Die offizielle Zahl der Todesopfer infolge der Brände, die derzeit Los Angeles verwüsten, stieg am Sonntagabend auf 24, mindestens 12 weitere Personen werden vermisst. Die Behörden gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer voraussichtlich noch steigen wird. Derzeit sind Such- und Rettungsteams weiterhin im Einsatz und durchsuchen ausgebrannte Häuser und andere Gebäude.
Die beiden größten Brände, das Palisades-Feuer im Westen und das Eaton-Feuer im Nordosten, sind jeweils nur zu 11 Prozent bzw. 27 Prozent eingedämmt. Zusammen haben sie auf mehr als 95 Quadratkilometern 12.000 Häuser und andere Gebäude zerstört. Das kleinere Hurst-Feuer nordwestlich der Innenstadt von LA hat mehr als 3,23 Quadratkilometer verbrannt und ist zu 76 Prozent eingedämmt.
Darüber hinaus sagt das National Interagency Fire Center voraus, dass die Santa-Ana-Winde, die im Landesinneren entstehen und durch die Küstenregion Südkaliforniens wehen, voraussichtlich von Sonntagabend bis Mittwoch an Stärke zunehmen. Es werden Böen von bis zu 96,5 km pro Stunde in südwestlicher Richtung erwartet, was eine erhebliche Ausbreitung der anhaltenden Brände begünstigt.
„Es besteht die Gefahr, dass sich die Brände explosionsartig ausbreiten, insbesondere von Montagabend bis Mittwoch, wenn die Winde wieder auffrischen“, sagte Ariel Cohen, Meteorologe beim National Weather Service, der Los Angeles Times. „Wenn eine Evakuierungsanordnung erlassen wird, muss man dieser sofort Folge leisten. Sekunden können Leben retten.“
Zusätzlich zu den Todesfällen steigt die soziale Belastung weiter an. Schätzungsweise 105.000 Menschen unterliegen weiterhin einer Evakuierungsanordnung, während für weitere 87.000 eine Evakuierungswarnung ausgegeben wurde. Während des gesamten Brandes waren mindestens 500.000 Menschen ohne Strom, da Stromleitungen verschmort sind oder abgeschaltet wurden, um zu verhindern, dass Funken weitere Flammen verursachen. Auf dem Höhepunkt der Stromausfälle waren 172.000 Einwohner von Los Angeles ohne Strom.
Die offizielle Reaktion auf die Vertriebenen war äußerst begrenzt. Die Feuerwehr von Los Angeles gibt an betroffene Haushalte Gutscheine im Wert von nur 250 US-Dollar aus, die von der gemeinnützigen California Fire Foundation bereitgestellt werden. Die Federal Emergency Management Agency (FEMA) hat die Obergrenze der Zuschüsse für diejenigen, die ihr Zuhause verloren haben, nicht erhöht. Sie liegt bei 87.970 US-Dollar liegt. Der Bau eines typischen 185 Quadratmeter großen Hauses in Los Angeles kostet über 900.000 US-Dollar.
In einem Auftritt in der Sendung „Face the Nation“ am Sonntag versuchte FEMA-Leiterin Deanne Criswell die geringe Summe zu rechtfertigen, die den Arbeitern für den Wiederaufbau ihrer Häuser zur Verfügung gestellt wurde. Sie erklärte, die Programme der FEMA seien nur dazu da, „den Wiederaufbauprozess in Gang zu bringen“, und dass Versicherungen die „wichtigste Ressource“ seien, die Familien bei ihrem Wiederaufbauprozess zur Verfügung stünde.
In Wirklichkeit sind Versicherungen für Familien der Arbeiterklasse jedoch immer weniger erschwinglich. In einem kürzlich erschienenen Artikel in der Los Angeles Times heißt es, dass die jährlichen Kosten für eine Hausratversicherung bei der Farmers Insurance für die Bewohner von Pacific Palisades, wo Tausende von Häusern niedergebrannt sind, im vergangenen Jahr von 4.500 auf 18.000 US-Dollar in die Höhe geschossen sind.
In dem Artikel wurde auch berichtet, dass State Farm, der größte Versicherer Kaliforniens, im März angekündigt hat, 30.000 Haus- und Eigentumswohnungspolicen bei Ablauf nicht zu verlängern, und dies mit dem hohen Waldbrandrisiko begründet. Andere Versicherungsgesellschaften, darunter Chubb, Allstate, Tokio Marine America Insurance Co. und Trans Pacific Insurance Co., haben entweder keine neuen Policen mehr abgeschlossen oder sich ganz aus dem Bundesstaat zurückgezogen.
Stattdessen werden die Arbeiter gezwungen, sich für den California FAIR Plan anzumelden, der einen Anstieg auf 452.000 Policen verzeichnet, gegenüber 203.000 vor vier Jahren. Gleichzeitig bieten die Policen weniger Leistungen, wenn Häuser abbrennen.
