Der Brief Leo Trotzkis vom 23. Oktober 1923 an das Zentralkomitee und die Zentrale Kontrollkommission der Kommunistischen Partei Russlands

Wir veröffentlichen hier den Brief, den Leo Trotzki am 23. Oktober 1923 an die Mitglieder des Zentralkomitees (ZK) und der Zentralen Kontrollkommission (ZKK) der Kommunistischen Partei Russlands sandte. Er erreichte das von Stalin geleitete Sekretariat am 24. Oktober 1923. Trotzki, der krank und bettlägerig war, sah sich gezwungen, diesen Brief zu schreiben, um auf die Antwort der „Mitglieder des Politbüros“ vom 19. Oktober auf seinen Brief vom 8. Oktober an das ZK und die ZKK zu reagieren, in dem er seine programmatischen Differenzen mit der Mehrheit des Politbüros dargelegt hatte. Dieses Antwortschreiben war von Nikolai Bucharin, Grigori Sinowjew, Michail Kalinin, Lew Kamenew, Wjatscheslaw Molotow, Alexej Rykow, Josef Stalin und Michail Tomski unterzeichnet – also von allen ordentlichen und kandidierenden Mitgliedern des Politbüros mit Ausnahme Trotzkis und des schwer kranken Lenin.

In ihrem Brief beschuldigte die Politbüromehrheit Trotzki, „sich zum Rädelsführer des Kampfes gegen das ZK zu machen, zum Anstifter, der die Parole ausgibt, in einem schwierigen Moment der internationalen Lage gegen das ZK in die Offensive zu gehen; in Anbetracht dessen hat das Politbüro nicht das Recht, auf eine Antwort auf den Brief des Genossen Trotzki zu verzichten“. Ein Großteil des Schreibens der Politbüromehrheit konzentrierte sich auf die falsche Behauptung, dass es grundlegende und langjährige Differenzen zwischen Lenin und Trotzki in Fragen der Wirtschaftspolitik gegeben habe. Indirekt war das Schreiben auch eine Antwort auf die Erklärung der 46 Altbolschewiki, die eine Woche zuvor, am 15. Oktober, ihre politische Übereinstimmung mit Trotzkis Positionen erklärt hatten. Der Brief der Politbüromehrheit verkannte auch die Differenzen in Fragen der Außenpolitik, der deutschen Revolution, des staatlichen Wodkamonopols und der innerparteilichen Situation. Er nahm alle betrügerischen Lügen und Verzerrungen des Antitrotzkismus vorweg, die in den kommenden Monaten und Jahren im Kampf gegen die Opposition entwickelt werden sollten. Ziel war es, Trotzki fälschlicherweise als langjährigen Gegenspieler Lenins und als jemanden darzustellen, der dem Bolschewismus und dem, was der Brief als „bolschewistisches Milieu“ bezeichnete, fremd war.

Trotzkis Antwort ist das erste umfassende Dokument im innerparteilichen Kampf, in dem er gezwungen war, nicht nur auf politische Angriffe, sondern auch auf Verzerrungen der Geschichte der Bolschewistischen Partei und der Oktoberrevolution detailliert zu antworten. In den kommenden Monaten und Jahren sollte die Verteidigung der historischen Wahrheit über die Konflikte innerhalb der Bolschewistischen Partei und über die Geschichte der Revolution selbst zu einem zentralen Bestandteil des Kampfes der Linken Opposition gegen den Stalinismus werden. Von besonderer Bedeutung in diesem Kampf war die wahre Wiedergabe dessen, was heute als „Lenins letzter Kampf“ bezeichnet wird. Trotzki zitiert ausgiebig Dokumente, die Lenin in den letzten Monaten seines aktiven politischen Lebens verfasste, als er den Kampf gegen Stalin und die Sowjetbürokratie aufnahm. Viele Jahrzehnte lang waren einige dieser und viele andere Dokumente zur Geschichte der Revolution, der Bolschewistischen Partei und der Opposition nur dank Trotzkis persönlichem Archiv zugänglich, das in der Houghton Library der Harvard University aufbewahrt wird und nun größtenteils digitalisiert wurde.

Dieser Brief wurde erstmals vollständig in der Oktoberausgabe 1990 der sowjetischen Zeitschrift „Iswestija ZK KPSS“ (Nachrichten des ZK der KPdSU), Seiten 167–182, veröffentlicht. In seinen Ausgaben vom 8. und 15. November 1993 veröffentlichte das „International Workers Bulletin“, die Publikation der Workers League, der Vorgängerin der Socialist Equality Party (US), die erste englische Übersetzung dieses Dokuments im Rahmen der Feiern zum 70. Jahrestag der Linken Opposition. In der „Neuen Arbeiterpresse“, der Zeitung des Bunds Sozialistischer Arbeiter, Vorläufer der Sozialistischen Gleichheitspartei, wurde dieser Brief am 12. und 19. November 1993 publiziert. Wir veröffentlichen hier eine überarbeitete Fassung dieser Übersetzung mit umfangreicheren Endnoten und Verweisen auf zitierte Dokumente. Im Originaldokument war Trotzkis Verwendung von Zahlen zur Aufzählung der Punkte inkonsistent. Diese Unstimmigkeit wurde in der Übersetzung beibehalten.

Die erste englische Veröffentlichung des Briefes von Leo Trotzki vom 23. Oktober 1923 auf den Seiten des International Workers Bulletin, 8. November 1993

AN DIE MITGLIEDER DES ZK UND DER ZKK

An das Plenum

Die Antwort der Mitglieder des Politbüros [vom 19. Oktober] auf meinen Brief [vom 8. Oktober] lässt erkennen, dass die Autoren des Briefes die Notwendigkeit und Möglichkeit ernsthafter Veränderungen in der gegenwärtigen Partei- und Wirtschaftspolitik für ausgeschlossen halten; es scheint, als hätten sie jeden Gedanken an die Schaffung normaler Bedingungen für eine gesunde kollektive Arbeit in den Führungsorganen der Partei vollkommen beiseitegewischt. Und dieser Umstand bietet Anlass zu größter Besorgnis.

I. Das innerparteiliche Regime

1. Als Erstes verlagert das Dokument die gesamte Frage der Parteikrise auf die Ebene formaler Anschuldigungen wegen Schaffung einer Plattform, wegen Fraktionalismus usw. Ein solcher Vorwurf bedeutet aber einen schreienden Missbrauch der Resolution des 10. Parteitags. Es gibt absolut keine Meinungsverschiedenheiten darüber, dass die Existenz einer Fraktion, d. h. organisierter Gleichgesinnter innerhalb der Partei, eine außerordentliche Gefahr darstellt. Aber deshalb muss man noch lange nicht jeden Versuch von einzelnen oder Gruppen von Parteimitgliedern, das Zentralkomitee auf Irrtümer und Fehler seiner Politik aufmerksam zu machen, als Fraktion bezeichnen. Nichts ist gefährlicher, als die Resolution zum Verbot der Fraktionsbildung innerhalb der Partei bis zur bürokratischen Absurdität zu treiben. Ein wahrhaft nichtfraktionelles Regime in der Partei kann in Wirklichkeit nur dann gewahrt werden, wenn die Partei von oben bis unten ein aktives und unabhängiges Kollektiv bleibt, wenn die Entwicklung der Parteimeinung nicht auf äußerst künstliche Barrieren stößt, wenn die Führungsgremien nicht selbst eine Politik heimlicher fraktioneller Auswahl betreiben und wenn sie aufmerksam auf die Stimme der innerparteilichen Kritik hören, ohne zu versuchen, jeden unabhängigen Gedanken in der Partei mittels Anschuldigungen des Fraktionalismus zu erledigen.

2. Auf der Sitzung des Politbüros am 11. Oktober [auf der Trotzkis Brief vom 8. Oktober diskutiert wurde] warf Genosse Dserschinski dem Moskauer Komitee vor, Bedingungen geschaffen zu haben, in denen die einfachen Mitglieder der Moskauer Organisation sich nicht in der Lage sehen, offen ihre Meinung im Rahmen der Parteiorganisation zu äußern, sondern es hinter deren Rücken tun. Genosse Selenski, der Sekretär des Moskauer Distriktkomitees, antwortete darauf wörtlich: „Sie sagen, dass es in den Parteizellen kein Leben gibt, dass jeder schweigt. Aber war es auf der Parteikonferenz über die deutschen Ereignisse nicht ganz genauso? Auch dort ist jeder stumm geblieben.“

Gegen den Vorschlag, eine neue Resolution des Politbüros zu verabschieden, die alle Parteimitglieder verpflichtet, über Gruppierungen in der Partei Meldung zu erstatten, führte Genosse Bucharin ins Feld: „Das würde nur schaden. Man würde es als übertriebene Maßnahme im Polizeistil auffassen, und davon haben wir ohnehin schon genug. Wir müssen das Steuer drastisch in Richtung Parteidemokratie herumwerfen.“ Genosse Molotow erklärte, er seinerseits erhebe keine Einwände. Auf meine Frage hin, wogegen er keine Einwände erhebe, antwortete Molotow, er werde „den von Genossen Bucharin vorgebrachten elementaren Wahrheiten“ nicht widersprechen, d. h. der Notwendigkeit einer scharfen Wende in Richtung Parteidemokratie. All diese Sätze werden hier wörtlich wiedergegeben, da ich angesichts der außerordentlichen Bedeutung der Frage die wichtigsten Formulierungen sofort niederschrieb. Niemand widersprach der Aussage, dass wir nicht mit weiteren Drohungen, Unterdrückungsmaßnahmen, Strafen oder, wie Genosse Bucharin sagte, durch gesteigerte Maßnahmen im Polizeistil vorwärtsgehen mussten, sondern durch ein entschiedenes Wenden des Steuers in Richtung Parteidemokratie.

Stalin und Wjatscheslaw Molotow. Molotow war einer der engsten Verbündeten Stalins und einer der wenigen prominenten „Altbolschewiken“, die den Großen Terror überlebt hatten.

Im Brief der Politbüromitglieder findet sich indessen nicht einmal eine Andeutung einer solchen Diskussion des Problems. Das innerparteiliche Regime wird für normal erklärt. Der Brief äußert sich sehr detailliert über die Erziehungsarbeit der Partei, über die Ausbildung neuer Parteiarbeiter usw. Ohne Zweifel ist der Parteiapparat einschließlich seines Ausbildungsapparats enorm gewachsen; ohne Zweifel hat sich diese Erziehungsarbeit stark entwickelt, und das ist natürlich eine große Errungenschaft. Aber diese Tatsache schließt nicht aus und widerlegt auch nicht das außerordentliche Absinken der politischen und kritischen Aktivität der Partei, die Schwächung ihres internen Parteilebens und die parallele Zunahme rein mechanischer, organisatorischer Maßnahmen, um die Linie der Führungsorgane der Partei durchzusetzen.

3. Mein Hinweis auf die ungesunden Methoden, die in der Vorbereitungsperiode des 12. Parteitags [im April 1923] angewandt wurden, um – ohne ausreichende oder zumindest klar formulierte ideologische Grundlage – einen Teil der führenden Genossen gegen den anderen zu stellen,[1] löste eine Antwort von der Autorengruppe aus, die erneut eine ganz unbegründete, formale Anschuldigung darstellt: Ich „verunglimpfe“ die korrekte Zusammensetzung des 12. Parteitags. Davon hatte es in meinem Brief nicht die geringste Andeutung gegeben. Die Kompetenz oder Autorität des 12. Parteitags formell in Frage zu stellen, ist im besten Falle unangebracht. Aber es ist vollkommen angemessen und richtig, die Frage aufzuwerfen, dass ein innerparteiliches Regime sichergestellt werden muss, in dem sich die Partei von Tag zu Tag ihre Meinung über die wichtigen Fragen bilden und auf diesem Wege am besten ihren Willen mittels ihrer Parteitage festlegen kann.

