Die Auflösung der Sowjetunion

Am 26. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion, die aus der sozialistischen Revolution vom Oktober 1917 hervorgegangen war, von der stalinistischen Bürokratie formell aufgelöst.

Die trotzkistische Bewegung, die im Internationalen Komitee der Vierten Internationale organisiert ist, war damals die einzige politische Strömung, die von den Ereignissen in der UdSSR nicht überrascht wurde. Auf der Grundlage von Leo Trotzkis Analyse der konterrevolutionären Rolle des Stalinismus lieferte das IKVI von Anfang an eine außerordentlich vorausschauende Analyse der Krise der stalinistischen Regime. Die trotzkistische Bewegung griff dann selbst nachdrücklich in die Entwicklung in Osteuropa und der Sowjetunion ein. Sie kämpfte dafür, dass die Errungenschaften der Oktoberrevolution in einer politischen Revolution der Arbeiterklasse gegen die Bürokratie verteidigt werden, sowie für die internationale Ausdehnung der Revolution als einzige Alternative zur Restauration des Kapitalismus.

Das IKVI entwickelte diese Arbeit auf der Grundlage der politischen und theoretischen Errungenschaften, die nach der Spaltung mit den nationalen Opportunisten der britischen Workers Revolutionary Party (WRP) in den Jahren 1985-1986 gemacht wurden. Der Ausschluss der Pablisten aus der Vierten Internationale bildete die Grundlage für eine Renaissance des Marxismus innerhalb des IKVI.

Auf dieser Seite finden unsere Leser die wichtigsten Dokumente dieser Intervention. Diese einzigartige Bilanz zeugt von der Stärke der trotzkistischen Perspektive und der marxistischen Analyse. Drei Jahrzehnte später, in einer neuen Periode sozialer und politischer Umwälzungen, werden die Dokumente dazu beitragen, neue Generationen von Revolutionären mit dem Marxismus und den Lehren aus den bedeutendsten Erfahrungen der Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert politisch zu bewaffnen.

Zu einem großen Teil sind die Dokumente hier in englischer Sprache veröffentlicht. Wir werden alle englischsprachigen Reden, Artikel und Erklärungen auf dieser Seite zeitnah auch auf Deutsch publizieren.

US-Präsident George Bush und Michail Gorbatschow erkennen die Auflösung der Sowjetunion formell an
Chronologie
Gorbatschows „Perestroika“ und die Krise des Stalinismus

Als Michail Gorbatschow, der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, im Jahr 1985 die Politik der „Perestroika“ (dt. „Umgestaltung“ oder „Umstrukturierung“) verkündete, wurde dies von beinahe der gesamten kleinbürgerlichen Linken als ein Schritt der stalinistischen Bürokratie hin zu einer „Selbstreform“ und zum wirklichen Sozialismus begrüßt.

Das IKVI kam zu einem völlig anderen Schluss: Auf der Grundlage von Trotzkis Analyse des Wesens der Sowjetunion und der konterrevolutionären Rolle des Stalinismus erkannte das IKVI, dass die Bürokratie mit der Perestroika die umfassende Restauration des Kapitalismus vorbereitete.

Der Zusammenbruch des Stalinismus in Osteuropa und der DDR im Jahr 1989

Im Jahr 1989 erlitten die stalinistischen Regime in Osteuropa und der DDR einen raschen Zusammenbruch. Die hier verlinkte Seite dokumentiert die Analyse des IKVI zur Restauration des Kapitalismus in Osteuropa im Jahr 1989 sowie die umfangreiche Intervention des Bunds Sozialistischer Arbeiter (BSA), der deutschen Sektion des IKVI und Vorgängerorganisation der Sozialistischen Gleichheitspartei (SGP), in die Krise des Stalinismus in der DDR.

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David Norths Reise in die Sowjetunion im November 1989

Im November 1989 reiste David North im Auftrag des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in die Sowjetunion. Es war der erste offizielle Besuch eines Vertreters der trotzkistischen Bewegung seit der Vertreibung der Linken Opposition im Jahr 1927 und dem Massenmord an Trotzkisten und Sozialisten während des Großen Terrors in den 1930er Jahren.

Während seines zweiwöchigen Besuchs ist es North gelungen, mit Gewerkschaftern, Studenten und sozialistischen Aktivisten in Moskau und Leningrad zusammenzutreffen und Vorträge zu halten, die von hunderten Teilnehmern besucht wurden.

Wir veröffentlichen hier den Vortrag, den North in Moskau gehalten hat, sowie mehrere Diskussionen und Interviews mit Norths‘ Gesprächspartnern in englischer Sprache.

Die nachfolgenden Dokumente sind auf Deutsch in der Zeitschrift Vierte Internationale, Jg. 16/17 (1989/1990), erschienen und hier erhältlich.

