Wir veröffentlichen hier das neue Vorwort zur zweibändigen »Geschichte der Russischen Revolution« von Leo Trotzki, die erstmals 1930 erschien und im November im Mehring Verlag in einer überarbeiteten und erweiterten Neuauflage erhältlich ist. Die beiden Bände zur Februar- und zur Oktoberrevolution können hier vorbestellt werden.
Wir rufen alle Leser auf, den Mehring Verlag zu unterstützen und das Gesamtpaket der drei Trotzki-Neuerscheinungen zum Sonderpreis vorzubestellen: »Wohin geht Frankreich?«, »Porträt des Nationalsozialismus« und »Geschichte der Russischen Revolution«. Diese Bände behandeln zentrale Erfahrungen und Lehren der Arbeiterbewegung, die gerade jetzt höchst aktuell sind.
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Vorwort zu dieser Ausgabe: Ein Lehrbuch der Revolution
Leo Trotzkis »Geschichte der Russischen Revolution« ist bis heute das beste und lesenswerteste Buch über die Revolution, die Russland zwischen Februar und Oktober 1917 von der zaristischen Despotie zur Arbeitermacht katapultierte und das 20. Jahrhundert wie kein anderes Ereignis prägte. Inmitten der Barbarei des Ersten Weltkriegs bewiesen die russischen Arbeiter unter Führung der Bolschewiki, dass eine Welt ohne Krieg und Kapitalismus möglich war. Die Oktoberrevolution begeisterte Arbeiter und unterdrückte Völker auf der ganzen Welt, es den russischen Arbeitern gleichzutun.
Dass die Sowjetunion später unter der Herrschaft Stalins degenerierte und schließlich von Stalins Erben zerstört wurde, tut der Bedeutung der Revolution keinen Abbruch. Sie war kein nationales russisches Ereignis, sondern der Auftakt zur sozialistischen Weltrevolution. Sie begann in Russland, konnte aber dort nicht vollendet werden. Die Niederlage der sozialistischen Revolution in Deutschland – oder genauer: ihre Unterdrückung durch eine Verschwörung von SPD und Reichswehr –, in Ungarn und in anderen Ländern isolierte den ersten Arbeiterstaat und führte zum Wachstum des bürokratischen Krebsgeschwürs, das in Stalin seinen Führer fand.
Das stalinistische Regime wies die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution zurück, auf der die Oktoberrevolution beruhte, und ersetzte sie durch das nationalistische Konzept vom »Sozialismus in einem Land«. Es verleumdete, verfolgte, unterdrückte und ermordete Hunderttausende Mitglieder der trotzkistischen Linken Opposition, Repräsentanten der Oktoberrevolution, sozialistische Arbeiter, Ingenieure und Wissenschaftler. Es verursachte durch seine falsche und zunehmend konterrevolutionäre Politik katastrophale Niederlagen der Arbeiterklasse in Großbritannien, China, Deutschland, Frankreich, Spanien und anderen Ländern. Es löste 1943 die Kommunistische Internationale auf und beseitigte 1991 mit der Auflösung der Sowjetunion und der Einführung kapitalistischer Eigentumsverhältnisse die letzten Errungenschaften der Oktoberrevolution.
Doch während es dem stalinistischen Regime gelang, in sieben Jahrzehnten konterrevolutionärer Arbeit die Ergebnisse der Oktoberrevolution zu zerstören, konnte es die Widersprüche des Weltkapitalismus nicht lösen, auf die die Oktoberrevolution eine Antwort gegeben hatte. Das Triumphgeheul, mit dem die bürgerliche Welt das Ende der Sowjetunion feierte, wirkt heute wie ein Hohn auf die gesellschaftliche Wirklichkeit. Vom Anbruch eines Zeitalters des Friedens und des Wohlstands, vom Siegeszug der »liberalen Demokratie« und sogar vom »Ende der Geschichte« war die Rede. Stattdessen begann eine neue Periode von Kriegen und erbitterten Klassenkämpfen.