4. Die „Antwort“ der Mitglieder des Politbüros schreibt mir die Forderung nach einer Art absoluten, „vollentwickelten“ Demokratie zu und fragt mich, ob ich die Rücknahme aller Parteiresolutionen fordere, die die Anwendung „vollentwickelter“ demokratischer Methoden beschränken. In Wirklichkeit wird in meinem Brief gesagt, dass mir viele Reden zur Verteidigung der Arbeiterdemokratie einst (auf dem 10. Parteitag [im März 1921]) übertrieben und demagogisch erschienen „angesichts der Unvereinbarkeit einer vollen, bis ins Letzte entwickelten Arbeiterdemokratie mit der Ordnung der Diktatur“. Alle diesbezüglichen Argumente in der „Antwort“ sind daher ein völliges Missverständnis. Ich forderte nicht einmal ein „drastisches Herumreißen des Steuers in Richtung Arbeiterdemokratie“, wie es Genosse Bucharin am 11. Oktober auf der Sitzung des Politbüros tat, ohne dass ihm jemand widersprochen hätte. Es wäre völlig ausreichend, wenn die Veränderung aufrichtig und gewissenhaft wäre, nicht drastisch, sondern behutsam – wie es die Lage erfordert. Nur eine solche Veränderung wäre wirklich produktiv. Die Schranken, die die Partei gesetzt hat, müssen aufrechterhalten bleiben, bis die Erfahrung sie als falsch erwiesen haben wird. Aber im Rahmen dieser Beschränkungen muss die Partei das wirkliche Leben einer leitenden und regierenden Organisation führen und darf nicht stumm bleiben. Das ist der Kern der Frage.

5. Dass der Mjasnikowismus[2] kein neues Phänomen darstellt – wie in der „Antwort“ gesagt –, ist unbestreitbar. Aber das Politbüro selbst hatte mit voller Berechtigung Alarm geschlagen wegen der Zunahme des Mjasnikowismus, wegen der Ausbreitung illegaler Zellen in der Partei, wegen der Beteiligung von Parteimitgliedern an Streiks und wegen der passiven Haltung vieler Parteimitglieder, die nicht zu den illegalen Zellen gehören, gegenüber diesen Erscheinungen. Das war der Grundgedanke hinter den Schlussfolgerungen von Genossen Dserschinskis Kommission.[3] Das ist der Kern des Problems. Es scheint, dass die Gefahr der Lage für niemanden ein Geheimnis war.

Gerade von diesem Standpunkt aus forderte Genosse Dserschinski eine Umorganisation des Moskauer Komitees, da es, um seinen Ausdruck zu gebrauchen, zu bürokratisch sei. Gerade aus diesem Grund forderte Genosse Bucharin eine scharfe Wende zur Parteidemokratie und gab Genosse Molotow zu, dass dies „elementare Wahrheiten“ seien. Und nun wird all dies für nicht existent erklärt, alles wird auf den ausgeschlossenen Mjasnikow und … auf Genossen Rjasanow reduziert.[4] Eine derart schlagende und in keiner Hinsicht prinzipielle Neubewertung der gestrigen Schlussfolgerungen bildet selbst die größte Gefahr und droht die Widersprüche, die sich in der Partei angesammelt haben, zu verschärfen.

David Rjasanow, der erste Direktor des Marx-Engels-Instituts in Moskau, im Jahr 1923

II. Der Versuch, den Namen Lenins für unsere Debatte heranzuziehen

Der Brief der Mitglieder des Politbüros macht den Versuch, den Namen des Genossen Lenin für die gegenwärtig strittigen Fragen heranzuziehen, wobei die Sache so dargestellt wird, als gäbe es einerseits eine Fortsetzung der Politik des Genossen Lenin und andererseits den Kampf gegen diese Politik. In vorsichtigerer und verdeckterer Form sind Versuche einer solchen Darstellung der Meinungsverschiedenheiten mehrfach unternommen worden – sowohl während der Vorbereitung zum 12. Parteitag als auch besonders danach. Gerade weil diese Versuche die Form von Anspielungen und Andeutungen hatten, war es nicht möglich, darauf zu reagieren. Und diese Andeutungen wurden gerade darum gemacht, weil sie mit meinem Schweigen rechneten. Die jetzige „Antwort“ der Mitglieder des Politbüros, die diese Anspielungen konkreter zu formulieren versucht, zeigt eben dadurch, wie wir gleich sehen werden, deren völlige Haltlosigkeit und gibt gleichzeitig die Möglichkeit, sie klar und eindeutig zu widerlegen. Ich werde die strittigen Fragen Punkt für Punkt erörtern und dabei genaue Zitate und Verweise auf leicht der Überprüfung zugängliche Dokumente geben.

1. Eine der zentralen Fragen auf dem Gebiet der Wirtschaft war und ist die Frage nach der Rolle der Führung bei der Planung, d. h. der systematischen Verbindung der grundlegenden Elemente der staatlichen Wirtschaft im Rahmen des Prozesses ihrer Anpassung an den wachsenden Markt. Ich stand und stehe auf dem Standpunkt, dass eine der wichtigsten Ursachen für unsere wirtschaftlichen Krisen, insbesondere für ihre Schärfe und Destruktivität, das Fehlen einer richtigen einheitlichen Regulierung der Wirtschaft von oben ist. Es ist vollkommen richtig, dass ich in der Frage der Organisation der Planungsleitung Meinungsverschiedenheiten mit dem Genossen Lenin hatte. Die Autorität Lenins bedeutet für mich nicht weniger als für jedes andere Mitglied des Zentralkomitees. Doch ich war der Meinung und bin es auch jetzt noch, dass die Partei die Mitglieder des ZK dazu auswählt, dass sie im ZK das, was sie in jedem Einzelfall für richtig halten, verteidigen. Wie ist denn das Problem von Genossen Lenin selbst gelöst worden? Am 2. Juni 1923 hat das Politbüro von N. Krupskaja eine besondere Notiz des Genossen Lenin „Über die Ausstattung der Staatlichen Plankommission [Gosplan] mit gesetzgeberischen Funktionen“ erhalten, die am 27. Dezember 1922 diktiert worden war. In diesem Dokument schreibt Genosse Lenin Folgendes:

Diesen Gedanken hat Genosse Trotzki, scheint mir, schon vor Langem geäußert. Ich trat dagegen auf, weil ich der Ansicht war, dass sich dann im System unserer gesetzgeberischen Institutionen eine tiefgehende Unstimmigkeit zeigen werde. Aber nach aufmerksamer Prüfung finde ich, dass der Gedanke eigentlich einen gesunden Kern hat, nämlich: Die Staatliche Plankommission steht etwas abseits von unseren gesetzgeberischen Institutionen, obwohl sie als ein Gremium von Fachleuten, Experten, Vertretern der Wissenschaft und Technik im Grunde die meisten Voraussetzungen besitzt, um die Dinge richtig zu beurteilen …

In dieser Hinsicht, denke ich, kann und muss man Genossen Trotzki entgegenkommen, nicht aber darin, dass entweder jemand aus dem Kreis unserer politischen Führer oder der Vorsitzende des Obersten Volkswirtschaftsrats usw. der Staatlichen Plankommission vorstehen soll.

Die erste Seite von Lenins Notizen zur Übertragung von Gesetzgebungsaufgaben an Gosplan vom 27. Dezember 1922. RGASPI, f. 2, op. 1, d. 24050, list 3.

Und zum Schluss spricht sich Genosse Lenin dagegen aus, dass sich die Staatliche Plankommission in ihrer Arbeit nur mit einzelnen Aufträgen beschäftigen soll, und empfiehlt stattdessen eine Struktur, in der die Mitglieder der Gosplan „alle Fragen, für die die Staatliche Plankommission zuständig ist, in ihrer Gesamtheit lösen könnten“.[5] Wie man sieht, ist das Problem hier hinreichend klar und umfassend behandelt. 

Die Frage, ob die Rolle des Vorsitzenden des Obersten Volkswirtschaftsrats mit der Rolle des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission verbunden werden soll, ist eine untergeordnete, technische Frage. Wir haben mittlerweile durch eine Resolution des ZK die Rolle des stellvertretenden Vorsitzenden des Rates für Arbeit und Verteidigung mit der Rolle des Vorsitzenden des Obersten Volkswirtschaftsrates verbunden. Damit ist man viel weiter gegangen, als ich es vorgeschlagen hatte. Mehr als einmal habe ich dem ZK mündlich und schriftlich gesagt, dass Verbindungen dieser Art natürlich bedingt sind und nicht den Kern der Frage ausmachen. Der Kern ist die Notwendigkeit, einen autoritativen, kompetenten Generalstab der Wirtschaft zu schaffen, der sich mit jeder einzelnen wirtschaftlichen Frage befassen wird. Bisher, als Genosse Lenin die wirtschaftliche Arbeit leitete, war er in großem Maße sein eigener Generalstab, und die Frage nach der Rolle der Staatlichen Plankommission hatte nicht die entscheidende Bedeutung, die sie nach Lenins Erkrankung erlangte.

Und nun als er die Führung der Wirtschaft in ihrer Entwicklung nach seinem erzwungen Rückzug aus der Arbeit bewertete, erklärt Genosse Lenin, dass mein grundlegender Vorschlag eine gute Idee gewesen war. Die lange Abwesenheit des Genossen Lenin von der Führungsarbeit kann nur dadurch in gewissem Maße ausgeglichen werden, dass die Leitung der Wirtschaft organisatorisch richtig angegangen wird.

Aber anstatt einen Schritt vorwärts zu machen, haben wir in dieser Sache einen Schritt zurück gemacht. Wirtschaftliche Fragen werden mehr denn je zuvor überstürzt und durch Improvisation entschieden, und nicht durch systematische Führung.

2. Die andere wirtschaftliche Frage, bei der es im Plenum des ZK kurz vor dem 12. Parteitag Meinungsverschiedenheiten gab, an denen Genosse Lenin beteiligt war, betrifft das Außenhandelsmonopol, d. h. die Frage, die ich auf dem 12. Parteitag – ohne Einwand von irgendjemandes Seite – als einen der Grundpfeiler der sozialistischen Diktatur unter den Bedingungen kapitalistischer Umzingelung bezeichnete. In dieser Frage habe ich einen ziemlich ausführlichen Briefwechsel mit Genossen Lenin. Ich zitiere hier in voller Länge nur den Brief des Genossen Lenin vom 13. Dezember 1922. Dieser beleuchtet klar, wie er an die Frage heranging:

Genosse Trotzki.

Ich habe Ihre Stellungnahme zu dem Brief Krestinskis und zu den Plänen Awanessows erhalten. Mir scheint, dass zwischen Ihnen und mir weitestgehende Übereinstimmung besteht, und was die Staatliche Plankommission betrifft, so glaube ich, dass die jetzige Fragestellung den Streit darüber, ob die Staatliche Plankommission Verfügungsrechte braucht, ausschließt (bzw. aufschiebt).[6]

Auf jeden Fall würde ich Sie sehr bitten, auf dem bevorstehenden Plenum die Verteidigung unserer gemeinsamen Auffassung von der unbedingten Notwendigkeit der Beibehaltung und Festigung des Außenhandelsmonopols zu übernehmen. Da das vorige Plenum hierüber einen Beschluss gefasst hat, der dem Außenhandelsmonopol vollständig zuwiderläuft, und da man in dieser Frage nicht nachgeben darf, denke ich, wie ich auch in meinem Brief an Frumkin und Stomonjakow schreibe, dass wir, falls wir in dieser Frage eine Niederlage erleiden, gezwungen sein werden, sie vor dem Parteitag zu stellen. Hierzu bedarf es einer kurzen Darlegung unserer Meinungsverschiedenheiten vor der Parteifraktion des bevorstehenden Sowjetkongresses. Wenn ich es schaffe, bereite ich das vor, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das auch täten. Unentschlossenheit in dieser Frage bringt uns unerhörten Schaden, die Gegenargumente aber laufen einzig und allein darauf hinaus, den Apparat der Unvollkommenheit zu bezichtigen. Unser Apparat aber ist unvollkommen, wohin wir auch blicken, und wegen der Unvollkommenheit des Apparats auf das Monopol verzichten hieße das Kind mit dem Bade ausschütten.

