Verdi-Tarifabschluss bei der Post: Stimmt mit Nein! Baut das Aktionskomitee Post auf!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 4. März haben die Deutsche Post DHL Group und die Verdi-Spitze um Andrea Kocsis eine Tarifeinigung für die über 170.000 Beschäftigten verkündet. Nur zwei Tage später wird bekannt, dass noch vor dem Jahresende 8.000 Stellen im Brief- und Paketgeschäft gestrichen werden.

Vom 10. bis zum 28. März soll es zum Tarifabschluss eine Mitgliederbefragung geben. Wir rufen alle Verdi-Mitglieder bei der Post auf, entschieden mit „Nein“ zu stimmen! Weist den Ausverkauf zurück, verteidigt jeden Arbeitsplatz und gründet in allen Sortier- und Verteilzentren Aktionskomitees, die von Verdi unabhängig handeln können.

Allein der neue Tarifvertrag ist ein übler Ausverkauf, der die Sortierer, Brief- und Paket-Zusteller und anderen Postbeschäftigte mit Reallohnsenkung abspeisen soll. Die harten, schlecht bezahlten Bedingungen werden auf Dauer festgeschrieben und durch den Stellenabbau noch verschärft.

Der Abschluss sieht zunächst eine dreimonatige Nullrunde vor: Von Januar bis März 2025 gibt es keinerlei tarifliche Verbesserungen. Ein Lohnzuwachs von gerade einmal 2 Prozent ist ab dem 1. April 2025 vorgesehen – gefordert waren aber 7 Prozent. Weitere 3 Prozent soll es erst ein Jahr später, am 1. April 2026 geben. Der Vertrag läuft über 24 Monate – gefordert waren 12 Monate.

Das alles ist bei weitem kein Ausgleich für die Inflation, die im Jahr 2023 durchschnittlich bei 5,9 Prozent lag, im letzten Jahr (2024) bei 2,2 Prozent und im Januar 2025 wieder auf 2,3 Prozent anstieg. Wobei die „durchschnittliche Inflation“ die Preiserhöhungen, mit denen Arbeiterinnen und Arbeiter zu kämpfen haben, gar nicht real wiedergibt, denn Lebensmittel-, Benzin- und Mietpreise bleiben dauerhaft hoch. Zudem sind für Lohnempfänger die Beitragssätze für Kranken- und Pflegeversicherung weiter angestiegen. Während die Arbeitslast für Postlerinnen und Postler weiter erhöht wurde, haben sie seit Jahren immer weniger im Portemonnaie.

Verdi betont jetzt, dass es ab 2026 einen Urlaubstag für alle und einen weiteren ab dem 16. Beschäftigungsjahr geben werde. Aber sie verschweigen, dass sehr viele Postbeschäftigte bisher keine 30 Urlaubstage im Jahr haben, da sie entweder noch keine 13 Jahre bei der Post sind oder nur Teilzeit arbeiten – viele gerade wegen der hohen körperlichen Belastung, die diese Arbeit mitbringt. Überstunden und zusätzliche Schichten am Wochenende sind umso häufiger, als der Personalmangel grassiert. Der neue Tarifvertrag wird zusammen mit den Stellenstreichungen diese Lage noch verschärfen.

Die Post versucht, den schlechten Abschluss mit einer Lüge zu rechtfertigen: Angeblich hätten die Postler vor zwei Jahren schon ein sattes Lohnplus erhalten. Personalvorstand Thomas Ogilvie spricht von einem „sehr hohen Tarifabschluss im Jahr 2023“, wobei ihm die Verdi-Sekretärin Andrea Kocsis nicht widerspricht. Das ist schlicht gelogen: Im Jahr 2023 hätte ein gutes Ergebnis erkämpft werden können, hätte die Dienstleistungsgewerkschaft nicht den bereits beschlossenen unbefristeten Streik wieder abgewürgt.

Streikende Postlerinnen und Postler im Februar 2023: Die Forderung war 15 Prozent

Im Januar 2023 hatte Verdi gezwungenermaßen eine Forderung über 15 Prozent aufgestellt, weil die Wut über die schlechten Bedingungen in der Corona-Pandemie riesig war: Einerseits gehörte die Post zu den größten Krisengewinnlern. Andererseits ruinierten sich die Beschäftigten die Knochen an der wachsenden Paketflut, während ihre Löhne weit hinter der Inflation zurückblieben. Verdi-Mitglieder erinnern sich bitter: Sie haben in einer Urabstimmung zu 86 Prozent für den unbefristeten Streik gestimmt, aber die Verdi-Führung hat dies sofort wieder gestoppt und mit Schönfärberei und Lügen praktisch das gleiche Angebot, das schon abgelehnt worden war, dennoch durchgesetzt.

Im Endeffekt erhielten die Beschäftigten ein monatliches Lohnplus von 340 Euro brutto – allerdings für zwei Jahre, und erst im zweiten Jahr. Auf das Jahr gerechnet waren dies selbst für die unterste Entgeltgruppe höchstens acht Prozent – weit unter den geforderten und notwendigen 15 Prozent. Im ersten Jahr der Laufzeit gab es nur eine Einmalzahlung, die die Löhne nicht nachhaltig verbesserte. Im Endeffekt hat Verdi dafür gesorgt, die üblen Arbeitsbedingungen bei der Post festzuschreiben.