Für Russland und die anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion bedeutete die Einführung des Kapitalismus gesellschaftlichen Rückschritt und Zerfall. Kriminelle Oligarchen plünderten das Staatseigentum und zerschlugen Kultur, Bildung und Gesundheitssystem. In Russland erweckte das Putin-Regime die reaktionärsten Seiten des Zarismus und des Stalinismus zu neuem Leben. In der Ukraine tobt ein blutiger Bruderkrieg, angeheizt von den imperialistischen Mächten, die sich von einer militärischen Niederlage Russlands seine Zersplitterung und ungehinderten Zugang zu seinen gewaltigen natürlichen Ressourcen versprechen.
Die herrschende Klasse der imperialistischen Mächte verlor alle innen- und außenpolitischen Hemmungen. Die bloße Existenz der Sowjetunion hatte lange als Bremse für allzu weitgehende Angriffe auf die Arbeiterklasse gewirkt. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg musste die herrschende Klasse in den USA und Europa zähneknirschend soziale Zugeständnisse machen. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden diese alle wieder rückgängig gemacht. Als Folge haben die Klassengegensätze eine nie dagewesene Schärfe erreicht. Jede Sozialstatistik legt davon beredtes Zeugnis ab. Nie zuvor waren derart große Vermögen in derart wenigen Händen konzentriert, war die Kluft zwischen Spitzeneinkommen und Armutslöhnen so groß wie heute. Einige hundert Milliardäre schwelgen in märchenhaftem Reichtum, während die Mehrheit der Menschheit kaum über die Runden kommt, Milliarden in bitterer Armut leben und bis auf die Knochen ausgebeutet werden.
Auf internationaler Ebene folgte ein imperialistischer Raubzug dem nächsten. Die USA und ihre Verbündeten haben Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Somalia, Libyen, Syrien und andere Länder bombardiert, zerstört und teilweise besetzt. Mittlerweile führen sie einen Stellvertreterkrieg gegen Russland und bereiten eine militärische Konfrontation mit China vor. Sie stecken gigantische Summen in die Aufrüstung und die Erneuerung der Atomwaffenarsenale. Die Welt bewegt sich auf eine nukleare Katastrophe zu.
Die bürgerliche Demokratie liegt in den letzten Zügen. In den USA scheiterte am 6. Januar 2021 ein Putschversuch Donald Trumps nur knapp, die Republikanische Partei entwickelt zunehmend faschistische Züge. In mehreren europäischen Ländern sitzen ultrarechte und neofaschistische Parteien in der Regierung. Das Weltfinanzsystem steht am Abgrund. Nach der Finanzkrise von 2008 droht das Platzen einer weiteren Spekulationsblase, neben dem sich der Wall Street Crash von 1929, der die Große Depression auslöste, bescheiden ausnehmen wird.
Gewaltige Klassenauseinandersetzungen kündigen sich an. Proteste und Streiks nehmen weltweit zu. Die Gewerkschaften sind immer weniger in der Lage, die Kämpfe der Arbeiter zu zügeln und ihrer Politik der Klassenzusammenarbeit unterzuordnen. Vom Ausgang dieser Kämpfe hängt die Zukunft der Menschheit ab. Gelingt es der Arbeiterklasse nicht, die Herrschaft des Kapitals zu stürzen und das Geschick der Gesellschaft in die eigenen Hände zu nehmen, droht eine Katastrophe, die das Ende der menschlichen Zivilisation bedeutet.
In diesem Zusammenhang gewinnt Trotzkis »Geschichte der Russischen Revolution« brennende Aktualität. Sie ist ein historisches und literarisches Meisterwerk, wie Sybille Fuchs in der Einleitung zur Auflage von 2010 aufzeigt, die wir in der neuen Auflage unverändert übernommen haben. Vor allem aber ist sie ein Lehrbuch der Revolution. Dass Trotzki dieses Buch während seines erzwungenen Exils auf der türkischen Insel Prinkipo schrieb, ist ein historischer Glücksfall. Es gibt keinen anderen Autor, bei dem sich die Eigenschaften des revolutionären Führers, des marxistischen Theoretikers und des meisterhaften Schriftstellers derart perfekt in einer Person vereinen, wie dies bei Trotzki der Fall ist.