13. Dezember 1922

Lenin[7]

Notiz von Lenin an Trotzki vom 13. Dezember 1922. Harvard University Houghton Library, Leon Trotsky Soviet Papers, MS Russ 13, Box 6, T 766.

In einer der wichtigsten Fragen unserer Wirtschaftspolitik forderte Genosse Lenin also, dass ich, falls das Plenum seine offensichtlich falsche Resolution nicht zurücknehmen werde, offen sprechen und die Meinungsverschiedenheiten vor die Fraktion des Sowjetkongresses bringen sollte. Dies zeigt erstens recht deutlich, welche Bedeutung Genosse Lenin dem Fehler des Plenums beimaß, und zweitens, dass er in dem gegebenen Fall den Inhalt höher bewertete als die Form, denn man sollte wohl meinen, dass er die Bedeutung der formalen Disziplin kannte. 

3. Die wichtigste Meinungsverschiedenheit des vergangenen Jahres, an der Genosse Lenin beteiligt war, betraf die nationale Frage. Auch hier liegen alle Fakten und Dokumente vor. Welche Bedeutung Genosse Lenin der nationalen Frage und Fehlern bei diesem Problem beimaß, zeigt sich deutlich anhand seines Briefes (vom 30. Dezember 1922), der mit den Worten beginnt: „Es scheint, ich habe mich vor den Arbeitern Russlands sehr schuldig gemacht, weil ich mich nicht mit genügender Energie und Schärfe … eingemischt habe.“[8] Nachdem er von jemand anderem erfahren hatte, welchen Standpunkt ich zur nationalen Frage auf dem Plenum des ZK vertreten hatte, schickte mir Genosse Lenin folgende Notiz:

Streng vertraulich

Persönlich

Werter Genosse Trotzki.

Ich möchte Sie sehr bitten, die Verteidigung der georgischen Angelegenheit vor dem ZK der Partei zu übernehmen. Diese Sache wird gegenwärtig von Stalin und Dserschinski »verfolgt«, und ich kann mich auf deren Unvoreingenommenheit nicht verlassen. Wenn Sie einverstanden wären, die Verteidigung zu übernehmen, dann könnte ich ruhig sein. Sollten Sie aus irgendeinem Grund nicht einverstanden sein, dann schicken Sie mir das ganze Material zurück. Ich werde das als Zeichen Ihrer Ablehnung betrachten.

Mit bestem kameradschaftlichem Gruß Lenin.

Telefonisch diktiert am 5. März 1923 von M. W.

Bestätigt: M. Woloditschewa.[9]

Als ich Genossen Lenin durch seine Sekretärin (Genosse Lenin war damals sehr krank und durfte sich nicht mit Einzelnen treffen) vorschlug, diese seine Notiz und seinen Brief vom 30. Dezember, den er mir vertraulich überstellt hatte, den Mitgliedern des Politbüros zu zeigen, um einen möglichst schmerzlosen Kurswechsel in der nationalen Frage zu ermöglichen, weigerte sich Genosse Lenin formell, mir dies zu gestatten. Er sagte, was ich dann auf einer Sitzung des Präsidiums des 12. Parteitags berichten musste: „Auf keinen Fall“, antwortete mir W. I. über seine Sekretärin. „Er (dies bezieht sich auf Genossen Kamenew, der nach Georgien geschickt wurde) wird Stalin alles verraten, und Stalin wird nach einem faulen Kompromiss greifen und Sie dann betrügen.“

Ich kann nicht umhin hier festzustellen, dass Genosse Lenins Brief, der, wie der Ältestenrat[10] auf dem 12. Parteitag sagte, offensichtlich veröffentlicht werden sollte (vielleicht hätte man nur, wie andere vorschlugen, die allzu scharfen persönlichen Aspekte auslassen sollen), bis heute nicht veröffentlicht worden ist.[11]

Lenin, fotografiert im Jahr 1923

4.[12] Eines der zentralen Probleme auf dem 12. Parteitag war die von Genossen Lenin aufgeworfene Frage der Reorganisation des Rabkrin [Volkskommissariat der Arbeiter- und Bauerninspektion] und der Zentralen Kontrollkommission. Es ist bemerkenswert, dass sogar diese Frage als Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und Genossen Lenin dargestellt wurde und dargestellt wird, obwohl diese Frage, ähnlich der nationalen, ein ganz anderes Licht auf die Gruppierungen im Politbüro wirft. Es ist völlig richtig, dass ich zum alten Rabkrin eine sehr negative Haltung hatte. Doch hat Genosse Lenin in seinem Artikel „Lieber weniger, aber besser“ eine derart vernichtende Einschätzung des Rabkrin gegeben, wie ich sie niemals zu geben gewagt hätte:

Das Volkskommissariat der Arbeiter- und Bauerninspektion genießt gegenwärtig nicht die geringste Autorität. Jedermann weiß, dass es keine schlechter organisierten Institutionen als die unserer Arbeiter- und Bauerninspektion gibt und dass unter den gegenwärtigen Verhältnissen von diesem Volkskommissariat rein gar nichts zu erwarten ist.[13]

Wenn man daran denkt, wer am längsten an der Spitze des Rabkrin stand [Josef Stalin], dann ist es nicht schwer zu verstehen, gegen wen diese Charakteristik ebenso wie auch der Artikel zur nationalen Frage gerichtet ist.

Wie hat sich jedoch das Politbüro zu dem von Genossen Lenin vorgeschlagenen Plan der Reorganisierung des Rabkrin verhalten? Genosse Bucharin konnte sich nicht entschließen, den Artikel des Genossen Lenin zu drucken, während Letzterer seinerseits auf dem unverzüglichen Abdruck bestand.

N. K. Krupskaja [Lenins Ehefrau] informierte mich telefonisch über diesen Artikel und bat um mein Eingreifen mit dem Ziel, den Artikel so schnell wie möglich erscheinen zu lassen.[14] Auf der auf meinen Vorschlag hin unverzüglich einberufenen Sitzung des Politbüros waren alle Anwesenden – die Genossen Stalin, Molotow, Kuibyschew, Rykow, Kalinin, Bucharin – nicht nur gegen den Plan des Genossen Lenin, sondern auch gegen den Abdruck des Artikels. Besonders scharf und kategorisch äußerten sich die Mitglieder des Sekretariats. Angesichts der hartnäckigen Forderungen des Genossen Lenin, man möge ihm den Artikel abgedruckt zeigen, schlug Genosse Kuibyschew, der künftige Volkskommissar des Rabkrin, auf der genannten Politbürositzung vor, eine besondere Nummer der „Prawda“ mit dem Artikel von Genossen Lenin in einem Exemplar zu drucken, um ihn zu beruhigen, gleichzeitig aber den Artikel vor der Partei zu verheimlichen. Ich versuchte zu beweisen, dass die von Genossen Lenin vorgeschlagene radikale Reform – selbstredend unter der Voraussetzung ihrer richtigen Verwirklichung – an sich progressiv war, dass es aber selbst im Falle einer negativen Bewertung seines Vorschlags lächerlich und absurd wäre, die Partei gegen Genossen Lenins Vorschläge abzuschirmen. Man antwortete mir mit Argumenten im Geiste desselben alten Formalismus: „Wir sind das ZK, wir tragen die Verantwortung, wir entscheiden.“ Unterstützt wurde ich nur von Genossen Kamenew, der mit beinahe einer Stunde Verspätung auf der Sitzung des Politbüros eintraf. Das Hauptargument für den Abdruck des Artikels war die Tatsache, dass man trotz allem Lenins Artikel nicht vor der Partei verbergen darf. 

Später wurde der Brief in den Händen derjenigen, die ihn nicht drucken wollten, so behandelt, als ob er ein besonderes Banner sei, das … gegen mich erhoben werden könne. Genosse Kuibyschew, ein früheres Mitglied des Sekretariats, wurde an die Spitze der ZKK gestellt. Anstelle des Kampfes gegen den Plan des Genossen Lenin zur Reorganisation des Rabkrin wurde beschlossen, diesen Plan zu „entschärfen“. Hat die ZKK hierbei den Charakter einer unabhängigen und unvoreingenommenen Parteiinstitution bewahrt, die die Grundlagen von Parteirecht und -einheit gegen allerlei administrative Auswüchse in der Partei verteidigt und stärkt? Ich werde in die Erörterung dieser Frage hier nicht eintreten, weil ich meine, dass die Frage ohnehin klar ist.

5. So also sehen die lehrreichsten Episoden der letzten Zeit in meinem „Kampf“ gegen die Politik des Genossen Lenin aus. Ist es nicht auffallend, dass die „Antwort“ der Mitglieder des Politbüros diese überaus klaren und unbestreitbaren Tatsachen aus demvergangenen Jahr übergeht und sich bemüßigt sieht, Genossen Lenins Vorschlag von 1921 (!) zu bemühen, mich als „Bevollmächtigten des Narkomprod [Volkskommissariat für Ernährungswesen]“ in die Ukraine zu entsenden! Diese Tatsache wird allerdings falsch dargestellt und tendenziös ausgelegt. Genosse Lenin fürchtete im Herbst 1921, dass die Ukrainer nicht energisch genug die Naturalsteuern eintrieben (was damals eine sehr schwerwiegende Frage war), und schlug vor, mich (im Auftrag nicht des Narkomprod, sondern des ZK) zu entsenden, um den entsprechenden „Druck“ auszuüben. Während der ersten drei bis vier Jahre unternahm ich mehrere solcher Reisen: nicht nur an die Front, sondern auch in den Donbass, in den Ural (zweimal) und nach Petrograd. Keine dieser Reisen hatte irgendetwas mit den internen Meinungsverschiedenheiten im Politbüro zu tun, sondern sie waren eine Reaktion auf unaufschiebbare geschäftliche Angelegenheiten. Da mich eine frühere Reise in die Ukraine zu der Überzeugung gebracht hatte, dass die ukrainischen Genossen selbst das Notwendige veranlassen würden, hielt ich meine Reise für unnötig. Die Meinungsverschiedenheit hatte einen rein praktischen Charakter. Genosse Lenins Vorschlag wurde angenommen. Dann schlug ich vor, dass ich, um eine Beeinträchtigung unserer Beziehungen zu verhindern, vorübergehend (für vier bis sechs Wochen) zum Volkskommissar für Ernährungswesen der Ukraine ernannt würde. Auch dies wurde angenommen (natürlich ohne mich von anderen Verpflichtungen zu entbinden). Aber am nächsten Tag, nachdem er weitere beruhigende Informationen aus Charkow erhalten hatte, kam Lenin zu mir ins Kriegskommissariat und schlug vor, den gestrigen Beschluss aufzuheben. Ich stimmte natürlich freudig zu, denn ich hielt die verabschiedete Resolution für fruchtlos.[15] Diese ganze unbedeutende Episode hat also nichts mit den Problemen zu tun, die der Partei jetzt zu schaffen machen. Die Tatsache, dass diese belanglose und längst vergessene Episode angeführt wird, ist ein außerordentlich klares Anzeichen dafür, dass es keine überzeugenderen Tatsachen oder besseres Material gibt, um die Legende über meine angeblich „antileninistische“ Linie zu untermauern. Es gibt sie nicht und kann sie auch nicht geben. Denn eine böswillige Legende bleibt, wie eifrig sie auch genährt wird, doch immer eine Legende.