David North (rechts) bei seinem Aufenthalt in der Sowjetunion. Das Foto entstand am 12. November 1989 an Bord des Panzerkreuzers Aurora in Leningrad. (Der Platzpatronenschuss, der im Oktober 1917 von der Aurora in Richtung des Winterpalasts abgefeuert wurde, war das Signal zur Machtübernahme durch die Sowjets.) Zu Norths Rechten steht der Kapitän des Schiffs.
Briefe in die Sowjetunion

Ein wichtiger Bestandteil der Intervention des IKVI war ein umfangreicher Briefwechsel, den David North von 1989 bis in die frühen 1990er Jahre mit Arbeitern, Jugendlichen und Intellektuellen in der UdSSR führte. Wir veröffentlichen hier eine Auswahl dieser Briefe, viele davon zum ersten Mal.

Einige der Briefe sind zudem in deutscher Sprache in der Zeitschrift Vierte Internationale, Jg. 18, Nr. 1, erschienen und hier erhältlich.

Briefe auf Englisch
August-Dezember 1991: Die letzten Monate der UdSSR

In der Nacht vom 18. auf den 19. August 1991 begann eine Fraktion der stalinistischen Bürokratie, die sich auf das Militär und den KGB stützte, einen Putsch, um die Regierung von Michail Gorbatschow zu stürzen. Der Putsch scheiterte kläglich drei Tage später, am 21. August. Das IKVI begrüßte das Scheitern des Putsches als einen weiteren Nagel im Sarg des Stalinismus, warnte jedoch:

„Die unversöhnliche Opposition der sozialistischen Arbeiterklasse gegen den Putsch der Armee und de KGB muss ihre vollständige Unabhängigkeit von den politischen Zielen der Imperialisten und deren politischen und wirtschaftlichen Agenten innerhalb der Sowjetunion bewahren. [...] Ohne die unabhängige Intervention der Arbeiterklasse auf der Grundlage eines sozialistischen Programms wird der Kollaps des Stalinismus in der Sowjetunion zu noch brutaleren Formen der Unterdrückung und sozialer Zerstörung führen. Sechs Jahrzehnte stalinistischen Terrors werden dann durch den Terror des Kapitalismus ersetzt werden.“

Nach dem Scheitern des Putsches ging die Bürokratie rasch zur endgültigen Liquidierung der UdSSR über.

Die nachfolgenden Artikel veröffentlichen wir hier auf Englisch. In deutscher Sprache sind sie in der Zeitschrift Vierte Internationale, Jg. 19, Nr. 1 erschienen und hier erhältlich.

Panzer auf dem Roten Platz in Moskau während des Putschversuchs
Die Internationale Arbeiterkonferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus (Berlin 1991)

Am 16./17. November organisierte das IKVI in Berlin die Internationale Arbeiterkonferenz gegen imperialistischen Krieg und Kolonialismus. Das IK antwortete damit auf den Überfall der USA auf den Irak im Januar 1991. Die mit voller Rückendeckung der sowjetischen Bürokratie durchgeführte „Operation Desert Storm“ markierte den Beginn imperialistischer Kriege, die seit Jahrzehnten andauern. Die Beiträge und Resolutionen der Konferenz sind auf Deutsch in der Zeitschrift Vierte Internationale, Jg. 19, Nr. 1 erschienen und hier erhältlich.

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Das Ende der Sowjetunion
Nach 1991: Die Verteidigung der historischen Wahrheit und der Kampf für sozialistisches Bewusstsein

In einer Analyse zu den Ursprüngen der Auflösung der UdSSR und den Aufgaben der Vierten Internationale betonte David North im März 1992:

„Der Stalinismus machte sich daran, die größte Errungenschaft des Marxismus zu zerstören: das revolutionäre politische Bewusstsein der Arbeiterklasse, die Verwandlung einer unterdrückten und ausgebeuteten Masse in eine bewusste historische Kraft. [...] Der Vierten Internationale unter der Führung des Internationalen Komitees fällt die Aufgabe zu, in der Arbeiterklasse die große politische Kultur des Marxismus wieder herzustellen. Das ist die einzige Grundlage, auf der eine wirklich revolutionäre Arbeiterbewegung aufgebaut werden kann.“

Auf der Grundlage dieser Einschätzung entwickelte das Internationale Komitee in den 1990er Jahren eine umfassende Kampagne zur Wiederherstellung und Verteidigung der historischen Wahrheit über die Oktoberrevolution und den Kampf von Leo Trotzki und der Linken Opposition gegen den Stalinismus. Ein wichtiger Bestandteil dieser Kampagne war eine internationale Vortragsreihe mit dem sowjetischen Historiker Wadim Rogowin in den Jahren 1995-1996, die Tausende von Arbeitern und Jugendlichen in Europa, Australien und den Vereinigten Staaten anlockte. Dazu gehörte auch die Veröffentlichung von Dokumenten der Linken Opposition und der Memoiren von Nadeschda Joffe. Viele bedeutende Aufsätze und Einschätzungen des Internationalen Komitees zu den zentralsten Erfahrungen des 20. Jahrhunderts - von der Oktoberrevolution über den Faschismus bis zum Holocaust - entstanden in diesen Jahren in bewusster Opposition zur postmodernen Zurückweisung der Geschichte und zur Verfälschung der Geschichte durch die bürgerliche Wissenschaft.

Wadim Rogowin mit Helen Halyard, der damaligen stellvertretenden nationalen Sekretärin der Workers League, bei seiner Ankunft in Detroit im Februar 1995. (Foto: WSWS)
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