreiks durch die Schlüsselindustrien, die – ermutigt durch den Sitzstreik in Flint – General Motors zur Anerkennung der UAW zwang. Der Congress of Industrial Organizations (CIO) wurde aus diesem explosiven Ausbruch der amerikanischen Arbeiterklasse geboren.

Die Kommunistische Partei nutzte ihren erheblichen Einfluss in der neuen industriellen Gewerkschaftsbewegung, auch innerhalb der Führung, um einen Bruch mit Roosevelt und den Demokraten zu verhindern, damit sie keine unabhängige politische Form annahm. Dabei verbündete sie sich mit Lewis und anderen prokapitalistischen Bürokraten.

Unter den Bedingungen der Depression und den Vorbereitungen der imperialistischen Mächte auf einen weiteren Weltkrieg hätte ein politischer Bruch der amerikanischen Arbeiterklasse mit den kapitalistischen Parteien gewaltige revolutionäre Auswirkungen gehabt, nicht nur in den USA, sondern auch international. Genau aus diesem Grund arbeitete die stalinisierte KP in den USA im Einklang mit der Volksfrontpolitik des Kremls daran, ihn zu verhindern.

Die Demokratische Partei – die älteste kapitalistische Partei in den USA, die frühere Bastion der Südstaaten-Sklaverei und damals der Hauptvollstrecker der Jim-Crow-Segregation – diente bereits seit Jahrzehnten als wichtigster politischer Mechanismus der herrschenden Klasse zur Eindämmung und Lahmlegung sozialer Protestbewegungen. Die gegen die Wall Street gerichtete, auf Kleinbauern basierende populistische Bewegung der Jahrhundertwende, war unschädlich gemacht worden, indem sie hinter der Demokratischen Partei kanalisiert wurde. Das Gleiche galt für die antiimperialistischen und antimonopolistischen Proteste des frühen 20. Jahrhunderts.

In den Jahren der Depression stellte sich der Großteil der liberalen Intelligenz, der das Anwachsen des Faschismus fürchtete, zugleich aber von der Aussicht auf eine Revolution der Arbeiterklasse eingeschüchtert wurde, hinter Roosevelt und die Demokraten. Sie wurden angezogen von der offenen Übernahme der Klassenkollaboration und des amerikanischen Nationalismus durch die KP und ihrer faktischen Ablehnung der sozialen Revolution.

1935 ließ die Kommunistische Partei schlagartig ihre früheren Angriffe auf Roosevelt als „faschistischen Imperialisten“ fallen und erklärte, sie sei nichts anderes als die Weiterführung der amerikanischen demokratischen Tradition. Mit der Behauptung, die KP repräsentiere den „Amerikanismus des 20. Jahrhunderts“, sprach der Generalsekretär der KP, Earl Browder, auf einer Massenversammlung: „Wir sind eine amerikanische Partei, die aus amerikanischen Bürgern besteht. Wir betrachten alle unsere Probleme im Lichte der nationalen Interessen der Vereinigten Staaten.“

Auf dem zehnten Nationalkongress der CPUSA im Mai 1938 war der Saal mit amerikanischen Flaggen geschmückt und die Delegierten sangen die Nationalhymne der USA.

Um der konterrevolutionären, nationalistischen Politik des Sowjetregimes entgegen zu kommen und die Entstehung einer unabhängigen politischen Bewegung der amerikanischen Arbeiterklasse zu verhindern, bedienten sich die US-Stalinisten in ihrer Pervertierung des Marxismus verschiedener Strömungen der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Ideologie – Pragmatismus, Individualismus, Nationalismus, Anti-Intellektualismus –, die im amerikanischen Denken und in der Politik eine herausragende Rolle gespielt hatten.

In seinen letzten Schriften betonte Trotzki die entscheidende Bedeutung des Kampfes für eine Entwicklung der aufständischen Arbeiterbewegung in den USA zu einer politisch unabhängigen Form. Auf dieser Grundlage rief er die amerikanischen Trotzkisten dazu auf, die damals als Socialist Workers Party (SWP) organisiert waren, die Forderung zu übernehmen, dass der CIO mit den Demokraten brechen und eine Arbeiterpartei gründen sollte. Er verband die Forderung mit dem revolutionär-sozialistischen Übergangsprogramm, das auf der Gründungskonferenz der Vierten Internationale 1938 verabschiedet worden war.