Er spielte bei den Ereignissen, die er beschreibt, selbst eine führende Rolle. Als Vorsitzender des Petrograder Sowjets und allgegenwärtiger Agitator war er der wichtigste Organisator des Oktoberaufstands. Anschließend formte Trotzki, der außer einigen Wochen als Kriegsberichterstatter auf dem Balkan über keine militärischen Erfahrungen verfügte, aus fünf Millionen Arbeitern und Bauern eine schlagkräftige Rote Armee und führte sie zum Sieg über die imperialistischen Invasionsarmeen und die weiße Konterrevolution.
Trotzdem handelt es sich bei der »Geschichte der Russischen Revolution« nicht um ein Memoirenwerk, das das Erlebte aus der subjektiven Sicht des Autors schildert. Dafür sorgt schon der Umstand, dass Trotzki neben Lenin auch der führende Vordenker und Theoretiker der Revolution war. Nie zuvor haben politische Führer so bewusst, mit einem derart klaren Verständnis der objektiven Bedeutung ihres eigenen Tuns gehandelt, wie dies Lenin und Trotzki taten, die die Revolution jahrelang politisch und theoretisch vorbereitet hatten.
Lenin hatte früher und schärfer als alle anderen die Rolle des Opportunismus begriffen, der – wie die deutsche SPD 1914 und die russischen Menschewiki 1917 – in akuten Krisen die Seite wechselt und zu einer Bastion der bürgerlichen Herrschaft wird. Er hatte die bolschewistische Partei in einem unversöhnlichen Kampf gegen den Opportunismus geschmiedet.
Trotzki hatte als Erster verstanden, dass die überfällige demokratische Revolution in Russland nur Erfolg haben konnte, wenn die Arbeiterklasse sie anführte, selbst die Macht übernahm und von demokratischen zu sozialistischen Maßnahmen überging. Vollendet werden konnte die sozialistische Revolution nur im Weltmaßstab. Das war der wesentliche Inhalt seiner Theorie der permanenten Revolution, die er 1906 nach der Niederlage der ersten russischen Revolution formulierte.
Sie stützte sich auf eine Analyse der Widersprüche des Kapitalismus im Weltmaßstab, die sich in Russland in geballter Form konzentrierten. Wie Trotzki im ersten Kapitel dieses Buches darlegt, verbanden sich archaische Stadien der Entwicklung mit hochmodernen. Neben einer millionenköpfigen, meist analphabetischen Bauernschaft, die erst 1861 der Leibeigenschaft entronnen war, sammelte sich eine junge Arbeiterklasse in riesigen, durch ausländisches Kapital finanzierten Betrieben. Die russische Bourgeoisie war unfähig, sich an die Spitze des Volkes zu stellen und die demokratische Revolution zum Sieg zu führen, wie dies die französische Bourgeoisie 1789 getan hatte. »Sie vermochte nicht das Proletariat zu führen, das ihr im Alltag feindlich gegenüberstand und sehr bald seine Aufgaben zu verallgemeinern lernte«, schreibt Trotzki. »Im gleichen Maße erwies sie sich aber zur Führung der Bauernschaft unfähig, da sie durch ein Netz gemeinsamer Interessen mit den Gutsbesitzern verbunden war und die Erschütterung des Eigentums in welcher Form auch immer fürchtete.«[1]
Die Theorie der permanenten Revolution wurde durch die Ereignisse des Jahres 1917 bestätigt, die in diesen beiden Bänden detailliert geschildert werden. Die bürgerliche Provisorische Regierung, die durch die Februarrevolution an die Macht gelangt war und sich auf Menschewiki und Sozialrevolutionäre stützte, war nicht bereit, die grundlegenden Forderungen der Massen nach Frieden, Land und Brot zu erfüllen. Sie setzte den Krieg fort, schlug den Widerstand der Arbeiterklasse gewaltsam nieder und verschob die Lösung der Landfrage auf unbestimmte Zeit.