Die „Unterschätzung“ der Rolle der Bauernschaft

Eine der unglaublichsten „Anschuldigungen“, die mehrere Male im Vorübergehen oder hinter meinem Rücken erhoben wurde, nun aber offen formuliert wird, ist meine angebliche „Unterschätzung“ der Rolle der Bauernschaft in unserer Revolution. Die Autoren des Briefes unternehmen nicht den geringsten Versuch, diese Behauptung zu beweisen, denn Beweise gibt es dafür nicht. Es wäre fehl am Platze, an dieser Stelle die Meinungsverschiedenheiten über die Einschätzung der inneren Kräfte der Revolution in der Epoche, sagen wir, von 1905–1914 darzulegen. Seither haben wir alle zu viel gelernt, um die heutigen Einschätzungen in rein formaler Weise von den Meinungsverschiedenheiten jener Tage abzuleiten. Ich habe meine wichtigsten Werke auf diesem Gebiet schon längst wieder veröffentlicht („Ergebnisse und Perspektiven“ und „Unsere Meinungsverschiedenheiten“). Was an meinen damaligen Ansichten falsch war, habe ich schon vor langer Zeit eingestanden und aufgezeigt, sowohl in Worten als auch in Taten. Wie dem auch sei, meine alten Ansichten hinderten mich nicht, sondern halfen mir sogar dabei, Genossen Lenins „Aprilthesen“ (1917) zu akzeptieren, vor denen so viele, die sich „Leninisten“ nannten, zurückschreckten.[16] Und was noch wichtiger ist, sie hinderten mich nicht daran, Seite an Seite mit Lenin durch die Vor-Oktober­Periode und dann durch die Oktoberrevolution zu gehen. Wenn eine Analyse der Kräfte und Einschätzung der Klassen jemals einer höchsten Probe unterzogen wird, dann gerade während der Epoche einer großen Revolution. Aus diesem Grund halte ich es nicht für notwendig – zumindest im Rahmen dieses Briefes –, zur Vor-Oktober-Periode zurückzukehren. 

Lenin spricht in Petrograd im Jahr 1917 (Standbild aus Tsar To Lenin)

Wo also finden wir nach dem Oktober einen Ausdruck meiner „Unterschätzung“ der Bauernschaft? Während der ersten drei Jahre nach der Revolution war ich beinahe ausschließlich damit beschäftigt, mithilfe der fortgeschrittenen Arbeiter Bauernabteilungen zu schaffen. Diese Arbeit allein wäre mehr als ausreichend, um jeden zu zwingen, die Rolle der Bauernschaft und die Beziehung zwischen den wichtigsten Klassen in unserer Revolution zu verstehen. Gerade meine militärische Erfahrung zwang mich, in Bezug auf alles, was die Bauernschaft betraf, immer sehr aufmerksam zu sein. Um dies zu beweisen – wenn es überhaupt eines Beweises bedarf –, werde ich einige Tatsachen unterschiedlicher Bedeutung anführen, die aber hinsichtlich der gegebenen Frage gleich überzeugend sind.

a) Nach J. M. Swerdlows Tod [1919], als Genosse Lenin den Gedanken vortrug, Genossen Kamenew zum Vorsitzenden des WZIK [Allrussisches Zentral-Exekutivkomitee] zu machen, trat ich dafür ein, diesen Posten mit einer Persönlichkeit zu besetzen, die die Bauernschaft anziehen könne. Als Genosse Lenin, gefolgt vom Politbüro, diesem Plan zustimmte, schlug ich Genossen Kalinin vor.

Michail Kalinin, Mitglied des Politbüros im Jahr 1923. Wie Molotow stellte er sich im innerparteilichen Kampf konsequent auf die Seite Stalins und überlebte den Großen Terror.

b) Im März 1919 verteidigte ich in einem Bericht an das ZK die Notwendigkeit, unseren Kurs auf den Mittelbauern in prinzipieller Weise festzulegen; ich wandte mich gegen die nachlässige oder oberflächliche Haltung, die man innerhalb der Partei zu dieser Frage immer noch feststellen konnte. In dem Bericht, der direkt von einer Diskussion inspiriert war, die ich mit der Organisation in Sengilejewski[17] geführt hatte, schrieb ich:

Die vorübergehende, wenn auch vielleicht länger andauernde politische Lage ist allerdings eine viel tiefergehende soziale und wirtschaftliche Realität, denn selbst im Falle einer siegreichen proletarischen Revolution im Westen werden wir bei unserem sozialistischen Aufbau in sehr großem Maße von dem Mittelbauern ausgehen und ihn in die sozialistische Wirtschaft einbeziehen müssen.

c) Unter dem Einfluss der Stimmungen in der Armee und aufgrund von Erfahrungen während eines wirtschaftlichen Besuchs im Ural schrieb ich im Februar 1920 an das ZK: „Die heutige Politik der ausgleichenden Requisitionen gemäß der Lebensmittelnorm, der gegenseitigen Bürgschaft bei der Zwangsablieferung und der ausgleichenden Verteilung der Industrieprodukte führt zum Niedergang der Landwirtschaft, zur Zersplitterung des Industrieproletariats und droht das wirtschaftliche Leben des Landes gänzlich zu untergraben.“

Als grundlegende praktische Maßnahme schlug ich vor: „Die Erfassung der Überschüsse ist durch eine festzulegende prozentuale Besteuerung zu ersetzen (eine Art progressive Natural-Einkommensteuer) mit der Berechnung, dass größere Anbauflächen und ihre bessere Bearbeitung immer noch vorteilhaft bleiben.“[18]

Man kann natürlich sagen, dass dieser Vorschlag im Jahr 1920 verfrüht war, jedenfalls aber kann man ihn nicht als unzureichende Aufmerksamkeit für die Rolle und Bedeutung der Bauernschaft interpretieren.

d) Der Kern der Diskussionen, die vor dem Parteitag im ZK über die Frage der Smytschka [Bündnis von Arbeiterklasse und Bauernschaft] stattfanden, bestand in der Tatsache, dass ich in voller Übereinstimmung mit dem Grundgedanken von Genosse Lenins Hauptrede auf dem 11. Parteitag aufzeigte, dass die Smytschka nun im Wesentlichen zu einem Problem des Verhältnisses zwischen den Preisen geworden war (die Schere), und dass der Schlüssel zu dieser Smytschka nicht in Agitationsformeln und nicht in politischen Ablenkungen bestand, sondern in der Senkung der Preise der staatlichen Produktion mittels einer richtigen Organisierung. Selbst wenn dieser Gedanke falsch wäre, so enthielte er doch keine „Unterschätzung“ der Rolle der Bauernschaft. Aber der Gedanke erwies sich als vollkommen richtig. Wir sind jetzt mit aller Gewalt auf das Problem der Preise gestoßen.[19]

e) Auf dem 12. Parteitag bestätigte Genosse Kamenew, dass mir die Initiative zustand, das Problem des richtigen Erwerbs und Exports von Getreide zur Sprache gebracht zu haben. Diese Tatsache kann problemlos mit den entsprechenden Dokumenten bewiesen werden.[20]

Ich wische daher die unbegründeten und eindeutig weit hergeholten Behauptungen über meine irgendwie falsche Linie zur Bauernschaft beiseite. Sie sind eine künstlich geschaffene Legende, um die Barrieren zu rechtfertigen, die innerhalb der Partei errichtet worden sind.

Partei und Staat

Eine ebenso unbegründete Erfindung ist die Anschuldigung, dass ich angeblich die Abhängigkeit des Staatsapparats von der Partei zu schwächen versuche. In Wirklichkeit waren und sind all meine Bemühungen darauf ausgerichtet, die reale, wahrhafte und tatsächliche Führung der Partei, und nicht einfach ihr episodisches Eingreifen von Zeit zu Zeit, in allen Grundfragen sicherzustellen. Um dies zu untermauern, möchte ich an dieser Stelle einen Auszug (einen von vielen) meines Briefes an die Mitglieder des ZK vom 22. März dieses Jahres anführen:

1. Die Charakterisierung unseres Staatsapparates als uneinheitlich in der sozialen Zusammensetzung, im Innersten instabil und äußerst empfänglich für feindliche Einflüsse. Dies bildet unter den Bedingungen der NÖP eine große Gefahr.

2. Der Staatsapparat hat sich während dieser fünf Jahre in seinen gegenwärtigen Zustand gewandelt, obwohl sich die Parteiorganisationen, Gruppen und Zellen während der gesamten vergangenen Epoche um die direkte Leitung der Regierungsarbeit bemühten. Der Grund hierfür liegt in den vorwiegend primitiven und episodenhaften Methoden und Mitteln, mit denen die Partei den Apparat beeinflusst. Wir brauchen in dieser Hinsicht eine radikale Änderung. Diese Änderung muss in der Arbeit des ZK und seines Politbüros beginnen.

3. Das Politbüro muss mit seinen Abteilungen die grundlegenden Probleme ihrer Arbeit in einer geplanten Weise angehen, d. h. ihre Aktivitäten langfristig festlegen und im Zusammenhang damit einen Kernbestand von Personal schaffen. 

4. Das Politbüro muss die Berichte und Abrechnungen seiner Abteilungen regelmäßig überprüfen und feststellen, ob sie das Programm tatsächlich verwirklicht haben.

5. Durch ständigen Druck und Überprüfung muss das Politbüro geplante Methoden der Umsetzung und Ausbildung seines Personals in allen Abteilungen durchsetzen. Das Politbüro muss davon Abstand nehmen, sich mit den unzähligen Streitigkeiten in und zwischen den Abteilungen oder mit Geldanforderungen zu befassen; diese Arbeit muss Sowjetagenturen übertragen werden.

6. Das Politbüro und das Orgbüro [Organisationsbüro] müssen dem jetzt vorherrschenden System eine Absage erteilen, in dem die Führung und Aufgabenerteilung der Partei durch Kleinlichkeit und Einschüchterung vonseiten der Sekretäre ersetzt wird.

Ich kann diesem Auszug, der die absurde Legende recht überzeugend widerlegt, heute nichts weiter Bedeutendes hinzufügen. 

Nach dem 12. Parteitag wollte das Politbüro offensichtlich den Versuch unternehmen, den von mir vorgeschlagenen Kurs zu verwirklichen. Es verabschiedete eine besondere Resolution zur Planung der Arbeit des Politbüros. Aber diese Resolution wurde nie in die Tat umgesetzt. Ein Regime des Chaos bei der Lösung von Problemen wird nach wie vor für die Diktatur der Partei gehalten. Der Wunsch, in die Methoden und Formen der Parteidiktatur einen Plan oder ein System hineinzubringen, wird als Erschütterung der Grundlagen eben dieser Diktatur verurteilt. 

