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Socialist Equality Party
Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party

Castrismus und die Hinwendung der SWP zu Pablo

125. Castros Machtübernahme im Januar 1959 nahm die wachsende opportunistische Fraktion in der SWP zum Anlass, die Partei wieder auf das kleinbürgerliche Milieu des amerikanischen Radikalismus zu orientieren. Die Castro-Regierung war auf Grundlage eines bürgerlich-nationalistischen Programms und durch einen Guerillakrieg, der von der Bauernschaft getragen wurde, an die Macht gelangt. Der nationalistische Charakter der Bewegung und ihre ersten Bemühungen, soziale Reformen umzusetzen, brachten sie in Konflikt mit dem amerikanischen Imperialismus. Als Antwort auf die Drohungen von Seiten der Vereinigten Staaten suchte Castro die Unterstützung der Sowjetunion. Erst an diesem Punkt erklärte sich das Regime selbst als „kommunistisch“.

126. Ursprünglich hatte die SWP das Castro-Regime als bürgerlich-nationalistisch bezeichnet. Aber im Laufe des Jahres 1960 veränderte die Partei unter Führung von Joseph Hansen ihre Haltung. Eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung dieser Veränderungen spielte die intensive und politisch undurchsichtige Zusammenarbeit der SWP mit dem zweifelhaften „Fair Play for Cuba Committee“. Im Dezember 1960 erklärte die SWP, Kuba sei zum Arbeiterstaat geworden. Hansen rechtfertigte die Haltung auf der kruden empiristischen Basis, dass Verstaatlichungen stattgefunden hatten, und war sich dabei offenbar der Tatsache nicht bewusst, dass die Nationalisierung des Bodens – wie Lenin vielmals in seinen umfangreichen Schriften zur Agrarfrage in Russland betont hatte – ihrem Wesen nach eine bürgerlich-demokratische Maßnahme ist. Auch bezog Hansen die Analyse der kubanischen Entwicklungen nicht auf die historischen und theoretischen Probleme – darunter die Frage nach der Klassengrundlage des Regimes und das Nichtvorhandensein von unabhängigen Arbeiterorganisationen – die die SWP in den Diskussionen über Osteuropa und China vorrangig beschäftigt hatten. Darüber hinaus wurden die Ereignisse in Kuba isoliert von der internationalen Situation und allen Fragen der Weltperspektive behandelt. Die „Tatsache“, dass Castro Verstaatlichungen durchgeführt hatte, war ein Beweis dafür, argumentierte die SWP, dass eine Revolution mit „stumpfer Waffe“ und von „unbewussten Marxisten“ durchgeführt werden könne, die aufgrund des Drucks objektiver Notwendigkeit und ohne die aktive Beteiligung der Arbeiterklasse den Sozialismus einführten.

127. Die Haltung der SWP, die enge Parallelen zur Argumentation der Pablisten aufwies, war einer Zurückweisung der Prinzipien, die Cannon in seinem Offenen Brief dargelegt hatte. Wenn Arbeiterstaaten durch die Taten kleinbürgerlicher Guerillaführer, die ihre Basis in der Bauernschaft hatten, und unter Bedingungen, wo nicht einmal erkennbare Herrschaftsorgane der Arbeiterklasse existierten, geschaffen werden konnten – was sollte dann noch der Zweck der Vierten Internationale sein? Die Bewunderung der SWP für den Castrismus und Guerillakampf in Lateinamerika bedeutete die Zurückweisung einer revolutionären Perspektive für die amerikanische und internationale Arbeiterklasse. Ihre Haltung zu Kuba ging Hand in Hand mit einer zunehmenden Anpassung der Partei an die kleinbürgerliche Protestpolitik in den Vereinigten Staaten.