US-Autoarbeiter unterstützen ihre Kollegen bei Ford in Europa: „Wir in den Vereinigten Staaten stehen alle hinter euch“

Unterstützt den Kampf des Ford-Aktionskomitees gegen Werkschließungen, Lohnraub und Arbeitsplatzabbau! Schicke dein Solidaritätsschreiben an folgende Email-Adressen: auto@gleichheit.de.

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Die Automobilarbeiter in den Vereinigten Staaten unterstützen den mutigen Widerstand ihrer Kollegen bei der Ford Motor Company in Europa. Die Arbeiter im saarländischen Saarlouis und in Almussafes (Valencia, Spanien) kämpfen gegen Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlust und um das Fortbestehen ihrer Werke, deren Zukunft Ford seit dem vergangenen September akut in Frage stellt.

Das Management spielt die Belegschaften der zwei Werke in einem Wettbewerb gegeneinander aus, der an die „Hunger Games“ der Tribute von Panem erinnert: Jedes Werk muss Vorschläge für die größtmöglichen Kürzungen bei Löhnen und Arbeitsbedingungen unterbreiten, und demjenigen Werk, das den Kürzeren zieht, droht 2025 die Schließung. Die Gewerkschaften – in Deutschland die IG Metall und in Spanien die UGT – sowie die gewerkschaftlichen Betriebsräte arbeiten eng mit Ford zusammen, um die Kostensenkungspläne auszuarbeiten.

Ford-Arbeiter in Spanien (Foto: Ford Media) [Photo: Ford Media]

Als Reaktion darauf haben Ford-Arbeiter in Europa vor kurzem ein Aktionskomitee gegründet. Sie nehmen den Kampf auf gegen jeden Versuch, sie in einem brudermörderischen Bieterkrieg gegeneinander aufzuhetzen. Letzte Woche hat das Komitee eine Erklärung abgegeben, in der es alle Zugeständnisse ablehnt und die Verteidigung der Arbeitsplätze an allen Standorten fordert.

„Wir hier in den Vereinigten Staaten stehen alle hinter euch“, sagte ein Ford-Arbeiter in Ohio dem WSWS-Autoarbeiter Newsletter. Seinen Kolleginnen und Kollegen in Europa gab er den Rat: „Ihr müsst eine Minute länger kämpfen als sie. Erhebt euch und fordert Aktionen. Der Betriebsrat hört sich an wie die Mafia.“

Er fuhr fort und berichtete über seine eigene Situation: „Die UAW versucht, uns hier gegen die mexikanischen Arbeiter aufzupeitschen. In den USA machen sie das ständig zwischen den Werken. Wenn wir den F-150 hier nicht bauen, verlagern sie ihn woanders hin. Das machen sie die ganze Zeit.“

Fords Versuche, die Kosten in Europa zu senken, sind Teil einer globalen Kampagne der großen Automobilhersteller, die Produktion umzustrukturieren. Es geht darum, die Kosten für den Übergang zur Produktion von Elektrofahrzeugen (Electric Vehicles, EV) durch brutale Angriffe auf die Arbeitsplätze und Löhne der Arbeiter wettzumachen.

Immer häufiger gibt ein Autokonzern bekannt, Milliardensummen in die Produktion von Elektrofahrzeugen zu investieren. Die Börsen machen enorm Druck, Arbeitskosten zu senken und die Ausbeutung der Arbeiter zu verschärfen. Am Dienstag berichtete Bloomberg, Ford wolle zusätzlich 10 bis 20 Milliarden Dollar ausgeben, um in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Umstellung auf Elektroautos anzukurbeln. Die Transformation solle durch einen noch nicht klar definierten „Reorganisationsplan“ abgesichert werden.

In dem Artikel heißt es: „Der neue Plan sieht auch ein überarbeitetes Ford-Organigramm vor, einschließlich der Einstellung einer nicht näher bezeichneten Anzahl von Ingenieuren, die sich auf Gebiete wie Batteriechemie, künstliche Intelligenz und EV-Software spezialisieren, die für das Unternehmen relativ neu sind.“ Darüber hinaus erwäge Ford, „einen Teil seines EV-Unternehmens auszugliedern“, um die hyper-spekulativen Investitionen anzuziehen, die derzeit die Elektroauto-Startups überhäufen.

Ein düsterer Hinweis darauf, was die Umstrukturierung für die Arbeiter bedeutet, ist Bloombergs Mitteilung, wonach der Chef dieser Initiative ein gewisser Doug Field sein soll. Das ist ein ehemaliger Topmanager von Tesla, der für seine gefährlichen Ausbeutungsbedingungen berüchtigt ist.

Parallel zu Ford bemühen sich auch die anderen Autohersteller um Kostensenkung, indem sie hauptsächlich befristete Zeitarbeiter zu Niedriglöhnen einstellen. Auch General Motors hat vor kurzem angekündigt, seine Investitionen in Elektroautos aufzustocken. GM will sein Werk in Lake Orion (Michigan) modernisieren und im Rahmen eines Joint Ventures namens Ultium Cells LLC ein Batteriewerk in Michigan eröffnen. Bei Ultium werden die Arbeiter voraussichtlich nur 17–22 Dollar pro Stunde erhalten, was den Hungerlöhnen entspricht, die man den Aushilfskräften in den Montagewerken bezahlt.

Die WSWS sprach diese Woche mit Autoarbeitern in mehreren amerikanischen Werken über die Situation der Ford-Arbeiter in Europa und ihren Kampf, sich über die Grenzen hinweg zusammenzuschließen.

