Während Arbeiterfamilien täglich ums Überleben kämpfen und unter einer beispiellosen Inflation leiden, angeheizt durch die Pandemie und den Nato-Krieg gegen Russland, verkünden die größten Ölkonzerne der Welt Rekordgewinne.
In der vergangenen Woche meldeten die sechs großen multinationalen Ölgiganten – ExxonMobil, Chevron, Shell, BP, TotalEnergies und Eni – allein für das zweite Quartal Gewinne von zusammen über 64 Milliarden Dollar. Diese Profitorgie ist aber nicht auf die sechs Ölkonzerne beschränkt. Die kleineren US-Unternehmen Valero, Phillips 66 und Hess verzeichneten einen massiven Quartalsgewinn von zusammen 8,62 Milliarden Dollar.
Insgesamt meldeten diese neun Unternehmen in den letzten drei Monaten Gewinne von über 72 Milliarden Dollar. Die Ölkonzerne haben sich im Wesentlichen geweigert, die Produktion zu erhöhen, was die Benzinpreise in den Vereinigten Staaten in diesem Sommer auf durchschnittlich 5 Dollar pro Gallone ansteigen ließ. Milliarden Dollar wurden den Arbeiterfamilien gestohlen und in die Unternehmenskassen gespült. Zwar ist der Preis für eine Gallone Benzin im letzten Monat etwas gesunken und liegt nun bei einem landesweiten Durchschnittspreis von 4,19 Dollar pro Gallone, aber das ist immer noch über ein Dollar mehr als die 3,17 Dollar, die zur gleichen Zeit im letzten Jahr verzeichnet wurden.
In diesem Zeitraum haben die Ölgesellschaften jeden Tag Profite in Höhe von 800 Millionen Dollar eingestrichen – etwa 33,3 Millionen Dollar pro Stunde.
Laut einer Analyse der US-Umweltschutzorganisation Natural Resources Defense Council (NRDC) sind die Gewinne der 15 größten Öl- und Gasunternehmen in den USA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um „atemberaubende 242 Prozent“ gestiegen.
Der größte private Ölkonzern der Vereinigten Staaten, ExxonMobil, meldete für das zweite Quartal einen Gewinn von fast 17,9 Milliarden Dollar, was nach Angaben des NRDC eine Steigerung von 226 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Insgesamt hat ExxonMobil allein in diesem Jahr Profite von über 23,3 Milliarden Dollar erzielt.
Chevron meldete für das zweite Quartal einen Gewinn von 11,62 Milliarden Dollar, eine Steigerung von 277 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gewerkschaft United Steelworkers hat eine Schlüsselrolle bei dem massiven Profitanstieg des Unternehmens gespielt, indem sie die Kämpfe der Chevron-Arbeiter für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen isoliert und verraten hat. Im Juni wurde ein Streik von 500 Ölarbeitern in Richmond, Kalifornien, ausverkauft.
Das britische Unternehmen Shell meldete für das zweite Quartal einen Gewinn von 17,85 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von 107 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und den Gesamtgewinn in diesem Jahr auf über 20 Milliarden Dollar ansteigen lässt.
Der italienische Ölriese Eni strich für das zweite Quartal einen bereinigten Nettogewinn von 3,88 Milliarden Dollar ein, fast 1 Milliarde Dollar mehr als im Vorjahr.
TotalEnergies mit Sitz in Frankreich verzeichnete im zweiten Quartal ebenfalls einen Rekordgewinn von 9,8 Milliarden Dollar, was fast eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Diese Zahl übertraf den bisherigen Höchststand des Unternehmens aus dem Jahr 2008, als der Preis für ein Barrel Öl (Brent Crude) bei 147 Dollar lag, d.h. etwa 47 Dollar höher als die aktuellen Preise.
Die Profite übertrafen die Erwartungen der Wall Street. Den Investoren und Ölmilliardären läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn sie an die Aktienrückkäufe und höheren Dividendenzahlungen denken. Anstatt ihre unrechtmäßig erworbenen Gewinne dafür einzusetzen, mehr Arbeitskräfte einzustellen, die Löhne zu erhöhen oder in neue Technologien zur Verbesserung der Sicherheit und zur Bekämpfung des Klimawandels zu investieren, kündigten alle Ölkonzerne eine neue Runde von Aktienrückkäufen an.
Die Branchenzeitung RigZone.com stellt fest, dass TotalEnergies im zweiten Quartal bereits Aktien im Wert von 2 Milliarden Dollar zurückgekauft hat und dies im dritten Quartal wieder tun wird. Weiter heißt es: „Der Vorstand des Unternehmens genehmigte auch die Ausschüttung der zweiten Dividende im Jahr 2022, die um 5 Prozent höher ausfällt als im Vorjahr.“
In ähnlicher Weise hat BP in der ersten Jahreshälfte 3,9 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe ausgegeben und für das dritte Quartal einen weiteren Rückkauf in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar angekündigt. Die New York Times berichtete, das Unternehmen werde „60 Prozent seines ‚überschüssigen Cashflows‘ in diesem Jahr für Aktienrückkäufe verwenden“ und die Dividende um 10 Prozent erhöhen.
ExxonMobil hat bis zum zweiten Quartal bereits 7,6 Milliarden Dollar für Dividenden und Aktienkäufe ausgegeben.
Die New York Times berichtete am Dienstag, dass BP, Chevron, ExxonMobil, Shell und TotalEnergies in der ersten Jahreshälfte zusammen rund 25 Milliarden Dollar für den Rückkauf ihrer eigenen Aktien ausgegeben haben.
Während die Portfolios der Aktionäre großer Ölgiganten boomen, verschulden sich immer mehr Arbeiterfamilien, weil sie nicht in der Lage sind, mit den steigenden Lebenshaltungskosten und Zinszahlungen Schritt zu halten, die durch die Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve hochgehen. Gleichzeitig sorgt die Fed absichtlich für eine Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit, um die Arbeitslosigkeit in die Höhe zu treiben und die Kämpfe der Arbeiter für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu untergraben.
Am Dienstag meldete die New Yorker Federal Reserve, dass die Verschuldung der privaten Haushalte in den USA zum ersten Mal 16 Billionen Dollar überschritten hat. Sie wies darauf hin, dass die Kreditkartenguthaben im vergangenen Jahr um 46 Milliarden Dollar gestiegen sind.
Laut CNN sind die Kreditkartenschulden im vergangenen Jahr „insgesamt um 100 Milliarden Dollar oder 13 Prozent gestiegen, der größte prozentuale Anstieg seit mehr als 20 Jahren“.
Die Preistreiberei und Profitgier der Ölkonzerne inmitten des Massensterbens durch die Pandemie und des eskalierenden Nato-Kriegs gegen Russland unterstreicht, wie notwendig es ist, dass die Arbeiterklasse alle lebenswichtigen Grundgüter wie Treibstoff, Lebensmittel und Medikamente unter ihre Kontrolle bringt, um sie zum Wohl der gesamten Menschheit und nicht zur Bereicherung einiger weniger Privilegierter einzusetzen.
Das erfordert einen bewussten und vereinten Kampf der Arbeiterklasse, um dem Profitsystem ein Ende zu setzen und das Wirtschaftsleben auf sozialistischer Grundlage neu zu organisieren.