Die Leitung der Planung

Wir haben oben bereits gesehen, wie Genosse Lenin in seiner Notiz zur Gosplan die Frage der Wirtschaftsleitung aufgeworfen hat. Die Autoren des Briefes wiederholen mehrmals, dass im Bereich der Wirtschaft rasche Erfolge undenkbar sind, dass wir uns nicht überstürzen und nicht nervös werden dürfen usw. All diese Überlegungen haben allerdings überhaupt nichts zu bedeuten, wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, dass wir jetzt in einer tiefen Krise stecken, deren Hauptursache sowohl meiner Einschätzung als auch den Aussagen der wichtigsten Wirtschaftsspezialisten nach unter anderem in der fehlenden Koordinierung zwischen den Grundbestandteilen unserer Wirtschaft, vor allem zwischen den Finanzen auf der einen Seite und Industrie und Handel auf der anderen Seite liegt. Wenn es wahr ist, dass schnelle Erfolge auf wirtschaftlichem Gebiet unmöglich sind, dann ist genauso wahr, dass in Abwesenheit von Umsicht und zielgerichteter Planung rasche Fehlschläge, Krisen, Engpässe und einzelne Katastrophen durchaus möglich sind. Ich habe in meinem Brief bereits die kürzliche Erklärung der Genossen Rykow und Pjatakow zitiert, die lautet: „Einige Entscheidungen des Politbüros veranlassen uns, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass sich die Leitung der uns anvertrauten staatlichen Industrie unter den sich entwickelnden Verhältnissen äußerst schwierig gestaltet.“ Genosse Rykows Unterschrift unter der „Antwort“ schwächt die Bedeutung seiner Unterschrift unter die zitierten Worte nicht ab, sondern unterstreicht sie im Gegenteil. Genosse Pjatakow, Mitglied des ZK, der auf Anweisung des Politbüros erst in der Staatlichen Plankommission arbeitete und dann dem Obersten Rat der Volkswirtschaft vorstand, unterzeichnete eine Notiz, in der das Fehlen einer geplanten Wirtschaftsleitung als eine der wichtigsten Ursachen für unsere Krisen und Zusammenbrüche genannt wird. 

Am 11. Oktober unterzeichneten die Vertreter der wichtigsten Großbetriebe eine Notiz, deren wichtigste Schlussfolgerung lautet: „Notwendig ist eine Koordinierung der Arbeit der verschiedenen Regierungseinrichtungen, die die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Industrie vorgeben und einen gewaltigen, manchmal überwältigenden Einfluss auf die Preise ihrer Produkte haben und außerdem ihre eigenständige Politik und ‚Kostenberechnung‘ durchführen, ohne über die Warenzirkulation und den Handel im Lande vollständig orientiert zu sein.“

In einem Brief vom 14. Oktober erklärt einer der einflussreichsten Führer der Industrie, Genosse Bogdanow: „Die Art von Vorfällen, die sich jetzt ereignen, da die von der Staatsbank im Juli verhängte Kreditbeschränkung der Industrie absolut nicht bekannt war, sind unzulässig und werden nur zu Panik und zu Marktstörungen führen.“

Die Anzahl solcher absolut unbestreitbarer Beispiele könnte endlos vervielfacht werden. Und all dies hat sich in den sieben Monaten seit dem 12. Parteitag ereignet. Die Abwesenheit jeder wirklichen Planungsleitung, die unweigerlich zu Improvisation und zufälligen Entscheidungen führt, ist das Hauptübel. Angesichts dieser völlig unbestreitbaren Tatsache erklärt unterdessen die „Antwort“ der Politbüromitglieder, dass alles Gerede über eine „steuernde Regulierung der Planung“ keinen wirklichen Inhalt habe, aus „Phrasen“ (!) bestehe und es nur verdiene, der „Lächerlichkeit“ (!) preisgegeben zu werden.

Ich muss hier feststellen, dass die Autoren des Briefes die Resolutionen des 12. Parteitags aus ihrem Gedächtnis streichen. Darin heißt es wortwörtlich: „Die Planung unter der NÖP unterscheidet sich in ihrem Umfang nur unwesentlich von der Planung unter dem Kriegskommunismus. Aber in ihren Methoden unterscheidet sie sich ganz grundlegend. Die Verwaltung durch zentrale Führungsgremien wird durch wirtschaftliche Steuerung ersetzt.“[21] Mit meinem Hinweis auf die Notwendigkeit einer geplanten, steuernden Regulierung wiederhole ich also nur den Text der Resolution des Parteitages. Und Resolutionen des Parteitages sollten nicht der ‚Lächerlichkeit‘ preisgegeben, sondern durchgeführt werden.

Dieselbe Resolution des Parteitags fährt fort: „Gosplan muss einen bestimmteren Status, eine festere Organisation, klarere und unbestreitbare Rechte und vor allem Verpflichtungen erhalten. Es muss als unerschütterliches Prinzip festgelegt werden, dass keine einzige Wirtschaftsfrage des Staates in den oberen Organen der Republik ohne Beteiligung der Gosplan entschieden wird.“ Ist das geschehen? Nicht im Mindesten.

Und schließlich: „Wir müssen“, stellte der 12. Parteitag fest, „die Schaffung jeglicher vorübergehender und zufälliger Kommissionen zur Untersuchung, Leitung, Überprüfung, Vorbereitung usw., die den größten Mangel unserer staatlichen Arbeitdarstellen, vermittels der Staatlichen Plankommission bekämpfen. Wir müssen eine korrekte Arbeit durch die normalen, ständigen Organe gewährleisten. Nur so wird es möglich sein, diese Organe zu verbessern und ihnen die erforderliche Flexibilität zu verleihen, indem sie aufgrund ständiger Erfahrung gänzlich ihren Aufgaben entsprechend gestaltet werden.“[22]

Dieses letzte Zitat aus der Resolution des 12. Parteitags ist besonders klar und überzeugend angesichts jüngster Informationen, insbesondere über die Schaffung einer Reihe von Sonderkommissionen zu Löhnen, Preisen usw. „Der Kampf für die Senkung der Preise hat bereits begonnen“, heißt es in dem Brief der Politbüromitglieder, als befasse er sich mit irgendeiner unabhängigen und isolierten Aufgabe. Die Preise sind ein Ergebnis unserer gesamten Wirtschaftsarbeit, einschließlich ihrer geplanten, steuernden Regulierung. Allein die Tatsache, dass eine Sonderkommission zur Senkung der Preise gebildet wird, beweist die fehlerhafte Arbeit der normalen Organe und bildet, laut dem 12. Parteitag, „den größten Mangel unserer staatlichen Arbeit“.

Wir müssen um jeden Preis die Resolution des 12. Parteitags zur Gosplan erfüllen. Wir müssen sie zum Generalstab der Wirtschaft machen. Wir müssen die Rechte der Staatlichen Plankommission entsprechend den oben zitierten Vorschlägen des Genossen Lenin sicherstellen.

Fragen der Außenpolitik

1. Die „Antwort“ stellt den Verlauf der diplomatischen Verhandlungen im Zusammenhang mit dem Curzon-Ultimatum von Grund auf falsch dar.[23] Der Verfasser des Briefes verließ sich hier offensichtlich auf sein Gedächtnis, und keiner der Unterzeichner überprüfte die Dokumente. Ich müsste diesen Brief mit Verweisen und Zitaten überfrachten, um die offensichtlich irrtümlichen Behauptungen zurechtzubiegen, die in nur wenigen Zeilen der „Antwort“ zusammengetragen worden sind. Ich bin bereit, dies gegebenenfalls zu tun, wo und wann immer es angebracht ist. An dieser Stelle werde ich mich auf die Bemerkung beschränken, dass von den vier Notizen im Zusammenhang mit dem Ultimatum die erste von Genossen Litwinow und mir verfasst wurde, die zweite von mir, die dritte von Genossen Tschitscherin und die vierte von mir.

2. Unsere Politik im Hinblick auf Polen bedarf nun wirklich keines Kommentars. Die Verlagerung der Politik, auf der ich vor einem Monat beharrt habe, ist im Wesentlichen durchgeführt worden. Die Beziehungen mit Polen sind endlich auf die Ebene nicht dritt- oder zehntrangiger formaler Fragen, sondern von Verhandlungen über Transitrechte und militärische Nichteinmischung gehoben worden. Das ist die einzig richtige, realistische, geschäftsmäßige Herangehensweise an die Frage, mit der man gewisse, vielleicht sogar erhebliche praktische Resultate erzielen und uns gleichzeitig vor den Volksmassen unseres eigenen Landes eine klare Position verschaffen kann. Für die gegebene Periode hat sich diese Frage daher erschöpft.

Ich weiß absolut nicht, weshalb und aus welchem Grund das Politbüro nebenbei beschlossen hat, Genossen Tschitscherin vor meinen angeblich „unangemessenen“ Angriffen in Schutz zu nehmen. Ich habe diesen oder jenen seiner Vorschläge kritisiert, wie auch die Politik der Mehrheit des Politbüros, insoweit ich sie für falsch hielt. Es gibt keine „unangemessenen“ Angriffe und hat sie auch nicht gegeben.

Zur deutschen Revolution

Die Meinungsverschiedenheiten über das Problem der deutschen Revolution werden unzutreffend und einseitig dargestellt. Ich denke, dass diese Meinungsverschiedenheiten im Wesentlichen durch die Resolutionen, die nach einem sehr ernsten und sehr harten Kampf verabschiedet wurden, und dann durch die praktischen Resolutionen bereinigt worden sind. Die Auseinandersetzung drehte sich um drei Fragen: l) ob die Festlegung eines Termins von Bedeutung ist oder nicht; 2) Deputiertenrat versus Betriebsräte (Fabrikausschüsse); 3) die Beziehungen zwischen dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Berliner Position. Wir verabschiedeten eine Resolution, in der wir (nach einem ernsten internen Kampf) darauf aufmerksam machten, dass die größte Gefahr für die deutsche Revolution in einer nicht genügend entschlossenen Orientierung der bestimmenden Kreise der deutschen Partei auf einen bewaffneten Aufstand liege, der seinerseits einen Plan und eine Frist voraussetze. Es genügt, sich unsere eigene Erfahrung vor dem Oktober in Erinnerung zu rufen, um zu verstehen, wie notwendig hier eine klare und genau definierte Position ist. Das Wesen der Meinungsverschiedenheiten ist in meinem Artikel über die „Festlegung eines Termins [einer Revolution]“ zusammengefasst, der in der „Prawda“ abgedruckt wurde.[24] Als ich die Resolution einbrachte, bekämpfte ich nach Kräften die pseudomarxistische Weisheit, wonach „eine Revolution“ (in Wirklichkeit die Machteroberung) nicht auf einen bestimmten Termin festgelegt werden könne usw. Ohne eine klare und genaue Diskussion über diese Frage stünden wir vor der großen Gefahr, dass die Ereignisse in Deutschland denselben Verlauf nehmen würden wie in Bulgarien. Nach allen Informationen, insbesondere nach den Berichten von Genossen Miljutin, dem offiziellen Vertreter der Komintern [Kommunistische Internationale], verloren wir die Revolution in Bulgarien eben deshalb, weil wir den Aufstand nicht, wie erforderlich, als eine Kunst betrachteten.[25] Wir treten nun in eine Periode größter militärischer und revolutionärer Erschütterungen ein, und die Frage des Aufstands erhebt sich in aller Konkretheit als eine der wichtigsten Fragen kommunistischer Politik.

Hinsichtlich der zweiten Frage wurde der Versuch gemacht, die deutsche Partei zur Schaffung eines Deputiertenrats neben den bereits bestehenden Betriebsräten zu verpflichten.[26] Nach einem sehr harten Kampf wurde dieser Plan, für den die Kommunistische Partei Deutschlands vielleicht einen hohen Preis bezahlt hätte, aufgegeben.

Deutsche Soldaten durchsuchen Passanten in der Nähe einer Barrikade während des Hamburger Aufstandes. Der Aufstand fand am selben Tag statt, an dem Trotzki diesen Brief schrieb, am 23. Oktober 1923.

Die Behauptung, ich hätte verächtlich von dem deutschen Zentralkomitee gesprochen, ist eine ungeheuerliche Lüge. Im Gegenteil, in meiner gesamten Arbeit – nicht nur in einem Monat – habe ich darauf beharrt, dass das deutsche ZK gegen die leichtsinnigen Führer der Berliner Linken fest unterstützt werden müsse. Aber ich habe der gesamten deutschen Delegation gegenüber niemals ein Hehl daraus gemacht, dass ihre abwartende Haltung gegenüber dem Aufstand insgesamt eine Gefahr darstellt. Hier ist entschlossene Hilfe und Einflussnahme notwendig. Hier ist der kleinste Missgriff oder fehlende Vorbereitung absolut unzulässig. Seit der Zeit des letzten Plenums ist vieles in der aufgezeigten Richtung unternommen worden.

