Dutzende zivile Todesopfer bei US-Luftangriffen auf den Jemen

Dieses Bild aus einem Video, das das Ansar Allah Media Office über den Fernsehsender Al Masirah TV veröffentlichte, zeigt eine durch US-Luftangriffe auf den Jemen verwundete Person, die am Samstag den 15. Januar 2025 in ein Krankenhaus in Saada gebracht wird [AP Photo/Al Masirah TV]

Am Samstag und Sonntag flog das US-Militär dutzende Luftangriffe auf den Jemen, unter anderem auf Wohngebiete in der dicht besiedelten Stadt Sanaa. Unter den mindestens 53 Todesopfern befanden sich 31 Zivilisten.

Laut dem Sprecher des jemenitischen Gesundheitsministeriums Anis al-Asbahi wurden mehr als 100 Menschen verwundet, „die meisten davon Kinder und Frauen“.

US-Präsident Trump schrieb in einer psychisch gestörten Tirade auf Truth Social: „EURE ZEIT IST ABGELAUFEN, UND EURE ANGRIFFE MÜSSEN AUFHÖREN, NOCH HEUTE. ANDERNFALLS WIRD DIE HÖLLE AUF EUCH HERUNTERREGNEN, WIE IHR ES NOCH NIE ERLEBT HABT!“

Er fügte hinzu: „Wir werden überwältigende tödliche Gewalt anwenden, bis wir unser Ziel erreicht haben.“ The Hill berichtete unter Berufung auf eine Quelle, die Angriffe am Samstag seien der Auftakt zu Angriffen von „vielen Tagen, wenn nicht Wochen“.

Das Massaker – ein Kriegsverbrechen und ein verbrecherischer Akt militärischer Aggression – wurde als „Präventivschlag“ gegen die jemenitischen Huthi gerechtfertigt. Die Huthis hatten letzte Woche erklärt, sie würden israelische Schiffe so lange an der Durchfahrt durch das Rote Meer hindern, bis Israel seine Blockade von Nahrungsmitteln und Wasser für den Gazastreifen aufgibt.

Trotz eines nominellen „Waffenstillstands“ zwischen Israel und der Hamas sind seit dem 2. März keine Nahrungsmittel, kein Wasser und kein Strom in den Gazastreifen gelangt. Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Volker Türk, hat Israel vorgeworfen, „Hunger als Kriegsmethode“ einzusetzen, „was ein Kriegsverbrechen darstellt“.

Israel versucht mit Unterstützung der USA, die Bevölkerung des Gazastreifens auszuhungern, die vor Beginn des Völkermordes zwei Millionen betrug, um das Gebiet ethnisch zu säubern. US-Präsident Donald Trump hat erklärt, die USA wollten Gaza „besitzen“.

Am Sonntag flog das US-Militär mehr als 40 Angriffe auf fünf verschiedene Provinzen des Jemen. Zu den Opfern gehörten laut dem Huthi-Gesundheitsministerium mindestens fünf Kinder und zwei Frauen. Die meisten Opfer gab es in Sana'a, wo die USA nach eigenen Angaben versuchten, Huthi-Führer zu ermorden, obwohl dies ebenfalls ein Kriegsverbrechen ist.

Trumps nationaler Sicherheitsberater, Michael Waltz, erklärte am Sonntag auf Fox News, die Angriffe seien „eine überwältigende Reaktion, die sich tatsächlich gegen mehrere Huthi-Führer richtete und sie ausschaltete. Der Unterschied besteht darin, dass wir erstens die Huthi-Führung angreifen und zweitens den Iran dafür verantwortlich machen.“

Das Massaker war die bisher größte Militäraktion der Trump-Regierung im Nahen Osten und der schwerste US-Angriff auf den Jemen in den letzten Jahren. Zwischen Januar und Mai 2024 hatten die USA und das Vereinigte Königreich fünf Großangriffe auf den Jemen geführt.

Ahmed, Vater von zwei Kindern, erklärte gegenüber AFP: „Ich lebe seit zehn Jahren in Sana'a, und habe während des gesamten Kriegs Granatenbeschuss gehört. Aber bei Gott, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

Abdul Rahman al-Nuerah, ein Einwohner von Sana'a, erklärte gegenüber der New York Times, die Explosionen hätten die Fenster in seinem Haus zertrümmert und seine Kinder in Angst und Schrecken versetzt: „Ich habe sie sofort umarmt und getröstet... Kinder und Mütter haben Angst und stehen immer noch unter Schock.“

Ein Einwohner, der Zeuge der Angriffe war, erklärte gegenüber Reuters: „Die Explosionen waren so heftig, dass sie das Stadtviertel wie ein Erdbeben erschütterten.“

Neben den Angriffen auf Wohngebiete bombardierten die USA auch ein Kraftwerk in der Stadt Dahyan, wodurch es zu Stromausfällen kam.