Mack und Volvo Trucks

Ein Arbeiter des Mack Trucks-Werks in Macungie (Pennsylvania) und Mitglied des Aktionskomitees in seinem Werk sagte, er fühle sich bestärkt durch die Gründung eines ähnlichen Komitees von Autoarbeitern in Deutschland.

„Es ist ermutigend, zu sehen, dass auf internationaler Ebene in der Autoindustrie neue Aktionskomitees entstehen. Ich bin stolz darauf, als Mack Trucks-Arbeiter in Amerika mit euch zusammen zu stehen“, sagte er. „Sobald die Autoarbeiter überall die Bedeutung dieser Aktionskomitees erkennen, werden wir in der Lage sein, diese gierigen Konzerne, die uns immer mehr wegnehmen, zu bekämpfen. Gute Arbeit!“

Streikende Arbeiter von Volvo Trucks (Virginia), Sommer 2021 (Foto: UAW 2069/Facebook) [Photo: UAW 2069]

Travis, ein Arbeiter im Volvo Trucks Werk New River Valley (Virginia), sagte der WSWS: „Ich bin traurig zu hören, dass die Arbeiter gezwungen werden, in Ländern, die beide Teil der Europäischen Union sind, gegeneinander anzutreten. Wenn die korrupte Ford-Führung ihre Taktik durchsetzt, wäre das ein verheerender Schlag für die spanische oder die deutsche Wirtschaft. Dies ist abscheulich, und die Arbeiter selbst müssen sich in internationaler Solidarität zusammenschließen und sich weigern, irgendeinen Unterschied zwischen den beiden Verträgen zu akzeptieren.“

Er fuhr fort: „Auf diese Weise halten die herrschenden Eliten ihren despotischen Würgegriff aufrecht, indem sie die Arbeiterklasse ständig gegeneinander aufhetzen. Denkt daran, dass sie EURE Stimme brauchen, um das durchzusetzen, also gebt sie ihnen nicht.“

Er sagte, wenn sich die Arbeiter den Forderungen nach Zugeständnissen widersetzten, werde dies „Ford als das korrupte, kriminelle Schwein entlarven, das sie alle sind, genau wie ihr Gründer: Er war Mitglied der Nazipartei und hatte keinerlei moralischen Kompass. [Henry Ford war ein bekannter Antisemit und früher Bewunderer Hitlers; WSWS-Redaktion]. Stimmt bei jedem einzelnen Vertrag mit ‚Nein‘ und organisiert einen Informationsaustausch zwischen den beiden Werken. Ich empfehle die Verwendung der App Reverso, um die Sprachbarriere zu überwinden. Aus Amerika, in Solidarität.“

Ford Chicago und Kansas City

Ein Arbeiter im Ford-Montagewerk Chicago zog Parallelen zwischen den gewerkschaftlich unterstützten Angriffen auf Arbeitsplätze und Löhne, mit denen die Arbeiter in Europa konfrontiert sind, und den Angriffen, denen die Arbeiter in den USA ausgesetzt sind.

Er sagte, das Unternehmen versuche, „Kosten zu senken, um mehr Geld zu scheffeln. Ford wird weitere Werke schließen, wenn es auf die EV-Produktion zu geht. Der Vertrag für 2023 ist für Ford und andere Autobauer von entscheidender Bedeutung. Die UAW sagt, dass sie kämpfen werde, aber das ist alles nur Show. Wie ich schon einmal sagte: make a lie, make it big, keep it simple [stell eine Lüge auf, mach sie groß und halte sie simpel] – das ist die UAW.“

Er sagte, die Gewerkschaften vertreten heute die Interessen des Managements und nicht der Arbeiter, und sie seien damit in eine Sackgasse geraten. „Wir müssen die Gewerkschaften abschaffen, sie sind nicht gut für die Menschen aus der Arbeiterklasse, nur für sich selbst und die Konzerne, für die sie arbeiten.“

Er wies auf die Kriegsgefahr in Europa hin, da die USA und die NATO Russland bedrohen. Und er fügte hinzu: „Es sind im Moment beunruhigende Zeiten für alle. Es kommt vielleicht zum Krieg… was ich nicht hoffe!“

Eine Arbeiterin, die in der Ford-Fertigung in Kansas City arbeitet, kommentierte den Versuch von Ford, die Arbeiter in Deutschland und Spanien in einem brudermörderischen Wettbewerb um die „Rettung“ ihrer Arbeitsplätze gegeneinander auszuspielen, mit den Worten: „Das ist schrecklich. Noch dazu, wenn ihre Gewerkschaftsvertreter so korrupt sind.“

Sie sagte, sie hoffe, dass die Arbeiter die Möglichkeit hätten, „eine Krisenversammlung einzuberufen. Und wenn keiner der beiden Standorte etwas aufgibt, können sie nicht beide schließen. [Die Arbeiter] müssen miteinander Kontakt aufnehmen und ihre Position stärken.“

„Sie sollten alle gemeinsam streiken. Sie sollten sich über Facebook, oder was immer man dort nutzt, vernetzen und alle gleichzeitig streiken“, sagte die Arbeiterin weiter. Wäre sie in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen dann würde sie alle Werke in den USA zu einem Solidaritätsstreik aufrufen.

Nehmt Kontakt zum Ford-Aktionskomitee auf und schickt eine Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340

Und tragt euch hier unten ein, um gemeinsam mit uns den Aufbau von Aktionskomitees an allen Standorten und weiteren Konzernen anzugehen.

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