Persönliche Elemente im Brief der Mitglieder des Politbüros

In der „Antwort“ finden sich eine Reihe persönlicher Elemente und Anschuldigungen, die ich, wenn es möglich wäre, gern ignorieren würde. Aber in diesem Fall würde ich mich stillschweigend damit abfinden, dass die Autoren des Briefes offensichtlich die kollektive Arbeit auf einer prinzipiellen Grundlage unmöglich machen wollen. Dem will und kann ich nicht zustimmen. Daher halte ich es für notwendig, nachzuweisen, dass die Autoren des Briefes ganz im Unrecht sind, wenn sie versuchen, persönliche Fragen als Hinderungsgrund für eine korrekte und gesunde Arbeit vorzuschieben, die wahrhaft uneingeschränkt möglich wäre, wenn die deutlich falschen und schädlichen Aspekte des gegenwärtigen Partei- und Wirtschaftsregimes korrigiert werden würden. Die Bedeutung der entsprechenden Abschnitte in der „Antwort“ kann darauf reduziert werden, dass meine Auffassungen über die Rolle der Wirtschaftsplanung, über die Bürokratisierung des Parteiapparats usw. nichts weiter wären als mehr oder weniger die Ergebnisse persönlichen Ehrgeizes: „Wir erklären“, schreiben die Autoren des Briefes, „dass das Politbüro genau wie früher keine Verantwortung dafür übernehmen kann, zusätzlich zu den Vollmachten, die Genosse Trotzki bereits als Vorsitzender des Revolutionären Militärrats besitzt, seine Ansprüche auf die Diktatur in der Wirtschaftsleitung zu befriedigen. Es ist unsere Pflicht zu sagen: Wir können nicht die Verantwortung für ein risikoreiches Experiment in diesem Bereich übernehmen.“[27]

Diese Darstellung der Frage ist angesichts der vorangegangenen Tatsachen absolut unglaublich. Ich werde die unbestreitbarsten und offensichtlichsten anführen. Am 6. Januar dieses Jahres schlug Genosse Stalin in einem gesonderten Brief an alle Mitglieder des ZK unter anderen folgende Maßnahmen vor:

3) Genossen Pjatakow zum Vorsitzenden des Obersten Rats der Volkswirtschaft zu ernennen und ihm als einen seiner Stellvertreter Genossen Bogdanow beizuordnen (für mich steht fest, dass Genosse Bogdanow nicht fähig war oder sein wird, all die verstreuten Trusts unter seine Leitung zu bekommen).

4) Genossen Trotzki zum stellvertretenden Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare zu ernennen (Genosse Lenins Vorschlag), wobei er besonders für den Obersten Rat der Volkswirtschaft zuständig sein sollte. 

5) Ich denke, dass diese Veränderungen unsere Arbeit zur Beseitigung des „Chaos“ erleichtern könnten.

Es ist völlig klar, dass Genosse Stalin diese schriftlichen Vorschläge nicht ohne Wissen der anderen Mitglieder des Politbüros einreichte.

Der kranke Lenin mit Georgi Pjatakow, einem späteren Führer der Linken Opposition, in Gorki. Das Bild wurde zwischen Anfang August und 24. September 1922 aufgenommen. RGASPI, f. 393, op. 1, d. 329.

Am 17. Januar schreibt Genosse Stalin in einem weiteren Rundbrief: „Ich hätte keine Einwände dagegen, Genossen Trotzki gleichzeitig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare und zum Vorsitzenden des Obersten Rats der Volkswirtschaft [WSNCh] zu machen, oder gleichzeitig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare und Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission.“ Meine rein geschäftsmäßigen, mündlich und schriftlich vorgebrachten Einwände gegen diese Vorschläge waren teils organisatorischer, teils persönlicher Natur. Sie müssen hier nicht wiederholt werden, überdies kann diese ganze Korrespondenz eingesehen werden. Ich war derjenige, der nachzuweisen versuchte, dass es eine zu schwierige Aufgabe wäre, die Arbeit des Militärs und des Vorsitzenden des Obersten Rats der Volkswirtschaft zu verbinden. Genosse Stalin versuchte zu beweisen, dass es möglich sei. Keinesfalls standen die Dinge, wie wir sehen können, folgendermaßen: auf der einen Seite der „persönliche Ehrgeiz“ auf den Posten des WSNCh usw. und auf der anderen Seite die Weigerung des Politbüros, die Verantwortung für dieses „risikoreiche Experiment“ zu übernehmen. In Wirklichkeit schlug Genosse Stalin mit der unzweifelhaften Zustimmung der anderen Mitglieder des Politbüros hartnäckig ein solches Experiment vor, in der Meinung, es könne dazu beitragen, „das Chaos zu beseitigen“. Ich vermied die zusätzliche Verantwortung, vor allem aus Furcht vor den Ergebnissen des Versuchs, zu viel auf einmal zu tun, und vor den negativen Seiten, wenn man mehr als eine Stelle besetzt. Auf dem 12. Parteitag hielt es Genosse Stalin sogar für notwendig, öffentlich zu sagen, dass ich nicht dazu neige, „umfassendere Arbeit“ zu leisten.[28] Wie um alles in der Welt können wir all diese Tatsachen und Erklärungen mit dem vereinbaren, was mir nun in der „Antwort“ zugeschrieben wird, dass ich nämlich angeblich versuche, Vorsitzender des Obersten Rats der Volkswirtschaft zu werden?

Mein Wunsch danach sei inzwischen so stark, dass er der alleinige Beweggrund für diesen oder jenen prinzipiellen oder organisatorischen Vorschlag sei. Ist das nicht wirklich ungeheuerlich!

Nach dem 12. Parteitag (25. April 1923) schrieb Genosse Rykow, der den Posten des Vorsitzenden des WSNCh abschlug, an das Politbüro:

In einem seiner Vorschläge, die an die Mitglieder des ZK geschickt wurden, bot Genosse Stalin dem Genossen Trotzki die Führung des WSNCh an. Ich sehe keinen Grund, dies abzulehnen, da Genosse Trotzki in den vergangenen Jahren mehrmals zum Studium der Industrie und Wirtschaft zurückgekehrt ist und sowohl die Hauptprobleme der gegenwärtigen wirtschaftlichen Praxis als auch den Führungsapparat der Wirtschaft sehr gut kennt.

Der außerordentliche Erfolg, der Genossen Trotzkis Bericht auf dem Parteitag zuteilwurde, garantiert vollständig, dass die Partei diese Ernennung uneingeschränkt gutheißen wird.

Genosse Trotzkis Arbeit im WSNCh muss mit seiner Beteiligung an der allgemeinen Arbeit der Regierung verbunden sein und durch den Wiederaufbau des Rats für Arbeit und Verteidigung unterstützt werden, den Genosse Stalin in seinem Brief vorschlug.

Alexei Rykow, Vertreter des rechten Flügels der bolschewistischen Führung, 1924 im Kreml

Wie um alles in der Welt, frage ich heute, kann die ganze Geschichte der Ereignisse im Nachhinein geändert werden? Wie können wir Genossen Stalins oben zitierte Vorschläge mit seiner Unterschrift unter der jüngsten „Antwort“ in Übereinstimmung bringen? Wie können wir Genossen Rykows Erklärung mit seiner jetzigen Zurückweisung meiner angeblichen Ambitionen auf die Besitzergreifung des WSNCh vereinbaren? Woher kommt das alles? Wozu soll es dienen? Ich weigere mich, es zu verstehen.

Und ist es nicht wirklich ungeheuerlich zu behaupten, dass mehrere Dutzend alte, untadelige Parteiarbeiter ihre Ansichten und Forderungen in einem Brief an das ZK nur deshalb formulieren, um … mir den Posten des Vorsitzenden des WSNCh zu sichern. Und wann geschieht dies? Gerade, wenn die Verbindung von militärischer und wirtschaftlicher Arbeit sowohl vom wirtschaftlichen wie vom militärischen Gesichtspunkt her am wenigsten machbar ist.

2. Ich muss eine weitere Episode anführen, die zeigt, wie die Geschichte gemacht und wie sie geschrieben wird. Auf der Sitzung des Politbüros, die an der Tagesordnung für den bevorstehenden 12. Parteitag arbeitete, schlug Genosse Stalin mit Unterstützung der Genossen Kamenew, Kalinin und, wenn ich mich nicht irre, Tomski (Genosse Sinowjew war abwesend) vor, dass ich den politischen Bericht des ZK vortrage. Die Diskussion über diese Frage wurde im Politbüro in ganz ruhigem und geschäftsmäßigem Ton geführt. Ich antwortete, dass die Niedergeschlagenheit, die Wladimir Iljitschs Krankheit in der Partei hervorgerufen hatte, nur verstärkt werden würde, wenn jemand einen vollen politischen Bericht geben würde. Es sei daher besser, wenn wir uns auf einen kürzeren politischen Bericht beschränken würden, den Genosse Stalin mit seinem Organisationsbericht verbinden könnte. Die grundlegenden Fragen könnten dann unter den entsprechenden Punkten der Tagesordnung erörtert werden. „Außerdem“, fügte ich hinzu, „bestehen unter uns immer noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten über Wirtschaftsfragen.“ Genosse Kalinin widersprach dieser letzten Bemerkung und sagte: „Die Mehrzahl Ihrer Vorschläge ist vom Politbüro verabschiedet worden, und Sie haben keinen Grund sich zu weigern, den politischen Bericht zu geben.“ Ich bestand aber weiter auf meinem Vorschlag. Die Frage wurde auf dieser Sitzung nicht entschieden, und dann erhielt die ganze Sache, wie wir alle wissen, eine völlig neue Wendung. Aber ist es nicht klar, dass die Tatsache, die ich gerade angeführt habe und die natürlich nicht aus dem Gedächtnis der Teilnehmer jener Sitzung des Politbüros gelöscht werden kann, in krassem Widerspruch zu dem allgemeinen Bild steht, das nun im Nachhinein in der „Antwort“ der Politbüromitglieder gezeichnet wird, um ein System künstlicher Barrieren in der Partei zu erklären und zu rechtfertigen?

3. Die Anschuldigung, dass ich in den letzten Jahren „der Armee absolut unzureichende Aufmerksamkeit gewidmet“ hätte, ist absolut unbegreiflich. Ich weiß nicht, wie ich diese Anschuldigung erklären soll: Bedeutet sie, dass mein Arbeitstag zu kurz ist, oder dass ich meinen Arbeitstag mit anderen Angelegenheiten ausfülle? In Erfüllung der unzähligen Aufträge des ZK sah ich mich mehr als einmal gezwungen, darauf hinzuweisen, dass mich diese Aufträge von der militärischen Arbeit wegreißen. Die Vorbereitung des Berichts und der Thesen zur Industrie beispielsweise kostete mich etwa zwei Monate intensive Arbeit.

