Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) ruft die Autoarbeiter weltweit dazu auf, sich einer gemeinsamen Gegenoffensive gegen die immer umfassendere Entlassungswelle in der globalen Autoindustrie anzuschließen.
Um das Recht der Arbeiter auf ihre Arbeitsplätze zu verteidigen, ist gemeinsames, weltweit koordiniertes Handeln gegen die transnationalen Autokonzerne nötig. Ein solcher Kampf erfordert den Aufbau neuer Organisationsstrukturen: Aktionskomitees, die demokratisch von den Arbeitern kontrolliert werden und die die unabhängigen Interessen der Arbeiterklasse ins Zentrum stellen, nicht die nationalistische Zusammenarbeit mit der kapitalistischen Elite.
Am Freitag werden voraussichtlich über 1.100 Arbeiter zu ihrem letzten Tag in der sogenannten „Factory Zero“ von General Motors in Detroit erscheinen. Der Name des Werks brachte den von GM behaupteten Anspruch zum Ausdruck, dass das Werk bei der Zukunft des Unternehmens im Bereich Elektrofahrzeuge im Zentrum stehen soll. Jetzt wird es auf einen Ein-Schicht-Betrieb heruntergefahren und könnte bald ganz geschlossen werden.
In der gesamten Branche breiten sich Entlassungen aus. Ford hat angekündigt, die Produktion des elektrischen F-150 einzustellen, wodurch die Zukunft des Rouge Electric Vehicle Center in Dearborn, einem Vorort von Detroit, auf der Kippe steht. Das Ford-Tochterunternehmen für die Batterieproduktion, BlueOval, entlässt alle 1.800 Arbeiter in seinem Werk in Louisville im Bundesstaat Kentucky. Die Anlage wird auf die Produktion von Energiespeichern für KI-Rechenzentren umgestellt. Die Batterietochter von GM, Ultium, streicht Tausende von Arbeitsplätzen in Spring Hill in Tennessee und Lordstown in Ohio. Das letztere Werk war als Ersatz für das historische Lordstown Assembly Plant angepriesen worden, das GM 2019 geschlossen hatte.
Die Führung der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) hat sich zu keinem einzigen dieser Fälle geäußert. Ihr schuldbewusstes Schweigen spiegelt die Rolle der UAW bei der Vernichtung tausender Arbeitsplätze seit dem betrügerischen „Standup-Streik” von 2023 wider. Die UAW hat sich auch nicht zu gefährlichen Arbeitsbedingungen geäußert, z. B. zu denjenigen, die im April dieses Jahres zum Tod des Facharbeiters Ronald Adams Sr. geführt haben.
Allein die World Socialist Web Site und die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) haben ernsthaft und anhaltend über diese Entwicklungen berichtet. Die IWA-RFC hat die Zustände aufgedeckt, die die Gewerkschaftsbürokratie zu verbergen versucht.
Was sind die Grundprinzipien, auf die sich ein wirklicher Kampf stützen muss?
Erstens ruft die IWA-RFC die Arbeiter dazu auf, alle Entlassungen zurückzuweisen. Wir lehnen das „Recht“ der Autokonzerne auf Profit ab und bestehen darauf, dass jeder Arbeiter das Recht auf einen Arbeitsplatz hat. Es handelt sich dabei buchstäblich um eine Frage von Leben und Tod. Entlassungen bedeuten Zwangsräumungen, Insolvenzen, Verlust der Krankenversicherung, Familienkrisen, Drogenmissbrauch und Tod aus Verzweiflung.
Das Recht auf Arbeit muss durchgesetzt werden, indem die Arbeiter selbst die Kontrolle übernehmen. Sie müssen darauf bestehen, dass sie das letzte Wort in allen Fragen der Beschäftigung, Sicherheit und Produktion zu haben. Wenn die Produktion reduziert werden muss, soll die Wochenarbeitszeit ohne Lohnverlust verkürzt werden.
Um sich auf einen Kampf vorzubereiten, müssen die Arbeiter die sofortige Veröffentlichung aller Pläne für künftige Entlassungen fordern, die derzeit von den Chefetagen sowie von der UAW und anderen Gewerkschaften, die solche Angriffe erst möglich machen, geheim gehalten werden. Von diesen Plänen ist die gesamte Gesellschaft betroffen. Sie dürfen nicht als Betriebsgeheimnisse behandelt werden.