Vertreter der US-Regierung erklärten, das Massaker im Jemen sei eine Drohung an die Adresse des Iran. Die Angriffe sollten „den Iran darauf aufmerksam machen, dass es genug ist“, erklärte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, der für die öffentliche Rechtfertigung von US-Kriegsverbrechen berüchtigt ist, in einem Interview mit Fox News.

Er erklärte weiter, der US-Angriff auf den Jemen werde „unerbittlich“ sein, und fügte hinzu: „Das war keine Aktion für eine Nacht. Das wird solange weitergehen, bis sie sagen: ,Wir schießen nicht mehr auf Schiffe. Wir schießen nicht mehr auf Güter.‘“

Trump fügte auf Truth Social hinzu: „An den Iran: Die Unterstützung für die Huthi-Terroristen muss sofort aufhören... weil Amerika Sie uneingeschränkt zur Rechenschaft ziehen wird.“

Waltz machte in einem Interview in der ABC-Sendung „This Week“ deutlich, dass die USA auch Angriffe auf iranische Kräfte im Jemen erwägen. „Wir werden nicht nur die Huthi zur Rechenschaft ziehen, sondern auch den Iran und seine Hintermänner. Ihre iranischen Ausbilder, die Revolutionsgarde und andere, der Geheimdienst und alles andere, womit sie den Huthi bei ihren Angriffen auf die Weltwirtschaft geholfen haben. Auch diese Ziele sind auf dem Tisch.“

Die Angriffe könnten der Beginn einer neuen umfassenden US-Militärintervention im Nahen Osten sein. Die New York Times berichtete: „Einige nationale Sicherheitsberater wollen eine noch aggressiveren Kampagne, die dazu führen könnte, dass die Huthi die Kontrolle über große Teile des Norden des Landes verlieren.“

Die Times berichtete: „Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Trump dazu gedrängt, eine gemeinsame amerikanisch-israelische Operation zur Zerstörung der iranischen Atomwaffenanlagen zu bewilligen. Dabei soll ein Moment genutzt werden, in dem die iranische Luftabwehr nach einer Serie von israelischen Luftangriffen, mit der im Oktober wichtige militärische Infrastruktur zerstört wurde, ungeschützt ist.“

Im vergangenen Jahr haben die USA und Israel einen umfangreichen regionalen Krieg geführt, der mit dem Völkermord in Gaza koordiniert wurde und sich gegen den Libanon, Syrien, den Jemen und den Iran richtete. Israel hat zwei große Angriffe auf den Iran durchgeführt, die gegen seine Luftverteidigungs-Infrastruktur gerichtete waren und die Möglichkeit für einen größeren amerikanisch-israelischen Angriff auf das iranische Atomprogramm eröffnet haben.

Ziel dieses Kriegs ist die Schaffung des „neuen Nahen Ostens“, wie es der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu formulierte. Dieser Begriff wurde erstmals 2006 von der Außenministerin der Bush-Regierung, Condoleezza Rice, geprägt.

Während die USA ihre militärische Eskalation im ganzen Nahen Osten fortsetzen, verschlechtert sich die humanitäre Lage in Gaza weiter. Edouard Beigbeder, ein Sprecher des UN-Kinderhilfswerks, erklärte: „Ohne Hilfsgüter, die in den Gazastreifen kommen, leben etwa eine Million Kinder ohne die grundlegendsten Dinge, die sie zum Überleben brauchen – wieder einmal.

Tragischerweise haben etwa 4.000 Neugeborene derzeit keinen Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Versorgung, da die medizinischen Einrichtungen im Gazastreifen stark beeinträchtigt sind. ... Ohne diese Beatmungsgeräte sterben im nördlichen Gazastreifen jeden Tag Menschen, vor allem anfällige Frühgeborene.“

Trotz des nominellen Waffenstillstands töten israelische Truppen in Gaza weiterhin täglich Menschen. In den letzten 24 Stunden wurden 29 Leichen in Krankenhäuser in Gaza gebracht, 51 weitere Personen wurden verwundet. Damit steigt die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 48.572. Weitere 10.000 Menschen werden vermisst und sind vermutlich unter Trümmern begraben. Am Samstag wurden bei einem israelischen Drohnenangriff neun Menschen getötet, darunter acht Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Der Geschäftsführer der humanitären Organisation Al Khair Foundation, Shuaib Yusaf, erklärte: „Mit großer Trauer und Bedauern geben wir bekannt, dass acht engagierte humanitäre Helfer unseres Teams in Gaza ums Leben gekommen sind. Sie wurden unter Verletzung des vereinbarten Waffenstillstands bei einem Drohnenangriff getötet.“

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