Trotzki in Moskau mit Soldaten der Roten Armee, 1922

Die Teilnahme an der Arbeit der Komintern verlangt einen sehr erheblichen Zeitaufwand. Die einzige Arbeit, die ich nicht im Auftrag des Politbüros leiste, ist die Teilnahme an der Moskust[29], aber dies erfordert nicht mehr als zwei bis drei Stunden im Monat. In der „Antwort“ findet sich allerdings eine Andeutung auf „Arbeit zu Fragen der Literatur, Kunst, des Alltagslebens usw.“ als Grund der unzureichenden Aufmerksamkeit für die Armee. Aber diese Andeutung ist gerade deshalb hinfällig, weil, wie die Autoren wissen, ich während meiner medizinischen Behandlung an diesen Fragen arbeitete, als mir jede anstrengende geistige Tätigkeit untersagt war. Ich sehe kaum einen Grund, mich vor der Partei dafür zu rechtfertigen, dass ich zwei Sommerurlaube nicht nur zur medizinischen Behandlung nutzte, sondern dabei auch Bücher über Literatur und Alltagsleben schrieb.[30] Ich kann nur meine Überraschung äußern, dass sie versuchen, diese Tatsache zu einer Anschuldigung zu machen.[31]

Es ist allerdings vollkommen zutreffend, dass im Bereich der Armee beinahe keine kreative Arbeit stattfand aufgrund der außerordentlich schwierigen materiellen Lage der Armee, der völligen Instabilität ihres Budgets, der ständigen Kürzungen und Veränderungen in ihrer Besetzung, und der ausnehmend häufigen Ernennungen und Absetzungen von Personal, die meiner Meinung nach im Interesse der Sache gänzlich sinnlos sind. All dies hat extrem schwierige Arbeitsbedingungen geschaffen. Dazu kommt, dass in die Armee von oben jene besondere „Politik“ eingeführt wird, für die bereits die Mehrheit des verantwortlichen Personals in der Armee und der Partei Beispiele erfahren hat. Die „Antwort“ der Mitglieder des Politbüros hat diese Politik, deren Bedeutung vollkommen klar ist, bisher am weitesten getrieben.

Mangelndes Vertrauen in die Partei

Die Anschuldigung, die vielleicht am schwersten wiegen würde, wenn sie nicht so oberflächlich wäre, ist der Vorwurf, mir fehle der Glauben an die Partei und ich könne sie nicht verstehen. Als Beweis dafür wird eine Äußerung über „Oblomowismus[32] der Gouvernementskomitees“ angeführt, die ich irgendwo und irgendwann einmal gemacht habe, ohne zu erklären, in welchem Sinne und in welchem Zusammenhang diese Worte gebraucht wurden. Schließlich wird meine Aussage, dass ich mich angesichts der Umstände, die eine außerordentliche Verantwortung erheischen, für verpflichtet halte, das Wesen der Sache höher zu stellen als ihre Form und die wichtigsten Parteiarbeiter auf die entstandene Lage aufmerksam zu machen, in der „Antwort“ folgendermaßen bewertet: „Wir halten dies für eine Erklärung, wie man sie in unserem bolschewistischen Milieu noch überhaupt nie gehört hat.“

In diesem Abschnitt sind die Bedeutung und der Ton der „Antwort“ nur allzu klar. Was einige wenige Unterzeichner – zum Verdruss der anderen – bisher nur angedeutet haben, wird hier recht offen ausgesprochen: Unkenntnis der Partei, mangelndes Vertrauen in ihre Stärke und in die Stärke ihrer örtlichen Organisationen und schließlich Schritte und Erklärungen, „wie man sie in unserem bolschewistischen Milieu noch überhaupt nie gehört hat“. Ich möchte meinen, dass einige Mitglieder des Politbüros vorsichtiger sein sollten, bevor sie von Schritten und Erklärungen sprechen, „wie man sie in unserem bolschewistischen Milieu noch überhaupt nie gehört hat“. Das Ziel meiner Erklärung war und ist lediglich, das ZK zu zwingen, den Kurswechsel zu beschleunigen, der sich aus der ganzen Lage unweigerlich ergibt. Indessen hatten und haben wir Fälle, in denen am Vorabend und während entscheidender Schlachten – so war es im Oktober 1917 – die verantwortlichsten Posten verlassen werden und an die Partei gegen das ZK appelliert wird – vor den Augen von Elementen außerhalb der Partei und von Feinden.[33] Ich denke, dass sich Glauben oder Unglauben an die Partei und ihre schöpferischen Kräfte am verlässlichsten und wahrhaftigsten in den Tagen der größten Prüfungen erweisen, wie wir sie in jedem Winkel unseres Landes durchgemacht haben. Es gibt kaum ein Gouvernementskomitee, mit dem ich während der schwierigsten Stunden des Bürgerkrieges nicht Hand in Hand arbeiten musste, und zu den Fehlern, die ich dabei beging, zählte kein krimineller Unglauben an die schöpferische Kraft der Partei und der Arbeiterklasse. Ich wische diese falsche Anschuldigung mitsamt ihrem gezielten Affront beiseite.

***

Dies sind also meine Erklärungen zu den wichtigsten Punkten im Brief der Politbüromitglieder. Der schmerzloseste und kürzeste Ausweg – ich wiederhole es – kann nur gefunden werden, wenn bei der herrschenden Gruppe im ZK der ernste und feste Wunsch besteht, die künstlichen Barrieren, die in der Partei errichtet worden sind, abzubauen und aufmerksamer auf die unaufschiebbaren Forderungen nach einer Änderung des Parteikurses zu reagieren, um dadurch der Partei zu helfen, ihre Unabhängigkeit, ihre Kampfbereitschaft und ihre Einheit wiederzufinden. Wenn dieser Weg eingeschlagen würde, dann würde das ZK die aktivste Unterstützung der überwiegenden Mehrheit der Parteimitglieder finden, und jene Fragen, die jetzt als persönliche Fragen erscheinen oder dargestellt werden, würden von allein verschwinden.

23. Oktober 1923

L. Trotzki

[RGASPI, f.51, op.1, d.21, l.54ob-57ob; gedruckter Text, geprüft nach dem maschinengeschriebenen Text, der im Archiv des Zentralkomitees der KPdSU erhalten ist.]


[1]

Trotzki bezieht sich auf die Tatsache, dass am Vorabend des 12. Kongresses der RKP (B) auf vielen Gouvernementsparteitagen die Delegierten für den Kongress auf Vorschlag der Sekretäre der Gouvernementskomitees ausgewählt wurden, die ihrerseits ab Sommer 1922 auf Vorschlag des ZK ausgewählt wurden, d.h. sie wurden faktisch vom Sekretariat des ZK ernannt, das von Josef Stalin geleitet wurde.

[2]

Trotzki bezieht sich auf die oppositionelle Gruppen „Arbeiterwahrheit“ und „Arbeitergruppe der RKP“. Die „Arbeiterwahrheit“ war eine illegale Gruppe in der RKP (B), die sich im Frühjahr 1921 bildete. Ihre Teilnehmer waren der Meinung, dass die RKP (B) mit dem Übergang zur Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) „ihre Verbindungen und Kontakte zum Proletariat unwiderruflich verliert“. Die „Arbeiterwahrheit“ setzte sich zum Ziel, „Klassenklarheit in die Reihen der Arbeiterklasse zu bringen“. In einigen ihrer illegalen Veröffentlichungen stellte sie die Aufgabe, eine neue Arbeiterpartei zu gründen. Die „Arbeitergruppe der RKP“ wurde im Frühjahr und Sommer 1923 von G. Mjasnikow und N. Kusnezow, Mitgliedern der ehemaligen „Arbeiteropposition“, die aus der Partei ausgeschlossen worden waren, gegründet. Ihr schlossen sich mehrere alte Bolschewiki an, die sich den Beschlüssen des 10. und 11. Parteitags der RKP (B) über die Unzulässigkeit innerparteilicher Gruppierungen nicht unterordneten. Die „Arbeitergruppe der RKP“ hielt es für notwendig, in allen Fabriken und Betrieben Sowjets (Räte) von Arbeiterdeputierten zu bilden, die Direktoren von Trusts und Syndikaten auf Sowjetkongressen zu wählen, bei der Leitung der Industrie dem Prinzip der „proletarischen Demokratie“ zu folgen, die Gewerkschaften zu Kontrollorganen zu machen, den Sowjet der Volkskommissare abzuschaffen und „die herrschende Gruppe in der Partei zu beseitigen“, die sich „entscheidend von der Arbeiterklasse gelöst hat“. Das Plenum des ZK der RKP (B) im September (1923) stellte fest, dass „Arbeiterwahrheit“ und „Arbeitergruppe der RKP“ „antikommunistische und antisowjetische Arbeit“ leisteten, und erklärte, dass die Teilnahme an diesen Gruppen mit der Mitgliedschaft in der RKP (B) unvereinbar sei. Durch einen Beschluss der Zentralen Kontrollkommission vom Dezember 1923 wurden aktive Teilnehmer dieser Gruppen aus der Partei ausgeschlossen.

[3]

Gemeint ist die Kommission, die sich aus F. E. Dserschinski, G. J. Sinowjew, W. M. Molotow, A. I. Rykow, J. W. Stalin und M. P. Tomski zusammensetzte und gemäß einem Beschluss des Politbüros des ZK vom 18. September 1923 zur Analyse der wirtschaftlichen und innerparteilichen Lage gebildet wurde. Trotzki wurde Anfang November zum Mitglied der Kommission ernannt, sah sich jedoch gezwungen, bis zum 14. November aus der Kommission auszuscheiden, da er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands und der Arbeitsüberlastung in anderen Kommissionen an keiner einzigen Sitzung teilnehmen konnte. In seinem Schreiben, in dem er seinen Rückzug aus der Kommission begründete, wies er darauf hin, dass die Sitzungen der Kommission häufig kurzfristig anberaumt wurden, was es ihm „physisch unmöglich“ machte, an den Sitzungen teilzunehmen. Die aktive Teilnahme an den Sitzungen war zuvor vom Politbüro für seine Mitglieder zur Pflicht gemacht worden. Rossijski gossudarstwenny archiw sozialno-polititscheskoi istorii (RGASPI) (Russisches Staatsarchiv für soziale und politische Geschichte), Moskau, f. 17, op. 171, delo 33, listy 142.

[4]

David Borissowitsch Rjasanow (1870–1938) war eine herausragende Persönlichkeit der russischen marxistischen Bewegung. Während des Bürgerkriegs sympathisierte er mit oppositionellen Gruppierungen zum Zentralkomitee, und sein Ausschluss aus der Partei wurde kurzzeitig erwogen. Ihm wurde die Leitung des neu gegründeten Marx-Engels-Instituts (MEI) übertragen, wo er eine führende Rolle bei der Veröffentlichung der Gesammelten Werke von Marx und Engels spielte, die viele zuvor unbekannte und unveröffentlichte Manuskripte wie Engels' „Dialektik der Natur“ und Marx' „Ökonomisch-philosophische Manuskripte“ enthielten. Im März 1931 wurde er verhaftet, und sein Institut, in dem viele ehemalige und aktive Linke Oppositionelle arbeiteten, wurde gesäubert. Rjasanow wurde während des Großen Terrors im Jahr 1938 ermordet. Zur Rolle von Rjasanow in der frühen sowjetischen Gesellschaft siehe auch: Clara Weiss, „The People Immortal: Soviet writer Vasily Grossman’s first novel about World War II“ (Das unsterbliche Volk: Der erste Roman des sowjetischen Schriftstellers Wassili Grossman über den Zweiten Weltkrieg), World Socialist Web Site, 14. Oktober 2022, https://www.wsws.org/en/articles/2022/10/14/auih-o14.html.

[5]

Wladimir I. Lenin, „Über die Ausstattung der Staatlichen Plankommission mit gesetzgeberischen Funktionen“, in: Werke, Bd. 36, Berlin 1974, S. 583, 584, 587. „Fragment sapisok W. I. Lenina o pridannii sakonodatelnych funkzi Gosplanu“ (Fragment von Lenins Notizen über die Übertragung von Gesetzgebungsfunktionen an Gosplan), 27. Dezember 1922, Rossijski gossudarstwenny archiw sozialno-polititscheskoi istorii (RGASPI), f. 2, op. 1, delo 24050, listy 3–4, Online veröffentlicht: https://lenin.rusarchives.ru/dokumenty/fragment-zapisok-vi-lenina-o-pridanii-zakonodatelnyh-funkciy-gosplanu.