Jetzt will Verdi den Beschäftigten eine veritable Reallohnsenkung verordnen. Diese Politik des Lohnraubs steht in direktem Zusammenhang zu den wahnsinnigen Aufrüstungsplänen der neuen Bundesregierung. CDU und SPD wollen bis zu einer Billion Euro Schulden aufnehmen, um Deutschland „kriegstüchtig“ zu machen. Allein für Zinsen und Tilgung würden jedes Jahr dutzende Milliarden Euro anfallen, die aus den Arbeitern herausgepresst werden müssen. Deshalb sollen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der öffentlichen Unternehmen mit Lohnkürzungen und Entlassungen zahlen.

Verdi unterstützt die Kriegspolitik und sieht ihre Rolle darin, für die notwendigen Stellenstreichungen und Lohnkürzungen zu sorgen. Dafür hat sie sich schon im Rahmen der Konzertierten Aktion 2022 gemeinsam mit Unternehmen und Regierung verpflichtet. Auch auf ihrem letzten Kongress hat Verdi der Aufrüstung zugestimmt.

Deshalb hat sich Verdi auch in dieser Tarifauseinandersetzung geweigert, einen ernsthaften Streik zu organisieren, und versucht jetzt, den üblen Abschluss mit allen Tricks gegen die Beschäftigten durchzusetzen. Sie arbeitet aufs Engste mit der Unternehmensführung und der Regierung zusammen. Andrea Kocsis ist nicht nur seit 18 Jahren Verhandlungsführerin, sondern auch stellvertretende Vorsitzende des DHL–Aufsichtsrats, der den Vorstand kontrolliert und „vertrauensvoll mit ihm zusammenarbeitet“, wie es in jedem Bericht dieses Gremiums heißt.

Am 14. Februar, eine gute Woche vor der Wahl, wies Andrea Kocsis das Angebot (1,8 Prozent plus 2,0 Prozent bei 27 Monaten Laufzeit) noch theatralisch zurück, es sei „völlig unzureichend!“ Heute ist es fast genauso schlecht, im ersten Jahr nur um zwei Zehntelsprozente verbessert – und Kocsis bezeichnet es als „ordentliches Ergebnis“. Kein Wunder: Sie selbst bezieht allein schon aus ihren Aufsichtsratstantiemen über eine Viertelmillion (263.000) Euro, nebst ihrem Vorstandsgehalt bei Verdi und weiteren Tantiemen aus anderen Mandaten, versteht sich.

Verdi hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht, einen wirklichen Kampf aufzunehmen. Sie hat die Warnstreiks sorgfältig von denjenigen des öffentlichen Dienstes, der BVG–Busfahrer oder anderer Arbeiterschichten getrennt. Sie hat nur immer einen kleinen Teil der Belegschaft gleichzeitig aufgerufen und dafür gesorgt, dass das Postgeschäft niemals ernstlich gefährdet war. Nur maximal 12 Prozent der Tagesmenge an Brief- und Paketsendungen wurden beeinträchtigt.

Wir vom Aktionskomitee Post rufen dazu auf, sich an allen Postzentren und Zustellstützpunkten unabhängig von Verdi zu organisieren. Wählt Kolleginnen und Kollegen eures Vertrauens, um die Mitgliederbefragung zu kontrollieren. Kein Vertrauen in die Verdi-Funktionäre! Alle Details der Befragung müssen offengelegt und ein wirklicher Arbeitskampf vorbereitet werden!

Das Aktionskomitee geht von zwei Prinzipien aus:

  • Erstens müssen die Bedürfnisse der Arbeiterinnen und Arbeiter und ihrer Familien höher stehen als die Profitinteressen der Heuschrecken an den Börsen und ihrer Lakaien, den Regierungspolitikern und Gewerkschaftsfunktionären.
  • Und zweitens ist der Kampf ein internationaler Kampf: Unsere Verbündeten sind nicht die hochbezahlten Funktionäre, schon gar nicht der Postvorstand. Unsere Verbündeten sind unsere Kolleginnen und Kollegen, die europaweit und weltweit bei den Postbetrieben schuften. Allein die DHL Group hat weltweit fast 600.000 Beschäftigte.

Wir müssen auch Kontakt zu den Leiharbeitern und Kollegen in den Subunternehmen und anderen Logistikbetrieben aufnehmen, ob bei DHL, GLS, UPS, Hermes, Amazon oder anderswo. Es geht nicht nur darum, einen schlechten Tarifabschluss zurückzuweisen und die Arbeitsplätze zu verteidigen. Es geht auch darum, eine mörderische Kriegspolitik zu stoppen. Die Regierung stellt die Gesellschaft auf Krieg um, und Verdi sorgt dafür, dass die Arbeiterklasse den Preis dafür bezahlt – lasst das nicht zu!

Schließt euch unserem Post-Aktionskomitee an, das vor zwei Jahren gegründet wurde. Meldet euch per Whatsapp-Nachricht an die Mobilnummer +49 163-3378 340 oder registriert euch gleich hier über das folgende Formular.