Die Arbeiter werden gezwungen, die Kosten für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu schultern, die auf eine Art und Weise umgesetzt wird, die irrational ist und die die Gesellschaft schädigt. Die Technologie der E-Mobilität hat das Potenzial, die Transportkosten zu senken und die CO2-Emissionen zu reduzieren, aber für die Autohersteller liegt der Reiz allein in niedrigeren Arbeitskosten und höheren Gewinnmargen.
Zweitens muss der Kampf von einer internationalen Strategie geleitet werden, die Slogans wie „America First“, „Deutschland über alles“ und ähnliches zurückweist. Diese nützen lediglich den Interessen der Unternehmen. Die Zölle im Rahmen des Handelskriegs haben zu Chaos geführt, indem sie einen global integrierten Produktionsprozess auseinandergerissen haben. Mit den USA an vorderster Front tobt ein Kampf um die Kontrolle über Lithium, Kobalt und seltene Erden, die für die Batterietechnologie unerlässlich sind, sowie um den Zugang zu fortschrittlichen Halbleiterchips. Unter dem Druck der USA hat die niederländische Regierung kürzlich die Kontrolle über ein chinesisches Halbleiterunternehmen übernommen, was China zu Vergeltungsmaßnahmen in Form von Exportverboten veranlasst hat.
Diese Logik führt unweigerlich zum Krieg. Tatsächlich ist ein zentraler Grund für den neuen Krieg in Venezuela, dass etwa 80 Prozent der Ölexporte des Landes nach China gehen.
Der Kampf aller gegen alle hat weltweit zu Entlassungen geführt. Die deutsche Autoindustrie hat angesichts eines starken Rückgangs der Exporte, insbesondere in die Vereinigten Staaten und nach China, im Verlauf eines Jahres seit Sommer 2024 mehr als 50.000 Arbeitsplätze abgebaut. Weltweit waren Autohersteller von der Abschaffung der Steuergutschriften für Elektrofahrzeuge unter der Trump-Regierung stark betroffen. Zudem hat das Weiße Haus aufgrund der dominierenden Führungsposition chinesischer Autohersteller offen dafür plädiert, dass sich die USA aus dem Markt für Elektrofahrzeuge vollständig zurückziehen. Unterdessen wurden durch das sogenannte „Reshoring“ (das angebliche Zurückholen von Arbeitsplätzen ins eigene Land) mittels Strafzöllen die kanadische Autoindustrie zerstört, was zu Tausenden von Entlassungen geführt hat.
Ein zentrales Prinzip im Kampf für die internationale Einheit der Arbeiterklasse ist die Verteidigung von eingewanderten Arbeitern. Sie werden von der Trump-Regierung als Sündenböcke missbraucht, während die Regierung gleichzeitig ganze Gemeinden mit riesigen, einwandererfeindlichen Razzien überzieht, die an das Vorgehen der Gestapo erinnern. Arbeiter müssen die schmutzige Lüge zurückweisen, die von Trump und ähnlichen Kräften weltweit verbreitet wird, dass Einwanderer oder Flüchtlinge für die soziale Krise verantwortlich seien, die von den kapitalistischen herrschenden Eliten selbst verursacht wurde.
Drittens muss der Kampf gegen das Management untrennbar mit dem Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie verbunden sein. In jedem Land rücken die Apparate der Gewerkschaften immer enger mit „ihren“ jeweiligen Oligarchen zusammen. In Deutschland tritt die IG Metall für die „Sozialpartnerschaft“ mit deutschen Autoherstellern ein; in Kanada verbündet sich Unifor offen mit kanadischen Kapitalisten gegen ihre amerikanischen Konkurrenten.
Nirgendwo ist die korrupte Beziehung zwischen Gewerkschaft und Management so ausgeprägt wie in den Vereinigten Staaten. Die UAW hat den US-Autokonzernen dabei geholfen, seit 1979 über eine Million Arbeitsplätze zu vernichten und Detroit von der Stadt mit dem höchsten Lebensstandard in die ärmste Großstadt Amerikas zu verwandeln. Das ist das Ergebnis ihres nationalistischen und korporatistischen Programms, das auf der Behauptung basiert, dass die Arbeiter Opfer bringen müssten, um die Wettbewerbsfähigkeit „amerikanischer“ Unternehmen zu erhalten.