In einem unvollendeten Manuskript mit dem Titel „Gewerkschaften in der Epoche des imperialistischen Niedergangs“, das nach seiner Ermordung durch den stalinistischen GPU-Agenten Ramón Mercader am 20. August 1940 in seinem Schreibtisch gefunden wurde, schrieb Trotzki:

In den Vereinigten Staaten hat die Gewerkschaftsbewegung in den letzten Jahren eine äußerst stürmische Entwicklung durchgemacht. Die Gründung der CIO ist der unwiderlegliche Beweis für die revolutionären Tendenzen innerhalb der arbeitenden Massen. Im höchsten Grade bezeichnend und bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass die neue „linke" Gewerkschaftsorganisation, kaum gegründet, auch schon in die eiserne Umarmung durch den imperialistischen Staat fiel. Der Kampf zwischen den Leitungen der alten und der neuen Federation kann weitgehend auf den Kampf um Roosevelts und seines Kabinetts Sympathie und Unterstützung reduziert werden.

(Leo Trotzki, Die Gewerkschaften in der Epoche des imperialistischen Niedergangs, 1940)

In einer Diskussion mit der SWP-Führung über die Losung der Arbeiterpartei im Mai 1938 sagte Trotzki über die neue industrielle Gewerkschaftsbewegung:

Wenn der Klassenkampf nicht zerschlagen und durch Demoralisierung abgelöst werden soll, dann muß die Bewegung einen neuen Weg finden, und dieser Weg ist der politische. Das ist das grundlegende Argument für diese Losung.

(Leo Trotzki, Das Übergangsprogramm: die Todeskrise des Kapitalismus und die Aufgaben der Vierten Internationale, Arbeiterpresse-Verlag, Essen 1997, S.156)

In seinem Vortrag von 1996 erläuterte David North den Zusammenhang zwischen der Unterstützung der Sowjetrepublik, die in den Vorkriegsjahren von der liberalen Intelligenz in den USA ausging, und ihrer Hinwendung zum schärfsten Antikommunismus zur Zeit des Kalten Krieges. Dieselbe politische und theoretische Oberflächlichkeit und derselbe Opportunismus, dieselbe leichtfertige Haltung gegenüber der historischen Wahrheit, die sie in der einen Periode zu Apologeten Stalins Verbrechen machte, führte in der nächsten dazu, diese Verbrechen nicht auf Stalins Verrat am Sozialismus und Marxismus zu schieben, sondern auf die sozialistische und revolutionäre Sache selbst. Stalins totalitäre Diktatur, so wurde behauptet, sei das unvermeidliche Ergebnis der Oktoberrevolution, von Marx, Engels, Lenin und Trotzki.

Trotzkis Verteidigung des revolutionären Sozialismus und Internationalismus und sein unerbittlicher Kampf gegen den Stalinismus wurden entweder ignoriert oder zu nichts weiter als einem internen Streit zwischen Konkurrenten erklärt, die an der Kontrolle über ein von Natur aus despotisches Regime interessiert seien.

North erklärte:

Die Haltung der liberalen Intelligenz gegenüber der Sowjetunion hatte sich zwischen 1936 und 1946 dramatisch verändert. Und doch waren diese pro- und kontra-sowjetischen Positionen durch eine politische und theoretische Kontinuität verbunden. Als sie Stalin gegen Trotzki unterstützte, und dann Truman gegen Stalin, setzte die liberale Intelligenz in beiden Fällen den Stalinismus mit dem Marxismus gleich.

Dadurch brachte sie sich in eine politisch und intellektuell unhaltbare Lage. Auf der Grundlage der einfachen Formel, Stalinismus ist gleich Marxismus und Sozialismus, boten sich nur zwei Alternativen. Die erste bestand darin, von rechts gegen den Stalinismus aufzutreten, d.h. als Anhänger des amerikanischen Imperialismus: die zweite war die Rolle eines Apologeten des Stalinismus. Die »New Republic« landete im ersten Lager, die »Nation« im zweiten.