[6]

Wie wir bereits gesehen haben, räumte Genosse Lenin zwei Wochen später (27. Dezember) ein, dass die Staatliche Plankommission exekutive Vollmachten benötigte, und ging damit viel weiter, als meine Vorschläge gereicht hatten. – Leo Trotzki.

[7]

Wladimir I. Lenin, „An L. D. Trotzki“, Kopie an M. Frumkin and Stomonjakow, 13. Dezember 1922, in: Briefe, Bd. IX, Berlin 1974, S. 330. Original: Harvard University Houghton Library, Leon Trotsky Soviet Papers, MS Russ 13, Box 6, T 766: https://iiif.lib.harvard.edu/manifests/view/drs:483033053$1i.

[8]

Wladimir I. Lenin, „Zur Frage der Nationalitäten oder der ‚Autonomisierung‘“, 30. Dezember 1922, in: Werke, Bd. 36, Berlin 1974, S. 590.

[9]

Wladimir I. Lenin, „An L. D. Trotzki“, 5. März 1923, in: Briefe, Bd. IX, Berlin 1974, S. 334. Original: Harvard University Houghton Library, Leon Trotsky Soviet Papers, MS Russ 13, Box 6, T 787a: https://iiif.lib.harvard.edu/manifests/view/drs:483033195$1i. L. D. Trotzki zitiert den Text des Briefes von W. I. Lenin nach der maschinengeschriebenen Kopie, die ihm vorlag und die von W. I. Lenins Sekretärin M. A. Woloditschewa bestätigt wurde. In den „Gesammelten Werken“ und in den „Briefen“ ist der Brief von W. I. Lenin nach einer maschinengeschriebenen Kopie abgedruckt, die dem Empfänger am 5. März 1923 telefonisch übermittelt wurde. In dem von L. D. Trotzki zitierten Text fehlt der Satz: „Sogar ganz im Gegenteil“, der in den „Gesammelten Werken“ von W. I. Lenin nach den Worten steht: „… ich kann mich auf deren Unvoreingenommenheit nicht verlassen.“ Im nächsten Satz in Lenins Brief erscheinen die Worte „die Verteidigung“ an einer anderen Stelle in Trotzkis Kopie. Beide Texte unterscheiden sich von der Veröffentlichung des Briefes in dem Buch Archiv Trotzkogo. Kommunistitscheskaja opposizija w SSSR 1923–1927 (Archiv Trotzkis. Kommunistische Opposition in der UdSSR 1923–1927), zusammengestellt von Juri Felschtinski, Bd. 1, Moskau 1990, S. 34. Die Unterschiede ändern jedoch nichts an der Bedeutung.

[10]

Der „Ältestenrat“ war ein Gremium, das zwei Tage vor der Eröffnung des 12. Parteitags der RKP (B) gemäß einem Beschluss des Plenums des ZK der Partei vom April 1923 geschaffen wurde. 12. Sesd RKP(b). Stenografitscheskij Ottschet (12. Parteitag der RKP (B). Stenografisches Protokoll), Moskau 1968, S. 768, 821.

[11]

Lenins Brief ist in der UdSSR erst 1956 veröffentlicht worden.

[12]

Dieser Punkt in Trotzkis Brief wurde zuerst in der Zeitschrift „Iswestija ZK KPSS“ veröffentlicht: Nr. 11, 1989, S. 180–181.

[13]

Wladimir I. Lenin, „Lieber weniger, aber besser“, in: Werke, Bd. 33, Berlin 1977, S. 477. Dieser Artikel vom 2. März 1923 wurde zuerst in der „Prawda“ vom 4. März 1923 veröffentlicht.

[14]

Zu den Dokumenten im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von W. I. Lenins Artikel „Wie wir die Arbeiter- und Bauerninspektion reorganisieren sollen (Vorschlag für den 12. Parteitag)“ siehe: Iswestija ZK KPSS, 1989, Nr. 11, S. 179–192. Bei der Erstveröffentlichung dieses Artikels in der „Prawda“ am 25. Januar 1923 wurden die folgenden unterstrichenen Worte weggelassen: „…, dass niemandes Autorität sie daran hindern könne – weder die des Generalsekretärs noch die anderer ZK-Mitglieder – Anfragen einzubringen, Dokumente zu überprüfen und überhaupt unbedingte Informiertheit und strengste Korrektheit in allen Angelegenheiten zu erreichen, sie an der Durchführung dieser Untersuchung hindern kann.“ Sie fehlen auch in der deutschen Ausgabe: Werke, Bd. 33, Berlin 1977, S. 472.

[15]

Aus Dokumenten des Zentralen Parteiarchivs, das sich heute im RGASPI in Moskau befindet, geht Folgendes hervor: Auf einer Sitzung des Politbüros am 16. Juli 1921 wurde der Vorschlag W. I. Lenins, L. D. Trotzki zum Narkomprod der Ukraine zu ernennen, geprüft. Der Vorschlag wurde angenommen, aber angesichts des Protests von L. D. Trotzki beschloss das Politbüro, die Umsetzung dieses Beschlusses bis zur Einberufung des Plenums des ZK der RKP (B) aufzuschieben. Das Plenum des ZK, das am 9. August 1921 zusammentrat, hob den Beschluss des Politbüros auf und beschloss, dass „Genosse Trotzki im Zusammenhang mit der Verschärfung der internationalen Lage der militärischen Arbeit mehr Aufmerksamkeit widmen wird“.

[16]

Trotzki bezieht sich auf die tatsächliche Übernahme seiner Perspektive der permanenten Revolution durch Lenin nach seiner Rückkehr nach Russland im April 1917. Lenins Aprilthesen riefen den erbitterten Widerstand einer Schicht von Altbolschewiki in der Führung hervor, darunter Kamenew, Sinowjew und Stalin, die sich den Menschewiki angeschlossen hatten und auf der Perspektive der Errichtung einer „Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft“ beharrten, was unter den gegebenen Bedingungen eine Ablehnung der Ergreifung der Staatsmacht durch die Arbeiterklasse bedeutete. Diese Geschichte des innerparteilichen Kampfes wurde vor allem ab 1924 von der Stalin-Fraktion in eklatanter Weise verfälscht. Mehr über den innerparteilichen Kampf im Jahr 1917 siehe: Alexander Rabinowitch, Die Sowjetmacht. Die Revolution der Bolschewiki 1917, Essen 2012; Leo Trotzki, Lehren des Oktober (1924), Dortmund 1978; James Cogan, „Lenins Rückkehr nach Russland und die Aprilthesen“, in: Warum die Russische Revolution studieren, Bd. 1, Essen 2017, S. 163–195.

[17]

Diese war Teil der Simbirsker Gouvernementsparteiorganisation. Trotzki bezieht sich auf die Unzufriedenheit und Unruhen unter den Bauern entlang der Wolga im Frühjahr 1919.

[18]

Leo Trotzki, Mein Leben. Versuch einer Autobiographie, Frankfurt 1974, S. 399.

[19]

Im Vorfeld des 12. Parteitags, auf dem Trotzki die Rede zur wirtschaftlichen Lage hielt, kam es zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der Politbüromehrheit um Sinowjew, Kamenew und Stalin und Trotzki. Das „Triumvirat“ warf Trotzki vor, die Rolle der Bauernschaft in seinen Thesen zu „unterschätzen“ und zwang ihn zu Änderungen an seinem Bericht. Der Austausch ist teilweise dokumentiert in: 12. Sesd RKP(b). Stenografitscheskij Ottschet, Moskau 1968, S. 810–820. Auf Englisch schrieb E. H. Carr darüber in seinem Band The Interregnum, 1923–1924, New York/London 1969.

[20]

12. Sesd RKP(b). Stenografitscheskij Ottschet, Moskau 1968, S. 447–448.

[21]

Ebd., S. 678.

[22]

Ebd., S. 678, 679. Unpräzise zitiert, aber ohne den Sinn zu verfälschen.

[23]

Dies bezieht sich auf das Memorandum der britischen Regierung, das vom Außenminister G. N. Curzon verfasst wurde. Es wurde der sowjetischen Regierung am 8. Mai 1923 übergeben und enthielt die Forderungen: Rückruf der sowjetischen Diplomaten aus dem Iran und Afghanistan und Entschuldigung für ihre angeblich unangemessenen Handlungen gegen das britische Empire; Reduzierung der sowjetischen Sicherheitszone auf drei Meilen entlang des nördlichen Ufers der Halbinsel Kola usw. Die englische Regierung drohte, das anglo-sowjetische Handelsabkommen von 1921 zu kündigen. Die sowjetische Regierung lehnte daraufhin am 11. Mai 1923 diese Forderungen ab, erklärte sich aber gleichzeitig bereit, einige zweitrangige Wünsche der Engländer zu erfüllen. Im Juni 1923 erklärten beide Seiten, dass sie den Konflikt für beendet hielten.

[24]

Leo Trotzkis Artikel „Kann man eine Konterrevolution oder eine Revolution auf einen bestimmten Zeitpunkt ansetzen?“ wurde zuerst in der „Prawda“ vom 23. September 1923 veröffentlicht. In deutscher Sprache in: Ulf Wolter (Hg.), Die Linke Opposition in der Sowjetunion 1923–1928, Bd. 1, 1923–1924, Berlin 1976, S. 174–179.

[25]

Trotzki bezieht sich auf den Septemberaufstand 1923 gegen die monarchistisch-faschistische Regierung. Die Aufständischen besetzten eine Reihe von Städten, in denen die Arbeiter- und Bauernmacht ausgerufen wurde. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen.

[26]

Zu den Differenzen zwischen Trotzki und der Mehrheit des Politbüros über die deutsche Revolution siehe: Peter Schwarz, „1923: Die verpasste Revolution“, World Socialist Web Site: https://www.wsws.org/de/articles/2023/10/20/okto-o20.html.

[27]

Aus irgendeinem Grund wird der Name des Genossen Kolegajew in die Frage meiner Ansprüche auf die Wirtschaftsdiktatur hineingezogen. Ich verstehe nicht im Geringsten, woher dies kommt und wozu es gut sein soll. – Leo Trotzki.

[28]

12. Sesd RKP(b). Stenografitscheskij Ottschet, Moskau 1968, S. 198–199.

[29]

Moskust – Die Moskauer Kombinatsgesellschaft wurde zu Beginn der NÖP gegründet, um die Wirtschaftstätigkeit zu kontrollieren.

[30]

Leo Trotzki, Literatur und Revolution, Essen 1994; Fragen des Alltagslebens, Essen 2001.

[31]

Genosse Lenin, mit dem ich über die erwähnten Artikel über die „proletarische Kultur“ diskutiert hatte, bestand übrigens vor anderthalb Jahren darauf, dass ich diese Arbeit beschleunige. Ich konnte sie erst diesen Sommer fertigstellen. – Leo Trotzki.

[32]

Der Gutsbesitzer Oblomow ist die Titelgestalt eines Romans von Iwan Gontscharow, der 1859 erschien. Trotzki bezeichnet Oblomow in seinem Buch „Der junge Lenin“ als die „Verkörperung herrschaftlicher Unbeweglichkeit, Scheu vor jeder Anstrengung, selbstzufriedener Untätigkeit – den wahren und unnachahmlichen altrussischen Typ …“, in: Leo Trotzki, Der junge Lenin, Frankfurt 1971, S. 17.

[33]

Trotzki bezieht sich erneut auf die politischen Positionen von G. J. Sinowjew und L. B. Kamenew am Vorabend der Oktoberrevolution 1917, als sie sich der Machtergreifung entschieden widersetzten.

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