UAW-Präsident Shawn Fain stellte sich hinter Trumps Zölle, weil sie angeblich ein Segen für die Arbeitsplätze seien. Doch die Handelskriegsstrategie der UAW ist keineswegs in der Lage, „amerikanische“ Arbeitsplätze zu „retten“, sondern vielmehr selbst ein wesentlicher Grund für die Massenentlassungen. Unterdessen schweigen die Gewerkschaftsfunktionäre zu dem Arbeitsplatzmassaker in den USA, wo die Unternehmen 1,2 Millionen Entlassungen angekündigt haben und die Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert.
Die UAW tritt offen für Kriege ein. Fain erinnert an die Mobilisierung der amerikanischen Industrie während des Zweiten Weltkriegs und stellt einen neuen Weltkrieg in diesem Zusammenhang praktisch als eine Art Beschäftigungsprogramm dar. Weiter schlägt er vor, Überkapazitäten in der Industrie der Waffenproduktion zuzuführen. In Europa unterstützen die Gewerkschaften rasante Aufrüstungsprogramme, deren Logik auf einen direkten Krieg zwischen Westeuropa und Russland zuläuft.
Die UAW tut so, als seien die Entlassungen ein unvermeidliches Schicksal, und versucht, die Arbeiter davon zu überzeugen, dass sie nichts dagegen tun können. In Deutschland organisiert die IG Metall symbolische Demonstrationen und handelt bestenfalls etwas bessere Abfindungszahlungen aus – während ihre Spitzenfunktionäre als Aufsichtsratsmitglieder zusammen mit den Vorständen Hunderttausende Euro kassieren. In jedem Land ist das Handeln der Gewerkschaftsbürokratie darauf ausgerichtet, Widerstand zu unterdrücken und die Interessen der Unternehmen zu schützen.
Aber die Arbeiter sind nicht machtlos! Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) mobilisiert die Arbeiterklasse als Klasse und vereint die Arbeiter über Grenzen hinweg, um ihre Position durch internationale Solidarität zu stärken. Die Gewerkschaftsbürokratien handeln – genau wie Trump und die extreme Rechte – nach dem Prinzip „Teile und herrsche“. Die IWA-RFC kämpft für Vereinigung, um zurückzuschlagen.
Dazu ist es nötig, ein globales Netzwerk von Aktionskomitees aufzubauen, die der IWA-RFC angeschlossen sind, um unabhängige Initiativen von unten zu organisieren. Diese Komitees basieren auf dem Grundsatz, dass sie von den Arbeitern selbst demokratisch kontrolliert werden und den Diktaten von konzernfreundlichen Gewerkschaftsfunktionären oder den Parteien des kapitalistischen Establishments entgegentreten – seien es nun die Demokraten, Republikaner oder ihre internationalen Zwillinge.
Letztendlich sind die Interessen der Arbeiter mit dem kapitalistischen Profitsystem nicht zu vereinbaren. Der Kampf muss darauf ausgerichtet sein, die Autoindustrie zu enteignen und sie in ein Unternehmen der öffentlichen Versorgung unter demokratischer Kontrolle der Arbeiter zu verwandeln.
Dies ist nicht nur für den Schutz von Arbeitsplätzen, Löhnen und Lebensstandard unerlässlich, sondern auch, um den Kurs auf einen globalen Krieg zwischen rivalisierenden kapitalistischen Cliquen zu stoppen und um die Produktion rationaler, gesellschaftlicher Kontrolle zu unterstellen. Wäre die Autoindustrie das Eigentum der ganzen Gesellschaft, so wäre es auch möglich, neue Technologien – einschließlich Elektrofahrzeuge – für eine ökologisch nachhaltige Zukunft einzusetzen und nicht als Waffen, die dazu eingesetzt werden, die Arbeiter mit Stellenabbau und Arbeitshetze zu schikanieren.
Die Zeit zu handeln ist jetzt! Fülle das untenstehende Formular aus, um mit der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) Kontakt aufzunehmen und den ersten Schritt für den Aufbau einer vereinten weltweiten Bewegung der Arbeiterklasse zur Verteidigung von Arbeitsplätzen, demokratischen Rechten und der Zukunft insgesamt zu gehen.
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