(David North, Die Russische Revolution und das unvollendete Zwanzigste Jahrhundert, Mehring Verlag, Essen 2015, S.101-102.)

Indem sie die Arbeiterklasse der Demokratischen Partei und den bürgerlichen Liberalen unterordneten, spielten die amerikanischen Stalinisten in der Nachkriegszeit eine entscheidende Rolle bei der Unterordnung der Arbeiterbewegung unter den US-Imperialismus und dessen Offensive gegen die Sowjetunion im Kalten Krieg. Die CIO-Führung und die Demokratische Partei wandten sich schonungslos gegen alle linken und sozialistischen Elemente in der Arbeiterbewegung und säuberten sie in einer antikommunistischen Hexenjagd. Dies bereitete die Bühne für den Verfall und den schließlichen Zusammenbruch der Gewerkschaften und ihre Umwandlung in direkte Komplizen der Konzerne und des kapitalistischen Staates.

Die DSA und der Antikommunismus des Kalten Kriegs

Die DSA hat ihre historischen Wurzeln in einer rechten Abspaltung der Vierten Internationale und der Socialist Workers Party unter der Führung von Max Shachtman. Dieser war Gründungsmitglied der trotzkistischen Bewegung in den USA und einer ihrer führenden Propagandisten und Autoren. Shachtman reagierte zusammen mit dem New Yorker Universitätsprofessor James Burnham und Martin Abern, einem Mitglied des SWP-Nationalkomitees, auf den Nichtangriffspakt vom August 1939 zwischen Stalin und Hitler, indem er sich von der Verteidigung der Sowjetunion gegen den Imperialismus durch die Vierte Internationale lossagte und behauptete, die UdSSR sei selbst ein imperialistischer Staat.

Shachtman übernahm bald Burnhams Position, dass von den historischen Errungenschaften der Oktoberrevolution nichts übrig geblieben sei. Die Sowjetunion habe die Form einer neuen Klassengesellschaft angenommen, die Burnham als „bürokratischen Kollektivismus“ bezeichnete, und die stalinistische Bürokratie habe sich zu einer neuen herrschenden Klasse entwickelt. Dies war Teil einer allgemeinen Tendenz, die als „Staatskapitalismus“ bekannt wurde. Sie warf die Analyse der Vierten Internationale über Bord, die die Sowjetunion unter der stalinistischen Diktatur als einen „degenerierten Arbeiterstaat“ charakterisierte. Trotz Stalins Verbrechen und Plünderungen basierte die Sowjetunion immer noch auf den durch die Oktoberrevolution geschaffenen verstaatlichten Eigentumsverhältnissen. Sie konnte durch einenpolitische Revolution der sowjetischen Arbeiterklasse vor der kapitalistischen Restauration gerettet werden, sofern sie das Ziel hatte, die Bürokratie zu stürzen und die Wiederherstellung der proletarischen Demokratie sowie des revolutionären Programms der sozialistischen Weltrevolution zu erkämpfen.

Trotzki schrieb eine Reihe brillanter Polemiken im Laufe des Fraktionskampfes 1939-1940 innerhalb der SWP, die unter dem Titel „Verteidigung des Marxismus“ gesammelt wurden. Er erklärte, der Kern der Politik der von Shachtman geführten Minderheitsfraktion sei die Ablehnung der revolutionären Rolle der Arbeiterklasse und die Leugnung jeder Möglichkeit einer sozialistischen Revolution.