Criswell räumte diesen Sachverhalt stillschweigend ein und erklärte in ihrem Interview: „Familien müssen andere Mittel finden, um wieder aufbauen zu können.“
Die Vorsitzende der Aufsichtsbehörde für den Verwaltungsbezirks Los Angeles, Kathryn Barger, sagte am Donnerstagnachmittag in einer Pressekonferenz zudem, dass Bewohner, die FEMA-Hilfe beantragen, diese nicht schnell erhalten. Die FEMA verlangt von den Haushalten den Nachweis, dass die mit Bundeszuschüssen bereitgestellte Hilfe nicht durch Versicherungen abgedeckt ist. Dieses Verfahren kann Monate dauern, da die Versicherer absichtlich langsam vorgehen, um so viele Ansprüche wie möglich nicht auszahlen zu müssen.
Barger gab zu: „Der Prozess selbst ist langwierig.“ Für diejenigen, die durch die Brände alles verloren haben, ist dies eine zusätzliche Härte.
Gouverneur Gavin Newsom seinerseits weitete die militärische Reaktion auf die Brände aus und entsandte am Sonntag weitere 1.000 Soldaten der California National Guard in den Bundesstaat. Insgesamt sind nun etwa 2.500 Soldaten im Einsatz.
Dabei betonte Newsom den Aspekt der „öffentlichen Sicherheit“ der Einsätze und bekräftigte den Fokus der Strafverfolgungsbehörden auf mutmaßliche „Plünderer“ und „Brandstifter“. Die durch die Brände verursachten kolossalen sozialen Verwüstungen hingegen ignoriert der Gouverneur weitgehend.
Newsom ist zweifellos auch daran gelegen, jegliche Diskussion über seine eigene Verantwortung bei der Vorbereitung einer solchen Katastrophe zu vermeiden. Laut einem Bericht von Newsweek wurden in Newsoms letztem Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2024-25 insgesamt 101 Millionen US-Dollar aus dem Budget des Bundesstaates für die Brandbekämpfung gestrichen, darunter ein 12-Millionen-Dollar-Programm, das neue Methoden zum Schutz von Häusern vor solchen Bränden entwickeln sollte.
Weitere Millionen wurden für Maßnahmen zur Brandverhütung gestrichen, darunter Naturschutzmaßnahmen, Maßnahmen zur Eindämmung von Bränden und die Beseitigung von Buschwerk.
Die Arbeiterklasse hat hingegen sofort und bedingungslos auf die Brände reagiert. An praktisch jedem Ort, an dem sich die Evakuierten aufhalten, hat die Arbeiterklasse mit überwältigender Resonanz reagiert und kontinuierlich Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Decken, Zelte, Tiernahrung, Kinderspielzeug und andere Hilfsgüter gespendet, um den Betroffenen zu helfen.
Matthew, ein 16-jähriger Freiwilliger sagte der World Socialist Web Site: „Wir sind hier und haben beschlossen, einige Vorräte zu besorgen und kleine Geschenktüten für Männer, Frauen oder Unisex zu basteln. Und wir sind hier, um sie zu verteilen. Wir haben sie hier hingelegt in verschiedenen Größen und so weiter, also geben wir sie einfach an die Leute weiter.“
„Viele Menschen verlieren ihr Zuhause und ihr Hab und Gut. Viele Menschen brauchen viele Dinge, das ist keine gute Sache.“
Matthew äußerte sich auch zur bevorstehenden Trump-Regierung und der Gefahr, dass Millionen von Einwanderern abgeschoben werden, von denen viele in LA leben. „Ich denke, das ist wirklich schlimm, weil es eine Menge Familien wirklich trennen kann. Kinder werden von ihren Eltern getrennt, und nun, da sie hier geboren wurden, werden sie nicht abgeschoben. Sie werden einfach getrennt. Ich habe vergessen, wo genau sie hingehen, die Kinder, aber es macht die Dinge für alle schwieriger.“
Die von Trump eingeplanten 87 Milliarden Dollar für die Abschiebung aller Einwanderer ohne Papiere in den USA machen nur einen kleinen Teil der enormen Ressourcen aus, die der amerikanische Staat für polizeistaatliche Maßnahmen im Inland und die Kriege der Bourgeoisie im Ausland verschwendet. Und dies ist noch nichts im Vergleich zu den Billionen, die für die Rettung der Banken und Großkonzerne ausgegeben werden, wenn die Aktienmärkte zusammenbrechen.
Wie es in der jüngsten Erklärung der WSWS zum Thema heißt:
Die Behauptung, es sei kein Geld für diese notwendigen und dringenden Maßnahmen vorhanden, muss von Arbeitern zurückgewiesen werden. Die enormen Mittel, die von den Milliardären kontrolliert werden, müssen beschlagnahmt und für die Bedürfnisse der von den Bränden betroffenen Menschen eingesetzt werden.