Der Bolschewiki weigerten sich, die Provisorische Regierung zu unterstützen, und traten für eine Sowjetregierung ein. Sie gewannen die Unterstützung der Arbeitermassen, weil sie, wie Trotzki schreibt, »das subjektive Ziel: die Verteidigung der Interessen der Volksmassen, den Gesetzen der Revolution, als einem objektiv bedingten Prozess, unterordnete[n]. Die wissenschaftliche Aufdeckung dieser Gesetze, vor allem jener, die die Bewegung der Volksmassen lenken, bildete die Basis der bolschewistischen Strategie. In ihrem Kampf werden die Werktätigen nicht nur von ihren Bedürfnissen geleitet, sondern auch von ihrer Lebenserfahrung. Dem Bolschewismus war die aristokratische Verachtung für die selbstständige Erfahrung der Massen absolut fremd. Im Gegenteil, die Bolschewiki gingen von dieser aus und bauten auf ihr. Darin lag einer ihrer großen Vorzüge.«[2]
Das Verständnis der Revolution als »objektiv bedingter Prozess« durchdringt Trotzkis Darstellung der Revolution von der ersten bis zur letzten Zeile. Der Autor betont im Vorwort zum ersten Band, dass historische Objektivität nicht in einer »verlogenen Unvoreingenommenheit« besteht, sondern in »der methodischen Gewissenhaftigkeit, die für ihre offenen, unverschleierten Sympathien und Antipathien eine Stütze in ehrlicher Erforschung der Tatsachen sucht, in der Feststellung ihres wirklichen Zusammenhangs, in der Aufdeckung der Gesetzmäßigkeit ihrer Folge«, und die durch die »aufgedeckte Gesetzmäßigkeit des historischen Prozesses selbst« überprüft und bestätigt wird. Die Geschichte der Revolution müsse, »wie jede Geschichte, vor allem berichten, was geschah und wie es geschah«, schreibt er. »Das allein jedoch genügt nicht. Aus dem Bericht selbst muss klar werden, weshalb es so und nicht anders geschah. Die Geschehnisse können weder als Kette von Abenteuern betrachtet noch auf den Faden einer vorgefassten Moral aufgezogen werden. Sie müssen ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit gehorchen. In der Aufdeckung dieser Gesetzmäßigkeit sieht der Autor seine Aufgabe.«[3]
Jeder Leser kann sich selbst überzeugen, dass Trotzki diesem Anspruch gerecht wird. Er versteht es meisterhaft, die unterschiedlichen historischen, gesellschaftlichen und politischen Ebenen des Geschehens, die Rolle der Massen, der Parteien und der Führer in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit darzustellen. Dabei legt er eine literarische Meisterschaft an den Tag, die die Bewunderung so unterschiedlicher Zeitgenossen wie des Dramatikers Bertolt Brecht, des Kulturkritikers Walter Benjamin und des Literaturwissenschaftlers Hans Mayer hervorrief. Es ist schwer, dieses Buch wieder aus der Hand zu legen, wenn man mit der Lektüre begonnen hat.
Die Auffassung der Geschichte als objektiver historischer Prozess bedeutet auch, dass man aus historischen Ereignissen lernen kann und muss. Für Marx, Engels und die Generation von Lenin und Trotzki bildete die Französische Revolution einen unverzichtbaren Bezugsrahmen. Marx bezog sich in Schriften wie »Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte« immer wieder darauf. Trotzki bezeichnete den Beginn der stalinistischen Konterrevolution als »Thermidor«, in Anlehnung an den 9. Thermidor 1794, an dem die radikale Phase der Französischen Revolution endete, Robespierre guillotiniert wurde und das Großbürgertum mithilfe des Direktoriums seine Macht festigte.
In derselben Weise bildet die Oktoberrevolution von 1917 einen Bezugsrahmen für die Revolutionen des 21. Jahrhunderts. Die heutige Welt weist große Parallelen zur damaligen auf, in der die unlösbaren Widersprüche des Weltkapitalismus zu zwei Weltkriegen und zahlreichen revolutionären Aufständen führten. Die objektiven Voraussetzungen für den Sieg der sozialistischen Weltrevolution sind allerdings viel reifer als damals. Die Integration der Weltwirtschaft ist deutlich enger, die Welt durch Flugverkehr und Internet näher zusammengerückt, die Arbeiterklasse ungleich mächtiger. Große Teile Asiens, die 1917 noch ausschließlich agrarisch geprägt waren, sind heute industrielle Zentren mit einer Arbeiterklasse von hunderten Millionen. In Afrika entwickeln sich Megacitys mit mehreren Dutzend Millionen Einwohnern. Mit der Globalisierung der Produktion hat der Klassenkampf nicht nur dem Inhalt, sondern auch der Form nach internationale Dimensionen angenommen.