Shachtmans und Burnhams demoralisierte Perspektive spiegelte innerhalb der SWP den Rechtsruck einer ganzen Schicht kleinbürgerlicher Intellektueller wider, die mit Trotzki sympathisiert hatten, aber schnell dazu übergingen, die Oktoberrevolution und den revolutionären Sozialismus abzulehnen und sich hinter den amerikanischen Imperialismus zu stellen, als sich die Roosevelt-Regierung auf den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg vorbereitete. Shachtman wurde der Führer einer kleinbürgerlichen Fraktion, die sich im Frühjahr 1940 von der SWP abspaltete. Innerhalb weniger Wochen nach der Spaltung wies Burnham den Sozialismus zurück und wurde zusehends zum ideologischen Führer des amerikanischen antikommunistischen Konservatismus. Shachtmans Entwicklung war langwieriger, doch die Logik seiner kleinbürgerlichen Politik führte ihn Ende der 1940er Jahre dazu, sich dem Antikommunismus des Kalten Krieges anzuschließen. Er wurde ein politischer Berater der AFL-CIO und unterstützte vor seinem Tod 1972 Nixons Bombardierung des Nordvietnam.

Indem sie den Stalinismus und die amerikanische KP schönfärben, legt die DSA ihre antisowjetischen und antikommunistischen Wurzeln nicht einfach ab. Ihr Gründer, Michael Harrington, ein politischer Schützling Shachtmans, war ein Unterstützer des Kalten Krieges, der Demokratischen Partei und der Gewerkschaftsbürokratie. Die DSA greift weiterhin die Sowjetunion von rechts an und setzt die Oktoberrevolution mit dem despotischen stalinistischen Regime gleich, das auf der Grundlage ihres Verrats errichtet wurde.

Der grundlegende Antikommunismus der DSA und staatskapitalistischer Gruppierungen auf der ganzen Welt hat sie nie daran gehindert, sich gemeinsam mit stalinistischen Tendenzen gegen den Trotzkismus oder die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse zu verbünden. Was Jacobin und die DSA heute an der Geschichte der CPUSA lobend erwähnen, ist genau ihre konterrevolutionäre Rolle während der Volksfrontperiode der 30er Jahre – als sie die blutige Zerstörung der Spanischen Revolution, die Justizkomplotte und Hinrichtungen im Rahmen der Moskauer Prozesse und die Unterordnung des CIO unter Roosevelt und die Demokratische Partei unterstützte.

Die Verherrlichung von Ibárruri durch Jacobin und die DSA ist alles andere als ein Irrtum. Sie ist Teil einer kalkulierten Förderung des Stalinismus und der Amerikanischen Kommunistischen Partei als Vorbilder für die heutige Radikalisierung von Arbeitern und Jugendlichen. In den letzten Monaten hat Jacobin stalinistische Persönlichkeiten aus den 1960er und 1970er Jahren wie Angela Davis, hervorgeholt und schmeichelhafte Artikel über das angeblich revolutionäre Erbe der Kommunistischen Partei in den USA veröffentlicht.

Letzten Monat, am 5. Dezember, veröffentlichte Jacobin eine Rezension eines neuen Buches auf Amazon (die Rezension trug den Titel „Amazon zu widerstehen ist nicht sinnlos“). Darin wurde dem „Kommunistischen Parteiführer“ William Z. Foster die Veröffentlichung einer Monographie zugeschrieben, die auf dem Streik in der Stahlindustrie von 1919 basierte und „nicht nur für die industriellen Organisierungserfolge der CIO in den 1930er Jahren, sondern auch für führende zeitgenössische Organisierungskämpfe zu einem Wegweiser wurde.“ Foster spielte eine führende Rolle in dem Streik, der schließlich niedergeschlagen wurde, wurde dann aber ein treuer stalinistischer Funktionär, Verteidiger der Moskauer Prozesse und erbitterter Gegner des Trotzkismus und leitete die CPUSA von 1945 bis 1957. Im Schicksalsjahr 1936 veröffentlichte er die Monographie über die Stahlindustrie.

Im August 2017 veröffentlichte Jacobin einen Artikel des Mitbegründers und Herausgebers Bhaskar Sunkara und des stellvertretenden DSA-Vorsitzenden Joseph M. Schwartz mit dem Titel „Was sollten Sozialisten tun?“ Der Artikel stellte die Rolle der CPUSA während der Zeit der Volksfront als Modell für heute dar. Die Autoren schrieben:

Letztendlich müssen die Sozialisten sowohl Tribunen des Sozialismus als auch die besten Organisatoren sein. So wuchs die Kommunistische Partei von 1935-1939 schnell an. Sie etablierte sich als linker Flügel des CIO und der New-Deal-Koalition und ihre Mitgliederzahl stieg in dieser Zeit von zwanzigtausend auf hunderttausend [...] die Volksfront war das letzte Mal, dass der Sozialismus in den USA eine Massenpräsenz hatte – zum Teil deshalb, weil die Kommunisten ihren Kampf für Demokratie auf ihre Weise in der politischen Kultur der USA verwurzelten, während sie versuchten, eine aus verschiedenen Ethnien und Hautfarben bestehende Arbeiterbewegung aufzubauen.

Letztes Jahr veröffentlichte Sunkara The Socialist Manifesto, das vorgibt, eine Strategie für denAufbau einer sozialistischen Massenbewegung in den Vereinigten Staaten zu skizzieren. Darin lobt er die Unterstützung der CPUSA für Roosevelt und die Demokratische Partei während der Depression und verunglimpft die Opposition des Führers der Socialist Party, Norman Thomas, gegenüber Roosevelt und seine Entscheidung, 1936 eine unabhängige Präsidentschaftskampagne zu führen.

Er schreibt:

Bei den Präsidentschaftswahlen von 1936 trafen die Arbeiter im ganzen Land eine rationale Entscheidung, die Demokratische Partei zu unterstützen, weil sie Roosevelts Reformen fortsetzen wollten und die institutionellen Hindernisse für eine unabhängige Politik erkannten. Thomas' Kohorte konnte keine Strategie anbieten, um irgendeines dieser Hindernisse zu überwinden oder auch nur einen Weg, um sich nicht gegen die besten Reformen des New Deal zu stellen. Sie hatten nur Slogans über den Widerstand gegen kapitalistische Parteien. Ironischerweise war die eher am Rande stehende Kommunistische Partei besser in der Lage, eine Beziehung zu den Roosevelt-Anhängern herzustellen…

Die Frage ist heute, ob wir die Linke in den Mainstream bringen können – indem wir unsere Rhetorik modulieren, uns im Alltagsleben verwurzeln – und gleichzeitig ein Projekt unabhängiger Politik der Arbeiterklasse aufbauen, das mehr sein kann als die loyale Opposition des Liberalismus. Mit anderen Worten: Können wir den Sozialismus zum Amerikanismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts machen, ohne dabei unsere Seele zu verlieren (oder uns wie Paul Revere zu verkleiden)?

(Bhaskar Sunkara, The Socialist Manifesto: The Case for Radical Politics in an Era of Extreme Inequality, New York, 2019, S. 179, 181)

Sunkara fährt fort, William Z. Foster und die CP für ihre Unterstützung von Henry Wallaces Präsidentschaftskampagne der Progressiven Partei im Jahre 1948 zu kritisieren, anstatt Harry Truman zu unterstützen. Er kritisiert die KP nicht von links – zumal die Unterstützung für Wallace ein Ablenkungsmanöver darstellte, um die wachsende Stimmung in der Arbeiterklasse für einen Bruch mit den Demokraten und die Gründung einer Arbeiterpartei zu untergraben –, sondern von rechts – als eine unratsame Abkehr von der früheren Unterstützung der CP für die Demokraten.

Warum wendet sich die DSA heute dem Stalinismus zu? Diese Zuwendung muss im Zusammenhang mit dem zunehmenden Zusammenbruch des amerikanischen und weltweiten Kapitalismus und als Antwort auf den Beginn einer neuen Periode der sozialistischen Revolution gesehen werden.

Die DSA ist ein Anhängsel der Demokratischen Partei. Sie hat nichts mit ernsthaftem Sozialismus gemein. Sie antwortet auf den sichtbaren Zerfall der amerikanischen Demokratie, die Hinwendung wesentlicher Teile der herrschenden Klasse zu Faschismus und Diktatur, das Anwachsen des Militarismus, die immer groteskeren Ausmaße der sozialen Ungleichheit, die Diskreditierung aller kapitalistischen Institutionen, das Anwachsen der antikapitalistischen Stimmung unter den Massen und vor allem das Wiederaufleben des Klassenkampfes in den USA und international, indem sie sich den reaktionärsten politischen Kräften und Traditionen zuwendet.