Eine gründliche Kenntnis der Russischen Revolution – ihrer Klassendynamik, der Rolle der verschiedenen Parteien, der Politik und Methoden ihrer Führer – ist deshalb eine wichtige Voraussetzung, um sich auf die kommenden revolutionären Auseinandersetzungen vorzubereiten.
Trotzki selbst verallgemeinert die Lehren aus den Ereignissen, die er schildert, und arbeitet insbesondere die entscheidende Rolle der politischen Führung in einer revolutionären Krise heraus. Im Kapitel »Die Kunst des Aufstands« geht er auf das Verhältnis zwischen Aufstand und Verschwörung, zwischen der »Elementarbewegung einer Mehrheit« und dem »planmäßigen Unternehmen einer Minderheit«, ein. Er zeigt, dass dieser Gegensatz nicht absolut ist. Wer, wie die damalige Sozialdemokratie, die »Revolution im Allgemeinen« nicht verneine, aber ihre planmäßige Vorbereitung ablehne, schreibt er, sei bereit, »jene Umwälzungen zu sanktionieren, die die Macht in die Hände der Bourgeoisie übergeben, verurteilt aber gleichzeitig unversöhnlich jene Methoden, die allein imstande sind, die Macht in die Hände des Proletariats zu übergeben«.[4]
Lenin habe einen »unversöhnlichen Kampf gegen das System der reinen Verschwörung geführt« und »die alte sozialrevolutionäre Taktik des individuellen Terrors gegen die Agenten des Zarismus« erbarmungslos kritisiert. »Während er jedoch alle Abarten des Blanquismus und Anarchismus verwarf, hat Lenin sich keine Minute vor der ›Heiligkeit‹ der Massenspontaneität gebeugt. Er hat früher und tiefer als die anderen das Verhältnis zwischen objektiven und subjektiven Faktoren der Revolution, zwischen elementarer Bewegung und Parteipolitik, zwischen Volksmassen und fortgeschrittener Klasse, zwischen Proletariat und dessen Avantgarde, zwischen Sowjets und Partei, zwischen Aufstand und Verschwörung durchdacht.«[5]
In einer Zeit, in der der Kapitalismus den Massen nur noch Aufrüstung, Krieg, Verelendung, Sozialabbau, Umweltzerstörung und Unterdrückung zu bieten hat, ist Trotzkis »Geschichte der Russischen Revolution« Inspiration und Lehrbuch zugleich.
»Der unbestreitbarste Charakterzug der Revolution«, schreibt er einleitend, »ist die direkte Einmischung der Massen in die historischen Ereignisse. In gewöhnlichen Zeitläufen erhebt sich der Staat, der monarchistische wie der demokratische, über die Nation; Geschichte vollziehen die Fachmänner dieses Handwerks: Monarchen, Minister, Bürokraten, Parlamentarier, Journalisten. Aber an jenen Wendepunkten, wo die alte Ordnung den Massen unerträglich wird, durchbrechen diese die Barrieren, die sie vom politischen Schauplatz trennen, überrennen ihre traditionellen Vertreter und schaffen durch ihre Einmischung die Ausgangsposition für ein neues Regime … Die Geschichte der Revolution ist für uns vor allem die Geschichte des gewaltsamen Einbruchs der Massen in das Gebiet der Bestimmung über ihre eigenen Geschicke.«[6]
Eine solche »direkte Einmischung der Massen in die historischen Ereignisse« zeichnet sich heute, angesichts des Bankrotts aller offiziellen Parteien, wieder ab. Der Erfolg dieser Einmischung hängt vom Aufbau einer Führung ab, die sich auf die Lehren aus der Russischen Revolution und den Klassenkämpfen des 20. Jahrhunderts stützt.
Berlin, den 27. September 2023
Peter Schwarz
In der vorliegenden Ausgabe der »Februarrevolution«, S. 49.
In der Ausgabe der »Oktoberrevolution«, S. 280.
In der vorliegenden Ausgabe der »Februarrevolution«, S. 39, 35.
In der Ausgabe der »Oktoberrevolution«, S. 465, 467.
Ebd., S. 469–470.
In der vorliegenden Ausgabe der »Februarrevolution«, S. 35, 36.
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