All diese Prozesse und Widersprüche wurden durch die Covid-19-Pandemie immens verschärft, die die Legitimität des Kapitalismus in den Augen von Milliarden von Arbeitern auf der ganzen Welt und Dutzenden von Millionen in den USA fatal und unwiderruflich untergraben hat.

Arbeiter in Schutzkleidung beerdigen Leichen in einem Graben auf Hart Island, New York City, 9. April 2020 [Credit: AP Photo/John Minchillo]

In vielerlei Hinsicht ist die gegenwärtige Krise des Kapitalismus akuter als diejenige, die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs ausgelöst wurde, der zur Oktoberrevolution und zur Errichtung des ersten Arbeiterstaates der Geschichte führte, und die revolutionären und konterrevolutionären Erschütterungen, die die folgenden drei Jahrzehnte beherrschten, einschließlich der Jahre der Depression und des Zweiten Weltkriegs.

Seit dieser Zeit sind alle Arbeiterbürokratien und -parteien, auf die sich die Bourgeoisie stützte – stalinistisch, sozialdemokratisch, offen pro-kapitalistisch wie in den USA –, zusammengebrochen. Die Arbeiterklasse ist zahlenmäßig immens gewachsen und global miteinander vernetzt, was sicherstellt, dass die neue Welle der Massenkämpfe der Arbeiterklasse eine internationale Form annehmen wird.

Das Zentrum dieser weltweiten Krise ist der amerikanische Kapitalismus, der seit den 1930er und 1940er Jahren und der Periode des Nachkriegsbooms einen dramatischen Verfall erlebt hat. Er hat längst seine Position als industrielles Machtzentrum der Welt verloren. Jahrzehnte der Deindustrialisierung und Finanzialisierung haben das Parasitentum des amerikanischen Kapitalismus verstärkt und den schlimmsten Ausdruck des Verfalls hervorgebracht – das schwindelerregende Wachstum der sozialen Ungleichheit.

Am kritischsten und beängstigendsten ist – vom Standpunkt der Bourgeoisie und ihrer nachgeordneten Organisationen wie der DSA – das immense Wachstum des Einflusses und der Autorität des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI), der weltweiten trotzkistischen Bewegung, innerhalb der amerikanischen und internationalen Arbeiterklasse sowie unter der Jugend und den progressiven Teilen der Intelligenz.

Die bürgerlichen Gegner der sozialistischen Revolution, die die DSA kontrollieren, sind sich des Wachstums der Leserschaft der World Socialist Web Site, besonders unter den Arbeitern, nur allzu bewusst. Sie sind erschrocken über die zunehmende Autorität und den Einfluss der Sozialistischen Gleichheitsparteien innerhalb der Arbeiterklasse in den USA und auf der ganzen Welt. Dies spiegelt sich im Besonderen in der Zunahme der Fabrik- und Arbeitsplatzkomitees wider, die von den wirtschaftsfreundlichen Gewerkschaften unabhängig sind. Sie stellen mit Entsetzen fest, wie die WSWS den Versuch der New York Times durch ihr „1619 Project“ demontiert, rassistische Politik zu fördern und die Arbeiterklasse zu spalten, indem sie die amerikanische Geschichte verfälscht und das fortschrittliche Erbe der beiden großen demokratischen Revolutionen Amerikas – die Amerikanische Revolution und den Bürgerkrieg – leugnet.

Die Hinwendung von DSA und Jacobin zum schmutzigen Erbe des Stalinismus erinnert stark an die Errichtung einer Wagenburg. Sie richtet sich vor allem gegen unsere Bewegung, die die revolutionären Traditionen und das Programm des Marxismus und der Oktoberrevolution verkörpert. In der neuen Periode der sozialistischen Revolution werden der Trotzkismus und das IKVI zu einem Anziehungspunkt für Millionen von Arbeitern werden, die nach einem Ausweg aus der kapitalistischen Barbarei suchen.

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